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Dieser Artikel bezieht sich auf eine historische Behorde Aktuell wird die Bezeichnung genutzt fur das OSI der U S Air Force Das Office of Special Investigations OSI war eine 1979 gegrundete und dem Justizministerium der Vereinigten Staaten unterstellte Behorde welche die Fahndung und Strafverfolgung nationalsozialistischer Kriegsverbrecher durchfuhrte die in die Vereinigten Staaten eingewandert sind Im Marz 2010 wurde das OSI mit einer anderen Abteilung des Justizministeriums zur Human Rights and Special Prosecutions Section HRSP verschmolzen 1 Inhaltsverzeichnis 1 Ermittlung von NS Verbrechen 2 Der Fall Braunsteiner Ryan und die Grundung des OSI 3 Die Arbeit des OSI 4 Struktur 5 Personen die Gegenstand von OSI Ermittlungen wurden 6 Literatur 7 EinzelnachweiseErmittlung von NS Verbrechen BearbeitenIn der unmittelbaren Nachkriegszeit verfolgten die Besatzungsbehorden in Deutschland Kriegsverbrecher und stellten sie vor Gericht Insbesondere nach Angehorigen der Konzentrationslager Wachmannschaften wurden gefahndet und diese anschliessend in mehreren Prozess Serien z B Dachauer Prozesse verurteilt Nach der Konsolidierung der neuen deutschen Staaten die die Verfolgung von Kriegsverbrechern in Eigenregie ubernahmen verlagerte sich die Tatigkeit der amerikanischen Justiz von Deutschland auf das eigene Territorium In den Fluchtlingsstromen der Nachkriegszeit war es auch diversen NS Tatern gelungen in die USA einzuwandern In der Hochphase des Kalten Krieges tauchten in den USA immer wieder Personen auf die Kriegsverbrechen wahrend des Zweiten Weltkriegs beschuldigt wurden In der Regel handelte es sich dabei nicht um Deutsche sondern Angehorige der ehemaligen Verbundeten des NS Staates Viele dieser Falle konnten allerdings nicht adaquat verfolgt werden sei es aus politischen Grunden im Kontext des Kalten Krieges wie bei dem ehemaligen kroatischen Innenminister Andrija Artukovic oder weil bei der Einreise in die USA die kriminelle Vergangenheit verschwiegen wurde Mangels strafrechtlicher Vorschriften und aufgrund des verfassungsrechtlichen Verbots nachtraglich erlassener Strafgesetze hielt sich die Justiz an die Rechtsvorschriften der Einwanderungsbehorden Der Displaced Persons Act von 1948 und der Refugee Relief Act von 1953 verwehrten Personen die wahrend des Krieges an der Verfolgung von Menschen aufgrund Rasse Religion oder politischer Zugehorigkeit beteiligt waren die Einreise in die Vereinigten Staaten Wenn man solche Personen ausfindig gemacht hatte wurden sie in der Regel ausgeburgert und verloren ihre US Staatsburgerschaft anschliessend wurden sie abgeschoben oder ausgeliefert sofern ein entsprechendes Gesuch vorlag Da die USA nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Einwanderungsbestimmungen liberalisiert hatten um wanderwilliges Humankapital aus dem zerstorten Europa zu erhalten kamen zwischen 1948 und 1956 etwa 600 000 Einwanderer ins Land Obwohl die Einwanderungsbestimmungen diese Personen von einer legalen Einreise in die USA ausschloss schafften es viele Mittater des NS Regimes beispielsweise ehemalige Mitglieder von Totungskommandos oder KZ Wachmannschaften in die USA einzureisen Ein Grund lag in der mangelnden Erfahrung der Mitarbeiter des Counter Intelligence Corps der US Army die mit der Filterung der Menschenstrome nach unerwunschten Personen beauftragt waren Erfahrene Ermittlungsbeamten hatten das Corps nach dem Krieg zum grossten Teil verlassen und ihren Nachfolgern fehlte das Wissen uber die Organisationsstrukturen des nationalsozialistischen Terrorapparates Zudem verschwiegen NS Tater wie Karl Linnas und Feodor Fedorenko die nach dem Krieg als Displaced Persons in Deutschland gelebt hatten und aufgrund des Displaced Persons Act in die USA einreisen konnten in den meisten Fallen ihre kriminelle Vergangenheit Der Fall Braunsteiner Ryan und die Grundung des OSI BearbeitenIm Jahr 1964 wurde entdeckt dass Hermine Braunsteiner Ryan ehemalige SS Aufseherin im KZ Ravensbruck und Majdanek in den USA lebte Der Fall sorgte fur erhebliches Aufsehen und in dessen Folge wurde bei der Einwanderungsbehorde eine besondere Arbeitsgruppe eingerichtet die weitere Kriegsverbrecher aus der Zeit des Nationalsozialismus ermitteln sollte die in den USA lebten Diese Arbeitsgruppe stand unter grossem offentlichen Druck und war auf die grosse Anzahl bevorstehender komplexer Ermittlungen nur ungenugend vorbereitet In den Jahren 1977 bis 1979 initiierte die Abteilung funf Prozesse die sie alle ausser einem verlor Bei dem einen gewonnenen Fall ein angeblicher Gestapo Beamter stellte sich spater noch heraus dass der Angeklagte in Wirklichkeit ein ehemaliger Zwangsarbeiter war Als Konsequenz dieser Blamage forderte die New Yorker Kongressabgeordnete Elizabeth Holtzman die Schaffung einer Sonderabteilung zur Strafverfolgung von Kriegsverbrechern 1979 wurde im US Justizministerium das Office of Special Investigations gegrundet Es hatte aufgelaufene Falle abzuarbeiten und weiterhin nach Kriegsverbrechern in den Vereinigten Staaten zu fahnden Das OSI erhielt grossere Befugnisse als jede andere Abteilung Seine Mitarbeiter konnten alle notwendigen Schritte von den ersten Ermittlungen bis zur Prozessfuhrung selbst durchfuhren mit auslandischen Regierungen verhandeln und die Unterstutzung anderer US Behorden verlangen Die Arbeit des OSI BearbeitenAuch in Phasen in denen die amerikanisch sowjetischen Beziehungen Tiefpunkte durchliefen so im Jahr 1980 gelang es den OSI Ermittlern Abmachungen mit den Staaten des Warschauer Paktes zu treffen nach denen sie Zeugen vernehmen und Archiv Kopien erhalten konnten Besonders Polen unterstutzte die Arbeit des OSI vor 1989 durch weitgehende Freigabe seiner Archive Die Beamten des OSI machten auch vor Fallen nicht Halt in denen amerikanische Behorden mit NS Kriegsverbrechern zusammengearbeitet hatten So wurde 1983 die durch die CIA erfolgte Anwerbung von Klaus Barbie dem Schlachter von Lyon an die Offentlichkeit gebracht Die Ermittlungen gestalteten sich jedoch nicht immer einfach Ein Tiefpunkt war der Freispruch von Ivan Demjanjuk dem als Ivan dem Schrecklichen Verbrechen in diversen Konzentrations und Vernichtungslagern vorgeworfen wurden vor dem israelischen Obersten Gerichtshof als sich herausstellte dass der Vermeintliche nicht mit Ivan dem Schrecklichen in Verbindung gebracht werden konnte Auch die Dokumentenlieferungen aus den Ostblockstaaten waren haufig mangelhaft und langwierig So war dem OSI bereits in den fruhen achtziger Jahre bekannt dass sich der ehemalige Saugumas Chef Aleksandras Lileikis in den Vereinigten Staaten aufhielt Die Archivmaterialien die die sowjetischen Behorden zur Verfugung stellten reichten zur Anklageerhebung allerdings bei weitem nicht aus Nach dem Zusammenbruch der sozialistischen Staaten wurden nach 1991 mehr und mehr die Archive geoffnet Die OSI Ermittler hatten nun erstmals direkten Zugriff auf die Originalquellen Dabei stellte sich heraus dass die Bestande nicht nur wesentlich umfangreicher waren als angenommen sondern auch in einem chaotischen Zustand Zumindest konnten jetzt mit diesen neuen Moglichkeiten Falle aufgearbeitet werden die bislang aufgrund fehlenden Beweismaterials nicht weiter verfolgt werden konnten darunter auch der Fall Lileikis Die Anklageerhebung erfolgte in diesem Fall im Jahr 1994 im Mai und im Juni 1996 entschieden US Gerichte dass ihm die Staatsangehorigkeit abzuerkennen sei Aus Recherchen zu den bereits verfolgten Personen ergaben sich immer neue Falle Bis 1997 ermittelte das OSI gegen mehr als 1400 mutmassliche Kriegsverbrecher 60 Personen wurde ihre Staatsburgerschaft aberkannt und 48 wurden aus den USA ausgewiesen Struktur BearbeitenDas OSI untersteht einem Deputy Assistant Attorney General welcher wiederum dem Chef der Criminal Division im Justizministerium untersteht Seit 1995 ist Eli Rosenbaum Direktor des OSI Rosenbaum hatte bereits von 1980 bis 1984 als Prozessanwalt und seit 1988 als Principal Deputy Director fur die Abteilung gearbeitet Der Mitarbeiterstab besteht aus etwa 20 Ermittlungsbeamten Anwalten und Historikern Personen die Gegenstand von OSI Ermittlungen wurden BearbeitenJosias Kumpf KZ Wachter in Trawniki Beginn der OSI Ermittlungen 2001 Spruch 2005 Abschiebung 2009 Arthur Rudolph deutscher Raketeningenieur Beginn der OSI Ermittlungen 1982 Stanislau Stankewitsch Burgermeister der Stadt Baryssau Beginn der OSI Ermittlungen 1980 vorzeitiges Ableben 1980Literatur BearbeitenMichael MacQueen Das Office of Special Investigations beim US Justizministerium In Wolfgang Benz Barbara Distel Hrsg Dachauer Hefte Verlag Dachauer Hefte Dachau 1997 13 Jg Heft 13 Gericht und Gerechtigkeit 123 134 Einzelnachweise Bearbeiten https www spiegel de geschichte nazis in den usa a 946826 htmlNormdaten Korperschaft GND 4502947 7 lobid OGND AKS LCCN n88645958 VIAF 153721910 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Office of Special Investigations amp oldid 236938722