www.wikidata.de-de.nina.az
In der Mathematik bezeichnet man einen geometrischen Raum dessen Punkte den verschiedenen mathematischen Objekten eines bestimmten Typs entsprechen als Modulraum dieser Objekte Beispielsweise ist die projektive Ebene R P 2 displaystyle mathbb R P 2 der Modulraum aller Geraden durch den Nullpunkt im R 3 displaystyle mathbb R 3 Der Modulraum der elliptischen Kurven uber C displaystyle mathbb C ist die Modulkurve S L 2 Z H 2 displaystyle SL 2 mathbb Z H 2 In der algebraischen Geometrie hat man fur die Klassifikation algebraisch geometrischer Objekte die Definitionen eines feinen Modulraums und eines groben Modulraums Der feine Modulraum hat bessere Eigenschaften existiert aber nicht immer Daneben spricht man auch in anderen Gebieten der Mathematik von Modulraumen mathematischer Objekte ohne dass es fur diesen Begriff eine einheitliche Definition gabe Beispielsweise ist in der symplektischen Geometrie der Modulraum der pseudoholomorphen Kurven von grosser Bedeutung oder in der Teichmuller Theorie der Modulraum hyperbolischer Metriken Inhaltsverzeichnis 1 Beispiel 2 Modulraume in der algebraischen Geometrie Definitionen 2 1 Feiner Modulraum 2 2 Grober Modulraum 3 Beispiele 3 1 4 Tupel von Punkten auf der projektiven Geraden 4 Modulraume in anderen Gebieten der Mathematik 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBeispiel BearbeitenDie projektive Ebene R P 2 displaystyle mathbb R P 2 nbsp ist per Definition die Menge der 1 dimensionalen Unterraume des Vektorraums R 3 displaystyle mathbb R 3 nbsp Sie lasst sich mit einem differenzierbaren Atlas versehen so dass durch eine differenzierbare Mannigfaltigkeit X displaystyle X nbsp parametrisierte Familien 1 dimensionaler Unterraume des R 3 displaystyle mathbb R 3 nbsp gerade den differenzierbaren Abbildungen X R P 2 displaystyle X to mathbb R P 2 nbsp entsprechen die Punkten x X displaystyle x in X nbsp jeweils die dem Parameter x displaystyle x nbsp entsprechende Gerade in R 3 displaystyle mathbb R 3 nbsp also einen Punkt L x R P 2 displaystyle L x in mathbb R P 2 nbsp zuordnen Ahnlich lassen sich projektive Raume als Modulraume 1 dimensionaler Unterraume eines R n displaystyle mathbb R n nbsp und allgemeiner Grassmann Mannigfaltigkeiten als Modulraume k dimensionaler Unterraume eines R n displaystyle mathbb R n nbsp interpretieren Modulraume in der algebraischen Geometrie Definitionen BearbeitenFeiner Modulraum Bearbeiten Sei F displaystyle F nbsp ein Funktor von der Kategorie der Schemata in die Kategorie der Mengen der jedem Schema B displaystyle B nbsp die Menge der Familien gewisser geometrischer Objekte mit Basis B displaystyle B nbsp zuordnet Dann ist M displaystyle M nbsp der feine Modulraum fur den Funktor F displaystyle F nbsp wenn es einen Isomorphismus t F Hom M displaystyle tau colon F to operatorname Hom cdot M nbsp gibt Die universelle Familie ist die Familie uber M displaystyle M nbsp die der Identitatsabbildung i d M Hom M M displaystyle id M in operatorname Hom M M nbsp entspricht Grober Modulraum Bearbeiten Sei F displaystyle F nbsp ein Funktor von der Kategorie der Schemata in die Kategorie der Mengen der jedem Schema B displaystyle B nbsp die Menge der Familien gewisser geometrischer Objekte mit Basis B displaystyle B nbsp zuordnet Dann ist M displaystyle M nbsp ein grober Modulraum fur den Funktor F displaystyle F nbsp wenn es eine naturliche Transformation t F Hom M displaystyle tau colon F to operatorname Hom cdot M nbsp gibt die universell bzgl aller naturlichen Transformationen ist Zu einem groben Modulraum gibt es im Allgemeinen keine universelle Familie Beispiele Bearbeiten nbsp Mobiusband als 1 dimensionales Vektorbundel uber dem KreisDer feine Modulraum der Aquivalenzklassen endlicher Mengen modulo Bijektion ist die Menge der naturlichen Zahlen N displaystyle mathbb N nbsp Der feine Modulraum 1 dimensionaler Unterraume des R 3 displaystyle mathbb R 3 nbsp ist die projektive Ebene Es gibt bis auf Isomorphismus nur einen 1 dimensionalen Vektorraum und tatsachlich ist der Punkt ein grober Modulraum 1 dimensionaler Vektorraume Er ist aber kein feiner Modulraum denn das Mobiusband als 1 dimensionales Vektorbundel uber dem Kreis entspricht keiner Abbildung S 1 Punkt displaystyle S 1 to left text Punkt right nbsp Der Punkt ist aber ein feiner Modulraum fur die Aquivalenzklassen V 1 displaystyle V 1 nbsp aus einem 1 dimensionalen Vektorraum V displaystyle V nbsp und einem von 0 displaystyle 0 nbsp verschiedenen Element 1 V displaystyle 1 in V nbsp denn das Mobiusband als 1 dimensionales Vektorbundel hat keinen Schnitt ohne Nullstellen 4 Tupel von Punkten auf der projektiven Geraden Bearbeiten nbsp Das Doppelverhaltnis bleibt unter projektiven Automorphismen erhalten Der feine Modulraum fur die Quadrupel paarweise verschiedener Punkte auf der projektiven Geraden P 1 displaystyle P 1 nbsp ist offensichtlich P 1 P 1 P 1 P 1 Diagonalen displaystyle P 1 times P 1 times P 1 times P 1 setminus text Diagonalen nbsp Die universelle Familie ist eine Teilmenge von Q P 1 displaystyle Q times P 1 nbsp namlich die Vereinigung der Bilder der durch s i p p p i displaystyle sigma i p p p i nbsp fur p p 1 p 2 p 3 p 4 displaystyle p p 1 p 2 p 3 p 4 nbsp gegebenen Schnitte s 1 s 4 Q Q P 1 displaystyle sigma 1 ldots sigma 4 colon Q to Q times P 1 nbsp Zwei Quadrupel heissen projektiv aquivalent wenn es einen projektiven Automorphismus A P G L 2 displaystyle A in PGL 2 nbsp gibt der das eine Quadrupel auf das andere abbildet Bekanntlich ist das Doppelverhaltnis eines Quadrupels paarweise verschiedener Punkte ein Element aus P 1 0 1 displaystyle P 1 setminus left 0 1 infty right nbsp und zwei solche Quadrupel sind genau dann projektiv aquivalent wenn sie dasselbe Doppelverhaltnis haben Daraus kann man leicht herleiten dass P 1 0 1 displaystyle P 1 setminus left 0 1 infty right nbsp der feine Modulraum fur Quadrupel modulo projektiver Aquivalenz und P 1 0 1 P 1 displaystyle P 1 setminus left 0 1 infty right times P 1 nbsp die universelle Familie ist Modulraume in anderen Gebieten der Mathematik BearbeitenModulraum der Riemannschen Metriken auf einer differenzierbaren Mannigfaltigkeit 1 Modulraum der pseudoholomorphen Kurven in einer symplektischen Mannigfaltigkeit 2 Modulraum der flachen Zusammenhange eines Prinzipalbundels 3 Literatur BearbeitenDavid Mumford John Fogarty Frances Kirwan Geometric invariant theory Ergebnisse der Mathematik und ihrer Grenzgebiete Band 34 3 Auflage Springer Berlin 1994 ISBN 3 540 56963 4 englisch Alexander Grothendieck Techniques de construction en geometrie analytique I Description axiomatique de l espace de Teichmuller et de ses variantes In Seminaire Henri Cartan Band 13 Nr 1 1960 1961 Secretariat Mathematique Paris Exposes No 7 und 8 franzosisch Carlos T Simpson Moduli of representations of the fundamental group of a smooth projective variety I In Publications Mathematiques de l IHES Band 79 1994 S 47 129 englisch numdam org Carlos T Simpson Moduli of representations of the fundamental group of a smooth projective variety II In Publications Mathematiques de l IHES Band 80 1994 S 5 79 englisch numdam org Weblinks BearbeitenBen Zvi Moduli spaces Princeton Companion to Mathematics moduli space nLab Moduli Space MathWorld Clader Mini Course on Moduli SpacesEinzelnachweise Bearbeiten Wilderich Tuschmann David J Wraith Moduli spaces of Riemannian metrics Oberwolfach Seminars Band 46 2 korrigierte Auflage Birkhauser Basel 2015 ISBN 978 3 0348 0947 4 englisch Dusa McDuff Dietmar Salamon J holomorphic curves and symplectic topology American Mathematical Society Hrsg Colloquium Publications Band 52 2 Auflage American Mathematical Society Providence RI 2012 ISBN 978 0 8218 8746 2 englisch Michael Francis Atiyah Raoul Bott The Yang Mills equations over Riemann surfaces In Philosophical Transactions of the Royal Society A Band 308 Nr 1505 London 1983 S 523 615 doi 10 1098 rsta 1983 0017 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Modulraum amp oldid 223824053