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Die ehemalige Synagoge Korneuburg auch Synagoge Rossmuhle genannt steht in der Propst Bernhard Strasse 6 in der Stadtgemeinde Korneuburg im Bezirk Korneuburg in Niederosterreich Die Ruine der Synagoge steht seit 1980 unter Denkmalschutz Listeneintrag und zahlt zu den bedeutendsten Zeugnissen mittelalterlicher Synagogenarchitektur im deutschsprachigen Raum 1 Synagoge Korneuburg 2013 Inhaltsverzeichnis 1 Die Synagoge als Zentrum der Gemeinde 2 Baubeschreibung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseDie Synagoge als Zentrum der Gemeinde BearbeitenDie ersten Nachrichten uber judische Besiedlung in Korneuburg kamen mit der Uberlieferung zu einem angeblichen Hostienwunder und Hostienfrevelvorwurf im Jahre 1305 Uber die Juden in Korneuburg fehlen jegliche Informationen man kann aber davon ausgehen dass es im 14 Jahrhundert bereits eine Gemeinde gab da zwischen 1371 und 1418 drei Judenrichter bezeugt sind und 1469 eine wohl bereits 1420 konfiszierte Synagoge der Stadt uberlassen wird Ab 1409 fehlen wieder jegliche Hinweise auf eine judische Gemeinde in Korneuburg Zwischen 1350 und 1420 dem Jahr der landesweiten Vertreibung aus dem Herzogtum lassen sich insgesamt etwa neun aus Korneuburg stammende Juden belegen die dennoch uberwiegend in Wien wohnhaft waren 2 Nichtsdestotrotz entstand wohl im ersten Drittel des 14 Jahrhunderts eine funktionierende Gemeinde da die Synagoge um 1325 errichtet wurde Eine mittelalterliche Synagoge war stets symbolisches und geografisches Zentrum einer Gemeinde Die Synagoge war neben ihren religiosen Funktionen ein Ort der innerjudischen Gerichtsbarkeit ein Ort der Ankundigungen auch herrschaftlicher Massnahmen aber auch der Schlichtung christlich judischer Streitigkeiten Als 1420 21 alle Juden aus dem Herzogtum vertrieben oder teils ermordet wurden fand auch die Gemeinde und die Synagoge ihr Ende Der Bau wurde von der Familie des Aharon von Korneuburg und seinem Sohn Isserl Israel finanziert Die Synagoge wurde ein Getreidespeicher Kaiser Friedrich III schenkte diesen im Jahr 1460 der Stadt 3 Das Gebaude hatte vielfache Verwendung als Schuttkasten Lager fur Topfereiwaren Magazin und schliesslich eine Rossmuhle d h eine von Tieren betriebene Muhle Im Jahr 1646 wahrend des 30 jahrigen Krieges wurde das Haus bei der Belagerung zur Befreiung der Stadt von den Schweden zerstort 4 Es blieb Ruine bis es 1766 wieder als Speicher aufgebaut in Privatbesitz uberging es hatte wieder vielfaltige Verwendungen 1942 wurde bei einem Sturm das Dach zerstort 1980 wurde es unter Denkmalschutz gestellt 2007 errichtete der heutige Eigentumer ein Dach betonierte den Boden im Gebaude und offnete an der Ostwand ein Tor Das Bundesdenkmalamt zog ihn juristisch zur Verantwortung Baubeschreibung Bearbeiten nbsp Lanzettfenster an der SynagogeDer Innenraum hat 100 m Flache und war somit eine der grossten Synagogen im damaligen Osterreich nur die Alte Synagoge Wiens war grosser Es handelt sich bei dem Bau um einen kubisch geformten Baukorper bestehend aus Bruchsandstein auf leicht gestrecktem rechteckigem Grundriss Aussen betragen die Abmessungen etwa 10 50 13 20 m Der Eingang befand sich wie ublich an der Nordseite der zugemauerte Spitzbogen des Eingangs ist noch gut zu erkennen Der Hauptraum entspricht einem Saalbau mit zwei Gewolbejochen Die Ost und Westwand ist jeweils mit Rosettenfenstern durchbrochen das Fenster in der Ostwand wurde nochmals von zwei sehr schmalen spitzbogigen Lanzettfenstern flankiert In der Mitte der Ostwand welche nach Jerusalem gerichtet ist befindet sich eine Nische fur einen Toraschrein In den Nord und Sudwanden sind Lanzettfenster eingebaut An der Sudseite befand sich der fur die Frauen bestimmte Raum da auf der Aussenseite der Sudwand sind knapp uber dem heutigen Bodenniveau vier heute vermauerte Offnungen mit aus Ziegelsteinen gemauerten Bogensturzen eingebaut Auf der Innenseite lassen sich teilweise noch die Steinrahmungen schmaler waagerechter Sehschlitze feststellen Nach orthodoxer judischer Tradition werden Frauen und Manner voneinander getrennt Bemerkenswert ist das aus zwei sechsteiligen Jochen bestehende Kreuzrippengewolbe Ein solches Gewolbe entspringt dem spatromanischen Rippengewolbesystem vor allem aus dem anglo normannischen Raum wie die Gewolbe bei Ste Trinite oder St Etienne und kam durch die Vorbildwirkung franzosischer Gotikkathedralen in den deutschsprachigen Raum 5 Bei der Synagoge in Marburg in der zweiten Bauphase um etwa 1270 und in der zur selben Zeit erbauten Altneuschul in Prag lasst sich ein solches Gebilde auch erkennen wenn auch in leicht veranderter Form Im Prager Bau handelt es sich um eine funfstrahlige Wolbeinheit Literatur BearbeitenKlaus Dieter Alicke Lexikon der judischen Gemeinden im deutschen Sprachraum Band 2 Grossbock Ochtendung Gutersloher Verlagshaus Gutersloh 2008 ISBN 978 3 579 08078 9 judische gemeinden de Online Ausgabe Sandra Glatz Synagogen des Mittelalters und der fruhen Neuzeit im Raum Niederosterreich Virtuelle Rekonstruktion der Synagogen in Oberwaltersdorf und Ebenfurth Diplomarbeit an der Technischen Universitat Wien Wien 2013 S 9 10 publik tuwien ac at Online Ausgabe Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Synagoge Korneuburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Alteste Synagoge bleibt Ruine abgerufen am 29 Marz 2022 Arne Herbote Anmerkungen zur mittelalterlichen Synagoge abgerufen am 29 Marz 2022 48 34412 16 33555 Koordinaten 48 20 38 8 N 16 20 8 OEinzelnachweise Bearbeiten Simon Paulus Die Architektur der aschkenasischen Synagoge im Mittelalter Dissertation TU Braunschweig 2005 Germanica Judaica III 1 S 673f Stadtarchiv Korneuburg HS1 441 Konig Mathias bestatigte am 1 Dezember 1610 der Stadt Korneuburg alle Freiheitsprivilegien ab dem Jahr 1311 fol 38v Gunther Buchinger Klaus Kohler Die Synagoge in Korneuburg In Museumsverein Korneuburg Hrsg Kiorneuburger Kulturnachrichten 2015 1 Auflage Eigenverlag Museumsverein Korneuburg 2015 S 66 71 Noyon nach 1170 Sens 1168 Paris Notre Dame Langhaus 1175 1196 Laon um 1200 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Synagoge Korneuburg amp oldid 229706931