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Marxgruner Marmor 1 2 3 4 5 bzw Horwagener Marmor auch Horwagen 5 Marxgrun 6 Deutsch Rot 5 7 Deutsch Rot Marmor 7 oder Deutsch Rot Kalkstein 7 Bayrisch Rot 6 wird ein Naturwerkstein genannt der auf Grund seines lebendigen Farbspiels sehr oft fur Innenausstattungen Verwendung fand und zu den schonsten Dekorationsgesteinen Deutschlands zahlt Es handelt sich um einen Kalkstein aus dem Oberdevon 7 Marxgruner Marmor in der typischen ErscheinungsformArabella Skulptur von Jan Koblasa am Lubecker Dom aus Marxgruner Marmor Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Abbau 3 Geologie Gesteinsbeschreibung und Nutzung 4 Anwendungsbeispiele 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseName BearbeitenDer Marmor wurde in einem einzigen Steinbruch beim Ort Horwagen in Oberfranken gewonnen und im nahegelegenen Bahnhof Marxgrun auf den sich der Name Marxgruner Marmor bezieht auf die Eisenbahn verladen Die Bezeichnung Deutsch Rot weist auf Herkunftsland und Farbe hin Horwagener Marmor bezieht sich auf die Lage des Steinbruchs beim Ort Horwagen einem Gemeindeteil der ehemaligen Gemeinde Bobengrun die zusammen mit Horwagen nach Bad Steben eingemeindet ist Abbau Bearbeiten nbsp Aufgelassener Steinbruch in HorwagenDie Anfange des Abbaus konnen nicht genau benannt werden Mit grosser Sicherheit kann davon ausgegangen werden dass im fruhen 19 Jahrhundert ein Werksteinbruch bestand Eine fruhe Erwahnung findet sich 1833 bei Wolfram 8 der Marmorabbau bei Steben nennt Der Steinbruch Horwagen liegt rund drei Kilometer sudlich des fruheren Bergbauortes und heutigen Kurortes Bad Steben Ab 1887 bestand ein Bahnanschluss unweit der Gewinnungsstatte 9 Dadurch konnten die Rohblocke relativ kostengunstig zur weiteren Verarbeitung abtransportiert werden Viele andere deutsche Vorkommen erlitten gegenuber auslandischen Sorten Wettbewerbsnachteile da sie uber keinen nahegelegenen Eisenbahnanschluss verfugten Bereits in den 1920er Jahren ist der Abbau mit einer speziellen Seilsage belegt was auf eine schonende und qualitatsbewusste Gewinnung schliessen lasst Die traditionelle Weiterverarbeitung der gewonnenen Rohblocke geschah uber langere Zeit in Bad Aibling Der Steinbruchsbetrieb wurde in den fruhen 1990er Jahren eingestellt Der Marmorsteinbruch Horwagen ist vom Bayerischen Landesamt fur Umwelt als Geotop 475A009 10 ausgewiesen und gehort zu den 100 Schonsten Geotope Bayerns 11 Siehe hierzu auch die Liste der Geotope im Landkreis Hof Geologie Gesteinsbeschreibung und Nutzung BearbeitenZahlreiche Kalklinsen im Thuringer Schiefergebirge und im sudlich anschliessenden Frankenwald waren in den vergangenen Jahrhunderten die Quellen fur den regional benotigten Baukalk Auf dieser Grundlage entwickelte sich bei Eignung der Lagerstatte oft eine Werksteingewinnung Weil diese Kalksteinvorkommen linsenformig vom Umgebungsgestein eingeschlossen sind gibt es dort meist nur sehr begrenzte Vorrate Die Lagerstatte des Marxgruner Marmors ist etwa 60 Meter machtig Bereits in alterer Literatur wird diese Art von Kalkstein als Flaserkalk bezeichnet Die eingeschlossenen Tonmineralien erzeugen die Flaserstruktur Die linsenformige Kalklagerstatte schliessen farbige Tonschiefer ein In den Kontaktzonen geht der Kalkstein in eine schiefrige Struktur uber Im Steinbruch folgte man im Abbau den auf 66 nach Suden einfallenden Kalkschichten Nach dem Losen der Rohblocke vom Fels hob sie ein drehbarer Kran heraus nbsp Variationen des Marxgruner Marmors Auswahl Dieser Werkstein besitzt in seiner typischen Auspragung eine helle fleischrote Farbe und wird von dunnen grunen Adern durchzogen Diese Aderung ist eine Folge von Chloriteinlagerungen und hautchenartig verteilten Tonmineralien sowie Tuffitanteilen Ferner kreuzen helle Calcitadern die Textur und bereichern das asthetische Bild dieses Steins Manche Bereiche der Lagerstatte zeigen eine ausgepragte trummerhafte Brekzienstruktur wodurch das Gesamtbild dieses Dekorationsgesteins sehr lebendig erscheint Die eingelagerten Tonhautchen erzeugen die typischen Schwachstellen und an ihnen entlang neigt der Stein zum Bruch Trotzdem wurde Marxgruner Marmor im 19 und 20 Jahrhundert fur exklusive Innenausstattungen eingesetzt Typische Anwendungen waren Wandverkleidungen Bodenbelage Mobelplatten Einlegearbeiten oder kunstlerische und bauliche Massivteile in der Innenarchitektur Ferner kamen kunsthandwerkliche Objekte mit Gebrauchseigenschaften vor beispielsweise Uhrengehause und Sockel aller Art Zu dem fruher eingefuhrten Namen Marxgruner Marmor kamen im 20 Jahrhundert die Bezeichnungen Deutsch Rot oder Bayerisch Rot hinzu In der gewerblichen Praxis wurden Farbsortierungen mit dem Zusatz Rot Rosa Rot Grun Flammig und Dunkel versehen Die Handelsbezeichnung Deutsch Grun auch Bayerisch Grun trat bei diesem Werkstein und einer anderen bayerischen Naturwerksteinsorte auf 2 Anwendungsbeispiele Bearbeiten nbsp Der Sockel des Helmholtz Denkmals in Berlin ist aus Marxgruner Marmor und die Statue aus Laaser MarmorHumboldt Universitat in Berlin Ehrenhof Sockel des Hermann von Helmholtz Denkmals Neues Rathaus in Kassel Kunstmuseum in Kiel Glyptothek in Munchen Fussboden in den Sternelementen des Heroensaals erbaut 1816 bis 1830 12 Paulskirche in Munchen Georgsaltar und Taufstein Zahlreiche Munchner Wohngebaude mit reprasentativen Charakter oft Tafelungen in Hauseingangen Walhalla bei Regensburg obere Wandfelder in der Ehrenhalle Neue Hofburg in Wien Festsaal und seine Galerien Pfeilersockel Saulensockel Ordenskirche St Georgen Bayreuth Altarsaulen Ausserdem wurde der Marxgruner Marmor nach Belgien Grossbritannien und Ubersee exportiert Siehe auch BearbeitenSaalburger Marmor geologisch verwandte und als Werkstein genutzte Kalksteinvorkommen etwa 20 Kilometer vom frankischen Abbaugebiet entferntLiteratur BearbeitenJohannes H Schroeder Hrsg Naturwerksteine in Architektur und Baugeschichte von Berlin 2 Auflage Berlin Selbstverlag Geowissenschaftler in Berlin und Brandenburg e V 2006 ISBN 978 3 928651 12 7 Carl Gabert Alexander Steuer Karl Weiss Die nutzbaren Gesteinsvorkommen Deutschlands Berlin Union Dt Verl ges 1915 Arndt Henrich Laubmann et al Die nutzbaren Mineralien Gesteine und Erden Bayerns I Bd Frankenwald Fichtelgebirge und Bayerischer Wald Munchen Oldenbourg und Piloty amp Loehle 1924 Friedrich Muller Bayerns steinreiche Ecke Ackermann Verlag Hof 1990 ISBN 3 8112 0845 4Weblinks BearbeitenMarmorsteinbruch Horwagen Horwagener Marmor bei XSTONEEinzelnachweise Bearbeiten Bayerisches Geologisches Landesamt Hrsg Gerhard von Horstig Erlauterungen zur Geologischen Karte von Bayern 1 25 000 Blatt Nr 5635 Nordhalben Munchen 1966 S 33 138 a b Otto M Reis Die Gesteine der Munchner Bauten und Denkmaler Veroffentlichungen der Gesellschaft fur Bayerische Landeskunde e V Munchen Munchen 1935 S 156 157 C Gabert A Steuer Karl Weiss 1915 S 306 Arndt Henrich Laubmann et al 1924 S 138 a b c Friedrich Muller 1990 S 83 a b A Herbeck Der Marmor Munchen Callwey 1953 S 90 a b c d Wolf Dieter Grimm Bildatlas wichtiger Denkmalgesteine der Bundesrepublik Deutschland hrsg vom Bayerischen Landesamt fur Denkmalpflege Lipp Verlag Munchen 1990 Gesteins Nr 147 Deutsch Rot Kalkstein Ludwig Friedrich Wolfram Vollstandiges Lehrbuch der gesammten Baukunst Erster Band Lehre von den naturlichen Baustoffen Erste Abtheilung Von den naturlichen Baustoffen Stuttgart Carl Hoffmann Wien Carl Gerold sche Buchhandlung 1833 S 59 Bernhard Kosmann Die Marmorarten des Deutschen Reichs Berlin Verl Leonhard Simion 1888 S 56 Marmorsteinbruch Horwagen abgerufen am 22 Marz 2020 LfU Marmorsteinbruch Horwagen abgerufen am 22 Marz 2020 Otto M Reis Die Gesteine der Munchner Bauten und Denkmaler Munchen Ges f Bay Landeskunde 1935 S 159 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marxgruner Marmor amp oldid 231618172 Abbau