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Die Mendelsche Randomisierung bezeichnet eine Methode der Epidemiologie und Biostatistik fur nicht experimentelle Studien zur Bestimmung des Einflusses veranderlicher Risikofaktoren englisch modifiable risk factors auf Krankheiten unter Verwendung der Variation von Genen bekannter Funktion Dabei konnen ein falscher umgekehrter kausaler Zusammenhang Ereignis B verursacht Ereignis A Wirkung erzeugt Ursache und Storfaktoren ohne eine epidemiologische Studie kontrolliert werden 1 Inhaltsverzeichnis 1 Beispiel 2 Eigenschaften 3 Prinzip 4 Literatur 5 EinzelnachweiseBeispiel BearbeitenIn Bezug auf Krebs mochte man wissen ob Vitamin D eine Rolle spielt und etwa erhohte Vitamin D Spiegel sich gunstig auf das Krebsrisiko auswirken Hier steht man aber vor dem Problem dass Menschen welche haufig Sport im Freien betreiben vermehrt Sonneneinstrahlung abbekommen und somit ihr Korper mehr Vitamin D produziert In diesem Fall konnte also der hohere Vitamin D Spiegel auch nur ein Marker sein der auf die eigentliche Krebspravention hinweist namlich Sport im Freien zu betreiben Durch mendelsche Randomisierung kann man diese beiden Faktoren Sport vs Vitamin D voneinander trennen Hierzu sucht man sich eine Gruppe an Menschen die aufgrund einer genetischen Veranderung immer schon hohere Vitamin D Spiegel haben Wenn man nun diese Gruppe an Menschen betrachtet kann man den Faktor Sport ausschliessen und einzig den Einfluss des Vitamin D Spiegels auf die Senkung des Krebsrisikos untersuchen 2 Eigenschaften BearbeitenDie Mendelsche Randomisierung wird verwendet um kausale Inferenzen zu tatigen welche wichtig fur die offentliche Gesundheit sind Die Mendelsche Randomisierung nutzt hierbei die Mendelsche Genetik aus um eine Quasirandomisierung zu erreichen und damit eine quasirandomisierte kontrollierte klinische Studie zu schaffen Die Starke der Mendelschen Randomisierung liegt darin dass die Fallzahlen schnell und gunstig sehr gross werden konnen was die statistische Aussagekraft erhoht Durch Mendelsche Randomisierung kann zum Beispiel der Effekt von Alkoholkonsum auf die Mortalitat untersucht werden Die Mendelsche Randomisierung liefert eine gute Kontrolle reverser Kausation und von Storfaktoren welche die Aussagekraft epidemiologischer Studien normalerweise schmalern oder gar verfalschen Gray und Wheatley fuhrten den Begriff 1991 ein indem sie die Mendelsche Randomisierung verwendeten um die Knochenmarktransplantation mit der Chemotherapie biostatistisch zu vergleichen Prinzip Bearbeiten Die Genetik ist tatsachlich in einer glucklichen Verfassung in der Hinsicht dass sie den Genetiker von vielen Schwierigkeiten eines kontrollierten Vergleichs gemeint ist hier die kontrollierte randomisierte Studie schutzt Die unterschiedlichen moglichen Genotypen wurden durch den meiotischen Prozess in schoner Weise bereits randomisiert Eine perfektere Kontrolle der Bedingungen als diejenige unterschiedlicher Genotypen wie sie in einer Population auftreten ist nicht moglich Ronald A Fisher Statistical methods in Genetics 1952 Heredity 6 pp 1 12 Der Epidemiologe oder Biostatistiker nutzt hierbei die naturlichen Grundlagen der Genetik aus um die Randomisierung fur ihn vornehmen zu lassen Dies erlaubt es ihm kausale Inferenzen selbst aus nichtrandomisierten Beobachtungsdaten zu ziehen Die Mendelsche Randomisierung nutzt bestehende genetische Polymorphismen zum Beispiel solche die den Alkoholkonsum steuern oder die einen Einfluss auf das Blutcholesterin haben 3 Die Genotypen werden wahrend der Meiose zufallig von den Eltern auf die Kinder vererbt Wenn man dann noch die Annahme der Panmixie hinzunimmt die Partnerwahl ist nicht mit dem Genotyp assoziiert dann ist die Verteilung der Genotypen in der Population unabhangig von den Storfaktoren die typischerweise bei anderen Observationsstudiendesigns in der Epidemiologie storen Und so kann die Mendelsche Randomisierung als eine von der Natur bereitgestellte kontrollierte randomisierte Studie der Goldstandard in der Epidemiologie und allen empirischen Wissenschaften betrachtet werden Weil der genetische Polymorphismus das Instrument ist benotigt die Mendelsche Randomisierung genetische Assoziationsstudien welche gute Kandidatengene fur die Antwort auf die Risikoexposition liefern Aus statistischer Sicht ist die Mendelsche Randomisierung eine Anwendung der Technik der instrumentellen Variablen 4 5 mit dem Genotyp als Instrument fur die Exposition von Interesse Potentielle Fehlschlusse drohen wenn das Instrument direkte Effekte auf die Krankheitsentstehung hat sowie wenn Linkage Disequilibria mit ungemessenen direkt kausalen Varianten vorliegen oder genetische Heterogenitat Pleiotropie oder Populationsstratifikation 6 Literatur BearbeitenR Gray K Wheatley How to avoid bias when comparing bone marrow transplantation with chemotherapy In Bone Marrow Transplantation 7 Suppl 3 1991 S 9 12 PMID 1855097 George Davey Smith Shah Ebrahim Mendelian randomization can genetic epidemiology contribute to understanding environmental determinants of disease In International Journal of Epidemiology Band 32 2003 S 1 22 doi 10 1093 ije dyg070 George Davey Smith Shah Ebrahim Sarah Lewis Anna L Hansell Lyle J Palmer Paul R Burton Genetic epidemiology and public health hope hype and future prospects In The Lancet Band 366 Nr 9495 Oktober 2005 S 1484 1498 doi 10 1016 S0140 6736 05 67601 5 Einzelnachweise Bearbeiten G Davey Smith Mendelian Randomization for Strengthening Causal Inference in Observational Studies Application to Gene Environment Interactions In Perspectives on Psychological Science 2010 S 527 545 doi 10 1177 1745691610383505 What is Mendelian Randomisation WCRF Abgerufen am 18 Januar 2022 deutsch Martjin B Katan Apolipoprotein E isoforms serum cholesterol and cancer In Lancet Band 1 Nr 8479 Marz 1986 ISSN 0140 6736 S 507 508 PMID 2869248 D C Thomas D V Conti Commentary The concept of Mendelian Randomization In International Journal of Epidemiology Band 33 Nr 1 1 Februar 2004 ISSN 1464 3685 S 21 25 doi 10 1093 ije dyh048 V Didelez N Sheehan Mendelian randomization as an instrumental variable approach to causal inference In Statistical Methods in Medical Research Band 16 Nr 4 1 August 2007 ISSN 0962 2802 S 309 330 doi 10 1177 0962280206077743 G Davey Smith S Ebrahim What can mendelian randomisation tell us about modifiable behavioural and environmental exposures In BMJ Band 330 Nr 7499 5 Mai 2005 ISSN 0959 8138 S 1076 1079 doi 10 1136 bmj 330 7499 1076 PMID 15879400 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mendelsche Randomisierung amp oldid 225519046