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Unter der Bezeichnung NAMI 012 russisch NAMI 012 wurden ab 1949 mehrere Prototypen schwerer zweiachsiger Lastkraftwagen im sowjetischen Fahrzeuginstitut NAMI entwickelt Sie basierten technisch auf dem JaAZ 200 und nutzten dessen Fahrgestell und teilweise auch dessen Ladeflache wurden allerdings als Dampfwagen konstruiert und erhielten zudem ein vollig neues Fahrerhaus Als Brennstoff diente Holz da die Lkw unter anderem fur die Forstwirtschaft bestimmt waren Trotz entsprechender Empfehlungen kam es aus diversen Grunden nicht zu einer Serienfertigung stattdessen wurde der MAZ 501 mit Zweitakt Dieselmotor produziert Mit Beginn der 1950er Jahre wurde noch der NAMI 018 mit Allradantrieb gebaut der hauptsachlich als Holztransporter fur Langholz gedacht war NAMIModell eines NAMI 012 2018 Modell eines NAMI 012 2018 NAMI 012Hersteller NAMIVerkaufsbezeichnung NAMI 012Produktionszeitraum 1949 1954Vorgangermodell nur PrototypenNachfolgemodell keines indirekt MAZ 501Technische DatenBauformen Pritsche HolztransporterMotoren Dreizylinder DampfmotorLeistung 73 5 kWNutzlast 6 tzul Gesamtgewicht 14 5 tDer NAMI 012 war der einzige ernsthafte sowjetische Versuch Dampflastwagen zur Serienreife zu bringen 1954 wurde das Projekt fallengelassen und nie wieder aufgegriffen keiner der Prototypen ist erhalten geblieben Inhaltsverzeichnis 1 Fahrzeuggeschichte 1 1 Vorgeschichte 1 2 Bau und Erprobung 1 3 Weiterentwicklungen 1 4 Nachwirkungen 2 Technische Daten 3 Einzelnachweise 4 Literatur 5 WeblinksFahrzeuggeschichte Bearbeiten nbsp Frontansicht der Frontlenker kabine nbsp Seitenansicht des Fahrzeugs nbsp Draufsicht Zu erkennen Der Schornstein und die Einfulloffnungen fur Holz und Wasser nbsp Modell eines JaAZ 200 von dem Fahrgestell und Pritsche stammten nbsp Ein britischer Sentinel eines der Vorbilder fur den NAMI 012 2008 nbsp Ein Sentinel von Skoda in Betrieb 2009 Vorgeschichte Bearbeiten Bereits in den 1920er Jahren wurden in England dampfgetriebene Lastwagen gebaut die heute unter dem Namen Sentinel bekannt sind Auch auf dem europaischen Festland wurden derartige Lkw produziert insbesondere bei Skoda in Pilsen In der Sowjetunion wurde diese Entwicklung beobachtet da es noch in den 1930er Jahren Landesteile gab in denen die Versorgung mit Benzin und Dieselkraftstoff nicht gesichert war So wurden viele Lastwagen mit Holzgas betrieben darunter der GAZ 42 der schwerere ZIS 21 und auch Exemplare der schweren Kettentraktoren Stalinez 60 und Stalinez 65 1 Der Dampfantrieb wurde als mogliche Alternative betrachtet und insbesondere fur die Forstwirtschaft als gunstig angesehen weil die Holzabfalle als Treibstoff hatten verwendet werden konnen So wurden 1935 in einem sowjetischen Entwicklungsinstitut theoretische Uberlegungen angestellt einen JaG 10 mit Dampfantrieb zu realisieren das Projekt kam uber die Planung aber nicht hinaus Stattdessen wurde vom Moskauer Nautschny Awtotraktorny Institut dt Wissenschaftliches Traktoreninstitut kurz NATI 1946 wieder zuruckbenannt in NAMI 1936 ein dampfgetriebenes Automobil der Firma Doble beschafft um es zu untersuchen 1938 folgte ein britischer Sentinel 2 Als Ergebnis dieser Untersuchungen wurde 1940 ein erster Prototyp eines Dampflastwagens gebaut Als Basis diente ein JaG 6 ein fur funf Tonnen Zuladung ausgelegter Zweiachser aus dem Jaroslawski Awtomobilny Sawod Er erhielt einen Dampfmotor vom Typ MP 28 russisch MP 28 aus sowjetischer Konstruktion der bei 1500 min 1 je nach Angabe 120 oder 140 PS leistete Anders als der spater verwendete Dampfmotor handelte es sich um einen Langhuber mit 75 mm Bohrung und 130 mm Kolbenhub Mit dieser Motorisierung erreichte das Fahrzeug uber 40 km h Spitzengeschwindigkeit Durch den Ausbruch des Deutsch Sowjetischen Krieges wurden die Arbeiten an dem Projekt 1941 abgebrochen und fortan Waffentechnik entwickelt 2 Mit Ende des Krieges wurden in der sowjetischen Wirtschaft viele neu produzierte Lastwagen eingesetzt zum Beispiel aus dem Uljanowski Awtomobilny Sawod imeni Stalina Hinzu kamen durch das Leih und Pachtgesetz ins Land gekommene amerikanische Lastwagen und eine grosse Anzahl erbeuteter Fahrzeuge aus deutscher Produktion Sie hatten abgesehen von einigen heimischen Holzgasfahrzeugen alle benzinbetriebene Motoren Das stellte fur die Forstwirtschaft ein grosses Problem dar weil die Versorgung mit flussigen Treibstoffen in den eher abgelegenen Teilen Sibiriens und des Fernen Ostens nach wie vor schlecht war Die Holzgasfahrzeuge brachten diverse Probleme mit sich die sie fur den praktischen Gebrauch eher ungeeignet machten Insbesondere musste das Tankholz aufwandig aufbereitet werden es musste trocken sein und in die passende Grosse gebracht werden Auch waren die Konstruktionen sehr wartungsintensiv und schwacher als benzingetriebene Ottomotoren gleicher Grosse 2 Vor diesem Hintergrund wurden mit Ende des Krieges bei NAMI verschiedene Projekte wieder aufgegriffen die fur die Kriegsguterentwicklung hatten zuruckgestellt werden mussen Darunter waren auch die Dampflastwagen Sie stellten vor allem viel geringere Anforderungen an den Brennstoff da dieser nicht vergast werden musste sondern in einem Dampfkessel mit Feuerung einfach verbrannt werden konnte 1946 kam eine deutsche Zugmaschine vom Typ DW 60 aus den Sachsenberg Werken zu NAMI die wiederum analysiert und untersucht wurde Die Strassenzugmaschine war fur eine Anhangelast von 15 000 kg ausgelegt und hatte keine eigene Ladeflache Sie diente unter anderem als Vorbild fur die weitere Entwicklung 2 Bau und Erprobung Bearbeiten Konkrete Schritte zur Realisierung eines eigenen Prototyps gab es ab August 1947 vollendet wurde der erste NAMI 012 mit Pritsche Ende 1949 Man griff dafur wie auch bei allen nachfolgenden Fahrzeugen auf das Fahrgestell des seit 1947 in Serie gebauten schweren JaAZ 200 zuruck Dabei handelte es sich um eine deutlich modernere Konstruktion als den JaG 6 der vor dem Krieg verwendet worden war Neben dem Fahrgestell wurde auch die holzerne Ladeflache beibehalten Das Fahrerhaus der Motor und das Getriebe wurden entfernt und durch andere Bauteile ersetzt Die Kabine wurde in Frontlenkerbauweise neu gestaltet Dabei wurde der komplette Antrieb inklusive Dampfkessel Feuerung Wassertank und Brennstoffbunker hinter dem Fahrer angeordnet Die Kesselanlage und der Dampfmotor wurden mehrfach getauscht da sie sich entweder als zu gross oder zu schwach erwiesen Dabei wurde auf Zulieferteile von deutschen und franzosischen Unternehmen zuruckgegriffen Der letztlich verwendete Dampferzeuger lieferte maximal 600 kg Frischdampf pro Stunde mit einem Druck von 25 bar und einer Temperatur von 420 1 oder 425 C Bei einer durchschnittlichen Fahrt verbrauchte der Lkw mindestens 400 kg Holz auf 100 km 2 Der verwendete Dampfmotor war ein Dreizylinder mit etwa 4 6 l Hubraum Sein maximales Drehmoment lieferte er bei geringen Drehzahlen von 80 bis 100 Umdrehungen pro Minute es betrug etwa 2350 Nm und lag damit fast funfmal so hoch wie das des 112 PS Zweitakt Dieselmotors des JaAZ 200 mit ahnlichem Hubraum Die Hochstleistung von 100 PS wurde bei etwa 1000 Umdrehungen pro Minute abgegeben Diese hohe Elastizitat ermoglichte es ein Getriebe mit nur zwei Fahrstufen einzubauen Um dem hohen Motordrehmoment standzuhalten wurde ein Planetengetriebe verwendet Da in der Forstwirtschaft die Zugkraft eine wesentlich grossere Rolle als die Hochstgeschwindigkeit spielte wurde Letztere auf etwa 40 bis 45 km h beschrankt Ausserdem wurde die Untersetzung der Hinterachse von 8 22 1 auf 5 96 1 vermindert Durch die Anderungen stieg das Leergewicht um mehr als zwei Tonnen gegenuber dem JaAZ 200 die Zuladung musste von sieben auf sechs Tonnen reduziert werden 2 Mitte 1950 wurde ein zweiter NAMI 012 gebaut dieser wurde statt einer Pritsche mit einem Drehgestell und Rungen versehen Zusammen mit einem wahlweise ein oder zweiachsigen Anhanger ebenfalls mit Rungen wurde er zum Transport von Baumstammen eingesetzt Die Erprobung begann am 2 November 1950 und endete am 25 August 1951 Dabei wurde festgestellt dass die Fahrzeuge 10 mehr Ladung als vergleichbare Lastwagen mit Ottomotoren und sogar 50 Ladung als ahnliche Lkw mit Holzgasantrieb transportieren konnten Bei Strassenbetrieb reichte der Holzvorrat 75 bis 100 km der Wasservorrat mit 150 bis 180 km deutlich langer Bereits in dieser Zeit wurde versucht die Fahrzeuge mit Masut zu heizen was spater mit dem NAMI 012B nochmals aufgegriffen wurde Probleme zeigten sich insbesondere im Winterbetrieb da das Wasser in den Tanks flussig gehalten werden und auch flussiges Wasser getankt werden musste Ein Kaltstart dauerte je nach Umgebungsbedingungen 23 bis 40 Minuten 2 Weiterentwicklungen Bearbeiten Nach Abschluss der Erprobungsphase wurden die Fahrzeuge uberarbeitet So entstand ab 1951 zunachst der NAMI 012A der einen Dampfmotor mit hoherer Leistung und ein verstarktes Fahrgestell fur sieben Tonnen Zuladung erhielt Es folgte der NAMI 012B der auf Masutfeuerung umgerustet wurde damit entfiel jedoch der Vorteil der Verwendbarkeit der Holzabfalle Diese Version erhielt ausserdem ein neu gestaltetes Fahrerhaus und hohere Bordwande 2 Im Jahr 1952 wurde mit dem NAMI 018 die am starksten modifizierte Version gebaut Das zunachst mit einer Pritsche ausgerustete Fahrzeug erhielt die Vorderachse des JaAZ 214 und einen Allradantrieb Dieser schaltete sich bei einem Schlupf von mehr als 4 an den Hinterradern automatisch zu Zudem wurde ein Verteilergetriebe mit Gelandeuntersetzung nachgerustet 1 Der Dampfmotor leistete maximal 125 PS Fur die Erprobungen im Forst wurde der Lkw mit Rungen und einem entsprechenden Anhanger ausgestattet die Pritsche wurde entfernt Es entstand nur ein einziger NAMI 018 von dem aber sowohl Fotografien mit Pritschenaufbau als auch als Holztransporter erhalten geblieben sind 1953 starteten die Erprobungen die sich bis Ende des Jahres 1954 hinzogen 2 Nachwirkungen Bearbeiten nbsp Zeichnung eines MAZ 501 der letztlich fur die sowjetische Forstindustrie in Serie gebaut wurdeDer NAMI 012 und auch der NAMI 018 wurden von technischen Kommissionen als tauglich befunden und sogar bedingt zur Produktion empfohlen Der Einsatz sollte aber nur dort erfolgen wo die Versorgung mit Benzin und Diesel nicht sichergestellt war Tatsachlich kam es nie auch nur zu Vorbereitungen fur eine Serienproduktion Das Projekt wurde Ende 1954 beendet der Dampfantrieb wurde in der Sowjetunion fur Strassenfahrzeuge nie wieder aufgegriffen 2 Grund war vor allem dass die Kraftstoffverfugbarkeit sich deutlich verbesserte auch in entlegenen Regionen In diesem Zug verschwanden auch Lastwagen mit Holzvergaser zunehmend aus dem Verkehrsbild in den 1960er Jahren mit weiter fallenden Benzinpreisen sogar viele der Erdgasfahrzeuge die extra entwickelt worden waren 3 In der sowjetischen Forstwirtschaft setzte sich der ab 1955 produzierte MAZ 501 durch Er war ebenfalls mit Allradantrieb ausgestattet und glich ansonsten dem JaAZ 200 stark Diese Fahrzeuge wurden noch bis 1966 gebaut und anschliessend durch neuere Lastwagen wie den MAZ 509 ersetzt 3 Insgesamt wurden funf NAMI 012 und NAMI 018 gebaut sie waren wahrscheinlich die ersten letzten und auch einzigen extra fur Holzfeuerung ausgelegten Dampflastwagen uberhaupt Keiner der Prototypen ist erhalten geblieben 4 Technische Daten BearbeitenDie Daten beziehen sich auf Fahrzeuge der Grundversion NAMI 012 des Baujahres 1949 2 1 Motor Dreizylinder Dampfmotor Leistung 100 PS 73 5 kW bei 900 min 1 auch 1000 min 1 angegeben 1 Hubraum 4 60 l Bohrung 125 0 mm Hub 125 0 mm maximales Drehmoment 2350 Nm ab 80 100 min 1 Dampfdruck 25 bar Dampftemperatur 420 C Brennstoff Holzstucke maximale Grosse 50 10 10 cm testweise auch Masut Brennstoffverbrauch mindestens 400 kg Holz 100 km Brennstoffvorrat 350 400 kg auch 380 kg angegeben 1 Tankinhalt 380 l Wasser Reichweite 80 1 100 km Kupplung Dreischeiben Trockenkupplung Getriebe manuelles Schaltgetriebe mit zwei Gangen sowie Umschaltung zwischen vorwarts und ruckwarts Hochstgeschwindigkeit 40 45 km h Bremsanlage Trommelbremsen an allen vier Radern pneumatisch betatigt Antriebsformel 4 2Abmessungen und Gewichte Lange 7690 mm Breite 2630 mm Hohe 2475 mm Radstand 4520 mm Wendekreis Durchmesser 19 m gemessen am Vorderrad Spurweite vorne 1950 mm Spurweite hinten 1920 mm Lange der Ladeflache 4500 mm Reifendimension 12 00 20 Leergewicht 8300 kg Zuladung 6000 kg 200 kg im Fahrerhaus zulassiges Gesamtgewicht 14 500 kg Achslast vorne 4640 kg Achslast hinten 9860 kg Sitzplatze im Fahrerhaus 3Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g L M Schugurow AVTOMOBILI Rossii i SSSR Erster Teil S 249 a b c d e f g h i j k A B Jakutow Chefredakteur Avtolegendy SSSR Gruzoviki NAMI 012 S 3 ff a b L M Schugurow AVTOMOBILI Rossii i SSSR Zweiter Teil diverse Seiten Parovoj avtomobil NAMI 012 Artikel in der Gruzovik Press zur Geschichte des Fahrzeugs russisch Literatur BearbeitenI I Trepenenkow Ju A Dolmatowski Traktory i avtomobili Selchosgis Moskau 1954 L M Schugurow AVTOMOBILI Rossii i SSSR Erster Teil Ilbi Prostreks Moskau 1993 ISBN 5 87483 004 9 L M Schugurow AVTOMOBILI Rossii i SSSR Zweiter Teil Ilbi Prostreks Moskau 1994 ISBN 5 87483 006 5 A B Jakutow Chefredakteur Avtolegendy SSSR Gruzoviki NAMI 012 Nr 20 DeAgostini Moskau 2018 Das Dampf und Gasturbinenfahrzeug im Vergleich zum Dieselfahrzeug In Kraftfahrzeugtechnik 3 1955 S 74 78 Weblinks BearbeitenYaAZ 200 GRUZOVOJ AVTOMOBIL russisch Parovoj avtomobil NAMI 012 Artikel in der Zeitschrift Gruzovik Press zur Geschichte des Fahrzeugs russisch Sammlung historischer Fotografien zum Fahrzeug englisch Abbildung der dampfgetriebenen Strassenzugmaschine aus den Sachsenberg Werken Abgerufen von https de wikipedia org w index php title NAMI 012 amp oldid 196701876