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Mauritius II nach 803 im Frankenreich wurde von seinem Vater dem Dogen Johannes Galbaius auf den Dogenstuhl erhoben und damit zu dessen Mitherrscher oder Mitdogen 797 803 Der Doge wiederum war selbst von seinem Vater Mauritius I zum Mitherrscher erhoben worden so dass mit den Galbaii eine erste venezianische Herrscherdynastie entstand 764 803 Sie endete 803 mit der Vertreibung von Johannes und seinem Sohn Mauritius nachdem letzterer den Patriarchen von Grado hatte ermorden lassen Mauritius namlich hatte auf Geheiss seines Vaters den Patriarchen Johannes von einem Turm gesturzt Der weitere Verbleib der ins Frankenreich geflohenen Dogen ist nicht bekannt ebenso wie der Zeitpunkt ihres Todes Die venezianische historiographische Tradition die seit dem 14 Jahrhundert zunehmend staatlich gesteuerte Geschichtsschreibung akzeptierte Mauritius der von seinem Vater als Doge eingesetzt worden war nie als Dogen wenn sich auch Hinweise finden dass es zur Legitimitat des zweiten Mauritius spatestens im 18 Jahrhundert abweichende Auffassungen gab Mauritius II erscheint dementsprechend nicht in der Liste der 120 Dogen die die spate venezianische Tradition kannte 1 die aber von der modernen Historiographie zunehmend in Frage gestellt wird Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Mitherrschaft 2 Rezeption 2 1 Bis gegen Ende der Republik Venedig 2 2 Historisch kritische Darstellungen 3 Quellen 4 Literatur 5 AnmerkungenLeben und Mitherrschaft Bearbeiten nbsp Frankische Eroberungen zwischen 768 und 816 venezianisches TerritoriumMit den Franken trat nach der Eroberung des Langobardenreichs spatestens 774 eine Grossmacht in Oberitalien auf die sich seit Jahrzehnten mit dem Papst im Bundnis sah Letzterer beanspruchte erhebliche Teile Oberitaliens und so wurden die venezianischen Handler 785 aus der Pentapolis das sind die in den Marken gelegenen funf Orte Rimini Pesaro Fano Senigallia und Ancona verbannt Johannes Bestreben war es sich an dem Patriarchen von Grado dem Rivalen Venedigs um die Vorherrschaft in Venetien und im Friaul zu rachen der die besagte Vertreibung der Kaufleute betrieben hatte Sein Vater hatte das Bistum Olivolo von Grado abgespalten und dort in der Lagune von Venedig zwischen 774 und 776 Obeliebato Johannes Diaconus S 98 f als Bischof eingesetzt Grado war wiederum Teil des Frankenreiches mit dem Venedig in Konflikt zu geraten drohte Diese Abspaltung fuhrte daruber hinaus zu heftigen Auseinandersetzungen mit einem weiteren Johannes dem Patriarchen von Grado der seine Rechte verletzt sah Nachdem den Franken 787 788 die Eroberung Istriens gelungen war erhohte der Patriarch von Grado den Druck auf das Dukat Venedig denn ihm waren seine Einnahmequellen in den eroberten Gebieten entzogen worden Er konzentrierte sich nun auf sein neues Bundnis mit dem Papst und den Franken deren Expansion er unterstutzte Als Bischof Obeliebato von Olivolo 795 starb sollte ihm der griechischstammige Cristoforo nacione grecus Andrea Dandolo S 124 nachfolgen Patriarch Johannes weigerte sich jedoch den neuen Bischof von Venedigs Gnaden anzuerkennen In der modernen Forschung seien es die Arbeiten von Roberto Cessi oder Girolamo Arnaldi und Massimiliano Pavan 2 von Gherardo Ortalli 3 oder Andrea Castagnetti 4 wird die Dauer der Regierungszeiten wie sie auf die Chronik des Andrea Dandolo also auf das 14 Jahrhundert zuruckgehen nicht mehr akzeptiert Die Chronik des Johannes Diaconus die wohl um 1000 entstanden ist wird daher zur Begrundung herangezogen dass der Doge Johannes erst 797 also zehn Jahre spater als bei Andrea Dandolo ins Amt kam Der amtierende Doge Mauritius I hatte ab 778 779 versucht vielleicht nach byzantinischem Vorbild als erster eine Mitregentschaft seines Sohnes durchzusetzen Mit dem Tod seines Vaters erbte dieser Sohn Johannes das Amt des Dogen daher wird er als Alleinherrscher im Gegensatz zu seinem Sohn anerkannt Johannes wiederum erhob nach dem Procedere das sein Vater eingeschlagen hatte seinen eigenen Sohn Mauritius II zum Dogen Dieses Verfahren aus eigenem Machtanspruch ohne jede aussere Legitimation wurde jedoch nie akzeptiert und von der venezianischen Geschichtsschreibung abgelehnt Dieser regionale Konflikt geriet mit dem Streit zwischen den Franken und den Griechen dem Byzantinischen Reich also bald in einen umfassenden Kampf Nachdem der Frankenkonig Karl I zum Kaiser gekront worden war spitzte sich ab 801 der Streit zwischen den beiden Kaiserreichen aber auch zwischen dem Dogenhaus und Grado weiter zu Der ab 802 herrschende Kaiser Nikephoros I lehnte Karls Titel und Herrschaftsanspruche ab so dass es zum offenen Konflikt kam Die antifrankische Politik des Dogen und auch die Gegnerschaft zu Papst Leo III eskalierten Die Feindschaft zwischen dem Dogen Johannes und dem gleichnamigen Patriarchen erreichte demzufolge ihren Hohepunkt im Jahr 802 In diesem Jahr wies der Doge seinen Sohn Mauritius an an der Spitze einer Flotte eine Strafexpedition durchzufuhren Grado wurde attackiert und zerstort der gefangene Patriarch wurde von einem sehr hohen Turm altissima turre gesturzt moglicherweise von einem der Turme des Castrum in dem der Patriarch residiert hatte Dandolo S 126 der dieses Amt seit 766 ausgefullt hatte Auf den Ermordeten folgte wenige Monate spater Fortunatus ein Verwandter vielleicht ein Neffe Er verfolgte eine noch deutlicher profrankische Politik als sein Vorganger Auch verbundete er sich mit innervenezianischen Opponenten gegen den Dogen und seinen Sohn Mauritius Die Gunst des Frankenkaisers erwies sich im Jahr 803 als dieser Fortunatus nicht nur die Bestatigung seiner Besitztumer erhielt dazu Immunitaten und Privilegien Der Doge Johannes musste schliesslich fliehen moglicherweise nach Mantua und auch sein Sohn floh auf frankisches Gebiet nach Francia wie Johannes Diaconus unprazise vermerkt S 101 Ob sie im Exil als cittadini privati lebten wie Roberto Cessi 1963 mutmasste I S 136 ist unklar Die Spuren von Vater und Sohn verlieren sich in den Quellen Rezeption BearbeitenBis gegen Ende der Republik Venedig Bearbeiten Fur das Venedig zur Zeit des Andrea Dandolo war die Deutung die man der Mitherrschaft des Mauritius beilegte von einiger Bedeutung Dabei legten die fuhrenden Gremien grossten Wert auf die Kontrolle uber die Geschichtsschreibung Ihr Augenmerk galt der Entwicklung der Verfassung den inneren Auseinandersetzungen zwischen den possessores aber auch den Machtverschiebungen innerhalb der Adria und im ostlichen Mittelmeerraum sowie in Italien Die Galbai standen fur den Versuch eine erste Dynastie zu bilden was sich in Venedig letztlich trotz mehrerer Versuche nicht dauerhaft durchsetzen liess und was im 14 Jahrhundert seit langem innerhalb des herrschenden Patriziats abgelehnt wurde Zudem standen die Fragen nach der Souveranitat zwischen den Kaiserreichen des Rechts aus eigener Wurzel der Abgrenzung gegenuber den militarisch oftmals weit uberlegenen Festlandsmachten allen voran gegenuber dem Romisch deutschen Reich und dem Frankenreich mithin der Herleitung und Legitimation ihres territorialen Anspruches dabei stets im Mittelpunkt Gerade die Uberlagerung des weltlichen Territoriums mit geistlichen Machtanspruchen konnte die Klarheit der Legitimation unterminieren und auswartigen Machten die Moglichkeit der Einmischung bieten Daruber hinaus ignorierte man bei den fruhesten Dogen den Einfluss der Volksversammlung des arengo der im 13 Jahrhundert endgultig seinen Einfluss verlor und erkannte daher auch durchaus die epochale Bedeutung die der Grundung einer Dogendynastie zukam einer Herrschaftsform die die Grossen in Venedig immer zu unterbinden suchten So war es konsequent dass man die Erhebung von Mauritius II zum Mitdogen verschwieg Pietro Marcello tadelt 1502 in seinem spater ins Volgare unter dem Titel Vite de prencipi di Vinegia ubersetzten Werk den Dogen Johannes vor allem wegen seines Verhaltens gegenuber dem Patriarchen Fortunatus und der darauf folgenden militarischen Intervention Pippins dem dies von seinem Vater Karl dem Grossen befohlen worden sei 5 Dort heisst es zudem dass Johannes neun Jahre allein regiert habe und dass er in seinem siebenten Jahr seinen Sohn ins hochste Amt gehievt habe Zugleich zahlte Marcello die drei Galbaii als einen einzigen Dogen und summierte sie im Abschnitt MAVRITIO GALBAIO DOGE VII dem unvermittelt auf Seite 10 der Abschnitt OBELERIO ANTENORIO DOGE VIII folgt Kaum weniger knapp berichtet Gian Giacomo Caroldo in seiner Chronik die er zwischen 1520 und 1532 verfasste Caroldo der sich nach seinen eigenen Worten auf die Chronik des Andrea Dandolo stutzt S 54 vermerkt die Venezianer constituirono Iovanni sic suo figliuolo consorte della Ducal dignita Diese Ernennung zum Mitdogen consorte seines Vaters geschah demnach im Jahr DCCLXXVIJ also 777 S 50 6 Der Autor halt die Tatsache dass die Venezianer zwei Dogen hatten fur ein pernicioso essempio a successori fur ein schadliches oder unheilvolles Beispiel fur die Nachfolger Als Iohannes Vater Mauritius starb folgte ihm sein Sohn im Jahr 787 im Amt Iohannes erhob nun seinerseits im Jahr 792 seinen Sohn Mauritius im Einverstandnis mit den Venezianern zum Mitdogen In dieser Zeit stieg das Wasser dermassen an wie Caroldo einflicht dass viele Inseln uberschwemmt wurden Caroldo schreibt von tanta escrescenza ein Begriff mit dem man heute im medizinischen Bereich Wucherungen beschreibt Diese Uberschwemmungen lassen sich inzwischen archaologisch nachweisen 801 schickte Iohannes seinen Sohn mit Heer und Flotte aus den Patriarchen zu vernichten rovinare Mauritius II attackierte Grado grausam der verwundete Patriarch wurde vom hochsten Turm seines eigenen Palastes zu Tode gesturzt gettato a terra et morto An seine Stelle wurde Fortunato Tergestino gewahlt Fortunatus II ein Verwandter des Toten der seinerseits furchtete ihn konne das gleich Schicksal treffen Daher initiierte er eine Verschworung gegen die beiden Dogen con alcuni primarij Venetiani Diese wurde jedoch entdeckt und so entschloss sich Fortunatus Venedig zu verlassen delibero partir da Venetia Ihm schlossen sich Obelerio Tribuno Mathemaucense Felice Tribuno Demetrio Mariniano et molti altri an Fortunatus ging ins Frankenreich wahrend die ubrigen Verschworer in Treviso blieben Auf Veranlassung derjenigen die in Venedig gemeint ist wohl Malamocco der Hauptort der Lagune von wo auch Obelerio stammte geblieben waren wahlten sie Obelerio Tribuno zum Dogen Vor diesem flohen die nunmehr verlorenen Dogen wie Caroldo schreibt per il che Ioanni et Mauritio smariti abbandonorono il Ducato et la Patria Mauritius ging ins Frankenreich Vater und Sohn gelang nie die Ruckkehr sie mussten ausserhalb von Venedig sterben S 51 7 Insgesamt habe Iohannes Galbaius 25 Jahre geherrscht davon neun Jahre mit seinem Vater und sieben mit seinem Sohn nbsp Titelblatt von Francesco Sansovinos Venetia citta nobilissima Venedig 1581Francesco Sansovino 1512 1586 gab in seinem 1587 in Venedig erschienenen Opus Delle cose notabili della citta di Venetia Libri II den Namen des Dogensohnes mit Giovanni in einem knappen Abschnitt wieder Nach Sansovino war es die bonta des Maoritio die so hoch geschatzt wurde dass er als Mitdogen seinen Sohn durchsetzen konnte ottenne per compagno nel Principato vn suo figlio Giovanni sei im Jahr 796 im Amt gefolgt Dieser habe a somiglianza del padre wiederum seinen Sohn zum Dogen erhoben Durch eine Verschworung congiura gefuhrt von Obelerio und Fortunatus dem Neffen des ermordeten Patriarchen von Grado seien die Dogen 804 zur Flucht gezwungen worden 8 Implizit erkannte er also Mauritius als Dogen an Der Frankfurter Jurist Heinrich Kellner der Oberitalien aus eigener Erfahrung kannte und der die venezianische Chronistik im deutschen Sprachraum bekannt machte indem er weitgehend Marcello folgte zahlt in seiner 1574 erschienenen Chronica das ist Warhaffte eigentliche vnd kurtze Beschreibung aller Hertzogen zu Venedig Leben Johann nicht als Dogen sondern als Gehilfen Das gilt auch fur dessen Sohn Moritz den Jungeren 9 Stattdessen subsumiert er die beiden unter Johannes Vater Mauritius Galbaius der als Sibende r Hertzog erscheint Nach Kellner verband sich zu dieser Zeit Fortunatus gegen die Dogen musste jedoch als die Verschworung aufgedeckt wurde an Kaiser Karls Hof fliehen Dort redete er solange ubel uber die Venezianer bis Karl seinem Sohn Pippin befahl die Venetianer zu bekriegen Pippin zog mit seinem Kriegssvolck an den ort der Venediger Gebiet da Eraclia und Equilio nahe am Lande lagen Deren Bewohner flohen gen Malamocco und Rialto Ohne weiter uber Mauritius Galbaius zu berichten schliesst Kellner an Aber Hertzog Johann schicket sein Son Moritzen mit einer grossen Armada wider Johannem Ertzbischoffen zu Grado Und damit der Gottloss Son seines Ungottfurchtigen Vatters willen erfullet als er den Ertzbischoff gefangen hette warff er in von einem sehr hohen Thurn herab Daraufhin so der Autor habe sich Fortunatus von Trieste mit den Furnemmesten zu Venedig zum Sturz der Dogen auch hier die implizite Anerkennung verbundet um den Tod seines Vorfahren zu rachen hier ist wohl eher Amtsvorganger gemeint Doch auch dies wurde bekannt so dass er und seine Mitwisser nach Tervis also nach Treviso fliehen mussten Wieder ging Fortunatus an Karls Hof in Franckreich wieder bekriegte Pippin Venedig womit der Autor von der sonst ublichen Darstellung abweicht Schliesslich erwahnt er noch Moritz der alt wie Onitendus schreibt blieb Hertzog drey und zwentzig jar und sein Son regiert die Gemein neun jar und noch alsviel darzu das ist noch neun nach seinem Vatter Darnach als er zu einem Gehulffen genommen hat Moritzen den Jungern sein Son Im sibenden jar zog er ins elendt mit dem Son In einer Marginalie merkt Kellner an Das ist zu verstehen als dass er sey verjagt worden Die Abfolge der Ereignisse weicht insgesamt bei Kellner stark von den bis dahin ublichen Schilderungen ab In der Ubersetzung der Historia Veneta des Alessandro Maria Vianoli die 1686 in Nurnberg unter dem Titel Der Venetianischen Hertzogen Leben Regierung und Absterben Von dem Ersten Paulutio Anafesto an biss auf den itzt regierenden Marcum Antonium Justiniani erschien 10 nennt Vianoli fur Johannes die Eigenschaften Ungerechtigkeit Grausamkeit Geitz und ungeziemliche Begierden seines Gemuths Im Gegensatz dazu war fur Vianoli der von einem Turm gesturzte Patriarch Johannes von Grado ein sehr aufrichtig und redlicher Mann dessen Ermordung zur Folge hatte dass die Venezianer begannen die beiden Exponenten Fortunatus und Obelerio den damaligen Zunfftmeister zu Malamocco wider sie anzuhetzen Doch die Verschworung wurde aufgedeckt und die Exponenten mussten fliehen Nach der Einfugung eines Berichtes uber eine gewaltige Uberschwemmung wahrend der viele Venezianer die Inseln verlassen wollten setzt Vianoli unvermittelt fort es sei schliesslich nachdem die Dogen von Tag zu Tag noch viel mehr gehassigez und verdrusslichez gemacht hatten doch so weit gekommen dass sich die meisten von Malamocco uber die Absetzung des Dogen geeinigt hatten Nach Vianoli herrschte der Doge neun Jahre allein sowie weitere acht Jahre gemeinsam mit seinem Sohn bis zum Jahr 804 S 69 f Die Herrschaftsdaten waren im spaten 17 Jahrhundert offenbar immer noch umstritten was erst Recht fur die fruheren Dogen galt So schrieb 1687 Jacob von Sandrart in seinem Werk Kurtze und vermehrte Beschreibung Von Dem Ursprung Aufnehmen Gebiete und Regierung der Weltberuhmten Republick Venedig dass der Sturz der beiden Dogen ein Ereignis war welches einige in das 800 Jahr stellen 11 Historisch kritische Darstellungen Bearbeiten Johann Friedrich LeBret wusste ab 1769 in seiner Staatsgeschichte der Republik Venedig seine Leserschaft mit seinen schwungvoll formulierten Ruckprojektionen zu unterhalten die vielfach das Schweigen der Quellen uberbrucken mussten 12 Nach ihm hatte sich Johannes bisher so zu verstellen gewusst dass er seine lasterhaften Neigungen durch nichts verraten hatte Nachdem die Bande der Ehrfurcht verschwunden waren so verschwand auch sein Zwang S 116 Ahnliches galt fur seinen Sohn Moriz Vater und Sohn waren zween willkurliche Regenten welche sich den Lusten uberliessen und vor welcher die Schamhaftigkeit des weiblichen Geschlechtes nicht mehr gesichert war S 120 Ein enormes Hochwasser betrachteten die Venezianer als Warnung an die Fursten So sehr man jetzo diese Erscheinung in Venedig gewohnt ist so aberglaubisch beurtheilte man sie damals Nachdem Obelerius von den nach Treviso geflohenen Anhangern des Fortunatus und den in Venedig verbliebenen anti dynastisch denkenden Adeligen zum Herzoge gewahlt worden war so LeBret genugte das blosse Gerucht von dieser Ausrufung Johannes und Morizen so furchtsam zu machen dass sie sich entschlossen zu fliehen Wahrend der Vater nach Mantua floh versuchte Mauritius vergeblich die Wiedereinsetzung in das Dogenamt bei Kaiser Karl zu erreichen Auch der von den beiden Dogen eingesetzte Bischof Christoph floh nach Frankreich durfte jedoch gleichfalls nie zuruckkehren Johannes habe als er noch im Amt war den misstrauischen Pippin dadurch zu neutralisieren versucht dass Nicephorus der Ostkaiser Nikephoros I also eine Flotte schicken moge um Pipin im Zaume zu halten S 123 Obelerius kam laut LeBret erst nach Venedig nachdem er von der Flucht der Dogen erfahren hatte Girolamo Francesco Zanetti lieferte noch 1765 die gewohnten Deutungen Er durchbrach jedoch die gangige Legitimitatsauffassung denn er erkannte Mauritius II in seinem Chronicon Venetum den Status eines Dux zu eines Status den ihm sein Vater im 18 Herrschaftsjahr eingeraumt habe 13 In popularen Darstellungen wurde der zentrale Aspekt der Dynastiebildung immer wieder betont und als Verfehlung gedeutet die beinahe zwangslaufig zum Umsturz fuhren musste aber nur dann wenn sie sich mit einem schlechten Charakter des Dogen in Verbindung bringen liess So nahm August Daniel von Binzer 1845 an dass der von 764 bis 787 regierende Mauritius I obgleich er die Wahlfreiheit beeintrachtigend 778 seinen Sohn zum Mitregenten ernannt hatte und nachdem dieser wiederum 796 seinen Sohn Maurizio zum Mitregenten erhoben hatte die erste Voraussetzung gegeben war Beide regierten zudem so tyrannisch und selbstsuchtig dass sie nach wiederholten vergeblichen Versuchen endlich beide abgesetzt und verbannt wurden 14 Samuele Romanin raumte den drei Dogen 1853 in grosser Detailfreude Raum in seinem zehnbandigen Opus Storia documentata di Venezia ein 15 Dabei trifft er immer wieder Aussagen die sich mit den Quellen nicht decken wie etwa die dass der nunmehr in einem Gefecht verletzte Patriarch von Grado vom Turm seines eigenen Palastes gesturzt worden sei 16 August Friedrich Gfrorer 1861 glaubte in seiner 1872 posthum erschienenen Geschichte Venedigs von seiner Grundung bis zum Jahre 1084 dass es sich um eine Scheinwahl gehandelt habe durch die Johannes als Mitdoge von den Venezianern akzeptiert worden sei 17 Nach ihm regierte Johannes insgesamt 25 Jahre lang und zwar neun mit seinem Vater neun allein und weitere sieben Jahre neben seinem Sohn Gfrorer der schon bei den fruheren Dogen stets Byzanz als einen der Drahtzieher betrachtete und die Gegenseite zunachst in den Langobarden dann den Franken im Bunde mit dem Papst sah meinte auch hierin das Werk des Ostkaisers zu erkennen Nachdem Johannes Vater alt und lebenssatt 787 gestorben war vermeldet die Chronik Andrea Dandolos sogleich Johannes seinerseits habe sich nun Mauritius II als Nachfolger bestatigen lassen nach Gfrorer auch wieder vom Ostkaiser Dabei vermutet der Verfasser dass die Einsetzung des griechischen Bischofs von Olivolo womoglich eine Bedingung fur die Anerkennung darstellte Ansonsten folgt Gfrorer der Darstellung Dandolos Nachdem der posthume Herausgeber Dr Johann Baptist von Weiss dem Ubersetzer ins Italienische Pietro Pinton untersagt hatte die Aussagen Gfrorers in der Ubersetzung zu annotieren erschien Pintons italienische Fassung im Archivio Veneto in den Jahresbanden XII bis XVI Allerdings hatte Pinton durchgesetzt dass er eine eigene Darstellung im besagten Archivio Veneto publizieren durfte die jedoch erst 1883 erschien Pinton gelangte in seiner Untersuchung zwar haufig zu ganzlich anderen weniger spekulativen Ergebnissen als Gfrorer jedoch stimmte er im Zusammenhang mit der ersten Dogendynastie dem Autor weitgehend zu Dabei glaubt Pinton dass Gfrorer mit der Behauptung dass zum Zeitpunkt der Ermordung des Bischofs schon beinahe alles Land uber das die beiden Dogen herrschten von den Franken bedroht gewesen sei 18 Daruber hinaus hielt er Gfrorer vor er komme durch eine falsche Chronologie zu unzutreffenden Schlussen uber die Motivationen der Beteiligten Dies erweise sich etwa daran dass er zwar geschrieben habe dass Andrea Dandolo von Paulus Diaconus abgeschrieben habe doch danach folge er nur noch dem Werk des Dogen ohne dass Gfrorer die Unterschiede zwischen den beiden Autoren wahrgenommen habe S 40 42 1861 widmete Francesco Zanotto in seinem Il Palazzo ducale di Venezia dem Dogen gut zwei Seiten Wie alle Historiker wie Zanotto selbst meint schreibt auch er den Dogen die ubelsten Eigenschaften zu Vater Johannes und Sohn Mauritius seien una coppia di tiranni ein Tyrannenpaar dem Gesetz und Eigentum der Venezianer gleichgultig gewesen seien Im ubrigen hielt Zanotto die Erhebung des Sohnes zum Mitdogen fur die wichtigste Tat des Johannes die die Bewohner der Lagune jedoch nicht wie bei seinem Vater in Anerkennung seiner Leistungen akzeptierten sondern aus Angst Das Gerucht wie Zanotto selbst es nennt dass Pippin in Ravenna eine Flotte bauen lasse und dass die Franken damit Venedigs Freiheit bedrohten wurde auf Seiten der Dogen bemuht um mit einer Flotte gegen Grado vorzugehen Ihre Gegner furchteten demnach dass das Ziel der Dogen sei absolute Herren assoluti signori zu werden Fortunatus fuhrte laut Zanotto eine vendetta gegen die Galbaii eine Blutrache die schliesslich von Erfolg gekront war Auf Geheiss Karls des Grossen fuhrte diese Tat beide Dogen in die Verbannung nach Zanotto in Mantua 19 Heinrich Kretschmayr glaubte gleichfalls das Jahr 778 sei das Jahr gewesen in dem Dux Mauritius sich seinen Sohn Johannes als mitamtierenden Dux zur Seite stellte Er war demnach ab 787 allein im Amt und nahm seinerseits seinen Sohn Mauritius II im Jahr 795 ins Amt Dieses Mitregierungssystem war nach Kretschmayr mit Ursache der schliesslichen Vertreibung dieser ersten Dogendynastie 20 Kretschmayr nimmt zudem an die Haltung der Provinz sei durchaus loyal gegenuber Byzanz gewesen und daher habe man sich in Konstantinopel zur Wiederabschaffung der dem Monegarius beigegebenen Kontrolltribunen verstanden S 52 Quellen BearbeitenEster Pastorello Hrsg Andrea Dandolo Chronica per extensum descripta aa 460 1280 d C Rerum Italicarum Scriptores XII 1 Nicola Zanichelli Bologna 1938 S 123 f Digitalisat S 124 126 f Digitalisat S 126 Wilhelm Gundlach Hrsg Epistolae Merowingici et Karolini aevi I Monumenta Germaniae Historica Epistulae III 1 Berlin 1892 n 19 S 713 Andrea Gloria Hrsg Codice diplomatico padovano dal secolo sesto a tutto l undicesimo Padua 1877 n 7 S 12 La cronaca veneziana del diacono Giovanni in Giovanni Monticolo Hrsg Cronache veneziane antichissime Fonti per la storia d Italia Medio Evo IX Rom 1890 S 59 171 hier S 98 101 Roberto Cessi Hrsg Origo civitatum Italiae seu Venetiarum Chron Altinate et Chron Gradense Rom 1933 S 100 132 192 Paul Fridolin Kehr Italia pontificia Bd VII 2 Berlin 1925 S 127 Louis Duchesne Hrsg Le Liber pontificalis I Paris 1955 S 491 Literatur BearbeitenAndrea Bedina Giovanni Galbaio In Mario Caravale Hrsg Dizionario Biografico degli Italiani DBI Band 56 Giovanni di Crescenzio Giulietti Istituto della Enciclopedia Italiana Rom 2001 Antonio Carile Giorgio Fedalto Roberta Budriesi Le origini di Venezia Patron Bologna 1978 S 231 233 345 Andrea Castagnetti Famiglie e affermazione politica in Storia di Venezia Bd I Origini Eta ducale Rom 1992 S 613 644 hier S 614 f Giorgio Fedalto Aquileia Una chiesa due patriarcati Citta Nuova Rom 1999 S 195 197 Anmerkungen Bearbeiten Vgl Andrea Da Mosto I dogi di Venezia con particolare riguardo alle loro tombe Ferdinando Ongania Venedig 1939 nachgedruckt unter dem Titel I Dogi di Venezia Florenz 1983 dann Mailand 2003 S 90 92 Massimiliano Pavan Girolamo Arnaldi Le origini dell identita lagunare in Storia di Venezia Bd I Origini Eta ducale Rom 1992 S 441 443 446 450 Gherardo Ortalli Il Ducato e la civitas Rivoalti tra Carolingi Bizantini e Sassoni in Storia di Venezia Bd I Origini Eta ducale Rom 1992 S 725 729 737 Andrea Castagnetti La societa veneziana nel Medioevo Bd I Dai tribuni ai giudici Verona 1992 S 61 f Ders Famiglie e affermazione politica in Storia di Venezia Bd I Origini Eta ducale Rom 1992 S 613 644 hier S 614 Pietro Marcello Vite de prencipi di Vinegia in der Ubersetzung von Lodovico Domenichi Marcolini 1558 S 8 10 Digitalisat Șerban V Marin Hrsg Gian Giacomo Caroldo Istorii Veneţiene Bd I De la originile Cetăţii la moartea dogelui Giacopo Tiepolo 1249 Arhivele Naţionale ale Romaniei Bukarest 2008 S 50 f online Ioanne ando a Mantova et Mauritio in Francia ove non potendo ottenner il ritorno nella Patria fini li giorni suoi Francesco Sansovino Delle cose notabili della citta di Venetia Felice Valgrisio Venedig 1587 S 86 f Digitalisat dann erneut auf Hinwirken von Girolamo Bardi bei Salicato gedruckt Venedig 1606 S 58 Digitalisat Heinrich Kellner Chronica das ist Warhaffte eigentliche vnd kurtze Beschreibung aller Hertzogen zu Venedig Leben Frankfurt 1574 S 4r 4v Digitalisat S 4r Alessandro Maria Vianoli Der Venetianischen Hertzogen Leben Regierung und Absterben Von dem Ersten Paulutio Anafesto an biss auf den itzt regierenden Marcum Antonium Justiniani Nurnberg 1686 Ubersetzung Digitalisat Jacob von Sandrart Kurtze und vermehrte Beschreibung Von Dem Ursprung Aufnehmen Gebiete und Regierung der Weltberuhmten Republick Venedig Nurnberg 1687 S 15 Digitalisat S 15 Johann Friedrich LeBret Staatsgeschichte der Republik Venedig von ihrem Ursprunge bis auf unsere Zeiten in welcher zwar der Text des Herrn Abtes L Augier zum Grunde geleget seine Fehler aber verbessert die Begebenheiten bestimmter und aus echten Quellen vorgetragen und nach einer richtigen Zeitordnung geordnet zugleich neue Zusatze von dem Geiste der venetianischen Gesetze und weltlichen und kirchlichen Angelegenheiten von der innern Staatsverfassung ihren systematischen Veranderungen und der Entwickelung der aristokratischen Regierung von einem Jahrhunderte zum andern beygefugt werden 4 Bde Johann Friedrich Hartknoch Riga und Leipzig 1769 1777 Bd 1 1769 Girolamo Francesco Zanetti Chronicon Venetum omnium quae circum feruntur vetustissimum et Johanni Sagornino vulgo tributum e mss codice Apostoli Zeno v cl Venedig 1765 S 17 August Daniel von Binzer Venedig im Jahre 1844 Gustav Heckenast Leipzig 1845 S 405 Digitalisat Samuele Romanin Storia documentata di Venezia 10 Bde Pietro Naratovich Venedig 1853 1861 2 Auflage 1912 1921 Nachdruck Venedig 1972 Digitalisat von Bd 1 Venedig 1853 Das gewaltige Geschichtswerk hat einen Umfang von etwa 4000 Seiten Samuele Romanin Storia documentata di Venezia Bd 1 Pietro Naratovich Venedig 1853 S 133 August Friedrich Gfrorer Geschichte Venedigs von seiner Grundung bis zum Jahre 1084 Aus seinem Nachlasse herausgegeben erganzt und fortgesetzt von Dr J B Weiss Graz 1872 S 77 Digitalisat Pietro Pinton La storia di Venezia di A F Gfrorer in Archivio Veneto 1883 23 63 hier S 52 Digitalisat Francesco Zanotto Il Palazzo ducale di Venezia Bd 4 Venedig 1861 S 13 15 Digitalisat Heinrich Kretschmayr Geschichte von Venedig 3 Bde Bd 1 Gotha 1905 S 51 53 PersonendatenNAME MauritiusALTERNATIVNAMEN Mauritius II vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG Mitdoge von VenedigGEBURTSDATUM 8 JahrhundertSTERBEDATUM nach 803STERBEORT Frankenreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mauritius Mitdoge amp oldid 239586252