www.wikidata.de-de.nina.az
Das Massaker im Gefangnis Mokotow pol Masakra w wiezieniu mokotowskim war ein Massenmord an den Gefangenen des Gefangnisses Mokotow in Warschau der von den deutschen Besatzern am zweiten Tag des Warschauer Aufstandes durchgefuhrt wurde Am 2 August 1944 erschossen die Soldaten des SS Feldersatz Bataillons 3 der 3 SS Panzer Division Totenkopf auf dem Gelande dieser Anlage in der Rakowiecka Strasse 37 etwa 600 Polen Es war eines der grossten Verbrechen die von den Deutschen in Mokotow wahrend der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes durchgefuhrt wurden Ein Teil der Gefangenen leistete wahrend des Massakers einen aktiven Widerstand gegen die SS Manner Infolgedessen ist es mehreren Hunderten Menschen gelungen in ein von den Aufstandischen besetztes Gebiet zu entkommen Inhaltsverzeichnis 1 Vor dem Ausbruch des Aufstandes 2 Die Stunde W 3 Das Massaker 4 Widerstand der Gefangenen 5 Nach dem Krieg 6 EinzelnachweiseVor dem Ausbruch des Aufstandes BearbeitenBald nach dem Uberfall Deutschlands nach Warschau 28 September 1939 wurde das ehemalige Gefangnis in der Rakowiecka Strasse 37 fur die Bedurfnisse der Besatzer umgestaltet Seitdem unterstand das Gerichtsgefangnis in Rakowieckastrasse 37 den deutschen Sondergerichten Nach der Verbussung einer Strafe entschied die Gestapo uber das weitere Schicksal der Gefangenen Ausserdem wurden dort Offiziere der Polnischen Armee gefangen gehalten die sich bei den deutschen Machthabern nicht angemeldet hatten als auch Wirtschaftskriminelle und wegen krimineller Verbrechen verurteilte Deutsche 1 Das Gefangnis wurde schnell voll und die Anzahl der Gefangenen uberschritt wesentlich die Kapazitat der Gefangniszellen Viele polnische Mitarbeiter des Gefangnisses arbeiteten heimlich mit dem konspirativen Dienst fur den Sieg Polens Sluzba Zwyciestwu Polski kurz SZP spater die polnische Heimatarmee pol Armia Krajowa kurz AK zusammen Dank deren Hilfe konnten viele in der konspirativen Tatigkeit engagierte Menschen entkommen 2 Im Sommer 1944 unterstand das Moktow Gefangnis dem Kommissar Hitzinger Am 23 Juli 1944 im Zusammenhang mit der Annaherung der Ostfront begann die Entlassung der Gefangenen die fur eine Strafe bis zu 5 Jahren verurteilt worden waren Vor allem waren das Deutsche und Volksdeutsche spater auch Polen Innerhalb von funf Tagen wurden 655 Menschen entlassen darunter ca 300 Polen 3 Hitzinger befahl jedoch aufgrund der Bestechlichkeit der Gefangnismachthaber die Entlassung der Gefangenen abzubrechen 4 Am 1 August eine Stunde vor dem Ausbruch des Aufstandes wurden noch 11 Gefangene entlassen Laut den Registern des stellvertretenden Direktors des Gefangnisses Justizinspektor Kirchner waren zum Zeitpunkt des Ausbruches des Aufstandes im Gefangnis an der Rakowiecka 37 noch 794 Gefangene darunter 41 Minderjahrige 5 Die Stunde W BearbeitenDie Rakowiecka Strasse war eine der bedeutendsten Strassen des Widerstands in Mokotow Am 1 August 1944 attackierten die Aufstandischen aus dem IV Bezirk der Heimatarmee V Distrikt Mokotow pol IV Rejon AK Obwod V Mokotow die deutschen Stellungen entlang der Rakowiecka und griffen die SS Stauferkaserne in der Rakowiecka 4 die Flakkaserne am Anfang der Pulawska Strasse das Gebaude der Warschauer Naturwissenschaftlichen Universitat Szkola Glowna Gospodarstwa Wiejskiego w Warszawie kurz SGGW und die Batterien der Fliegerabwehr in der Pole Mokotowskie an Die Aufgabe der Ubernahme des Gefangnisses Mokotow und der benachbarten Mietshauser wurde der I Sturmkompanie unter der Leitung von Oberleutnant Antoni Figura Deckname Kot deutsch Katze aus dem Regiment Baszta ubertragen Diese Kompanie bestand aus 80 Soldaten einschliesslich Sanitatern und hatte eine sehr bescheidene Ausrustung 3 Maschinenpistolen 20 Gewehre 15 Pistolen 130 Granaten und 30 Molotowcocktails 6 Die Soldaten der Heimatarmee sturmten in das Gefangnis und ubernahmen das Verwaltungsgebaude aber es war unmoglich die Strafvollzugsanstalten zu erreichen Wahrend des Kampfes wurde der Oberleutnant Kot schwer verletzt Die deutsche Einheit verstarkt durch die Truppen aus der nahegelegenen SS Kaserne hielt dem Angriff stand und entwaffnete und internierte polnische Wachen Laut dem Bericht des stellvertretenden Direktors des Gefangnisses Justizinspektor Kirchner kostete der Angriff die Deutschen 9 Tote und 17 Verletzte 7 Trotz des Beschusses aus Panzergeschutzen hielten die Aufstandischen das besetzte Verwaltungsgebaude bis zum Morgengrauen am 2 August Wahrend des Tages mussten sie sich jedoch zuruckziehen 3 Die Deutschen ermordeten die Soldaten der Heimatarmee die verletzt und gefangen genommen worden waren 8 Das Massaker BearbeitenAm 2 August wurde der Justizinspektor Kirchner zum stellvertretenden Direktor des Gefangnisses Mokotow ernannt Um 11 00 wurde er in die nahegelegene SS Kaserne gerufen Dort erklarte ihm der SS Obersturmfuhrer Martin Patz der Fuhrer des SS Panzergrenadier Ersatz Bataillons 3 dass General Reiner Stahel der Stadtkommandant von Warschau die Liquidierung der Gefangenen angeordnet habe Diese Entscheidung wurde auch vom SS und Polizeifuhrer in Warschau SS Oberfuhrer Paul Otto Geibel bestatigt der dazu die Hinrichtung der polnischen Wachen befahl Kirchner entwarf das Ubernahmeprotokoll indem er Patz alle Gefangenen in der Gefangnisanlage ubergab 5 9 Am Nachmittag betraten die SS Manner das Gefangnis Sie schrieben den Stand der Gefangniszellen genau auf und holten dann aus zwei Untersuchungshafteinheiten im Erdgeschoss ca 60 Manner die drei Graben je 25 30 Meter lang und 2 Meter breit und tief graben mussten 4 10 Der erste der Graben wurde entlang der Wande des Pavillons X auf der Seite der Wascherei gegraben der zweite auf dem Wanderplatz von der Seite der Aleja Niepodleglosci und der dritte auf dem Wanderplatz von der Seite der Kazimierzowska Strasse 5 Zu dieser Zeit genossen die deutschen Soldaten Wodka Nach dem Ende der Arbeit wurden alle Grabengraber erschossen 4 Danach begannen die Deutschen die ubrigen Gefangenen zu toten Die Haftlinge wurden aus den Gefangniszellen herausgezogen neben den Graben gestellt und mit einem Schuss in den Hinterkopf ermordet Zuerst wurden Gefangene aus den Abteilungen Nr 1 und Nr 2 sog Untersuchungshaften erschossen darunter mehrere Jungen im Alter von 12 bis 14 Jahren Dann wurden die Patienten der Krankenstation ermordet Spater begannen die SS Manner die Abteilungen Nr 8 Ruckfallige Nr 10 Gefangene mit harten Urteilen Nr 11 Nr 3 und Nr 5 zu leeren 10 Die Massengraber fullten sich schnell so dass die SS Manner einige Gefangene ausserhalb des Gefangnisses auf der anderen Seite der Rakowiecka Strasse erschiessen mussten 11 Wahrend des mehrstundigen Massakers wurden uber 600 Gefangene des Gefangnisses Mokotow ermordet 5 12 Ich habe gehort dass SS Manner sich meiner Zelle nahern also versteckte ich mich unter dem Bett ein SS Mann nahm das Bett auf trat mich und fuhrte mich hinaus Ich wurde allein bis zum Graben in der Nahe des Heizraumes auf dem Wanderplatz von der Seite der Aleja Niepodleglosci gefuhrt Ein SS Mann befahl mir mein Gesicht Richtung Graben zu drehen dann schoss er und stiess mich mit dem Fuss Die Kugel ging an meinem Ohr vorbei ich habe das Pfeifen gehort und ich fiel mit dem Gesicht nach unten auf die Leichen Ich horte Schusse und Todesschusse zu denen die sich bewegten Ich konnte das Gewicht der Leichen nicht mehr ertragen und entschloss mich aufzustehen und so mein Leben zu beenden Ich war mir sicher dass die SS Manner mich sofort erschiessen wurden nachdem ich mich erhoben hatte Ich schaute nach oben und sah dass niemand uber mir stand Mit Muhe kam ich aus den Leichen heraus die Aussage von Antoni Jozef Porzygowski 13 Widerstand der Gefangenen BearbeitenVon den Fenstern der Gefangniszellen aus beobachteten die Polen das Gemetzel im Gefangnishof und verstanden dass der Tod auf sie wartete und sie nichts zu verlieren hatten Die Gefangenen aus den Abteilungen Nr 6 und Nr 7 im zweiten Stock entschieden sich fur einen verzweifelten Schritt und griffen die Tater an In der Abteilung Nr 6 brachen die Gefangenen die Zellenturen auf oder brachen mit Banken Locher in die Wande Als sie in den Korridor herauskamen setzten sie Strohmatratzen und Stroh in Brand Damit verjagten sie die Deutschen In der Abteilung Nr 7 gelang es den Gefangenen einige SS Manner zu toten und ihnen die Waffen wegzunehmen Der gesamte zweite Stock wurde verbarrikadiert und die Gefangenen aus den Zellen in der Abteilung Nr 9 Minderjahrige freigelassen Die uberraschten Deutschen zogen sich zuruck 10 14 Wahrend der Nacht bei starkem Regen begannen die uberlebenden Gefangenen auf den Dachboden und dann auf das steile Dach hinaufzugehen Von dort gingen sie zu der Mauer die das Gefangnis umgab wo ihnen die Zivilbevolkerung zu Hilfe kam und Leitern brachte Auf diese Weise entkamen 200 5 bis 300 14 Gefangene und gelangten in ein von den Aufstandischen besetztes Gebiet Die Deutschen verhinderten die Flucht nicht weil sie falsch eingeschatzt hatten dass die Gefangenen durch das Haupttor fliehen wurden 13 Das Schicksal der internierten polnischen Wachen bleibt unbekannt Einige Zeugen sagten aus dass die Wachen nicht zusammen mit den Gefangenen ermordet wurden und viele von ihnen den Krieg uberlebten 15 Andere Zeugen teilten jedoch gegenteilige Informationen mit 16 Nach dem Krieg Bearbeiten nbsp Die Gedenktafel zur Erinnerung an die Opfer des MassakersZwischen 16 und 21 April 1945 wurden auf dem Gelande des Gefangnisses Mokotow Exhumierungen durchgefuhrt Es wurden etwa 700 Leichen aus der Zeit des Warschauer Aufstandes gefunden von denen einige erst nach dem Massaker im Gefangnis Mokotow vergraben wurden das waren meist die Leichen von Polen die in einem provisorischen Gefangnis in der Stauferkaserne gefangen gehalten und ermordet wurden 5 Die gefundenen Leichen mit Ausnahme dieser die den Familien ubergeben wurden wurden provisorisch in acht Massengraber an der Aleja Niepodleglosci vergraben Im Dezember 1945 wurden alle Leichen wieder exhumiert und auf den Powazki Militarfriedhof verlegt wo sie in der Abteilung der Aufstandischen begraben wurden 5 Im Jahre 1978 begann im Kolner Gericht der Prozess gegen SS Obersturmfuhrer Martin Patz der als Metzger von Mokotow bekannt war Er wurde wegen der Verbrechen verurteilt die von seinen SS Mannern wahrend der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes begangen wurden insbesondere wegen der Ermordung der Haftlinge im Gefangnis Mokotow in der Rakowiecka Strasse Im Februar 1980 wurde Petz fur schuldig befunden und zu neun Jahren Gefangnis verurteilt In demselben Prozess wurde Karl Misling zu vier Jahren Gefangnis verurteilt 17 Einzelnachweise Bearbeiten Regina Domanska Pawiak wiezienie Gestapo Kronika lat 1939 1944 Warszawa Ksiazka i Wiedza 1978 S 12 Wladyslaw Bartoszewski Warszawski pierscien smierci 1939 1944 Warszawa Interpress 1970 S 17 a b Wiezienie Mokotowskie geotekst pl a b c Szymon Datner Kazimierz Leszczynski red Zbrodnie okupanta w czasie powstania warszawskiego w 1944 roku w dokumentach Warszawa wydawnictwo MON 1962 S 128 a b c d e f g Maja Motyl Stanislaw Rutkowski Powstanie Warszawskie rejestr miejsc i faktow zbrodni Warszawa GKBZpNP IPN 1994 S 135 Leslaw M Bartelski Mokotow 1944 Warszawa wydawnictwo MON 1986 ISBN 83 11 07078 4 S 188 Leslaw M Bartelski Mokotow 1944 Warszawa wydawnictwo MON 1986 ISBN 83 11 07078 4 S 189 Adam Borkiewicz Powstanie warszawskie Zarys dzialan natury wojskowej Warszawa Instytut wydawniczy PAX 1969 S 71 Leslaw M Bartelski Mokotow 1944 Warszawa wydawnictwo MON 1986 ISBN 83 11 07078 4 S 277 a b c Ludnosc cywilna w powstaniu warszawskim T I Cz 2 Pamietniki relacje zeznania Warszawa Panstwowy Instytut Wydawniczy 1974 S 106 108 Leslaw M Bartelski Mokotow 1944 Warszawa wydawnictwo MON 1986 ISBN 83 11 07078 4 S 278 Wladyslaw Bartoszewski Warszawski pierscien smierci 1939 1944 Warszawa Interpress 1970 S 420 a b Szymon Datner Kazimierz Leszczynski red Zbrodnie okupanta w czasie powstania warszawskiego w 1944 roku w dokumentach Warszawa wydawnictwo MON 1962 S 129 a b Leslaw M Bartelski Mokotow 1944 Warszawa wydawnictwo MON 1986 ISBN 83 11 07078 4 S 278 279 Szymon Datner Kazimierz Leszczynski red Zbrodnie okupanta w czasie powstania warszawskiego w 1944 roku w dokumentach Warszawa wydawnictwo MON 1962 S 130 Leslaw M Bartelski Mokotow 1944 Warszawa wydawnictwo MON 1986 ISBN 83 11 07078 4 S 279 Friedo Sachser Central Europe Federal Republic of Germany Nazi Trials In American Jewish Year Book 82 1982 S 213 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Massaker im Gefangnis Mokotow amp oldid 232475465