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Das Neue Lusthaus zu Stuttgart gilt als eines der bedeutendsten Bauwerke deutscher Spatrenaissance eigentlich Manierismus und diente als Ort hofischer Feste und Feiern Der Stuttgarter Chronist und Denkmalpfleger Gustav Wais beschrieb den ursprunglichen Bau 1954 als eine der edelsten Schopfungen deutscher Renaissance die wenn wir sie heute noch besassen die Hauptsehenswurdigkeit Stuttgarts ware Sowohl die Baugeschichte als auch das Aussehen sind aufgrund der zahlreichen Uberlieferungen gut bekannt Modell des Neuen Lusthauses im Stadtmuseum StuttgartBrand des HoftheatersRuine des Lusthauses 2015 im Mittleren SchlossgartenFragment des Neuen Lusthauses Inhaltsverzeichnis 1 Vorgangerbau 2 Das Gebaude des Neuen Lusthauses 3 Umbauten zum Opernhaus und Koniglichen Hoftheater 4 Verbliebene Fragmente 5 Galerie 6 Einzelnachweise 7 Literatur 7 1 Quellen 7 2 Weitere Literatur 8 WeblinksVorgangerbau BearbeitenHerzog Christoph von Wurttemberg begann 1553 den Garten des Stuttgarter Schlosses anzulegen und mit einer Mauer zu umgeben Auf diesem Gelande wurde als wichtigster Bau durch Peter Cuci das alte Lusthaus errichtet das im Obergeschoss einen Festsaal besass Dieser Bau war das erste derartige Lusthaus in Deutschland Der Bau bestand auch nach der Errichtung des Neuen Lusthauses bis 1750 weiter Zeitweise waren in den Raumlichkeiten eine Alchemielabor 1 und die wurttembergische Kunstkammer 2 untergebracht Das Gebaude des Neuen Lusthauses Bearbeiten1584 bis 1593 wurde das Neue Lusthaus im Auftrag Herzog Ludwigs durch dessen Hofbaumeister Georg Beer unter Beteiligung seines spateren Nachfolgers Heinrich Schickhardt inmitten des Lustgartens an der Stelle des heutigen Kunstgebaudes errichtet Der Bau erstreckte sich auf einer Grundflache von 270 Schuh 120 Schuh 77 35 m 34 38 m Beide Schmalseiten waren von hohen Schweifgiebeln geschmuckt die reich ornamentiert waren und in ihrer Hohe sogar die benachbarte Stuttgarter Stiftskirche uberragten Der Bau war somit seinerzeit das grosste und beeindruckendste Gebaude der Stadt An allen vier Ecken war ein Turm angebaut Das gesamte Gebaude war von Arkaden umgeben in denen insgesamt 65 Brustbilder von samtlichen Vorfahren Herzog Ludwigs aus dem Haus Wurttemberg uber funf Generationen hinweg an den Wanden angebracht waren Die Arkaden bildeten eine Ahnengalerie Die Busten sind heute auf Schloss Lichtenstein zu sehen Durch die Arkaden gelangte man in eine Saulenhalle deren Kreuzrippengewolbe auf insgesamt 27 Saulen lastete In den Scheiteln der Gewolbe waren die Wappen bedeutender Stadte des Furstentums angebracht In der Halle befanden sich drei quadratische Wasserbassins An beiden Langseiten befanden sich Freitreppen uber die das Obergeschoss zuganglich war und uber die man in den frei uberspannten grossen Festsaal gelangte Mit 201 Fuss Lange 57 58 m 71 Fuss Breite 20 34 m und 51 Fuss Hohe 14 61 m gehorte er zu den grossten Salen seiner Zeit Erreicht wurde diese enorme Spannweite durch eine neuartige Konstruktion des Dachwerks einer innovativen Hangewerk Dachkonstruktion mit so genannten Doppelbindern von Elias Gunzenhauser und freitragender bemalter Tonnendecke Im Festsaal waren die Wachsfiguren von Herzog Ludwig und seinen beiden Gemahlinnen ausgestellt An den Wandflachen zeigten 16 grossformatige Tafeln detaillierte Darstellungen der wurttembergischen Forste wahrend in einem Fries samtliche Rate Herzog Ludwigs dargestellt waren Diese zahlreichen Darstellungen dienten der Legitimierung der wurttembergischen Dynastie Uber den Turen zum Festsaal gab es auf beiden Seiten verborgene Musikzimmer deren Offnungen von zahlreichen Statuen eingerahmt waren Verborgen erklingende Musik war Bestandteil der hofischen Festkultur Umbauten zum Opernhaus und Koniglichen Hoftheater Bearbeiten1750 erfolgte unter Herzog Carl Eugen von Wurttemberg der Umbau zum Opernhaus durch Leopoldo Retti wobei die Innenausstattung des Festsaals vollstandig zerstort wurde Auch danach erfolgten Umbauten in deren Verlauf immer mehr Teile der originalen Bausubstanz verloren gingen und das Gebaude mit Anbauten entstellt wurde So fuhrte Philippe de La Guepiere 1752 eine Erweiterung und 1757 eine Renovierung durch 1811 erfolgte durch Nikolaus Friedrich von Thouret der Umbau zum Hoftheater Der Giebel auf der Nordseite wurde weggerissen und ausser an der Ostfassade an allen Seiten angebaut so dass nur noch der obere Teil des Giebels an der Sudseite an das ehemals prachtige Lusthaus erinnerte Eroffnet wurde das Haus nach dem Umbau 1812 mit der Urauffuhrung von Conradin Kreutzers Oper Conradin von Schwaben Der Komponist wurde anschliessend zum Hofkapellmeister ernannt in welcher Funktion er bis 1816 wirkte 1845 erfolgte ein erneuter Umbau bei dem die oberen Stockwerke abgebrochen wurden und die nunmehr verbliebenen Reste des Lusthauses die Umfassungsmauern die Gewolbehalle im Erdgeschoss und die Treppenanlagen ganzlich unter dem Neubau verschwanden Dem Architekten Carl Friedrich Beisbarth gelang es damals eine umfassende Dokumentation der verbliebenen Teile des Lusthauses anzulegen und abgerissene Bauteile zu sichern Am 19 20 Januar 1902 brannte das Hoftheater ab und die wenigen verbliebenen Reste des ursprunglichen Lusthauses wurden endgultig abgetragen Verbliebene Fragmente BearbeitenDer westliche Arkadengang mit zwei Treppenlaufen gelangte 1904 in den Mittleren Schlossgarten wo er noch heute als Lusthausruine steht Standort 48 784742 9 188015 Die inzwischen durch Stahl und Holzgeruste gestutzte Ruine soll nach einem Beschluss des Landesfinanzministeriums soweit instand gesetzt werden dass die Geruste und der die Ruine umgebende Zaun entfernt werden konnen 3 Weitere Fragmente befinden sich im Park der Villa Berg in Stuttgart auf Schloss Lichtenstein und im Stadtischen Lapidarium Stuttgart Sem Schlor und Georg Beer Galerie Bearbeiten nbsp Lustgarten 1616 nbsp Gesamtansicht nbsp Ansicht nbsp Schnitt nbsp Seitenansicht nbsp Seitenansicht nbsp Arkaden nbsp Grundrisse nbsp Saal im 1 Stock nbsp Bassinhalle nbsp Kampferfigur nbsp KampferfigurEinzelnachweise Bearbeiten Katharina Beiergrosslein Alchemielabor im Alten Lusthaus In https www stadtlexikon stuttgart de dts Stadtarchiv Stuttgart 23 Juni 2022 abgerufen am 6 Juli 2022 Carola Fey Kunstkammer der Herzoge von Wurttemberg In https www stadtlexikon stuttgart de dts Stadtarchiv Stuttgart 23 Juni 2022 abgerufen am 6 Juli 2022 Lusthaus Ruine wird doch gerettet Memento vom 21 Juni 2009 im Internet Archive stuttgarter zeitung de 17 Juni 2009Literatur BearbeitenQuellen Bearbeiten Horst Ossenberg Was bleibt das schaffen die Baumeister Das wurttembergische Hof und Staats Bauwesen vom 15 bis 20 Jahrhundert BoD Books on Demand 2004 August Kostlin Das alte herzogliche Lusthaus in Stuttgart In Allgemeine Bauzeitung 1870 S 186 190 E Mayer Brand des Hoftheaters in Stuttgart In Centralblatt der Bauverwaltung Nr 11 8 Februar 1902 S 70 72 Karl Beck Das ehemalige Lusthaus in Stuttgart In Zentralblatt der Bauverwaltung Nr 21 14 Marz 1903 S 129 132 A Lambert Das ehemalige Lusthaus in Stuttgart In Schweizerische Bauzeitung Band 41 42 1903 S 41 43 Bauaufnahmen von Carl Friedrich Beisbarth in der Universitatsbibliothek Stuttgart Sammlung Karten und Plane Inv Nr Beis001 066 und in den Digitalen Sammlungen Weitere Literatur Bearbeiten Hermann Lenz Gunter Beysiegel Herausgeber Stuttgart aus 12 Jahren Stuttgarter Leben Stuttgart Belser 1983 Seite 413 416 Karl Walcher Die schonsten Portrat Busten des Stuttgarter Lusthauses in Lichtdruckbildern Stuttgart Kohlhammer 1887 1891 Ulrike Weber Karge einem irdischen Paradeiss zu vergleichen Das neue Lusthaus in Stuttgart Untersuchungen zu einer Bauaufgabe der deutschen Renaissance Sigmaringen Thorbecke 1989 Caecilie Weissert Marthe Kretzschmar und Fritz Fischer Renaissance um 1600 Das Neue Lusthaus als Zentrum hofischen Lebens in Kunst in Stuttgart hg v Dieter Heissenbuttel Stuttgart 2013 S 44 63 Monika Will Das Stuttgarter Lusthaus in den Zeichnungen und Kommentaren des Architekten Carl Friedrich Beisbart 1808 1878 Ein Beitrag zur Denkmalpflege im 19 Jahrhundert Universitat Stuttgart Institut fur Kunstgeschichte Nikolai Ziegler Ulrike Plate Thomas Kreissl Albert Kieferle Lusthausruine im Stuttgarter Schlossgarten Das Schicksal eines besonderen Denkmals In Denkmalpflege in Baden Wurttemberg 45 Jg 2016 Heft 2 S 90 96 PDF 6 5 MB Nikolai Ziegler Bearb Eine der edelsten Schopfungen deutscher Renaissance Das Neue Lusthaus zu Stuttgart Begleitbuch zur Ausstellung im Hauptstaatsarchiv Stuttgart mit Beitragen weiterer Autoren Stuttgart 2016 Nikolai Ziegler Vergessene Fragmente Die Ruine des Neuen Lusthauses im Stuttgarter Schlossgarten in Schwabische Heimat 66 Jahrgang Heft 4 Stuttgart 2015 S 437 444 Nikolai Ziegler Zwischen Form und Konstruktion Das Neue Lusthaus zu Stuttgart Jan Thorbecke Verlag Ostfildern 2016 ISBN 978 3 7995 1128 5 zugl Dissertation Universitat Stuttgart Stuttgart 2015 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Neues Lusthaus Stuttgart Sammlung von Bildern Videos und 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