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Die Neue Synagoge in Aachen ist das Gotteshaus und Gemeindezentrum der Judischen Gemeinde Aachens am Synagogenplatz Sie wurde am Ort der im Jahr 1862 erbauten und wahrend der Novemberpogrome 1938 von den Nationalsozialisten zerstorten Alten Synagoge nach Planen des Architekten Alfred Jacoby neu errichtet und am 18 Mai 1995 eingeweiht 1 Neue Synagoge Synagogenplatz und Kristallnachtdenkmal Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur und Ausstattung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Alte SynagogeNachdem gemass den Aufzeichnungen bis zu Beginn des 19 Jahrhunderts nur vereinzelt judisches Leben in Aachen nachgewiesen werden kann schlossen sich in der Folgezeit die Mitburger judischen Glaubens aus dem Raum Aachen immer haufiger zu Synagogengemeinden zusammen Anfangs fand das judische Gemeindeleben vorwiegend in Privathausern statt bis am 4 Januar 1839 eine kleine provisorische Synagoge in einem Haus am Hirschgraben 829a spater Hausnummer 10 eingeweiht werden konnte Ab 1854 entstanden im Regierungsbezirk Aachen mehrere Synagogengemeinden in Duren Julich Geilenkirchen Heinsberg Erkelenz Gemund und ab 1861 schliesslich in Aachen zu der auch die judischen Familien in Aachens Vororten Burtscheid Haaren Kornelimunster Richterich und Wurselen gehorten Ein Jahr spater wurde daraufhin die erste offizielle Aachener Synagoge nach Planen von Wilhelm Wickop am heutigen Synagogenplatz erbaut und von den Nationalsozialisten in der Reichspogromnacht im Jahr 1938 in Brand gesteckt und anschliessend abgetragen Einige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges richtete die Judische Gemeinde Aachens im Jahr 1957 als Ubergangslosung einen Gemeindefestsaal und einen Gottesdienstraum in einer alten Patriziervilla in der Oppenhoffallee ein Es dauerte jedoch noch bis 1986 bis der Aachener Stadtrat abschliessend beschloss an historischer Stelle erneut ein Bet und Gemeindehaus fur die Judische Gemeinde erbauen zu lassen das schliesslich 1995 fertiggestellt wurde Bereits vor Planung dieses Bauvorhabens war 1984 dieser Platz aus historischen Grunden von Promenadenplatz in Synagogenplatz umbenannt und mit einem Mahnmal zur Erinnerung an die zerstorte Synagoge entworfen von dem Aachener Bildhauer Heinz Tobolla bestuckt worden 2 Bauherr der Neuen Synagoge war somit die Stadt Aachen die den Bau aus eigenen Mitteln sowie aus Mitteln des Landes Nordrhein Westfalen finanzierte und ihn anschliessend der Judischen Gemeinde Aachen K d o R mit ihren rund 1300 uberwiegend orthodox ausgerichteten Mitgliedern als Eigentum ubertrug Am 18 Mai 1995 wurde die Synagoge im Beisein des Ministerprasidenten des Landes Nordrhein Westfalen Johannes Rau und des Prasidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland Ignatz Bubis feierlich eingeweiht Im September 1998 erhielt sie zu Ehren von Simon Schlachet 17 April 1912 des verstorbenen Vorsitzenden der Judischen Gemeinde Aachen und ehemaligen Vorstandsvorsitzenden vom Landesverband der Judischen Gemeinden von Nordrhein 3 4 der Judischen Gemeinde und des Judischen Landesverbandes den Namen Simon Schlachet Gemeindezentrum Architektur und Ausstattung Bearbeiten nbsp EingangsbereichIn ihrer farblichen Ausgestaltung ihrer Flachengliederung sowie dem Wechsel zwischen der zentralen rechteckigen Glasflache im Eingangsbereich mit den schmalvertikalen Scharten rechts der Glasfront erinnert die Neue Synagoge bewusst an den alten Vorgangerbau Auch der Schriftzug uber dem Eingangsportal in hebraischer Sprache der ubersetzt Denn mein Haus soll genannt sein ein Haus des Gebetes fur alle Volker lautet ist ubernommen worden Die breite Vorderfassade selbst ist konkav um den halbkreisformigen Synagogenplatz angelegt und erinnert in ihrer Gestaltung aus hellem Klinker an Jerusalem Funf von sieben noch erhalten gebliebenen Steinen der ehemaligen Aachener Synagoge wurden dabei mitverbaut Hinter der grossen Glaswand in der Vorderfassade mit ihren filigranen Stahlprofilen zeigt sich das breit angelegte Foyer von dem aus der runde Raum fur die Gottesdienste sowie der Hofflugel mit dem Gemeindesaal erreicht wird An den Wanden des Foyers sind sieben Tafeln mit Gebeten fur jeden Wochentag angebracht die von rechts nach links zu lesen sind In den Gebetsraum der nach Osten symbolisch auf die Klagemauer in Jerusalem ausgerichtet ist und Platz fur circa 300 Glaubige bietet fuhren drei Flugelturen aus hellem Buchenholz In diesen Saal fallt das Licht durch eine verglaste Kuppel senkrecht auf das zentral angelegte Podium den Almemor Um diesen herum ranken sich kreisformig die ebenfalls aus Buchenholz angefertigten Sitzbanke Fur eine einwandfreie Akustik und atmospharische Warme sorgen speziell ausgerichtete Holzpaneele an den Wanden des Gebetsraumes An jedem Turpfosten der rechten Eingangsture befindet sich wie in jedem judischen Haushalt und Gebetshaus ublich eine Mesusa eine Schriftkapsel mit einem integrierten Toraabschnitt die von jedem eintretenden judischen Glaubigen beruhrt wird Raumbeherrschende Wirkung im Gebetsraum erzeugt der Schrein mit den Torarollen der mit uberschlanken Flugelturen gestaltet ist Er wird flankiert von acht senkrechten Buntglasfenstern die Johannes Schreiter gestaltete Die Torarollen selbst von denen nur noch zwei zu Gebeten verwendet werden sind mit reichlich Silberschmuck versehenen Im Gegensatz zu christlichen Kirchen finden sich im Gebetsraum weder Bilder noch Statuen lediglich zwolf Wandtafeln mit Symbolen fur die Zwolf Stamme Israels sind dort angebracht Den Glaubigen steht ein Regal mit Siddurim und Tallitot zur Ausleihe fur die Gebetsstunde zur Verfugung Die meisten Mitglieder der judischen Gemeinde konnten sich aus alter Tradition heraus einen festen Sitzplatz im Gebetsraum erwerben wobei die Frauen auf der oberen Empore ihren Platz haben Aber auch nichtjudischen und andersglaubigen Menschen ist es erlaubt die Synagoge unter Beachtung strenger Sicherheitsauflagen zu besuchen Literatur BearbeitenWolfgang Krucken und Alexander Lohe Hrsg im Auftrag der Gesellschaft fur Christlich Judische Zusammenarbeit Aachen e V Mahnmal und Gedenkstatte an der Aachener Synagoge Simon Schlachet Gemeindezentrum Shaker Verlag Aachen 1998 Nahe und Distanz Synagoge in Aachen In Deutsche Bauzeitschrift 45 1997 Nr 1 S 45 50 Elfi Pracht Jorns Judische Lebenswelten im Rheinland Bohlau Verlag Koln Weimar 2011 digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Synagoge Aachen Neubau 1995 Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Portrat auf baukunst nrw de Helmut Vondenhoff Besuch der Aachener Synagoge Bericht auf den Seiten des Heimatvereins Haaren e V vom 23 Marz 2014 Homepage Judische Gemeinde AachenEinzelnachweise Bearbeiten Peter Pappert Tag der Freude Tag der Schande in Aachener Nachrichten epaper archiv Kristallnachdenkmal auf denkmalplatz de Walter Habel Hrsg Wer ist wer Das deutsche Who s who 24 Ausgabe Schmidt Romhild Lubeck 1985 ISBN 3 7950 2005 0 S 1077 Grabstele Simon Schlachet auf dem Judischen Friedhof Aachen Bildnachweis auf billiongraves de50 776582 6 092766 Koordinaten 50 46 35 7 N 6 5 34 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Neue Synagoge Aachen amp oldid 237324914