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Die mittelalterliche Synagoge Wiens wurde erstmals um 1200 errichtet und spater weiter ausgebaut Sie bildete das Zentrum der judischen Gemeinde der ersten judischen Ansiedlung in Wien Vom 13 bis zum 15 Jahrhundert war sie eine der grossten Synagogen Europas Rekonstruktionsmodell der Synagoge am heutigen Judenplatz Zustand nach 1406 Massstab 1 25 Inhaltsverzeichnis 1 Die Synagoge Zentrum der Gemeinde 2 Baubeschreibung und Einzelheiten 3 Heute 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseDie Synagoge Zentrum der Gemeinde Bearbeiten nbsp Plan des Ghettos in der Inneren Stadt zur Zeit der Aufhebung im Jahre 1421 Auf dem Judenplatz vormals Schulhof befand sich freistehend die SynagogeDie Synagoge befand sich im Zentrum des Judenviertels am heutigen Judenplatz damals der Schulhof 1294 erwahnt im Ersten Bezirk Der Schulhof wurde nach dem dort stehenden Gotteshaus benannt Im Mittelalter wurden Synagogen als schola auf Deutsch Schule Judenschule bezeichnet und das jiddische Wort fur Synagoge ist noch immer Schil oder Schul Geographisches und auch symbolisches Zentrum einer Gemeinde war oft die Synagoge deren Schutz im Rahmen des allgemeinen Judenschutzes dem Landesherren oblag Die Synagoge war neben ihren religiosen Funktionen der Ort der innerjudischen Gerichtsbarkeit Ort der Ankundigungen aber auch der Schlichtung christlich judischer Streitigkeiten sie war auch Ort der Ablegung des Judeneides der Ort der offentlichen Busse und Strafe Ein talmudisches Prinzip machte es zur Pflicht die Synagoge auch Beth HaKnesset genannt zum hochsten Gebaude der Stadt zu machen Die Synagogen von Toledo zeugen noch heute von diesem Eifer Jedoch verschlechterte sich die Lage der Synagogen in den Landern Europas die Klagen und Verbote der koniglichen und kirchlichen Obrigkeiten waren sehr haufig So bestimmten auch kirchliche Erlasse die Hohe und Grosse der Wiener Synagoge vom 10 bis zum 12 Mai 1267 tagte im Stephansdom in Wien das 22 Provinzialkonzil es wurde unter anderem bestimmt dass die Juden keine neuen Synagogen errichten durften und alte nicht erneuern oder erhohen und erweitern durften 1 Auch die Konfiszierungen oder Zerstorungen der Synagogen wurden immer haufiger So mussten sich die Juden meist mit bescheidenen Gebauden zufriedenstellen Ausserdem belasteten die Verfolgungen Konfiszierungen und die schweren Steuern die Gemeinde So glichen Synagogen neben den christlichen Sakralbauten von aussen eher profanen Gebauden Baubeschreibung und Einzelheiten BearbeitenDas Gebaude in Wien wurde erstmals 1204 erwahnt und hatte einen anfanglichen Bauumfang von nur 75 m und bestand wohl weitgehend aus Holz Das Gebaude hatte damals drei Raume die Eingangshalle im Norden die Frauenschul im Suden und die Mannerschul in der Raummitte nach orthodoxer judischer Tradition werden Manner und Frauen getrennt 1406 brannte jedoch die Synagoge ab und es wurde eine neue aus Steinen bestehende Schul gebaut Sie war zweischiffig und wurde von fuhrenden Fachleuten der Wiener Dombauhutte erbaut was den gotischen Stil des Gotteshauses erklart Die mittelalterliche Synagoge war dem Baustil der Wormser Synagoge nachempfunden denn ein ubernommenes Stilelement aus Worms war der schon erwahnte durch zwei Saulenpfeiler geteilter zweischiffige Innenraum den gleichen Grundriss zeigen die Prager Altneu Schul und die nicht mehr bestehende Regensburger Synagoge beide aus dem 13 Jahrhundert Heute kann man noch die Uberreste der Pfeiler erkennen Der Bau bestand aus Manner und Frauenschul und weiteren Nebenraumen Nach zwei Ausbauphasen wurde sie auf insgesamt 465 m erweitert und war eine der grossten Synagogen des europaischen Mittelalters 2 Der Frauenabschnitt der an der Sudseite lag hatte einen separaten Eingang und wurde wahrend den neueren Bauphasen weiter ausgebaut Er war mit Schlitzfenstern mit dem Hauptraum verbunden Zudem gab es eine Winterstube die beheizbar war Des Weiteren fuhrte die Eingangshalle links zur Talmudschule weiter die an der Nordseite lag Die Mauern der Synagoge wurden durch Fenster beschmuckt Dieses Prinzip hatte seine Wurzeln im Vorgang Daniels Nach den Uberlieferungen hat er in seinem Oberzimmer offene Fenster gegen Jerusalem und dreimal am Tag fiel er auf die Knie und betete zu Gott und lobte ihn Kap 6 2 3 nbsp Die Uberreste der Synagoge links die Frauenschul Sudseite in der Raummitte die hexagonale Bima und weiter hinten der Toraschrein Der wesentliche Pol einer Synagoge ist der Toraschrein hier wurden die Thora Rollen aufbewahrt Sie befand sich in einer Nische an der ostlichen Wand Die Gesetzesrollen wurden von einem verzierten Uberzug aus Stoff bedeckt den Me il also Mantel der Thora Unter dem Uberzug wurden die Rollen durch eine Mapa einen Wimpel geschlossen gehalten 3 Die Thora das kostbarste Stuck einer judischen Gemeinde wurde so prachtig geschmuckt wie es die Mittel erlaubten Vor dem Schrein brannte ein ewiges Licht auch ner tamid genannt ein Symbol gottlichen Lichtes Solche Lampen waren meist sternformige Metalllampen Die restliche Beleuchtung der Synagoge wurde durch zahlreiche Ollampen gewahrleistet Diese hingen meist vom Gewolbe oder den Querbalken herunter Man konnte sie zweifellos herunterlassen um Ol nachzufullen oder die Hohe zu regulieren Der Innenraum der mittelalterlichen Synagoge war mit einem weiteren Pol angeordnet Dem Toraschrein gegenuber lag die sechseckige Bima in der Raummitte Von der Tribune aus nahm der Vorbeter der Gemeinde die Lesungen der heiligen Texte vor Die Bima war mit bunten Bodenfliesen und bemalten Wanden aus roten Ziegeln verziert und hatte wohl auch farbige Glasscheiben zwischen den kleinen Rundbogen Der Boden bestand aus Kacheln die grun und braun gefarbt waren das Gewolbe war in roter Farbe gehalten 4 In der Synagoge besassen alle ihren festen Platz zum Beten besonders respektierte und wichtige Mitglieder der Gemeinde befanden sich rechts und links vom Toraschrein Die ubrigen fanden sich im Gegenuber des Schreines wieder Besonders aufschlussreich uber das Innere einer Synagoge sind vor allem Responsen und Bemerkungen der beruhmten Rabbiner aus dem osterreichischen Raum Die reichhaltige Literatur der rabbinischen Responsentexte ist eine besondere Erscheinung im Fundus schriftlicher Zeugnisse aus dem Mittelalter Die zumeist schriftlich erteilten Gutachten und Kommentare auf Anfragen zur Halacha wurden im Umkreis der mittelalterlichen Gelehrtenschulen in Sammlungen zusammengefasst und weitergegeben So wird auch zur aufwendigen Beleuchtung der Synagoge mit Kerzen oder Ollampen geschrieben Hierzu heisst es bei Meir ben Baruch von Rothenburg Das Licht vieler Kerzen in der Synagoge am Tage oder in der Nacht vermehrt den Festgeist und die Freude 5 Auch geht aus den Texten hervor dass Lampen auf oder vor dem Toraschrein ublich waren So bemerkt Isserlein auf dem Aron ha qodesh sind brennende Lampen 6 Zur Breite des Toraschreins oder der Nische heisst es bei Meir ben Baruch von Rothenburg Es ist vorzuziehen den Aron breit anzufertigen und die Rollen flach hinzulegen 7 Der Schrein selbst wurde bereits im Mittelalter mit einer Tur und einem Vorhang Parochet verschlossen Massangaben zur Dimensionen der Bima finden sich in der Responsenliteratur ebenso wie Hinweise auf Material oder Brustungshohe In Bezug auf den Zugang zur Bima ist eine Response Isserleins auffallend Auf die Frage ob man beim Toraaufruf auf den Turm Bima durch die ostliche oder die westliche Offnung hinaufsteigen und hinabgehen soll lautet seine Antwort Ich pflege von der meinem Platz am nachsten liegenden Seite hinaufzusteigen und ich steige an der meinem Platz entfernten Seite hinab wie wir sagen dass derjenige der das Vestibul betritt von der kurzesten eintritt und von der am weitesten entfernten hinausgeht 8 Dank dieser Aussage werden zwei gegenuberliegende Aufgange zur Bima genannt und diese auf der Ost bzw Westseite und damit auch einer auf der Seite des Lesepultes lokalisiert wie es auch bei der Synagoge in Wien war Archaologische Ausgrabungen brachten Funde ans Tageslicht die uber das tagliche Leben in der Synagoge erzahlen Holzkamm Spielzeuge Schlussel Schreibgriffel und Munzen waren unter den Funden Neben der Synagoge gab es auch ein Spital ein Schlachthaus und eine Mikwe Als in der Wiener Gesera um 1421 die Gemeinde vertrieben oder ermordet wurde fanden manche Zuflucht in der Synagoge und begingen Kiddusch HaSchem um der Zwangstaufe zu entgehen der Rabbi Jonah steckte die Synagoge in Brand bevor er diesen Weg wahlte Das Gebaude wurde darauf abgerissen und seine Steine fanden beim Bau von Gebauden der theologischen Fakultat der Universitat Wien Verwendung In Akten der Universitat wurde folgendes eingetragen Et ecce mirum Synagoga veteris legis in scholam virtutum novae legis mirabiliter transmutatur Auf Deutsch Welch ein Wunder Das Haus des alten Bundes verwandelt sich wunderbarerweise in die hohe Schule des neuen Bundes Heute Bearbeiten nbsp Das Mahnmal am Judenplatz im Jahre 2000 uber der ehemaligen Synagoge erbaut Von 1995 bis 1998 wurden umfassende Ausgrabungen gefuhrt da man an der Stelle das Mahnmal fur die osterreichischen judischen Opfer der Shoa errichten wollte Daraufhin wurden die Fundamente der Synagoge freigelegt und andere Fundstucke in das nebenan liegende Misrachi Haus gebracht wo eine Dauerausstellung uber das judische mittelalterliche Leben gezeigt wird und die Uberreste der Synagoge zu besichtigen sind da die Fundamente der Bima und des Aaron HaKodesch Toraschrein sowie die Flugel des Gebaudes also Frauenschul und Winterstube freigelegt wurden Siehe auch BearbeitenJudisches Leben in Wien Liste judischer Andachtsstatten in Wien Altneu Synagoge Korneuburger SynagogeWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Synagogue at Judenplatz Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Hans Tietze Die Juden Wiens Wien ISBN 3 900379 05 X S 21 22 Die Wiener Judenstadt Video Abgerufen am 25 April 2020 a b Therese und Mendel Metzger Judisches Leben im Mittelalter Das judische Viertel S 65 74 Martha Keil Mittelalterliche Synagogenbauten in Die Geschichte der Juden in Osterreich ISBN 978 3 8000 7159 3 S 17 18 Shut Maharam ben R Barukh S 191 Nr 69 Frage zu einer stark qualmenden Ollampe in der Synagoge S 174f Nr 19 nach Kern Ulmer 1990 S 133 Sefer Terumat Ha Deshen Pesakim u Ketavim 67 nach Kern Ulmer 1990 S 134 Sefer Shut Maharam ben R Barukh Teil 4 352 nach Kern Ulmer 1990 S 58 Sefer Terumat Ha Deshen Pesakim u Ketavim 119 zitiert nach Kern Ulmer 1990 S 78f 48 21167 16 36947 Koordinaten 48 12 42 N 16 22 10 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mittelalterliche Synagoge Wien amp oldid 239332981