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Mein Leben ist der Titel der Autobiographie des deutschen Schriftstellers Johann Gottfried Seume 1763 1810 Das unvollendet gebliebene Werk schildert die ersten zwanzig Lebensjahre und wurde mit einer Fortsetzung von Georg Joachim Goschen und Christian August Heinrich Clodius 1813 erstmals veroffentlicht Mein Leben zahlt zu den bekanntesten Autobiographien der deutschen Literatur und hat das Seume Bild entscheidend gepragt Johann Gottfried Seume Kreidezeichnung von Wilhelm von Kugelgen 1806 Titelblatt der Erstausgabe Goschen Leipzig 1813 Inhaltsverzeichnis 1 Seumes Lebenserinnerungen 2 Fortsetzung von Goschen und Clodius 3 Entstehung 4 Rezeption 5 Ausgaben 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 Anmerkungen und EinzelnachweiseSeumes Lebenserinnerungen BearbeitenSeume verbrachte seine Kindheit in Poserna und Knautkleeberg heute Leipzig und besuchte nach dem fruhen Tod des Vaters die Lateinschule in Borna wo er als halber Hurone ankam 1 jedoch bald Klassenbester wurde Die Unterstutzung des Grafen Friedrich Wilhelm von Hohenthal zu Stadteln ermoglichte dem Begabten den Besuch der Nikolaischule in Leipzig und im Herbst 1780 begann er das Studium der Theologie um nach dem Willen seines Forderers Pfarrer zu werden Doch schon bald plagten den Achtzehnjahrigen Glaubenszweifel Es fing nun an furchtbar in mir zu gahren Ich begriff dass ich als ehrlicher Mann nicht auf dem Wege fortwandeln konnte 2 Seume fasste den Entschluss Deutschland zu verlassen um in Metz die Artillerieschule zu besuchen Ende Juni 1781 machte er sich auf den Weg nach Frankreich doch schon am dritten Tag ubernahm trotz allem Protest der Landgraf von Kassel der damalige grosse Menschenmakler durch seine Werber die Besorgung seiner ferneren Nachtquartiere 3 4 Seume sollte als Soldat fur den Amerikanischen Unabhangigkeitskrieg an Grossbritannien vermietet werden und wurde zunachst in die Festung Ziegenhain den Sammelplatz fur die Rekruten und im Fruhjahr 1782 nach Bremerlehe gebracht Nach einer zweiundzwanzigwochigen Uberfahrt in der drangvollen Enge eines englischen Transportschiffes 5 geschichtet und gepokelt wie die Heringe 6 kamen die hessischen Soldaten in Halifax an wo sie auch stationiert blieben und im Krieg nicht mehr eingesetzt wurden Seume musste anfanglich neben seinen militarischen Dienstpflichten ins Joch als Schreibersknecht 7 hatte jedoch in seiner dienstfreien Zeit auch die Moglichkeit zu jagen und zu fischen Seine Streifzuge durch die kanadische Wildnis brachten ihn in naheren Kontakt mit den Indianern durchaus nur freundliche Leute 8 die er voller Sympathie beschreibt Die klassische Bildung und das dichterische Talent des Bauernsohnes Seume beeindruckten den vier Jahre alteren Offizier Karl Ludwig August Heino von Munchhausen Zwischen den beiden entwickelte sich eine Freundschaft durch die Seume Aufnahme in einen kleinen Kreis von Offizieren fand 9 Nach der Unterzeichnung des Friedens von Paris im September 1783 erfolgte der Rucktransport der Truppen nach Europa und Seume nutzte die Ankunft in Bremen fur einen Fluchtversuch Und nun an dieser Stelle bricht das Manuskript ab 10 Fortsetzung von Goschen und Clodius Bearbeiten nbsp Friedrich II Landgraf von Hessen Kassel nbsp Georg Joachim GoschenZwei von Seumes Freunden der Verleger Georg Joachim Goschen 1752 1828 und der Leipziger Universitatsprofessor und Dichter Christian August Heinrich Clodius 1772 1836 schrieben eine Fortsetzung Goschen schildert wie Seume dem hessischen Militar entkommen war und danach preussischen Soldatenwerbern in die Hande fiel zwei missgluckte Fluchtversuche unternahm zwolfmaligem Spiessrutenlaufen entging schliesslich nach Leipzig zuruckkehrte studierte in russische Dienste trat und im April 1794 als Offizier den Aufstand in Warschau uberlebte 11 nach siebenmonatiger Gefangenschaft heimkehrte 1801 02 seinen Spaziergang nach Syrakus unternahm und 1805 eine Nordische Reise durch Polen Russland und Skandinavien 12 Die von Clodius verfasste Erganzung 13 schildert Seumes letzte Lebenstage in Toplitz wo der Todkranke Linderung seiner qualvollen Schmerzen erhofft hatte Nur die Pflicht des Beispiels habe ihn um der Schwachen und Toren willen 14 davon abgehalten seinem Leben selbst ein Ende zu setzen Seume starb am 13 Juni 1810 im Alter von siebenundvierzig Jahren Entstehung BearbeitenZeitgenossen wie Schiller Herder oder Gleim ermunterten Seume seine Lebensgeschichte aufzuzeichnen doch erst eine schwere und ausserst schmerzhafte Blasen und Nierenkrankheit und sein sich rasch verschlechternder Gesundheitszustand bewogen den erst Sechsundvierzigjahrigen gegen Ende des Jahres 1809 mit der Niederschrift zu beginnen 15 Im Januar 1810 berichtete er in einem Brief an seinen vaterlichen Freund Christoph Martin Wieland 1733 1813 Einige Bogen habe ich auch unter grosser Anstrengung gefertigt und habe mich schon glucklich wieder aus Amerika zuruckgebracht 16 Wenige Tage vor seinem Tod schenkte Seume das Fragment gebliebene Manuskript seinem Leipziger Arzt Christian Gottfried Braune 1765 1814 In der Folge wechselte die Handschrift mehrmals den Besitzer bis sie 1937 vom Schriftsteller Stefan Zweig an den Sammler Martin Bodmer verkauft wurde Heute befindet sich das Manuskript im Besitz der Stiftung Fondation Bodmer in Cologny 17 Rezeption BearbeitenGeorg Joachim Goschen bezeichnet die Autobiographie als Vermachtnis in dem Seume bei seinen Freunden fortlebe weil sein Leben sich ebenso anspruchslos und wahr ebenso heiter und gleichmutig in Worten und Handlungen darstellte als er es wahrend einer schmerzhaften Krankheit beschrieben hat 18 Fur Ludwig Storch 1803 1881 rund funfzig Jahre spater gehort die Lebensbeschreibung zu dem Wertvollsten was Seume geschrieben hat denn obgleich er darin nicht uber die Junglingsjahre hinausgekommen ist so tritt doch sein Bild in herrlicher Frische daraus hervor 19 Der Literaturwissenschaftler und Mitbegrunder der Johann Gottfried Seume Gesellschaft zu Leipzig Jorg Drews 1938 2009 sieht den Reiz der Autobiographie darin dass Seume sich nicht psychologisch zergliedernd mit sich selbst beschaftigt sich also weniger analysiert als vielmehr portratiert 20 Andererseits vermisst er sprachliche und psychologische Raffinesse und weist auf einige Ungereimtheiten und ungenaue Darstellungen hin 21 Eberhard Zanker der Verfasser einer Seume Biographie bezeichnet Mein Leben als eine der interessantesten und beruhmtesten Autobiographien der Goethezeit und der deutschen Literatur uberhaupt 22 Goschens und Clodius Fortsetzung sieht er jedoch von sentimentaler Erinnerung und Verehrung gepragt die eine Seume Legende entstehen liess an der allerdings auch Seume selbst schon zu Lebzeiten mitgewirkt hat 23 Ausgaben BearbeitenJohann Gottfried Seume Mein Leben mit der Erganzung von Christian August Heinrich Clodius Digitalisat der Erstausgabe im Verlag Georg Joachim Goschen Leipzig 1813 Johann Gottfried Seume Mein Leben Reclam Taschenbuch Nr 1060 Reclam Stuttgart 1991 ISBN 3 15 001060 8 Johann Gottfried Seume Mein Leben Erstmals ungekurzt Wallstein Verlag Gottingen 2018 ISBN 978 3 8353 3182 2Siehe auch BearbeitenSoldatenhandel unter Landgraf Friedrich II von Hessen Kassel Deutsche Beteiligung am Amerikanischen Unabhangigkeitskrieg Indianerbild im deutschen SprachraumLiteratur BearbeitenEberhard Zanker Johann Gottfried Seume Faber amp Faber Verlag Leipzig 2005 ISBN 3 936618 65 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikiquote Johann Gottfried Seume Zitate nbsp Wikisource Johann Gottfried Seume Quellen und Volltexte Johann Gottfried Seume Mein Leben im Projekt Gutenberg DE Mein Leben bei Zeno orgAnmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten Johann Gottfried Seume Mein Leben 1991 S 24 Johann Gottfried Seume Mein Leben 1991 S 51 Johann Gottfried Seume Mein Leben 1991 S 53 Nur mit einem Satz kommentiert Seume dieses entscheidende Ereignis Jorg Drews Denkbar ist dass Seume als er im Wirtshaus in Vach auf die hessischen Werber traf einen akzeptablen Ausweg aus seiner unklaren Lebenssituation sah Offizier werden konnte er auch in der hessischen Armee und es reizte ihn er war schliesslich nur 18 Jahre alt die Aussicht auf eine Reise nach Amerika Nach einer anderen Angabe Seumes siebzehn Wochen Johann Gottfried Seume Mein Leben 1991 S 62 Johann Gottfried Seume Mein Leben 1991 S 77 Johann Gottfried Seume Mein Leben 1991 S 80 Munchhausen berichtet daruber in Ruckblick auf verlebte Tage 1822 S 183 der Erstausgabe Digitalisat der Erstausgabe im Verlag Georg Joachim Goschen Leipzig 1813 Beim Aufstand in Warschau am 17 18 April wurde die dortige russische Garnison vernichtet und mehr als 4 000 russische Soldaten und Zivilisten getotet Seume berichtet daruber in Einige Nachrichten uber die Vorfalle in Polen im Jahre 1794 1796 S 184 bis S 264 der Erstausgabe Anfang Ende des von Goschen verfassten Teils in der Erstausgabe mit n gekennzeichnet S 265 bis S 285 der Erstausgabe Johann Gottfried Seume Mein Leben 1991 S 135 Dabei stutzte er sich unter anderem auf seinen 1789 erschienenen Reisebericht Schreiben aus America nach Deutschland Johann Gottfried Seume Mein Leben 1991 S 145 Johann Gottfried Seume Mein Leben 1991 S 157 Johann Gottfried Seume Mein Leben 1991 S 92 Ludwig Storch Zu Seume s hundertjahrigem Geburtstage 29 Januar 1863 In Die Gartenlaube Heft 4 Ernst Keil s Nachfolger Leipzig 1863 S 60 Wikisource abgerufen am 11 Mai 2012 Johann Gottfried Seume Mein Leben 1991 S 200 Johann Gottfried Seume Mein Leben 1991 S 202 209 Eberhard Zanker Johann Gottfried Seume 2005 S 378 Eberhard Zanker Johann Gottfried Seume 2005 S 379 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mein Leben Seume amp oldid 238898068