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Das Notaufnahmelager Marienfelde im Berliner Ortsteil Marienfelde war eines von drei Lagern das nach dem Notaufnahmegesetz das Notaufnahmeverfahren fur Deutsche aus der DDR und Ost Berlin abwickelte Die zwei anderen Lager befanden sich in Giessen und Uelzen Bohldamm Notaufnahmelager Marienfelde 1958 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte des Notaufnahmelagers 2 Die Erinnerungsstatte 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte des Notaufnahmelagers Bearbeiten nbsp Gedenktafel am Haus Kuno Fischer Strasse 8 in Berlin CharlottenburgSeit 1948 zogen zunehmend Menschen aus der damaligen Sowjetischen Besatzungszone in die Westzonen bzw nach West Berlin Speziell fur Berlin war dieser Zustrom angesichts der katastrophalen Versorgung mit Wohnraum ein grosses Problem Zu ihrer Betreuung wurde am 18 Januar 1950 die Notaufnahmestelle in der Kuno Fischer Strasse in Berlin Charlottenburg eroffnet Sie wurde im August 1953 von dem neu gebauten zentralen Notaufnahmelager in Marienfelde abgelost Mit der Ubernahme des Notaufnahmegesetzes in West Berlin mit Wirkung ab 4 Februar 1952 kam die Planung eines zentralen Notaufnahmelagers des Bundes im Westteil der Stadt langsam in Fahrt Ab Mai 1952 verscharfte sich fur West Berlin das Fluchtlingsproblem dramatisch Der Grenzsicherungsbeschluss der DDR vom 26 Mai 1952 fuhrte dazu dass die Fluchtwege uber die innerdeutsche Grenze und die Grenze zwischen der DDR und West Berlin schnell versperrt waren Nur die innerstadtische Sektorengrenze zwischen West und Ost Berlin war noch relativ unkontrolliert passierbar Die stadtischen Einrichtungen zur Aufnahme der Fluchtlinge waren uberfullt Der damalige Berliner Senator fur Sozialwesen Otto Friedrich Bach Senat Reuter fuhrte nach eigenen Angaben einen Zweifrontenkampf gegen Fluchtlingsnot und Bonner Burokratie bei der Bewaltigung der Fluchtlingsstrome nbsp Richtfest fur das NotaufnahmelagerAm 30 Juli 1952 wurde der Grundstein fur das Notaufnahmelager Marienfelde gelegt Das Gelande an der Marienfelder Allee war Eigentum des Bundes Die Nahe zum Flughafen Tempelhof und die Anbindung an die S Bahn waren mitbestimmende Faktoren fur die Standortwahl Der erste Teilabschnitt des Lagers mit zehn Wohnblocks fur etwa 2000 Fluchtlinge wurde am 14 April 1953 eingeweiht Der Betrieb im Lager begann erst im August 1953 auf dem Hohepunkt einer Fluchtlingswelle als Nachklang des 17 Juni 1953 Am 20 September 1956 wurde offiziell der einmillionste Fluchtling im Lager aufgenommen 1 Laut dem damaligen Regierende Burgermeister Willy Brandt kamen allein im August 1958 16 000 Fluchtlinge aus der Sowjetzone 2000 mehr als im Vorjahresmonat 2 Bis 1961 wurde das Lager standig ausgebaut war aber dennoch fast immer uberbelegt Schlagartig gingen die Fluchtlingszahlen nach dem 13 August 1961 durch den Bau der innerstadtischen Grenzsicherungsanlagen fast auf Null zuruck Teile des Lagers wurden fur Wohnzwecke freigegeben Der ostliche Teil des Lagers blieb bestehen um weiter Fluchtlinge und vor allem Ubersiedler aus der DDR und spater auch Aussiedler aus anderen Staaten aufzunehmen 1989 schwoll der Fluchtlingsstrom wieder dramatisch an Die Ausreisemoglichkeiten aus der DDR wurden besser die Zahl der Fluchtlinge stieg Nach dem 9 November 1989 kam es zu einem grossen Ansturm auf das Lager in Marienfelde Es wurden Fabrikgebaude in der Nahe angemietet um den Fluchtlingsstrom bewaltigen zu konnen Ab 30 Juni 1990 wurde es ruhiger im Lager 1993 verliessen die letzten Fluchtlinge und Ubersiedler das Notaufnahmelager Marienfelde Danach wurde das Lager als Zentrale Aufnahmestelle des Landes Berlin fur Aussiedler betrieben Im Sommer 2010 wurde es aufgrund der geringen Zuwanderung geschlossen Im Dezember 2010 wurde das Aufnahmelager reaktiviert und wird seit dem vom Internationalen Bund IB Freier Trager der Jugend Sozial und Bildungsarbeit e V im Auftrag des Landesamtes fur Gesundheit und Soziales als Ubergangswohnheim fur Fluchtlinge und Asylbewerber genutzt nbsp Eine aus der DDR gefluchtete Familie im Rahmen des Projekts Paste Up History Marienfelde Goes Street Art im Jahr 20202020 wurde die Gebaude des ehemaligen Notaufnahmelagers anlasslich der 800 Jahr Feier Marienfeldes Teil des Kunstprojektes Paste Up History Marienfelde Goes Street Art des Kunstlerduos Maria Vill und David Mannstein Hierbei wurde an der Fassade die Fotografie einer Familie angebracht die aus der DDR gefluchtet war und hier Aufnahme gefunden hatte Die Erinnerungsstatte Bearbeiten nbsp Zugang zum Notaufnahmelager und zur Erinnerungsstatte nbsp Gedenktafel am NotaufnahmelagerAuf Initiative von ehemaligen Fluchtlingen Mitarbeitern des Notaufnahmelagers sowie interessierten Wissenschaftlern wurde 1993 der Verein Erinnerungsstatte Notaufnahmelager Marienfelde e V mit dem Ziel gegrundet die Geschichte des Notaufnahmelagers und der deutsch deutschen Fluchtbewegung zu erforschen zu dokumentieren und einer breiten Offentlichkeit zu vermitteln Im selben Jahr eroffnete der Verein auf dem Lagergelande eine kleine Prasentation die uber den historischen Ort das Aufnahmeverfahren sowie Ursachen und Verlauf von Flucht und Ausreise informierte 1998 stufte die Enquete Kommission des Deutschen Bundestags die Erinnerungsstatte Notaufnahmelager Marienfelde als Gedenkstatte von gesamtstaatlicher Bedeutung ein Im April 2005 wurde die seit 1993 bestehende Ausstellung durch die inhaltlich und gestalterisch komplett uberarbeitete und erweiterte Dauerausstellung Flucht im geteilten Deutschland abgelost Ermoglicht wurde das Projekt durch die finanzielle Forderung der Beauftragten der Bundesregierung fur Kultur und Medien der Stiftung zur Aufarbeitung der SED Diktatur und der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Die neue Ausstellung bietet auf rund 450 m mit uber 900 Exponaten und zahlreichen Zeitzeugenberichten ein umfassendes und differenziertes Bild der deutsch deutschen Fluchtbewegung und beleuchtet damit einen zentralen Aspekt der deutschen Teilung und ihrer Auswirkungen Beide Seiten der Grenze werden dabei in den Blick genommen und in ihrer Beziehung zueinander dargestellt Die Motive die die Menschen dazu bewogen die DDR zu verlassen verdeutlichen den Zugriff des diktatorischen Staates bis ins alltagliche Leben des Einzelnen der weitere Lebensverlauf nach der Flucht vom Notaufnahmeverfahren bis zur gelungenen oder gescheiterten Integration veranschaulicht die Chancen und Probleme im Westen und die Bedeutung die die Fluchtlinge aus der DDR fur die bundesrepublikanische Politik und Gesellschaft hatten Neben der Dauerausstellung zeigt die Erinnerungsstatte regelmassig Sonderausstellungen und arbeitet an der kontinuierlichen Erweiterung ihrer Sammlung Sammlungsschwerpunkte bilden die materielle Uberlieferung des Ortes und lebensgeschichtliche Zeugnisse von Zeitzeugen die Aufschluss uber die Verfolgungserfahrungen in der DDR sowie uber die Aufnahme und die Integrationserfahrungen in der Bundesrepublik geben Daruber hinaus baut die Erinnerungsstatte seit 1996 ein Zeitzeugenarchiv auf das bereits einen Bestand von uber hundert Ton und Videointerviews mit ehemaligen DDR Fluchtlingen und Ubersiedlern umfasst Im Oktober 2005 wurde mit dem damaligen Abgeordnetenhausprasidenten Walter Momper ein Denkmal mit einem Koffer als Gedenken an die Fluchtlinge des Ostens enthullt Am 11 September 2008 beschloss das Abgeordnetenhaus von Berlin zum Jahrestag des Falls der Berliner Mauer am 9 November 2008 die Erinnerungsstatte Notaufnahmelager Marienfelde und die Gedenkstatte Berliner Mauer in der landeseigenen Stiftung Berliner Mauer zusammenzufassen Siehe auch BearbeitenZentrales Aufnahmeheim Rontgental Durchgangslager fur ruckkehrwillige Fluchtlinge der DDR Literatur BearbeitenErinnerungsstatte Notaufnahmelager Marienfelde e V Hrsg 1953 2003 50 Jahre Notaufnahmelager Marienfelde Bettina Effner Helge Heidemeyer Hrsg Flucht im geteilten Deutschland be bra Berlin 2005 ISBN 3 89809 065 5 Manfred Wichmann Flucht und Ankommen 70 Objekte und ihre Geschichten aus dem Notaufnahmelager Marienfelde Helge Heidemeyer Flucht und Zuwanderung aus der SBZ DDR 1945 1949 1961 Die Fluchtlingspolitik der Bundesrepublik bis zum Bau der Berliner Mauer Droste Dusseldorf 1994 ISBN 3 7700 5176 9 Gunter Kohler Notaufnahme Berlin 1991 Damian van Melis Henrik Bispinck Hrsg Republikflucht Flucht und Abwanderung aus der SBZ DDR 1945 bis 1961 Munchen 2006 Elke Kimmel Das Notaufnahmeverfahren In Deutschland Archiv Jg 2006 Nr 6 S 1023 1032 Charlotte Oesterreich Die Situation in den Fluchtlingslagern fur DDR Zuwanderer in den 1950er und 1960er Jahren Die aus der Mau Mau Siedlung Verlag Dr Kovac Hamburg 2008 ISBN 978 3 8300 3498 8 Elke Kimmel war ihm nicht zuzumuten langer in der SBZ zu bleiben DDR Fluchtlinge im Notaufnahmelager Marienfelde Hrsg von der Erinnerungsstatte Notaufnahmelager Marienfelde Metropol Verlag Berlin 2009 ISBN 978 3 940938 36 7 Verlagsinfo Clemens Niedenthal Nahaufnahme Fotografierter Alltag in West Berliner Fluchtlingslagern Ch Links Verlag Berlin 2011 ISBN 978 3 86153 621 5 Endlich sagen durfen was man wirklich denkt Memento vom 24 Januar 2017 im Internet Archive In Berliner Morgenpost 14 Juli 1961 HNA Regiowiki Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Notaufnahmelager Marienfelde Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Erinnerungsstatte Notaufnahmelager Marienfelde Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste Notaufnahmelager Marienfelde Ein Zufluchtsort fur Ostdeutsche Orte der Einheit Haus der Geschichte Einzelnachweise Bearbeiten Hans Hermann Hertle Konrad Hugo Jarausch Christoph Klessmann Mauerbau und Mauerfall Ursachen Verlauf Auswirkungen Ch Links Verlag Berlin 2002 ISBN 978 3 86153 264 4 S 287 Vor dem Mauerbau Willy Brandt uber Fluchtlinge aus der DDR In Originalrede von Willy Brandt vor dem Berliner Senat am 4 9 1958 SWR2 Archivradio Fluchtpunkt Deutschland 22 Dezember 2015 abgerufen am 16 Oktober 2017 52 420277777778 13 366666666667 Koordinaten 52 25 13 N 13 22 0 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Notaufnahmelager Marienfelde amp oldid 238736402