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Unter der Mattauchschen Isobarenregel manchmal auch Isobarenregel Mattauch sche Regel oder Mattauchregel versteht man eine empirische Regel der Radiochemie Sie besagt dass benachbarte stabile Isobare also Nuklide mit gleicher Massenzahl nicht auftreten oder anders ausgedruckt dass der Unterschied der Ordnungszahlen zweier stabiler Isobare immer grosser als eins ist Sie ist benannt nach dem osterreichischen Physiker Josef Mattauch der sie 1934 postulierte 1 Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Hintergrund 3 Anwendung 4 Ausnahmen 5 Quellen 6 Einzelnachweise 7 WeblinksGrundlagen BearbeitenDurch b Zerfall bildet sich ein Isobar des Ausgangsnuklids Mutternuklid Isobare sind Kerne mit gleicher Nukleonenzahl die sich jedoch in der Anzahl ihrer Protonen Kernladungszahl Z und Neutronen unterscheiden Als Beispiel sei der b Zerfall von 79 198 A u displaystyle 79 198 mathrm Au nbsp zu 80 198 H g displaystyle 80 198 mathrm Hg nbsp gezeigt 79 198 A u b 80 198 H g e n e displaystyle 79 198 mathrm Au xrightarrow beta 80 198 mathrm Hg mathrm e overline nu e nbsp Die Nukleonenzahl 198 bleibt gleich wahrend sich die Anzahl der Protonen um eins erhoht die der Neutronen um eins erniedrigt Es bildet sich das isobare Hg Nuklid Umgekehrt kann sich beim b Zerfall und beim Elektroneneinfang ein Proton in ein Neutron umwandeln Die Mattauchsche Isobarenregel basiert darauf dass Kerne mit einer geraden Anzahl an Protonen und einer geraden Anzahl an Neutronen besonders stabil sind sogenannte g g Kerne siehe auch Tropfchenmodell Solche bei welchen beide Zahlen ungerade sind u u Kerne sind destabilisiert Die u g bzw g u Kerne liegen zwischen diesen beiden In der Regel sind u u Kerne nicht stabil siehe unten Ist das Mutternuklid ein g g Kern so bildet sich durch b Zerfall ein u u Kern und umgekehrt wahrend aus g u Kernen u g Kerne entstehen und umgekehrt g g b u u b g g displaystyle mathrm g g xrightarrow beta u u xrightarrow beta g g nbsp u g b g u b u g displaystyle mathrm u g xrightarrow beta g u xrightarrow beta u g nbsp Nahe der Linie der Betastabilitat tritt als Zerfallsart abgesehen von g Zerfall der jedoch nur ein Isomer bildet nur b Zerfall auf Fern der Linie sind keine stabilen Nuklide zu finden Hintergrund Bearbeiten nbsp Energieparabeln fur u u und g g Kerne mit moglichen Nukliden Laut Mattauchschen Isobarenregel liegt das stabilste Nuklid mit Z n im Minimum der Parabel Die Bindungsenergien der Atomkerne konnen nach dem Tropfchenmodell beschrieben werden Wenn die Nukleonenzahl ungerade ist u g und g u Kerne kann die Bindungsenergie der Nuklide in Abhangigkeit von der Protonenzahl Ordnungszahl durch eine Parabel dargestellt werden Das Nuklid am Scheitelpunkt der Parabel ist stabil die benachbarten Nuklide konnen sich durch b Zerfall bzw b Zerfall und Elektroneneinfang umwandeln Bei gerader Nukleonenzahl gibt es zwei Parabeln wobei die Parabel der instabileren u u Kerne uber der der g g Kerne liegt Ausgehend von einem Kern der sich fern der Linie der Betastabilitat befindet in der Abbildung beispielsweise Z n 4 lauft nun eine Zerfallsreihe ab wobei das Tochternuklid jedes b Zerfalls auf der jeweils anderen Parabel liegt Die Reihe endet wenn die Linie der Betastabilitat erreicht ist hier also bei Z n Das Gleiche gilt fur die Reihe der b Zerfalle beginnend bei Z n 4 Diese endet jedoch bei dem Nuklid Z n 2 da der u u Kern Z n 1 weniger stabil ist Da die g g Parabel stets unterhalb der u u Parabel liegt konnen so nie zwei benachbarte stabile Isobare auftreten Eine interessante Besonderheit stellt der Kern Z n 1 dar der nicht durch b Zerfalle sondern nur auf anderem Wege erhalten werden kann beispielsweise durch a Zerfalle Dieser Kern hat nun die Moglichkeit sich durch einen b Zerfall zu Z n 2 und durch b Zerfall zu Z n zu stabilisieren Oft weisen solche Kerne auch beide Zerfallsarten auf 40 K b 40 C a displaystyle mathrm 40 K xrightarrow beta 40 Ca nbsp 40 K b 40 A r displaystyle mathrm 40 K xrightarrow beta 40 Ar nbsp Das Nuklid Z n 2 kann zwar nicht durch b Zerfall zerfallen durch einen doppelten b Zerfall kann aber dennoch das stabilste Nuklid mit Z n erreicht werden Diese Art des Zerfalls ist jedoch so uberaus unwahrscheinlich z B Halbwertszeit 1020Jahre fur 82Se dass der betroffene Kern mit Z n 2 meist als stabil bezeichnet wird Die Mattauchsche Isobarenregel gilt bei u u Kernen nur fur A gt 14 Fur A 14 dagegen sind die Parabeln so stark gekrummt dass die Massen der einem u u Nuklid benachbarten g g Nuklide grosser sind als die des u u Nuklids selbst und dieses daher stabil ist Fur A 14 existieren vier stabile u u Nuklide 1 2 H displaystyle 1 2 mathrm H nbsp 3 6 L i displaystyle 3 6 mathrm Li nbsp 5 10 B displaystyle 5 10 mathrm B nbsp und 7 14 N displaystyle 7 14 mathrm N nbsp Beginnt die Zerfallsreihe mit einem g u oder u g Kern so vereinfacht sich das Bild da beide Parabeln deckungsgleich sind Die Zerfallsreihe beginnt entfernt von der Linie der Betastabilitat und endet am stabilsten Kern am Minimum der Parabel Da ausschliesslich das stabile Endglied dieser Reihe gebildet wird treten auch bei diesem Fall keine stabilen benachbarten Isobare auf Diese Regel gilt fur alle Kerne auch fur solche mit A 14 Anwendung BearbeitenDie Regel kann dazu verwendet werden die Abwesenheit stabiler Technetium und Promethiumisotope zu erklaren Da von den umliegenden Elementen viele stabile Isotope existieren wurde fur stabile Isotope dieser beiden Elemente die Isobarenregel verletzt Erst weit entfernt der Linie der Betastabilitat konnten stabile Isotope auftreten die dann allerdings auf Grund ihrer Kernzusammensetzung nicht mehr stabil sein konnen Des Weiteren half die Mattauchsche Isobarenregel beim Auffinden sehr langlebiger Radionuklide Kerne die als stabil galten und entgegen der Isobarenregel stabile Isobare besassen wurden auf Grund dieser Tatsache genauer untersucht und stellten sich als extrem langlebige Radionuklide heraus Hierzu gehoren 19 40 K displaystyle 19 40 mathrm K nbsp 23 50 V displaystyle 23 50 mathrm V nbsp 48 113 C d displaystyle 48 113 mathrm Cd nbsp 57 138 L a displaystyle 57 138 mathrm La nbsp und 71 176 L u displaystyle 71 176 mathrm Lu nbsp Ausnahmen BearbeitenDie einzigen Ausnahmen von dieser Regel sind Antimon 123 und Tellur 123 sowie Hafnium 180 sowie Tantal 180m wo jeweils beide Nuklide scheinbar stabil sind bzw noch kein Zerfall beobachtet wurde 2 Quellen BearbeitenKarl Heinrich Lieser Einfuhrung in die Kernchemie 3 Auflage VCH Weinheim 2000 Cornelius Keller Radiochemie 2 Auflage Diesterweg Frankfurt Main 1981 Einzelnachweise Bearbeiten Josef Mattauch Zur Systematik der Isotopen In Zeitschrift fur Physik Band 91 Nr 5 6 1934 ISSN 0939 7922 S 361 371 doi 10 1007 BF01342557 Mikael Hult J S Elisabeth Wieslander Gerd Marissens Jo l Gasparro Uwe Waetjen Marcin Misiaszek Search for the radioactivity of 180mTa using an underground HPGe sandwich spectrometer In Applied Radiation and Isotopes 67 2009 S 918 921 doi 10 1016 j apradiso 2009 01 057 Weblinks BearbeitenDeutsche Mineralogische Gesellschaft PDF Datei 5 14 MB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mattauchsche Isobarenregel amp oldid 235069846