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Das Niedersachsische Worterbuch ist eines der grosslandschaftlichen Worterbucher des Niederdeutschen und erfasst den Wortschatz der Dialekte der heutigen Bundeslander Niedersachsen und Bremen Dialektgeographisch betrifft es im niedersachsischen Dialektraum den nordniedersachsischen sowie die ostfalischen und westfalischen Dialektverbande Die mitteldeutsche Sprachinsel im Oberharz und das Mitteldeutsche im Suden des Kreises Gottingen bleiben wie das Ostfriesische des Saterlandes im Nordwesten des Landkreises Cloppenburg unberucksichtigt Inhaltsverzeichnis 1 Charakteristik 2 Quellen und Materialbasis 3 Geschichte 4 Publikationsstand 5 Literatur 6 WeblinksCharakteristik BearbeitenDas Niedersachsischen Worterbuch ist ein alphabetisch geordnetes Bedeutungsworterbuch Die ursprungliche Konzeption eines der Volkstumsforschung dienenden Worterbuchs ist seit der Wiederaufnahme der Arbeiten nach dem Krieg zugunsten einer dialektologisch lexikologischen Konzeption aufgegeben worden Demnach geht es jetzt um ein synchron orientiertes Dialektworterbuch das den dialektalen Wortschatz des Bearbeitungsgebietes von der Mitte des 18 Jahrhunderts bis zur Gegenwart alphabetisch geordnet auffuhrt die Bedeutungen nennt die Verbreitung mit Angaben von allgemein bis selten angibt und grammatische Informationen mitteilt Eine systematische Erganzung des Archivs ist seit Publikationsbeginn kein Worterbuchziel mehr wohl aber Aufgabe des aus dem Worterbucharchiv hervorgehenden Niedersachsischen Dialektarchivs Auf die lemmatische Berucksichtigung von Namen wird seit dem 3 Band verzichtet in Bestandteilen von festen Wendungen und Redensarten werden sie aber vermeldet Nach der Veranderung der Konzeption des in Munster bearbeiteten Westfalischen Worterbuchs ist das Nds Wb das einzige auf Vollstandigkeit in der Darstellung des dialektalen Wortschatzes im westniederdeutschen Raum abzielende Worterbuch Erarbeitet wird das Niedersachsische Worterbuch seit 1935 an der Georg August Universitat Gottingen seit 1973 am dortigen Institut fur Historische Landesforschung Quellen und Materialbasis BearbeitenErgebnis von 10 Fragebogenerhebungen in rund 2 600 Orten zwischen 1935 und 1951 ist das sog Fragebogenarchiv von etwa 1 2 Millionen Belegen Daneben findet sich das aus gezielten Exzerptionen und freien Sammlungen entstandene sog Zettelarchiv von etwa 1 Million Nachweisen Damit werden ca 150 000 niedersachsische Dialektworter dokumentiert Geschichte BearbeitenDie Arbeitsstelle Niedersachsisches Worterbuch wurde am 8 Dezember 1934 gegrundet Ihre Leitung ubernahm der Altgermanist und damalige Rektor der Universitat Friedrich Neumann 1890 1978 Wenig spater wurde die Geschaftsstelle so die Bezeichnung der Arbeitsstelle am Seminar fur Deutsche Philologie zur Abteilung fur niedersachsische Mundartenforschung umgewandelt In den Jahren 1935 38 wurde flachendeckend im gesamten Gebiet des heutigen Niedersachsens sowie der Hansestadt Bremen in bestimmten Fallen auch in den angrenzenden Gebieten mit acht von H Janssen entwickelten Fragebogen umfangreiches sprachliches Daten Material erhoben zuruckgesandt wurden diese Bogen aus rund 2 600 Gemeinden und Orten Daneben erliess H Janssen einen Aufruf zur Mitarbeit am Niedersachsischen Worterbuch mit dem Dialektwort Material sammelnde Laien aufgefordert wurden ihre Sammlungen der Arbeitsstelle zu geben Geworben wurde mit Handzetteln und mit Zeitungsaufrufen Ziel der Ubernahme solcher freien Sammlungen in das Datenkorpus des Nds Wb war naturlich die Erhohung der Menge der belegten Dialektworter mehr aber noch die Vermehrung der Kontext oder Satzbelege sowie insbesondere der Ausgleich bestimmter Verzerrungen im Datenmaterial die bei Erhebungen durch Fragebogen zu erwarten sind es sind beispielsweise kaum kleine Worter aber auch wenig Verben im Fragebogenmaterial Tatsachlich gingen in Gottingen zwischen 1935 und 1939 etwa 95 000 Zettel aus freien Sammlungen ein Zeitgleich betrieb Janssen auch die Einbindung zweier weiterer Quellengruppen in das Datenmaterial fur das Niedersachsische Worterbuch bereits gedruckte Orts und Regionalworterbucher sowie jene Bucher Zeitschriften und Zeitungen die der zur Mitarbeit bereite Laie zu Hause habe oder an die er ohne Schwierigkeiten herankomme Die sich daraus ergebenden Probleme eines nicht klar abgegrenzten Quellenkanons liegen auf der Hand Die trotz Anweisung fur die Exzerption durchweg schlechten Ergebnisse fuhrten schliesslich dazu dass diese Zettel spater aussortiert werden mussten Im Dezember 1945 wurde die Leitung der Arbeitsstelle Wolfgang Jungandreas 1894 1991 ubertragen Unter Abkehr von der ursprunglichen Konzeption eines volkskundlich ausgerichteten Worterbuches begann W Jungandreas mit den Manuskriptarbeiten obwohl die wichtigste Voraussetzung dafur die systematische Ordnung des Quellenmaterials noch nicht erfolgt war In der verbliebenen Zeit bis zum Ausbruch des Krieges hatte H Janssen die eingehenden Fragebogen nurmehr in eine geografische Ordnung bringen und durch Einheften in Aktenordner archivieren konnen Ein systematischer Zugriff auf das in den Fragebogen enthaltene Wortmaterial war bei der bestehenden Archiv Struktur nicht moglich die Einarbeitung solchen Materiales erfolgte daher eher zufallig und unsystematisch Nach Sichtung des vorhandenen Materials wurden von W Jungandreas zwei weitere Fragebogen entworfen Mit weit geringerer Resonanz als in den 1930er Jahren wurde 1947 Fragebogen 9 versandt 1949 erfolgte eine weitere stichprobenartig durchgefuhrte Fragebogenerhebung Fragebogen 10 wurde gezielt 15 ausgewahlten Gewahrspersonen vorgelegt 1951 veroffentlichte W Jungandreas die erste Lieferung des Niedersachsischen Worterbuches die zwei Jahre spater mit einem veranderten Vorwort erneut erschien Von 1951 bis 1954 war Hans Neumann 1903 1990 Leiter der Arbeitsstelle Auf den 1954 am Deutschen Seminar der Universitat Gottingen geschaffenen Lehrstuhl fur Niederdeutsche Sprache und Literatur wurde Heinrich Wesche 1904 1978 berufen der zugleich auch die Leitung der Arbeitsstelle Niedersachsisches Worterbuch ubernahm Nach der Emeritierung H Wesches im Jahre 1972 wurde eine organisatorische Umstrukturierung vorgenommen Die Arbeitsstelle Niedersachsisches Worterbuch gehort seit diesem Jahr nicht mehr zur Abteilung fur Niederdeutsche Sprache und Literatur des Deutschen Seminars der Universitat sondern zum Institut fur Historische Landesforschung Nach dem Eintreten H Wesches in den Ruhestand stand bis 1982 ein Wissenschaftlicher Beirat unter dem Vorsitz Jan Goossens Munster der Arbeitsstelle vor der die fachwissenschaftliche Verantwortung trug 1982 ubernahm Dieter Stellmacher der 1976 auf den Lehrstuhl fur Niederdeutsche Sprache und Literatur berufen worden war und seit dieser Zeit auch in unmittelbarer wissenschaftlicher Verantwortlichkeit dem Beirat angehorte die Leitung der Arbeitsstelle Niedersachsisches Worterbuch Weitere Mitarbeiter des Niedersachsischen Worterbuchs waren und sind Hans Janssen 1935 1945 Peter Seidensticker 1955 1957 Gisbert Keseling 1957 1969 Wolfgang Kramer 1963 1998 Ulrich Scheuermann 1969 2002 Peter Wagener 1986 1990 Maik Lehmberg ab 1999 Martin Schroder ab 2003 und Eckhard Eggers ab 2007 Publikationsstand BearbeitenPublikationsbeginn 1953 Band 1 A bersen 1965 Band 2 Bertsche Buzpott 1985 Band 3 C E 1993 Band 4 F 1994 Band 5 G Haubon 1997 Band 6 Haubon J 2003 Band 7 Ka kuzen 2011 Band 8 Lab Myrtenkranz 2011 Band 9 na quutschig 2017 Band 10 r skrofulos 2021 Band 11 Slabake 2015 ff Band 12 ta 2018 ff Literatur BearbeitenU Scheuermann Linguistische Datenverarbeitung und Dialektworterbuch dargestellt am Beispiel des Niedersachsischen Worterbuchs Wiesbaden 1974 ZDL Beiheft 11 U Scheuermann Niedersachsisches Worterbuch In Dialektlexikographie Hrsg v H Friebertshauser Wiesbaden 1976 ZDL Beihefte 17 S 194 210 U Scheuermann Das Niedersachsische Worterbuch In Rotenburger Schriften 53 1980 S 33 65 U Scheuermann Zettel oder EDV Probleme bei der Materialaufbereitung zu einem Dialektworterbuch In Lexikographie der Dialekte Hrsg v H Friebertshauser Tubingen 1986 S 103 114 U Scheuermann Von Z bis A oder Wie unser Worterbuch entsteht In ZDL 55 1988 S 26 48 U Scheuermann Zur Geschichte des Niedersachsischen Worterbuches In Niedersachsisches Worterbuch Berichte und Mitteilungen aus der Arbeitsstelle Gottingen 1990 S 7 32 D Stellmacher Niedersachsisches Worterbuch Geschichte und Probleme In Heimatland 4 1992 S 102 106 D Stellmacher Das Niedersachsische Worterbuch Ein Ruckblick und ein Ausblick In Georgia Augusta 59 1993 S 23 26 D Stellmacher Vom Archiv des Niedersachsischen Worterbuchs zum Niedersachsischen Dialektarchiv In Niedersachsisches Worterbuch Berichte und Mitteilungen aus der Arbeitsstelle Gottingen 1994 S 56 63 G Appenzeller U Launert Von Snippels Sammel und Sortierarbeiten Bekanntes und Unbekanntes aus der Geschichte des Niedersachsischen Worterbuches In Das Niedersachsische Worterbuch im Oldenburger Munsterland Berichte und Mitteilungen aus der Arbeitsstelle Hrsg v D Stellmacher Gottingen 2006 S 37 60 G Appenzeller Das Niedersachsische Worterbuch Ein Kapitel aus der Geschichte der Grosslandschaftslexikografie Stuttgart 2011 ZDL Beiheft 142 M Lehmberg Das Niedersachsische Worterbuch auf dem Wege zu seiner Fertigstellung In Germanistische Dialektlexikographie zu Beginn des 21 Jahrhunderts ZDL Beihefte Band 181 Hrsg von Alexandra N Lenz und Philipp Stockle Steiner Stuttgart 2021 ISBN 978 3 515 12911 4 S 251 273 DOI 10 25162 9783515129206 Weblinks BearbeitenArbeitsstelle Niedersachsisches Worterbuch Veroffentlichungsfolge des Niedersachsischen Worterbuches In Ostfalische Bibliothek Die Forderung des Niedersachsischen Worterbuch in den 1930er Jahren durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft bei GEPRIS Historisch Deutsche Forschungsgemeinschaft abgerufen am 27 Oktober 2023 Grosslandschaftliche Dialektworterbucher des Deutschen Oberdeutsche Dialekte Badisches Worterbuch Bayerisches Worterbuch Dialektologisches Informationssystem von Bayerisch Schwaben 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