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Als Mittelpunktsgleichung wird seit der antiken Astronomie die Abweichung der ungleichmassigen Bewegung von Mond und Planeten von einer gleichmassigen Bewegung entlang einer Kreisbahn bezeichnet Wie Johannes Kepler 1609 zeigte hangt sie von der Exzentrizitat e der jeweiligen Bahnellipse ab Ihr Maximalbetrag wird grosse Ungleichheit genannt Sie ergibt sich aus der Kepler Gleichung als Differenz zwischen mittlerer Anomalie M und wahrer Anomalie V Letztere ist der momentane Winkelabstand des Himmelskorpers von seiner Periapsis erd bzw sonnennachster Punkt der Bahnellipse wahrend der Winkel M gleichmassig mit der Zeit ablauft und im Periapsis mit Null beginnt Weil sich die Kepler Gleichung nur iterativ losen lasst wird V M heute meist durch eine Reihenentwicklung berechnet Fur Gradmass ergibt sich in Naherung zweiter Ordnung V M 180 p 2 e sin M 5 4 e 2 sin 2 M displaystyle V M frac 180 pi left 2e cdot sin M frac 5 4 e 2 cdot sin 2M dotsc right bzw in Naherung dritter Ordnung V M 180 p 2 e e 3 4 sin M 5 4 e 2 sin 2 M 13 12 e 3 sin 3 M displaystyle V M frac 180 pi left left 2e frac e 3 4 right sin M frac 5 4 e 2 sin 2M frac 13 12 e 3 sin 3M dots right Das Maximum tritt bei den Winkeln 90 und 270 auf d h zum Viertel bzw zu der Umlaufzeit und wird Grosse Ungleichheit genannt Sie entspricht dem 1 Term 2e der obigen Reihe und betragt beim Mond 6 3 bei der Erdbahn bzw der scheinbaren Sonnenbahn 1 9 beim Merkur 24 bei Venus 0 8 beim Mars 10 7 bei Jupiter 5 und bei Saturn 6 Diese Werte waren schon Claudius Ptolemaus wohlbekannt vermutlich hat sie schon Apollonios von Perge um 200 v Chr aus langjahrigen Beobachtungen hergeleitet Ahnliche Untersuchungen wurden auch im alten Indien in Babylonien und in Persien durchgefuhrt Der grosste Term der Mittelpunktsgleichung die Sinus Schwingung 2e sinM der obigen Reihenentwicklung wurde in der griechischen Planetentheorie durch Epizykel berucksichtigt Man liess den Epizykelmittelpunkt so auf einem Exzenter laufen dass die Bewegung von einem Ausgleichspunkt gesehen gleichformig erscheint 1 Die Babylonier berechneten ihn jedoch nicht mittels Epizykeltheorie sondern durch arithmetische Reihen Dass sich die Mondbahn damit noch nicht befriedigend berechnen lasst schreibt aber schon Ptolemaus in seinem Almagest Als Korrektur fuhrt er die Evektion ein eine Storung von 1 3 die von der gegenseitigen Stellung Sonne Mond abhangt 1500 Jahre spater entdeckt Tycho de Brahe in seinen 0 02 genauen Beobachtungen zwei weitere Storungen Variation und jahrliche Gleichung die durch Newtons Gravitationsgesetz bestatigt wurden Heute berucksichtigt die Theorie der Mondbahn weit uber 1000 periodische Storungsterme zu denen noch sakulare Effekte z B Drehung der Mondbahnebene kommen Auch bei den Planeten beschreibt die Mittelpunktsgleichung die ungleichformige Geschwindigkeit infolge der Bahnelliptizitat doch ubertrifft sie nur bei Merkur e 0 206 und Mars 0 093 jene des Mondes Die sonstigen Storungen sind geringer weil die Erde und andere Planeten weit entfernt sind Literatur BearbeitenKarl Stumpff Hans Heinrich Voigt Das Fischer Lexikon Band 4 Astronomie Neubearbeitete 9 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt Main 1978 ISBN 3 596 40004 X EA Frankfurt M 1956 Wolfgang Schroeder Kapitel Mond und Planetenbahnen In Derselbe Praktische Astronomie fur Sternfreunde Orion Bucher 9 Auflage Franckh Verlag Stuttgart 1982 ISBN 3 440 04990 6 EA Stuttgart 1958 Einzelnachweise Bearbeiten van der Waerden Ausgleichspunkt Methode der Perser und indische Planetenrechnung Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mittelpunktsgleichung amp oldid 217219304