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Das Neue Krematorium ist eine von 1930 bis 1932 von Fritz Schumacher errichtete Feuerbestattungsanlage auf dem Gelande des Hamburger Friedhofes Ohlsdorf Sie ersetzte das noch ausserhalb des Friedhofes gelegene Alte Krematorium Ansicht von der Friedhofsseite OstenBauphase der Feierhalle Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Planung und Bau 3 Nutzung Umbauten und Sanierung 4 Fotografien und Karte 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksLage BearbeitenDas Krematorium liegt am westlichen Rand des Friedhofes unmittelbar an der Fuhlsbuttler Strasse und der S Bahn Strecke von Ohlsdorf nach Poppenbuttel Es befindet sich noch im alten Friedhofsteil an einer Stelle an der es ursprunglich eine zweite Einfahrt auf das Gelande gab Ein Krematorium war in den Friedhofsplanungen nicht vorgesehen daher konnte es nachtraglich nur noch etwas randstandig und abseits der grossen Sichtachsen des Gelandes errichtet werden Planung und Bau Bearbeiten nbsp Innenraum Skulptur Mandolinenspielerin und Teile der SeitenfensterDie Anlage ist der letzte Entwurf den Fritz Schumacher in Hamburg realisierte Mit Krematorien hatte Schumacher sich schon 1899 beschaftigt und erste Studien zu dieser Gebaudeform veroffentlicht Vier Jahre spater beteiligte er sich am Architektenwettbewerb fur ein Krematorium in Bremen und wurde 1907 mit dem Projekt fur eines in Dresden Tolkewitz beauftragt Der viel beachtete Dresdner Bau zeigte schon Elemente die sich im Ohlsdorfer Krematorium wieder finden Schumacher wahlte eine feierliche Gestalt mit Anleihen bei klassisch antiken Formen er band die Schornsteine eng in die Gesamtform ein er ordnete die Verbrennungsanlagen im Untergeschoss an und er teilte die Anlage in einen zeremoniellen und einen technisch funktionalen Bereich Er sah es als sein Ziel bei der Bauaufgabe fur ein Krematorium neben das Schmerzvolle dem der Bau dient das Feierliche zu stellen 1 und sich dabei der Sphare des Sakralen zu bedienen damit die zwei Welten von zeremoniellen und technischen Anlagen organisch verbunden werden aber nur der feierliche Betrieb fur Aussenstehende wahrnehmbar ist 2 Im Laufe der 1920er Jahre zeigte sich dass das Alte Krematorium die Anforderungen nur noch unzureichend erfullte Ab 1925 begann innerhalb der Hamburger Verwaltung daher der Planungsprozess fur eine zeitgemasse Anlage Bereits die ersten Entwurfe von Schumacher aus dem Jahre 1926 ahneln dem spater verwirklichten Bau in weiten Teilen Allerdings bereitete die Standortsuche Schwierigkeiten da der Architekt einen Platz in zentraler Lage favorisierte Politik und Bevolkerung jedoch Vorbehalte gegenuber einem Krematorium in der Nahe von Wohngebieten hatten Schumachers Versuche Standorte wie den Schanzenpark die Glacischaussee einen Platz an der Johanniskirche in Rotherbaum oder den heutigen Jacobipark fur sein Projekt zu gewinnen scheiterten 1928 als sich der Hamburger Senat fur den damals als abgelegen geltenden Ohlsdorfer Friedhof als Standort entschied Dort wollte der Senat nur auf dem alten Teil bauen um nicht die fur den auf preussischem Gebiet liegenden neuen Friedhofsteil geltenden Baubestimmungen einhalten zu mussen Schumacher passte seine bisher mit grosszugigen Freiflachen versehenen Entwurfe dem nun etwas beschrankteren Platzangebot an Gleichzeitig schrumpfte der Gesamtentwurf noch ein wenig weil sich die Stadt Hamburg aufgrund der Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise damit konfrontiert sah die Baukosten zu reduzieren Die eigentlichen Bauarbeiten begannen Mitte 1930 endeten aber erst im Januar 1933 da sie zwischenzeitlich wegen Sparmassnahmen ruhen mussten Schumacher gelang es dem Gebaude eine Sonderrolle gegenuber den anderen Bauten auf dem Friedhof zuzuweisen Mit den offenen Wandelgangen und den vorgelagerten Terrassen erinnert die Anlage an ein Denkmal Durch den zeittypischen dunklen Klinker und die Bronzeturen wird der verschlossene und gleichzeitig monumentale aussere Eindruck bestarkt Der realisierte Umfang mit zwei Feierhallen einer Leichenhalle vier Ofen im Untergeschoss und den notigen Verwaltungsraumen wurde von Schumacher als erster Bauabschnitt bezeichnet der er zu einem spateren Zeitpunkt noch zu erweitern hoffte Von der Feierseite Ostfassade aus gesehen ist das Gebaude symmetrisch und wirkt bis auf die massive zentrale Feierhalle eingeschossig Diese schrag nach oben zulaufende grosse Feierhalle war in ihrer Form vorbildlos Ihr monumentaler Charakter wird nicht nur durch das einheitliche Fassadenmaterial sondern auch durch den integrierten Bauschmuck betont Das Zentrum des Baus wird durch den trapezformigen Ostgiebel mit seinem Klinkerrelief und der auffalligen goldenen Phonix Skulptur besonders betont Der gesamte Bauschmuck ist ein Werk Richard Kuohls Die Betriebsseite Westfassade wird durch die zu einem Turm verbundenen und mit einer Uhr geschmuckten Schornsteine beherrscht Auf dieser Seite ist das Gebaude nicht nur eindeutig mehrstockig sondern auch asymmetrisch da nicht alle geplanten Funktionsraume ausgefuhrt wurden Der Innenraum ist deutlich heller als die Fassade Er wird durch parabelformige Betonbinder gegliedert und erhalt ausreichend Tageslicht uber die von Ervin Bossanyi entworfenen grossen Seitenfenster Die Fensterfarben beginnen mit warmen Tonen am Eingang und enden mit kalteren Tonen nahe der Empore fur den Sarg An beiden Stirnseiten gibt es farbige schmale Glasfenster in denen Heinrich Jungebloedt abstrakt loderndes Feuer und einen Lebensbaum dargestellt hat Der Schmuck des Innenraums ist betont schlicht gehalten es gibt nur auf der Ostempore zwei figurliche Darstellungen aus der Werkstatt von Karl Opfermann Diese beiden Figuren korrespondieren mit den beiden einzigen frei stehenden Skulpturen im Aussenbereich Hier stehen zwei schlanke Bronzefiguren des Bildhauers Ludwig Kunstmann die auf hochragenden Staben zu beiden Seiten des Treppenaufgangs platziert sind Nutzung Umbauten und Sanierung BearbeitenDie unmittelbar nach Fertigstellung des Gebaudes beginnende Zeit des Nationalsozialismus beeinflusste die Nutzung des Gebaudes In den 1930er Jahren wurden hier die Leichen einiger prominenter Gegner des Faschismus u a Adolf Biedermann nach ihrem teilweise gewaltsamen Tod verbrannt was ofter Anlass zu Konfrontationen zwischen Polizei und Angehorigen auf dem Friedhofsgelande war Bis 1945 wurden ebenfalls viele der in Hamburg Hingerichteten hier verbrannt Von 1940 bis 1942 sind 1019 Verbrennungen von Toten aus dem KZ Neuengamme belegt Daran erinnert auf dem Friedhof bis heute das 1949 in der Verlangerung der Mittelachse des Krematoriums aufgestellte Mahnmal fur die Opfer nationalsozialistischer Verfolgung Deutlich nach Kriegsende erfolgte 1952 bis 1953 die Erweiterung um eine weitere Feierhalle eine Leichenhalle sowie Funktionsraume Die neue Feierhalle entsprach mit einem hellen offenen Gesamteindruck und farbigen Glasfenstern von Alfred Mahlau dem Zeitgeschmack und wurde in den folgenden Jahrzehnten sehr gut angenommen In den 1960er Jahren zeigten sich Schaden die sich besonders auf den schragen Dach und Fensterflachen hauften Auf der Grundlage eines Gutachtens des Architekten Heinz Jurgen Ruscheweyh erfolgte bis 1967 eine Grundinstandsetzung bei der unter anderem die Terrassenanlage erneuert und die Dachflachen weitgehend mit Kupfer verkleidet wurden Ab 1994 fanden keine Einascherungen mehr statt da die Ofen nicht mehr den aktuellen Vorgaben des Immissionsschutzes entsprachen Dazu kamen wieder Probleme mit Lecks im Dach und ungeloste Probleme der Akustik in den Feierhallen Ab 2008 begannen Planungen zu einer grossen Umgestaltung und Sanierung den Architektenwettbewerb gewannen das Buro tsj 3 fur die Erweiterung und das Buro Dohse 4 fur die Sanierung des Zentralgebaudes Der Bau erfolgte 2011 bis 2013 seitdem tragt der Gesamtkomplex den Namen Hamburger Bestattungsforum Ohlsdorf Die Feierseite war von der Neugestaltung kaum betroffen auf der Betriebsseite und im Innenbereich erfolgten jedoch umfangreiche Anderungen Die Feierhalle aus den 1950er Jahren wurde abgerissen zwei neue Feierhallen eine Krypta und ein Gastronomiebereich errichtet Die Sanierung des Zentralgebaudes stellte den ursprunglichen Zustand der Dacher wieder her und wandelte eine ehemalige Feierhalle in ein Kolumbarium um Seit der Neufassung des Hamburger Denkmalschutzgesetzes im Jahre 2013 steht die gesamte Anlage des Krematoriums unter Schutz Fotografien und Karte Bearbeiten53 623138888889 10 034583333333 Koordinaten 53 37 23 3 N 10 2 4 5 O nbsp nbsp Neues Krematorium nbsp Ansicht von der Strassenseite Westen nbsp Saniertes Zentral gebaude von Sudosten 2016 nbsp Zentralgebaude vor der Sanierung 2007 noch mit Kupferdach nbsp Phonix am Giebel nbsp Skulptur Trauernde im Aussenbereich nbsp Erweiterung der 2010er Jahre um einen GastronomiebetriebEinzelnachweise Bearbeiten Zitiert nach Barbara Leisner Norbert Fischer Der Friedhofsfuhrer Christians Verlag Hamburg 1994 ISBN 3 7672 1215 3 S 56 Zitiert nach Jorg Schilling Hamburger Bauheft 22 Schaff Verlag S 12 Erwahnung des Projektes auf der Homepage von tsj abgerufen am 29 Dezember 2017 Beschreibung des Sanierungsprojektes auf der Homepage von Dohse abgerufen am 29 Dezember 2017 Literatur BearbeitenRalf Lange Architektur in Hamburg Junius Verlag Hamburg 2008 ISBN 978 3 88506 586 9 S 237 Jorg Schilling Die Ohlsdorfer Krematorien von Ernst Paul Dorn und Fritz Schumacher Hamburger Bauhefte Band 22 1 Auflage Schaff Verlag Hamburg 2017 ISBN 978 3 944405 34 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Neues Krematorium Hamburg Ohlsdorf Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Hamburger Bestattungsforum Ohlsdorf Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage des Krematoriums Beschreibung des neuen Bestattungsforums Ohlsdorf auf der Homepage des Ohlsdorfer Friedhofes Werkkatalog Fritz Schumacher Gesellschaft Krematorium Ohlsdorf private Webseite Fotoserie des Krematoriums Ohlsdorf von Carl Dransfeld Modelle Baustelle Krematorium nach Fertigstellung Verzeichnis der geschutzten Denkmaler der Stadt Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Neues Krematorium Hamburg Ohlsdorf amp oldid 238529732