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Meclaria Maglern war eine romische Siedlung am sudlichen Fusse des Schlossbergs von Strassfried in der Marktgemeinde Arnoldstein im Bezirk Villach Land Karnten Blick vom Hoischhugel auf Hohenthurn und Meclaria MaglernGrundrissplan einer LMK Notgrabung in Meclaria Inhaltsverzeichnis 1 Verkehrsknotenpunkt 2 Zuordnung des Siedlungsbestandes 3 Ausgrabung an der B 111a 4 Hypokaustierter Raum 5 Praefurnium 6 Keine eindeutige Funktionsbestimmung 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseVerkehrsknotenpunkt BearbeitenLaut Heimo Dolenz und Martin Luik Provinzialromische Archaologen und Feldarchaologen liessen Zufallsfunde und vereinzelte Notgrabungen den antiken Verkehrsknotenpunkt Maglern unweit des Ortszentrums am sudlichen Fusse des Schlossberges von Strassfried lokalisieren 1 Hier gabelte sich die von Aquileia uber das Kanaltal nach Norden verlaufende Strasse Via Julia Augusta um einerseits uber das Gailtal weiter nach Westen Richtung municipium Iulium Carnicum Zuglio zu fuhren andererseits die norische Hauptstadt das municpium Claudium Virunum Zollfeld passierend eine Verbindung mit den romischen Stadten im Donauraum herzustellen Bereits aus Grabungen im 19 Jh die durch den Grunder des Villacher Museums Andreas Picco durchgefuhrt wurden werden neben Gebauderesten auch Tubulifragmente und von einer Wasserleitung stammende Bleirohrfragmente festgehalten 2 Nachdem beim Pflugen wiederholt Kleinfunde zutage getreten waren kam es 1969 infolge von Planierungsarbeiten bei denen antikes Mauerwerk angefahren und zum Teil zerstort wurde zu einer ersten Notgrabung am sudlichen Fusse des Schlossberges 3 Die dabei ans Licht gekommenen Marmorbauteile uberlagerten beigabenlose vom Ausgraber als vermutlich spatantik angesehene Bestattungen 4 In einem den bereits aufgerissenen Hang hinunter gefuhrten Suchschnitt konnten Bruchsteinmauerwerk und eine Herdstelle freigelegt werden In der Brand Ascheschicht der Herdstelle in situ gefundene Kammstrichkeramik datiert in das 1 Jh n Chr Zuordnung des Siedlungsbestandes BearbeitenDie Identifizierung des bisher nur sparlich befundeten Siedlungsbestandes mit dem einzig in der Langobardengeschichte des Paulus Diaconus erwahnten Ortsnamen Meclaria erfolgte durch R Egger 5 Mittelkaiserzeitlich datierte von Benefiziariern dem Jupiter Optimus Maximus geweihte Altare stammen zum Teil von den Hangen des nahegelegenen Hoischhugels wo sie vermutlich in der befestigten spatantiken Nachfolgesiedlung als Baumaterial dienten oder befinden sich als Spolien in den nahegelegenen Kirchen 6 Jedenfalls liefern sie den epigraphischen Nachweis fur das Vorhandensein eines Benefiziarierpostens im Bereich dieser landlichen Siedlung und Strassenstation mansio die man in den wenngleich sparlichen so doch vorhandenen romischen Siedlungsresten am Fusse des Schlossberges mit gutem Grund vermuten wird durfen Ausgrabung an der B 111a BearbeitenDa sich die wenigen bekannt gewordenen kaiserzeitlichen Siedlungsfunde bislang ausschliesslich auf den sudlichen Bereich des Schlossbergabhanges beschrankt haben weckten Mauerzuge und Kleinfunde die bei grossflachigen Humusabschubarbeiten am westlichen Auslaufer des Berges angetroffen wurden grosses Interesse Dem geschulten Auge und der Aufmerksamkeit Herrn G Oberrauners ist es zu verdanken dass die im Zuge der Anlage einer 1200 Quadratmeter grossen Schotteraushubdeponie unmittelbar an der Sohle der Strassenboschung B 111a 7 angetroffenen antiken Mauerzuge nicht ganzlich uberschuttet und archaologisch untersucht werden konnten Die Rettungsgrabungen wurden nachfolgend durch die Arbeitsgemeinschaft Magdalensberg durchgefuhrt 8 Dabei fand sich die Grabungsmannschaft mit einer ahnlichen Situation konfrontiert wie sie schon anlasslich einer im Jahre 1969 am sudlichen Fusse des Schlossberges durchgefuhrten Notgrabung geschildert wurde 9 Zu Grabungsbeginn waren bereits Zerstorungen ersichtlich und der Grossteil des gerade erst abgeschobenen Areales bereits wieder meterhoch mit Bauschutt und Aushubmaterial verfullt vgl Abb 1 Die archaologischen Untersuchungen konnten sich deshalb zunachst nur auf das Lesen der zahlreichen Kleinfunde aus dem Baggeraushub und nachfolgend erst auf die archaologische Untersuchung jener etwa 200 Quadratmeter grossen noch nicht uberschutteten Flache beschranken auf welcher Mauerzuge oberflachlich zu erkennen waren Die nur 0 2 bis 0 3 Meter unter der ursprunglichen Grasnarbe gelegenen Mauerzuge gehoren einem mit 4 4 4 7 Meter lichten Ausmassen annahernd quadratischen Raum an Nach Abziehen der durch die Baggerarbeiten stark verdichteten und verschleppten Uberlagerungen konnten noch die untersten Fundamentscharen dieses hypokaustierten Raumes freigelegt werden Hypokaustierter Raum BearbeitenAbgesehen von einer 0 3 Meter tiefen Storung in der Nordostecke die vermutlich im Zuge des Ausbaues der B111a bei Anboschungsarbeiten durch Schwermaschinen erfolgt war kam der Grundriss als noch 0 2 Meter hoch erhalten gebliebener Fundamentbefund im Wesentlichen ungestort auf uns siehe Grundrissplan Sowohl die Umfassungsmauern St 0 6 0 65 Meter als auch die durchschnittlich 0 7 mal 0 7 Meter messenden 16 Suspensurpfeiler waren direkt in den anstehenden ockerfarbenen Lehm gesetzt Als Baumaterial sowohl fur die Fundamente der Umfassungsmauern als auch fur die der Suspensurpfeiler wurden vorwiegend Kalksteine verwendet die in Trockentechnik mit Lehm als Bindemittel verbunden waren lediglich als Ecksteine wurden sporadisch auch Kalktuffsteine verwendet Reste des ursprunglich vorhandenen Kalkmortelbinders haben sich infolge der direkten Uberlagerung des Mauerwerkes durch Humus nur in sehr geringen Mengen erhalten Der anstehende ockerfarbene Lehm diente kunstlich verfestigt als Hypokaustsohle Niveau minus 3 66 Meter Stellenweise konnten oberflachlich noch geringe Brandruckstande festgestellt werden Die sehr geringen Uberreste an Tubulifragmenten die in klein zerscherbtem Zustand im Sudteil vorgefunden wurden lassen aufgrund ihrer Fundlage zumindest fur die Sudwand den Schluss zu dass sie tubuliert war Ein in die Nordmauer inkorporierter 1 0 0 4 Meter langer roter Sandsteinblock Oberflache auf Niveau minus 3 48 Meter der zugleich auch die Ostwange des zwischen den zwei mittleren Suspensurpfeilern gelegenen Praefurniums bildet belegt die zeitgleiche Anlage von Raum und Bodenheizung Die westliche Wange des Praefurniums besteht aus den hier etwas schmaler ausgefallenen Suspensurpfeilern Im Bereich der 0 8 Meter breiten und 1 1 Meter tiefen Feuerung findet sich der anstehende Lehm mit kleinteiligen Kalkbruchsteinen ausgelegt und mit Mortel horizontal abgestrichen Niveau minus 3 637 Meter Praefurnium BearbeitenAnschliessend an das Praefurnium liess sich noch der Heizraum Abb 2 II zumindest in seiner nach Norden hin begrenzten Ausdehnung erfassen Die Nordmauer eine 0 6 Meter starke Bruchsteinmauer ist mit Fuge an die aussere Nordostecke des hypokaustierten Raumes in einem Winkel von 30 angesetzt Nach 4 5 Metern knickt sie mit 17 nach Suden um ein Umstand der sich durch eine Anpassung des Mauerzuges an die bauzeitliche Gelandesituation erklaren lasst Auffallend ist dass diese Nordmauer an ihrer Sudfront 0 6 Meter tief in den anstehenden Lehm fundamentiert ist Unterkante minus 4 28 Meter und einen 0 2 Meter tiefen Vorsprung zeigt Die in diesem Fall besonders tiefe Fundamentierung und Bruchsteine in Sturzlage welche nordlich der Mauer auf einem Bodenrest angetroffen wurden sowie ein hier ursprunglich vorhandener Gelandeknick konnten in ihr eine Art Terrassierungsmauer erkennen lassen Im Lehmboden Niveau minus 3 72 Meter des zwickelartigen Heizraumes blieben kleine Holzkohlebruchstucke und Ascheflecken in situ erhalten Das Gehniveau des Heizraumes entspricht auch hier funktionsgemass dem der Hypokaustsohle Zum Eingangsbereich im Westen hin wird das Bodenniveau bis auf Hohe des antiken Gehniveaus angestiegen sein wobei sich letzteres etwa einen Meter uber der Hypokaustsohle befunden haben wird Die hier dokumentierte Zerstorung lasst hinsichtlich des Eingangsbereiches bzw der westlichen Raumbegrenzung keine weiteren Erkenntnisse mehr zu Ferner gelang es 1 5 Meter sudlich der Nordwestecke des hypokaustierten Raumes die letzten Fundamentscharen einer noch auf zirka 10 Meter zu verfolgenden West Ost Mauer festzustellen Diese setzt mit einer Baufuge an die Westmauerfundamente des hypokaustierten Raumes I an Nach 4 2 Metern wurde eine nur noch in den untersten Fundamentscharen erhaltene Nord Sud Mauer angefahren die mit der West Ost Mauer im Bund steht und annahernd parallel zur Westmauer des hypokaustierten Raumes I ausgerichtet ist die das sudlich der Mauer gelegene Areal in zwei Raume unterteilt Die ursprungliche Ausdehnung des Raumes IV der fast ausschliesslich in seiner Nordostecke auf uns gekommen ist lasst sich nicht mehr rekonstruieren In der nach Suden fortgesetzten Ostmauer des Raumes I ist die ostliche Begrenzung des Raumes III zu erkennen Demnach ergibt sich fur diesen Raum eine maximale West Ost Erstreckung von 9 4 Meter und eine minimale Nord Sud Erstreckung von 7 0 Metern Anstelle eines Bodenniveaus der Raume III und IV wurde nur noch der anstehende sterile gelbe Lehm ab Niveau zwischen minus 3 8 und minus 4 07 Meter vorgefunden Ausgehend vom Niveau der Hypokaustsohle in Raum I Kote minus 3 66 Meter und dem gewachsenen Lehmhorizont im Suden des Raumes In Kote minus 3 17 Meter wird man den antiken Gehhorizont in den Raumen III und IV als etwa 1 0 Meter hoher liegend etwa zwischen Niveau minus 3 00 und minus 2 6 Meter rekonstruieren durfen Dies wurde auch mit dem ublicherweise rund einen Meter uber der Hypokausis angenommenen Bodenhorizont im Raum I ungefahr Niveau minus 2 5 Meter harmonieren Dies berucksichtigend wird man im vorliegenden Falle jedenfalls von einem massiven und tief gegrundeten Bauwerk sprechen durfen Keine eindeutige Funktionsbestimmung BearbeitenEine eindeutige Funktionsbestimmung des im Zuge dieser Rettungsgrabung freigelegten Baubefundes ist aber aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes und der geringen davon untersuchten Flache nicht mehr moglich Aufgrund der vorhandenen Baufugen muss die wenn auch unwahrscheinliche Moglichkeit dass der Raum III zeitlich spater an den Hypokaustraum I angebaut wurde offenbleiben Im hypokaustierten Raum I wird man einen Wohnraum erkennen durfen welcher mit ziemlicher Sicherheit von Suden oder von Westen her zu betreten war Der sudwestlich anschliessende Raum III konnte theoretisch durch die Heizungsanlage mit Tubulatur an der Sudmauer miterwarmt worden sein vielleicht wird man hierin einen wirtschaftlichen Zwecken dienenden Gebaudeteil zu erkennen haben Grundsatzlich fugt sich aber der aus Fundamenten und Substruktionen bestehende Grundriss des vorliegenden Gebaudes in eine Reihe von Befunden die auch romischen Strassensiedlungen vici oder mansiones zugeordnet werden konnen 10 Literatur BearbeitenCarinthia I Zeitschrift fur geschichtliche Landeskunde von Karnten S 157 178 Verlag des Geschichtsvereines fur Karnten 2003 193 Jahrgang ISSN 0008 6606Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Meclaria Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Eine Zusammenstellung der vorhandenen Grabungsbefunde und Kleinfunde vom sudlichen Fusse des Schlossberges findet sich mit Literaturverweis in Heinzl 1999 50 ff ferner Glaser 200 I 391 ff Die nachstehende Befundbeschreibung orientiert sich im Wesentlichen am ersten Vorbericht Dolenz 2002 Die nunmehr erfolgte katalogmassige Bearbeitung der Streu und Notgrabungskleinfunde durch Herrn Univ Doz Dr M Luik erlaubt einen umfassenderen wie auch detaillierteren Blick auf diese Fundstelle weshalb eine erneute Beschreibung des zugehorigen Baubefundes gerechtfertigt erschien VgJ Kubitschek 1905 132 Dolenz 1972 73 29 ff ders FO 9 194 Dolenz 1972 73 32 Glaser 2001 393 Egger 1916 93 ff mit Verweis aufPaul Diac Hist Langob 4 38 vgl auch Piccottini 1989 47 Nr 233 Kubitschek 1905 129ff ders 1912 209 ff Egger 1916 97 ff Dolenz 1955 96 ff Leber 1972 l3ff Von den Humusabschubarbeiten waren die Parzellen 180 181 und 204 der KG 75427 Maglern betroffen Es bleibt festzuhalten dass rechtzeitig erfolgte behordliche Veranlassungen seitens des zustandigen und rechtzeitig in Kenntnis gesetzten Bodendenkmalpflegers am Landeskonservatorat einen Schaden dieses Ausmasses hatten verhindern konnen Folgenden Praktikantinnen und Praktikanten gilt unser Dank fur ihre Mitarbeit C Bortolin I Dorfler St Eichert J Horburger J Macek N Schutz A Steiner und M Stermitz Ganz besonderen Dank schuldet die Grabungsgemeinschaft dem Grundeigentumer H Schnabel Ohne die uneigennutzige materielle wie tatkraftige Unterstutzung durch die Herren G Oberrauner Fa Sudburg Thorl Maglern und H Krainer Villach hatte diese Unternehmung letztlich kaum realisiert werden konnen wofur ihnen an dieser Stelle herzlichst gedankt sei Die Kleinfunddokumentation erfolgte dankenswerterweise durch Frau Dr S Zabehlicky Scheffenegger und die Studentinnen eh Bartolin G Ziliani M de Frenza I Formentin T Milavec und S Pop Fur die graphische Umsetzung und Bearbeitung danken wir Frau Dr E Schindler Kaudelka und Frau Mag M Hofer insbesondere aber Frau Mag N Schutz Vgl Oolenz 1972 73 31 Siehe etwa Assmann 2000 Gabromagus FleischerlMoucka WeitzeI1998 Hauser J u F Immurium Kaiser 1883 106 ders 1884 147 Dolenz 1952 189 f Untersuchung durch das BDA 1980 Matucaium R Franke FO 37 1998 774 ff u dies FO 38 1999 834 ff Loncium Grundsatzlich stellen 20 40 Quadratmeter grosse quadratisch bis gedrungen rechteckige Raume mit Pfeilerhypokausten und vorgelagertem Heizraum auch in Noricum die landlaufige aber auch im stadtischen Ambiente additiv genutzte Wohnraumform der mittleren bis spaten romischen Kaiserzeit dar z B Dolenz Gorlich 1935 Gugl 2000 Raume 0 12a b Gl 2 Dolenz 2002a R X R Xa RXV RXXII XXXVI XLVI Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Meclaria amp oldid 226831185