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Mercurius Hranno ist ein germanischer Gott der einzig durch eine Weihinschrift aus dem 2 bis 3 Jahrhundert in Bornheim Hemmerich belegt ist Der germanische Beiname wird mit dem altnordischen Odins Beinamen Hrani in Verbindung gebracht und aus ihm geschlossen dass mittels der Weihinschrift der germanische Wodan Odin durch ansassige Ubier verehrt wurde Hranno bedeutet grober Kerl Polterer und spielt auf einen Wesenszug des gemeingermanischen Gottes an Weihestein fur Mercurius Hranno 2 3 Jh n Chr FO Gemarkung Hemmerich Kardorf Bornheim Inhaltsverzeichnis 1 Auffindung und Beschreibung 2 Inschrift 3 Beiname 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenAuffindung und Beschreibung BearbeitenIn Hemmerich wurde in der ersten Halfte der 1980er Jahre bei Ackerarbeiten eine stark beschadigte Mercurius Statuette ausgepflugt und zunachst unbeachtet am Feldrand abgelegt Im Jahr 1984 erkannte man den epigraphischen und archaologischen Wert des Stuckes und ubergab es aus Privatbesitz uber die Stadtverwaltung Bornheim dem Rheinischen Landesmuseum in Bonn zur wissenschaftlichen Untersuchung Die Statuette ist mit einem Sockel ausgestattet der die Weihinschrift tragt Die aus Lothringer Jurakalkstein gefertigte Statuette ist in der Mitte der Unterschenkel abgebrochen und weist heute eine Gesamthohe von 79 cm auf wobei der Anteil des 31 2 cm tiefen Sockels einschliesslich der Gesimse 58 8 cm betragt Die Ruckseite des Sockels ist heute stark beschadigt und war einst nur grob geglattet An den Seiten des Sockels ist jeweils ein Krater mit s formigen Henkeln abgebildet aus den Mundungen der Kratere rankt ornamentales Blattwerk Von der fragmentarisch erhaltenen Mercurius Statuette nach Art einer Aedicula sind die Unterschenkel stark beschadigt erhalten besonders das linke Unterbein beziehungsweise der Fuss wobei das rechte Bein als Standbein dargestellt ist An erhaltenen bildlichen Ausstattungen ist am linken Fuss eine Schildkrote erkennbar auf der ein Hahn stand dessen Schwanzfedern auf der linken Wade erhalten geblieben sind Zwischen den Beinen des Mercurius ist ein kantiger Gegenstand zu sehen der vermutlich einst bis zum Kopf der Statuette fortgefuhrt dargestellt war und ein pfeil oder speerartiges Objekt zeigte Allgemein ist die Ausfuhrung unauffallig weicht ikonographisch nicht von anderen Darstellungen des Mercurius in der Germania inferior ab und bietet insbesondere in der Motivik der Begleittiere der Schildkrote und des Hahns ein haufiges Element 1 Aufgrund der Funde von weiteren Mercurius Weihesteinen im Bornheimer Stadtteil Sechtem wird in der Forschung der Ort als ein Heiligtum fur Mercurius angesehen Daraus folgt dass die Mercurius Hranno Statuette ebenfalls ursprunglich in diesem Heiligtum aufgestellt war und spater an den Fundort in Hemmerich verschleppt wurde Der Stein befindet sich im Eigentum der Stadt Bornheim einen Abguss besitzt das Rheinische Landesmuseum Bonn Inschrift BearbeitenAuf der Vorderseite des Sockels befindet sich in sechs Zeilen auf dem circa 43 cm 48 5 cm messenden Schriftfeld die fast unversehrte Weihinschrift in ublicher Majuskel fur MERCVRIO HRANNON I Der Beiname ware der Inschrift nach lediglich um ein i das in der zweiten Zeile rechts abgebrochen ist erweiternd zu konjizieren 2 Hartmut Galsterer liest abweichend den Beinamen als Hrannond i 3 Mercurio Hrannon Nigrinia Titula ex visu monita l ibens m erito Dem Mercurius Hranno stiftete Nigrinia Titul l a nach Beachtung der Warnung gerne und verdientermassen 4 Der Name der Stifterin Nigrinia als Ableitung des Gentilnamens Nigrinius hat die Besonderheit dass dieser nur in der Gallia Belgica und der Germania belegt ist Der Beiname Titul l us zeigt einen Verbreitungsschwerpunkt ausserhalb der nordlichen Provinzen mit beispielsweise 35 Belegen in der Gallia Narbonensis gegenuber lediglich zwei Belegen fur die Gallia Belgica und beide Germania zusammen Als ungewohnlich wird die Formel ex visu monita zu deutsch nach Beachtung oder schauen der Warnung bewertet da sie fur die niedergermanische Provinz der erste Beleg ist und sie allgemein mit drei Belegen im Nordwesten selten ist zwei Belege in der Belgica ein Beleg in der Germania superior Beiname BearbeitenDer auffallige Beiname des Mercurius ist aus der inschriftlichen Dativform zum Nominativ Hranno herstellbar Die Graphie germanisch hr fuhrt lautgesetzlich indogermanisch kr fort dadurch stellt sich der Name unzweifelhaft als germanisch dar 5 Nach der ublichen Interpretatio Romana ist daher davon auszugehen dass dieser Mercurius den germanischen Wōdanaz Wodan Odin darstellt Zur Klarung des Beinamens zieht Norbert Wagner unterschiedliche Belege aus dem germanischen Namenschatz heran Zunachst verweist er auf den Odinsbeinamen im konkreten Fall als Deckname In der Fornaldarsaga der Hrolfs saga kraka tritt Odin verkleidet als Bauer mit dem Namen Hrani auf 6 Die heute uberlieferte Hrolfs saga aus dem 14 Jahrhundert ist eine uberarbeitete Fassung einer wesentlich alteren Vorlage Der Beleg aus der Saga lasst sich zu weiteren Personennamen und Ortsnamen des fruh bis hochmittelalterlichen Skandinavien stellen Grundsatzlich hat Hrani in der altnordischen Sprache wie im Neuislandischen das Bedeutungsspektrum von Polterer rauer Mensch und Prahler also mit appellativem Charakter Eine daraus abgeleitete adjektivische Form ist hranalegr mit der Bedeutung von barsch rauh rucksichtslos Daraus folgt dass im Altnordischen der Odinsbeiname ein Appellativ ist Einen alteren Beleg zieht Wagner mit dem Ethnonym Hronum altenglischer Dativ Plural zu Nominativ Plural Hronan in der Textstelle Vers 63 des Widsith heran Hronan hat die Bedeutung von die Rauhen rauhen Personen die Polterer 7 Das inschriftliche Hranno wie das altnordische Hrani weisen beide einen maskulinen n Stamm auf ein Unterschied besteht lediglich in nn zu n und zeigen eine gelaufige Form wie sie bei anderen maskulinen n Stammen im Germanischen erscheint etwa bei althochdeutsch knappo aus knabbo zu knabo ein Unterschied der nicht in der Bedeutung festzulegen ist sondern im Ausdruck Wagner sieht somit die Bedeutung der inschriftlichen Form auf Ebene des Sprachlichen geklart Norbert Wagner und Gunter Neumann heben die Bedeutung dieses das Wesen oder einen Aspekt des Wodan Odin betonenden Beinamens hervor der durch den Inschriftenbeleg eine fruhe Stutzung aus der westlichen kontinentalen Germania fur die viel spater uberlieferte Form aus der Sagaliteratur erhalt Neumann sieht in Hranno das wiederholt beobachtete Phanomen dass der Norden der Germania wesentlich konservativer war und somit wiederholt Ruckschlusse und Belege bietet die im westgermanischen Dialektraum vergangen sind Die Frage warum gerade eine Frau dieser explizit maskulinen Gottheit Verehrung dargebracht hat bleibt fundabhangig vermutlich weiterhin ungeklart Literatur BearbeitenGerhard Bauchhenss Mercurius in Bornheim Mit Beitragen von Anna Barbara Follmann Schulz Michael Weiss und Norbert Wagner In Bonner Jahrbucher Band 188 1988 S 223 239 online einsehbar darin Norbert Wagner Ein neugefundener Wodansname In Bonner Jahrbucher Band 188 1988 S 238 239 Gunter Neumann Namenstudien zum Altgermanischen Herausgegeben von Heinrich Hettrich und Astrid van Nahl Erganzungsbande zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 59 De Gruyter Berlin New York 2008 ISBN 978 3 11 020100 0 S 63 Weblinks BearbeitenEpigraphische Datenbank Heidelberg HD 009212 AbbildungenAnmerkungen Bearbeiten CIL 9 6570 CIL 8 5907 CIL 7 5650 CIL 7 5655 CIL 7 5652 Joachim Hupe Studien zum Gott Merkur im romischen Gallien und Germanien In Trierer Zeitschrift 60 1997 S 79 81 Percy Preston Metzler Lexikon antiker Bildmotive Ubersetzt und uberarbeitet von Stela Bogutovac und Kai Brodersen J B Metzler Stuttgart Weimar 1997 ISBN 3 476 01541 6 S 163 215 Siehe auch Norbert Wagner Chvaiionius und Chamarus In Historische Sprachforschung 102 2 1989 S 216 219 hier S 216 Romische Inschriften Datenbank ID 1990 Memento vom 16 Juli 2014 im Internet Archive AE 1988 896 Hermann Reichert Lexikon der altgermanischen Namen Osterreichische Akademie der Wissenschaften in Kommission Bohlau Wien 1987 S 434 Personennamen mit Hr Anlaut Hristo AE 1926 66 Jan de Vries Altnordisches etymologisches Worterbuch Brill Leiden Boston 1977 S 251 Ranii Siehe Alexander Sitzmann Friedrich E Grunzweig Die altgermanischen Ethnonyme Ein Handbuch zu ihrer Etymologie Philologica Germanica Bd 29 Fassbaender Wien 2008 ISBN 978 3 902575 07 4 S 225f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mercurius Hranno amp oldid 209760535