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Klassifikation nach ICD 10Q93 5 ChromosomenanomalieICD 10 online WHO Version 2019 Beim Miller Dieker Syndrom MDS auch Miller Dieker Lissenzephalie oder 17 p Syndrom handelt es sich um ein Krankheitsbild als Folge einer Chromosomenanomalie im Chromosom 17 In der Folge kommt es zu einer schweren Fehlentwicklungen des Grosshirns in der Embryonalphase Das Miller Dieker Syndrom geht haufig mit weiteren Entwicklungsfehlern einher Die Erstbeschreibung erfolgte 1963 durch James Quinter Miller 1 sowie 1969 durch Hans Dieker 2 Inhaltsverzeichnis 1 Epidemiologie 2 Entstehung und Pathophysiologie 3 Diagnostik 4 Klinik 5 Therapie 6 Prognose 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEpidemiologie BearbeitenDas Miller Dieker Syndrom stellt eine seltene Erkrankung dar und kommt in weniger als 1 2 100 000 Lebendgeburten vor 3 In 20 der Falle liegt eine balancierte Translokation des betroffenen Genabschnittes bei den Eltern vor 4 80 der Falle stellen eine Neumutation dar 4 Liegt bei den Eltern eine balancierte Translokation vor so liegt das Risiko fur das Auftreten eines Miller Dieker Syndroms beim Kind bei bis zu 25 5 Entstehung und Pathophysiologie Bearbeiten nbsp Diagramm des humanen Chromosom 17 Der beim Miller Dieker Syndrom betroffene Genlocus p13 3 liegt auf dem kurzen Arm in der schwarzen Bande oberhalb des Locus p13 2 Ursache fur die Entstehung eines Miller Dieker Syndroms ist eine Chromosomenaberration mit Mikrodeletionen im terminalen kurzen Arm von Chromosom 17 im Genlocus p13 3 6 Hierdurch kommt es in der embryonalen Gehirnentwicklung zu einer Migrationsstorung der Nervenzellen der Grosshirnrinde Die ab der 22 Woche der Embryonalentwicklung stattfindenden Schritte in der Gehirnentwicklung bei der sich die Hirnfurchen ausbilden bleiben teilweise oder ganz aus 7 Dadurch dass es sich beim Miller Dieker Syndrom um ein Contiguous gene syndrome handelt bei dem mehrere dicht beieinander liegende Gene betroffen sein konnen kommt es je nach Auspragung des Defektes zu weiteren genetisch bedingten Fehlbildungen 8 Diagnostik BearbeitenDie Diagnose kann mittels zytogenetischer Testung von im Rahmen einer Amniozentese gewonnenem Fruchtwasser gestellt werden 5 Ab der 26 Schwangerschaftswoche kann die Diagnose per Sonografie gestellt werden Hierbei konnen neben einer Mikrocephalie und Agyrie auch Erweiterungen der Hirnventrikel eine abnormale Schadelform ein Hydramnion Ohrmuschel und Nasenveranderungen sowie eine generelle Wachstumsverzogerung sichtbar sein Je nach Ausmass der Chromosomenschadigung konnen mogliche Herzfehler Nieren oder Magendarmfehlbildungen sowie ein Kryptorchismus darstellbar sein 5 Das Ausmass der Hirnschadigung kann vorgeburtlich entweder durch eine Magnetresonanztomographie Untersuchung oder durch vaginale Sonografie ermittelt werden 5 Nach der Geburt kann die Diagnose mittels genetischer Untersuchung durch Fluoreszenz in situ Hybridisierung oder DNA Microarray gestellt werden 8 Eine Magnetresonanztomographie kann das Ausmass der Lissenzephalie zeigen 4 Klinik Bearbeiten nbsp Menschliches Gehirn mit Lissenzephalie Gut sichtbar ist die vollige Aufhebung der Gehirnfurchen in der Grosshirnrinde Kinder die mit dem Miller Dieker Syndrom geboren werden weisen eine schwere geistige Behinderung auf Typisch ist eine ausgepragte muskulare Hypotonie sowie eine ausgepragte Neigung zu epileptischen Anfallen 5 Die Kinder haben oft massive Atemwegs und Schluckprobleme 4 Das Erscheinungsbild ist gepragt durch eine Mikrocephalie mit einer hohen Stirn und hervorstehendem Hinterhaupt Im Bereich der Schlafen finden sich beidseits Eindellungen Das Gesicht weist eine schmale Oberlippe mit einem auffallig langen Philtrum auf Es finden sich Ohrmuscheldysplasien sowie eine breite Nasenwurzel 5 Im Gehirn finden sich aufgehobene Furchen und Falten bis hin zum Vollbild einer Lissenzephalie Die Hirnrinde ist verdickt und es finden sich erweiterte Hirnventrikel 5 Es kann eine Balkenagenesie oder hypoplasie vorliegen 9 Begleitend konnen je nach Ausmass der mitbeteiligten Gene eine Mikrogenie Herzfehler wie z B eine Fallot Tetralogie Nierenfehlbildungen Fehlbildungen des Magen Darm Traktes ein Kryptorchismus Korneatrubungen sowie Kampto und Klinodaktylien auftreten 5 Therapie BearbeitenEine kausale Therapie des Miller Dieker Syndroms ist nicht moglich Liegt bei den Eltern eine balancierte Dislokation auf dem Chromosom 17 vor sollte eine genetische Beratung erfolgen Eine erneute Schwangerschaft kann durch kunstliche Befruchtung mit Praimplantationsdiagnostik erfolgen Bei einer Krankheitsentstehung durch eine Neumutation ist das Risiko fur ein erneutes Auftreten eines Miller Dieker Syndroms nicht erhoht 9 4 Die Therapie betroffener Kinder ist symptomatisch und beinhaltet die Behandlung der Epilepsie Prophylaxe von Pneumonien und anderen Atemwegserkrankungen sowie Ernahrung mittels Magensonde 4 Prognose BearbeitenDie meisten Betroffenen sterben im Kleinkindalter an den Folgen der Ernahrungsprobleme an aspirationsbedingten Atemwegserkrankungen und allgemeinen Infekten oder den Folgen der standigen epileptischen Anfalle 4 Die meisten Kinder sterben bis zum Alter von zwei Jahren wenige erreichen ein Alter von zehn Jahren 4 Der bis 2015 alteste bekannte Fall erreichte ein Alter von 17 Jahren Zurzeit gibt es einen jungen Mann der 1992 geboren wurde 4 Weblinks BearbeitenMiller Dieker syndrome in der Genetics Home Reference der United States National Library of Medicine Miller Dieker Syndrom in der Online Mendelian Inheritance in Man Miller Dieker Syndrom in der Diseases Database Miller Diekes Syndrom in der MeSH Datenbank der United States National Library of MedicineEinzelnachweise Bearbeiten J Q Miller LISSENCEPHALY IN 2 SIBLINGS In Neurology Band 13 Oktober 1963 S 841 850 ISSN 0028 3878 PMID 14066999 H Dieker R H Edwards G ZuRhein u a The lissencephaly syndrome In Birth defects Orig Art Ser V 1969 2 S 53 64 Miller Dieker Syndrom auf Orphanet a b c d e f g h i William B Dobyns Soma Das LIS1 Associated Lissencephaly Subcortical Band Heterotopia GeneReviews 3 Marz 2009 a b c d e f g h Michael Entezami Matthias Albig Adam Gasiorek Wiens Rolf Becker Sonographische Fehlbildungsdiagnostik Lehratlas der fetalen Ultraschalluntersuchung Georg Thieme Verlag 2002 S 248 W B Dobyns Developmental aspects of lissencephaly and the lissencephaly syndromes In Birth defects original article series Band 23 Nummer 1 1987 S 225 241 ISSN 0547 6844 PMID 3472611 Birgit Ertl Wagner Padiatrische Neuroradiologie Springer 2007 S 25 a b Gerhard Jorch Fetoneonatale Neurologie Erkrankungen des Nervensystems von der 20 SSW bis zum 20 Lebensmonat Georg Thieme Verlag 2013 S 206 a b Jurgen Kunze Wiedemanns Atlas klinischer Syndrome Phanomenologie Atiologie Differenzialdiagnose Schattauer Verlag 2010 S 88Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Miller Dieker Syndrom amp oldid 198250042