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Die Ndyuka auch Aukaner oder Okanisi genannt sind eine Gemeinschaft in den tropischen Regenwald gefluchteter ehemals aus Westafrika nach Suriname verfrachteter Sklaven Sie ist neben den Saramaccanern die grosste im Stammesverband lebende Marron Gemeinschaft in Suriname Ihre traditionelle Sprache ist Aukaans Gaanman Stammesoberhaupt der Ndyuka Amakti auch Amakiti von 1916 1929 mit Gefolge in Amtstracht links neben einem Portrat von Konigin Wilhelmina Inhaltsverzeichnis 1 Soziale Gliederung 2 Politische Struktur 3 Geschichte 3 1 Gazon Matodja 3 2 Bono Velanti 3 3 Denkmal 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseSoziale Gliederung BearbeitenDer Stamm wird geformt durch los Ein lo ist eine Einheit von Menschen die sich miteinander verbunden fuhlen durch ihren gemeinsamen historischen Hintergrund auf den Plantagen sowie ihre gemeinsame kulturelle und oder spirituelle Basis Er bildete sich im Laufe der Zeit unter den Sklaven auf den Plantagen Auf der Flucht entwickelte er sich endgultig und festigte sich im Moment der Stammesgrundung Ein lo besteht aus einem oder mehreren bees auch bere Bauch genannt einer matrilinearen Verwandtschaftsgruppe Das heisst aus Menschen mit einer gemeinsamen Stammmutter Die Stammmutter ist die erste Frau die aus Afrika nach Suriname transportiert wurde und die Urmutter aus der die Gruppe hervorgekommen ist Die Marron oder Businenge Stammmutter bildet die Wurzel und Klammer mit Afrika Der oder die bees sind wieder unterteilt in osos Haus den Familien Politische Struktur BearbeitenAn der Spitze eines Stammes steht der gaanman auch granman das Stammesoberhaupt Der gaanman wird in der Regel aus dem lo der mutterlichen Linie seines Vorgangers auf Lebenszeit gewahlt Weiter aus dem kapten als Dorfoberhaupt eines lo und den basjas die dem kapten assistieren Sind wichtige Entscheidungen zu treffen so werden krutus einberufen Versammlungen die aus alteren Mannern des Dorfes bestehen Diese sozialen und politischen Strukturen gelten bis heute fur alle Marron Stamme in Suriname Allerdings sind durch den sog Dschungelkrieg von 1986 bis 1992 zwischen dem Dschungel Kommando unter dem Ndyuka Brunswijk und den militarischen Machthabern in Paramaribo viele Marrons mit dem Gewehr aufgewachsen Bei dem Kampf wurden auch viele der ohnehin schon knapp vorhandenen sozialen Einrichtungen zerstort Hierdurch kam es zu massiven Abwanderungen einer Verrohung der Sitten und einem Bruch mit alten Traditionen Aber auch das ausgebrochene Goldfieber in den Stammesgebieten wobei es zu bewaffneten Konflikten mit den Garimpeiros aus Brasilien kam fuhrte dazu dass viele Marrons die traditionelle Macht traditionelle Werte und Normen nicht mehr anerkennen Das uberlieferte Stammesrecht ist hierdurch vielfach nicht mehr die Rechtsnorm fur Konfliktlosungen Geschichte BearbeitenDer Stamm der Ndyuka oder Aukaner bildete sich mit den ersten zwei los Anfang des 18 Jahrhunderts aus Sklaven von Plantagen die am Suriname lagen Die Gruppe hatte sich am Ndyukakreek auch Djoekakreek niedergelassen Danach schlossen sich ihnen Sklaven von Plantagen aus dem Commewijne Cottica Gebiet an 1757 kam es zum grossten Sklavenaufstand in der Geschichte Surinames Hierbei waren Sklaven von sechs Plantagen am Tempatikreek einem Seitenarm des Ober Commewijne gefluchtet Sie vereinigten sich zunachst mit einer Gruppe von Marrons sudlich des Tempati Diese beiden Gruppen sollten zusammen mit den Marrons die sich am Ndyukakreek niedergelassen hatten den Stamm der Ndyuka bilden Da ab der Plantage Auka am Ober Suriname ein Pfad zum Ndyukakreek verlief wurden sie von der Kolonialmacht auch als Marrons hinter der Plantage Auka bezeichnet Die gefluchteten Sklaven waren inzwischen fur die Regierung zu einem immer grosseren Problem geworden dem auch durch militarische Expeditionen nicht beizukommen war Man sah sich hierdurch gezwungen zunachst mit einer der grossten Marron Gruppen einen Friedensvertrag zu schliessen Nachdem man sich uber einen Verhandlungsort hinter der Plantage Auka geeinigt hatte kam es am 10 Oktober 1760 zum Abschluss des ersten Friedensvertrages zwischen einem der grossten Businenge Stamme und der Kolonialmacht Niederlande die von da an als die befriedeten Aukaner oder Ndyukas galten Erster durch die Kolonialmacht anerkannter gaanman Stammesoberhaupt der Ndyuka wurde Fabi Labi Beyman vom Dikan lo Als ausseres Zeichen und Symbol ihrer Herrscherwurde und Anerkennung ihrer Unabhangigkeit von den Niederlandern erhielten die gaanmans ein Zepter einen Stab mit Silberknauf Die wichtigsten Elemente fur die Ndyukas aus dem Vertrag waren dass ihre Freiheit anerkannt und ihnen ein gewisses Mass an Autonomie zuerkannt wurde Fur die Regierung war vor allem wichtig dass sie von einem inlandischen Feind befreit wurde Ausserdem war die Bewegungsfreiheit der Ndyukas eingeschrankt worden und sie hatten sich verpflichtet kunftig gefluchtete Sklaven auszuliefern Nach Abschluss des Vertrages zogen die Ndyukas an den Tapanahony und ab dem 19 Jahrhundert liessen sich Gruppen am Sarakreek einem Seitenfluss des Ober Suriname und spater am Oberlauf des Commewijne und am Cottica nieder Der Vertrag wurde 1809 unter englischer Herrschaft von Suriname 1804 1816 und 1837 teilweise erganzt und neu bestatigt Ab 1857 wurde zum ersten Mal von der Kolonialverwaltung dem gaanman ein geringes Jahresgeld zuerkannt Als am 1 Juli 1863 die Sklaverei abgeschafft wurde lebten die Ndyukas bereits seit uber hundert Jahren als freie Menschen in Suriname Der Stamm der Ndyukas besteht aus insgesamt 12 los Seit 1836 ist die Flussinsel Diitabiki oder Drietabbetje im Tapanahony Residenz des gaanman der Ndyukas Ihre Sprache heisst ebenfalls Ndyuka oder Aukaans Gazon Matodja Bearbeiten Das Stammesoberhaupt gaanman der Ndyukas war von 1966 bis 2011 Gazon Matodja vom Otoo lo Matodja wurde rund 1904 das genaue Geburtsjahr ist nicht bekannt im Dorf Moitaki im Marowijne Gebiet geboren Am 23 August 2011 wurde ihm in seiner Residenz Drietabbetje von seinen Stammesangehorigen ein goldenes Zepter und eine goldene Krone angeboten Diese besondere Auszeichnung wurde ihm fur seine Verdienste inner und ausserhalb des Stammes sowie aus Anerkennung Respekt und vor allem fur die Weise wie er seit fast einem halben Jahrhundert die Stammesgeschicke fuhrt uberreicht Hiermit wurde Gazon Matodja in den Rang eines Konigs erhoht Obwohl die Institution gaanman bestehen bleibt haben seine Gefolgsleute mit dieser Handlung das Konigtum in ihre Tradition eingefuhrt In der Geschichte des Stammes fand eine solche Zeremonie zum ersten Mal statt Gazon Matodja starb am 1 Dezember 2011 im Diakonissenkrankenhaus in Paramaribo Unmittelbar nach seinem Tod wurde sein Leichnam auf die Flussinsel Drietabbetje uberfuhrt Nach Monaten von zeremoniellen Trauerfeiern auf Drietabbetje wurde der Konig der Ndyukas letztendlich am 10 April 2012 im in der Nahe gelegenen Dorf Poeketi am Tapanahony begraben Mit dem wasi bakaman einem Waschritual und einem Trankopfer ging am 21 April 2013 auf Drietabbetje formell die Trauerperiode fur den verstorbenen Konig Gazon Matodja zu Ende Bono Velanti Bearbeiten Am 17 Marz 2015 wurde Bono Velanti in Poeketi als neues Stammesoberhaupt gaanman granman der Ndyukas offiziell eingesetzt Bei der Zeremonie waren hunderte Gaste hierunter Minister Parlamentarier sowie Vertreter anderer Marron Stamme aus Suriname und Franzosisch Guayana anwesend 1 Die Vereidigung durch den Prasidenten der Republik Suriname erfolge am 3 Februar 2016 im Prasidentenpalais 2 Denkmal Bearbeiten Am 10 Oktober 2006 wurde auf dem Platz des 10 Oktober 1760 Ecke J A Pengel fruher Wanica und Henck Arron fruher Graven straat in Paramaribo ein Marron Monument enthullt Das Denkmal wurde vom Kunstler Marcel Pinas entworfen und zeigt eine nach oben gerichtete Einbaumspitze mit Afaka Zeichen Schriftzeichen der Ndyuka s und ein Paddel Das Boot steht fur das Fortbewegungsmittel der Marrons Mit dem Paddel will der Kunstler aufzeigen dass das surinamische Volk mit all seinen ethnischen Gruppen jetzt selbst die Gemeinschaft steuert und fortbewegt Seit 2010 ist der 10 Oktober formell als Tag der Marrons ein gesetzlicher Feiertag nbsp Das Marron Monument nbsp Dezember 2007 nbsp 10 Oktober 2011Literatur BearbeitenAndre R M Pakosie Gazon Matodja Surinaams stamhoofd aan het einde van een tijdperk Utrecht 1999 Herausgeber Stichting Sabanapeti ISBN 90 805186 1 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Maroon culture in Suriname Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten StarNieuws vom 17 Marz 2015 niederlandisch abgerufen am 2 April 2015 StarNieuws vom 3 Februar 2016 niederlandisch abgerufen am 4 Februar 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ndyuka amp oldid 211774139