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Mystischer Akkord ist eine auf Leonid Sabanejew zuruckgehende 1 theosophisch verklarte 2 Bezeichnung fur einen von Alexander Skrjabin verwendeten Akkord der besonders durch sein Orchesterwerk Promethee Le Poeme du feu op 60 Prometheus Das Poeme des Feuers 1911 beruhmt wurde und daher auch Prometheischer Akkord genannt wird Mystischer Akkordanhoren aus dem Scherzo op 46 von SkrjabinWenn er auf dem Grundton C aufbaut besteht der Akkord aus den Tonen C Fis B E A D source Die Audiowiedergabe wird in deinem Browser nicht unterstutzt Du kannst die Audiodatei herunterladen Der Akkord lasst unterschiedliche Deutungen zu als Quartenakkord 1 2 3 der sich aus zwei reinen zwei ubermassigen und einer verminderten Quarte zusammensetzt Wegen der verminderten Quarte fis b die bei gleichstufiger Stimmung mit einer grossen Terz klanggleich ist handelt es sich allerdings nicht um einen echten Quartenakkord 4 als Dominantseptnonakkord mit zweifachem Vorhalt zur Quinte 3 siehe obiges Notenbeispiel a Die Quinte g wird durch fis und a ersetzt Im nebenstehenden Beispiel aus Skrjabins Scherzo op 46 losen sich diese beiden Vorhaltstone a und fis in die Quinte g auf als Dominanttredezimakkord mit fehlender Undezime und tiefalterierter Quint 4 wobei das fis enharmonisch zum ges gewandelt wurde Notenbeispiel b Durch den abwarts zum f fuhrenden Leitton ges wird der dominantische Charakter besonders unterstrichen Alternativ wird der Akkord zuweilen auch als Dominantsextnonakkord mit tiefalterierter Quint gesehen dem eine Sexte als harmoniefremder Ton zugefugt ist 1 als synthetischer Akkord der aus den Tonen der akustischen Skala gebildet wird Letztere reprasentiert wenn auch durch die Ubersetzung in die gleichstufige Stimmung nur sehr unvollkommen die Tone 8 bis 14 der Obertonreihe Die Idee den mystischen Akkord mit der Obertonreihe in Verbindung zu bringen stammt nicht wie oft behauptet von Skrjabin selbst sondern von seinem Freund Leonid Sabanejew als Dominanttredezimakkord mit fehlender Quint und hochalterierter Undezime 11 Notenbeispiel c Diese Deutung vertritt Zsolt Gardonyi und bezeichnet den Akkord wegen seiner Beziehung zur akustischen Skala als akustischen Tredezimakkord Die verbreitete Interpretation als Quartenakkord lehnt er ab mit der Begrundung diese hange mit einem curricularen Defizitproblem in der beruflichen Musikausbildung zusammen 5 bei der die Beschaftigung mit weiten Lagen kaum uber die von Vierklangen hinausgehe Heute wisse man jedoch dass weite Lagen nicht nur bei Drei und Vierklangen sondern selbstverstandlich auch bei Funf Sechs und Siebenklangen vorkommen konnen Das Fehlen der Quinte und die weite Auftragungsform anderten indessen auch bei akustischen Siebenklangen nichts an ihrer terzgeschichteten Grundstruktur genauso wie bei klassischen Septimakkorden die auch bei gelegentlich fehlender Quinte und auch in einer weiten Lage als solche erkannt werden konnen Der im franzosischen Impressionismus vielfaltig auftretende akustische Siebenklang z B in der Grundstellung wie in den verschiedensten Umkehrungen eng oder weit gesetzt vollstandig oder unvollstandig figuriert oder unfiguriert wird auch von Skrjabin bereits in fruheren Werken verwendet z B im ersten Satz der Klaviersonate op 30 1903 oder im Scherzo op 46 Das Aufsehen das er in Skrjabins Werken um und nach op 60 hervorrief beruht auf einer Verwendung die seine funktionelle Herkunft negiert Skrjabin in dessen kompositorischer Entwicklung ohnehin eine zunehmend dissonierende Tendenz zu beobachten war begann allmahlich alterierte Vorhaltsakkorde dominantischen Charakters einzufrieren was dazu fuhrt dass die Dominante ihren ursprunglichen Charakter verliert und vielmehr zum Klangzentrum wird In den 9 Schlusstakten der 7 Klaviersonate op 64 1911 12 setzt sich das Tonmaterial ausschliesslich aus den 6 Tonen des nach fis transponierten mystischen Akkords zusammen fis his e1 ais1 dis2 gis2 dessen sowohl horizontale als auch vertikale Verwendung fast wie eine Vorwegnahme der Zwolftontechnik wirkt Doch bestimmt bei Skrjabin die Intervallstruktur eines Akkordes die horizontalen und vertikalen Tonkombinationen wahrend bei Schonberg die Intervallstruktur einer Reihe diese Aufgabe ubernimmt In seiner spateren Zeit verwendete Skrjabin uberdies noch andere synthetische Akkorde 2 Literatur BearbeitenGardonyi Nordhoff Harmonik Wolfenbuttel 2002 S 180 ff ISBN 3 7877 3035 4Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten a b c Mystischer Akkord In Marc Honegger Gunther Massenkeil Hrsg Das grosse Lexikon der Musik Band 5 Koth Mystischer Akkord Aktualisierte Sonderausgabe Herder Freiburg im Breisgau u a 1987 ISBN 3 451 20948 9 S 446 a b c Mystischer Akkord In Willibald Gurlitt Hans Heinrich Eggebrecht Hrsg Riemann Musik Lexikon Sachteil B Schott s Sohne Mainz 1967 S 620 a b Reinhard Amon Lexikon der Harmonielehre 2 Auflage Doblinger Wien 2015 ISBN 978 3 902667 56 4 S 17 a b Everard Sigal Tonsatz Dominanten online Abgerufen 5 Oktober 2015 Zsolt Gardonyi Alexander Skrjabin 1871 1915 zum 100 Todestag Wurzburg 2015 S 2 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mystischer Akkord amp oldid 238346222