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Marie Catherine Sophie de Flavigny verheiratete Comtesse d Agoult 31 Dezember 1805 in Frankfurt am Main 5 Marz 1876 in Paris war zu Lebzeiten unter dem Pseudonym Daniel Stern als Schriftstellerin bekannt Ihre Geschichte der Revolution von 1848 zahlt nach Einschatzung mancher noch heute zum Besten was daruber geschrieben wurde 1 In der Gegenwart kennt man sie jedoch vor allem wegen ihrer Beziehung und den drei gemeinsamen Kindern mit Franz Liszt Die gemeinsame Tochter Cosima heiratete 1857 Liszts Schuler den Pianisten und spateren Dirigenten Hans von Bulow und 1870 schliesslich den Komponisten Richard Wagner Marie d Agoult Gemalde von Henri LehmannMarie d Agoult hatte Beziehungen mit vielen bedeutenden Personlichkeiten des 19 Jahrhunderts setzte sich uber gesellschaftliche Zwange ihrer Zeit hinweg und entwickelte als Journalistin trotz ihrer aristokratischen Herkunft eine kritische Haltung Sie kann heute als fruhes Beispiel fur die Emanzipation der Frau betrachtet werden Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMarie de Flavigny wurde in Frankfurt als Tochter des emigrierten franzosischen Aristokraten Alexander Victor Francois de Flavigny 1770 1819 und seiner Frau Maria Elisabeth Bethmann 1772 1847 geboren Aus einer ersten Ehe der Mutter mit dem jung verstorbenen Bankier Johann Jakob Bussmann stammte die Halbschwester Auguste Bussmann die von 1807 bis 1814 mit dem Dichter Clemens Brentano verheiratet war Ihre Erziehung erhielt Marie de Flavigny unter anderem in einer franzosischen Klosterschule die von den Dames du Sacre Cœur in Paris geleitet wurde Sie heiratete am 16 Mai 1827 Charles Louis Constant d Agoult Comte d Agoult 1790 1875 und wurde so zur Comtesse d Agoult 2 3 Das Ehepaar d Agoult hatte zwei Tochter Louise die schon im Alter von sechs Jahren starb 1828 1834 und Claire 1830 1912 Im Dezember 1832 lernte sie bei einem Hauskonzert der Marquise Le Vayer in Paris den 21 jahrigen gefeierten Klaviervirtuosen Franz Liszt kennen und war von seiner Personlichkeit fasziniert Sie wurde seine Geliebte Im Juni 1835 verliess sie Ehemann und Tochter und reiste nach Basel wo sie Liszt erwartete Von dort reisten sie durch die Schweiz und liessen sich schliesslich in Genf nieder Am 18 Dezember 1835 gebar sie eine Tochter Blandine Liszt In Genf begann auch eine Freundschaft mit George Sand welche schon vorher mit Liszt befreundet gewesen war Die Beziehung der beiden Frauen wurde jedoch im Laufe der Jahre schwierig Im Oktober 1836 kehrte Marie mit Liszt nach Paris zuruck Sie grundete dort einen literarischen Salon in dem sich nicht nur bedeutende Schriftsteller sondern auch Musiker Philosophen Historiker Maler und Politiker trafen Auch George Sand war einige Zeit bei ihr zu Gast Diese revanchierte sich mit einer Einladung auf ihr Landgut Nohant 4 wo das Paar drei Monate verlebte Frederic Chopin widmete Marie d Agoult seine 1837 publizierten Etuden op 25 die er in den Jahren 1832 bis 1836 komponiert hatte Es wird berichtet dass Marie beachtliche Fertigkeiten im Klavierspiel besass 5 Im Juli 1837 brach das Paar von dort zu einer Reise uber Lyon und Genf nach Italien auf wo Marie die bedeutenden Bauten und Kunstwerke insbesondere in Como Mailand Venedig Florenz und Rom kennenlernte Die hochbegabte Frau schrieb Reiseberichte und Musikkritiken diese zum Teil unter Liszts Namen und entwickelte dabei ihre journalistischen Fahigkeiten Wahrend Liszt seine enorme Karriere als Klaviervirtuose in ganz Europa ausbaute was mit einem normalen burgerlichen Leben unvereinbar war kehrte Marie nach Paris zuruck Im April 1844 brach sie schliesslich die Beziehung zu Liszt ab Dennoch gab es weitere Treffen 6 Sie sah nun ihre Bestimmung in der Schriftstellerei und wahlte dafur nach ihrem Sohn Daniel als Pseudonym den Namen Daniel Stern In ihrem neugegrundeten Salon in Paris versammelte sie Menschen die nicht nur in Literatur und Kunst sondern auch in der Politik eine Rolle spielten oder spater spielen sollten Es zeichnete sich ab dass sich die Zeiten des monarchischen Konigtums in Frankreich dem Ende zuneigten Marie lernte so einige Personen die im Vorfeld der Revolution von 1848 eine Rolle spielten personlich kennen Darauf grundete sich ihr bekanntestes Werk als Historikerin Besonderen Einfluss hatte die Begegnung mit Georg Herwegh der mit seiner Frau Emma und Arnold Ruge 1843 von Deutschland nach Paris ins Exil gezogen war Marie schrieb zwei Artikel uber Herwegh 7 Trotz verschiedener politischer Einstellungen kamen sich die beiden wohl auch personlich nahe denn Marie fuhlte sich nach der Trennung von Liszt frei Vermutlich durch Emma Herwegh lernte Marie auch die Freiheitsbewegung in Italien kennen die schliesslich zum Risorgimento fuhrte Sie unterhielt eine Korrespondenz mit Giuseppe Mazzini dessen Briefe manchmal in ihrem Salon vorgelesen wurden Aus der Beziehung mit Liszt stammten nach Blandine zwei weitere Kinder Cosima de Flavigny 24 Dezember 1837 und Daniel Liszt der im Alter von 20 Jahren starb Blandine 1835 1862 heiratete spater den franzosischen Staatsmann Emile Ollivier starb jedoch bereits im ersten Wochenbette und hinterliess einen Knaben dessen Erziehung einer ausgezeichneten deutschen Dame Marie Pfau der Schwester Ludwig Pfau s anvertraut ist wie 1869 der Pariser Korrespondent der Wiener Neuen Freien Presse an das von Moritz Hartmann einem Freund der Pfaus redigierte Blatt in einem ausfuhrlichen biographischen Artikel uber Ollivier berichtete 8 Cosima war ab 1857 mit Hans von Bulow und ab 1870 mit Richard Wagner verheiratet Liszt bestand darauf dass seine Kinder in Paris nicht von ihrer Mutter erzogen werden sollten sondern von seiner Mutter Lange Zeit durfte Marie keinen Kontakt mit ihren Kindern haben Marie d Agoult schildert ihre Beziehung zu Liszt in ihrem autobiographischen Roman Nelida einem Anagramm ihres Pseudonyms Daniel 1846 Honore de Balzac stellte sie kaum verschlusselt in seinem Roman Beatrix dar Er hatte von George Sand intime Informationen uber Marie erhalten was zu einem Zerwurfnis zwischen den beiden rivalisierenden Frauen fuhrte Marie sah sich negativ bewertet und denunziert Marie d Agoult wurde eine bedeutende Schriftstellerin des politischen Liberalismus in Frankreich Revolutionen sah sie kritisch an ebenso die damalige katholische Kirche In ihren fruhen Jahren hing sie dem Royalismus an Spater wandelte sie sich zur Republikanerin Ihre Gesinnung blieb jedoch idealistisch Gebildete fahige Menschen sollten die Gesellschaft dienend fuhren Marie d Agoult schrieb zahlreiche Zeitungsartikel zu kulturellen und politischen Themen ab 12 Dezember 1841 unter dem Namen Daniel Stern Sie unternahm viele Reisen in Europa und wechselte haufig ihre Wohnungen Sie starb in Paris am 5 Marz 1876 und wurde auf dem Friedhof Pere Lachaise beigesetzt nbsp Marie d Agoult nach einer Photographie von Adam Salomon 1861 Werk BearbeitenErste Erzahlungen ab 1845 1846 der Roman Nelida Ihr bekanntestes Werk die Geschichte der Revolution von 1848 Histoire de la Revolution de 1848 erschien unter dem Pseudonym Daniel Stern 1851 bis 1853 in drei Banden Weitere Werke sind Nelida 1846 Esquisses morales 1849 Trois journees de la vie de Marie Stuart 1856 Florence et Turin 1862 Histoire des commencements de la republique aux Pays Bas 1872 und Mes souvenirs 1877 postum erschienen Als politische Schriftstellerin schrieb sie Lettres republicaines 1848 und Esquisses morales et politiques 1849 deutsch 1862 Essai sur la liberte consideree comme principe et fin de l activite humaine Paris Michel Levy 1863 Texte en ligne sur Gallica Dante et Goethe Paris Didier 1866 Texte en ligne sur Gallica Histoire des commencements de la republique aux Pays Bas Paris M Levy freres 1872 Texte en ligne sur Gallica QuellenMarcel Herwegh Au Printemps des Dieux correspondance inedite de la comtesse Marie d Agoult et du poete Georges Herwegh Paris Gallimard 1929 Correspondence avec Liszt hrsg von D Ollivier 2 Bande Paris 1933 1935 Franz Liszt Briefe an Marie Grafin d Agoult Hrsg Daniel Ollivier Fischer Berlin 1933 Mes souvenirs 1806 1833 Paris Calmann Levy 1880 Texte en ligne sur Gallica Correspondance Franz Liszt avec Marie d Agoult Hrsg Serge Gut und Jacqueline Bellas Fayard Paris 2001 ISBN 2 213 61010 X Correspondance generale 1821 1836 Hrsg Charles F Dupechez Bd 1 Champion Paris 2003 ISBN 2 7453 0860 2 Correspondance generale 1837 octobre 1839 Hrsg Charles F Dupechez Bd 2 Champion Paris 2004 ISBN 2 7453 0972 2 Correspondance generale Novembre 1839 1841 Hrsg Charles F Dupechez Bd 3 Champion Paris 2005 ISBN 2 7453 1081 X Correspondance generale 1842 mai 1844 et supplements 1830 1841 Hrsg Charles F Dupechez Bd 4 Champion Paris 2012 ISBN 978 2 7453 2357 6 Correspondance Marie d Agoult et George Sand Hrsg Charles F Dupechez Bartillat Paris 1995 ISBN 2 84 100045 1 Literatur BearbeitenClaude Aragonnes Marie d Agoult Romantik Liebe und Leidenschaft um den jungen Liszt Ubersetzung aus dem Franzosischen Lotte Leber Franckh Stuttgart 1946 Gertrud Baumer d Agoult Comtesse Marie Histoire de revolution de 1848 1851 1853 Richard Bolster Marie d Agoult The Rebel Countess Yale University Press New Haven London 2000 ISBN 0 300 08246 0 Charles F Dupechez Marie d Agoult 1805 1876 2 Aufl Plon Paris 1994 ISBN 2 259 00405 9 Robert Bory Une retraite romantique en Suisse Liszt et la comtesse d Agoult Lausanne Editions SPES 1930 dt 1935 Wilibald Gurlitt Carl Dahlhaus Herausgeber Riemann Musik Lexikon In drei Banden und zwei Erganzungsbanden Liszt Franz 12 vollig neubearbeitete Auflage 2 Personenteil L Z B Schotts Sohne Mainz 1959 S 80 f Erstausgabe 1882 Thematisiert wird hier u a die freie Verbindung Listzs mit der Comtesse Marie Catherine Sophie d Agoult aus der drei Kinder hervorgingen Wilibald Gurlitt Carl Dahlhaus Herausgeber Riemann Musik Lexikon In drei Banden und zwei Erganzungsbanden d Agoult Marie Catherine Sophie 12 vollig neubearbeitete Auflage 4 Erganzungsband Personenteil A K B Schotts Sohne Mainz 1972 S 8 Erstausgabe 1882 mit Verweis auf den Artikel Liszt Franz von in Band 5 Wilibald Gurlitt Carl Dahlhaus Herausgeber Riemann Musik Lexikon In drei Banden und zwei Erganzungsbanden Liszt Franz von 12 vollig neubearbeitete Auflage 5 Erganzungsband Personenteil L Z B Schotts Sohne Mainz 1972 S 67 Erstausgabe 1882 Hier detaillierte Lebensangaben zu Liszts Partnerin Comtesse Marie Catherine Sophie d Agoult Hermine Hamel Die Grafin d Agoult Kulturgeschichtlicher Roman Berlin Die Buchgemeinde 1932 Wolfgang Klotzer Hrsg Frankfurter Biographie Personengeschichtliches Lexikon Erster Band A L Veroffentlichungen der Frankfurter Historischen Kommission Band XIX Nr 1 Waldemar Kramer Frankfurt am Main 1994 ISBN 3 7829 0444 3 S 19 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Marie d Agoult Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Marie d Agoult Quellen und Volltexte franzosisch Literatur von und uber Marie d Agoult im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Marie d Agoult in der Datenbank Find a Grave englisch Vorlage Findagrave Wartung Gleiche Kenner im Quelltext und in Wikidata Agoult Marie Catharine Sophie Grafin d Hessische Biografie Stand 2 September 2020 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Bolster Marie d Agoult The Rebel Countess S 225 Dupechez Marie d Agoult 1805 1876 S 342 Bolster Marie d Agoult The Rebel Countess S 69 FR 36400 Nohant Vic das Haus kann besucht werden 1 Bolster Marie d Agoult The Rebel Countess S 58ff Bolster Marie d Agoult The Rebel Countess S 193 Marcel Herwegh Au Printemps des Dieux correspondance inedite de la comtesse Marie d Agoult et du poete Georges Herwegh S 48 Gallimard Paris 1929 Emil Ollivier Neue Freie Presse Abendblatt Wien Samstag 27 Februar 1869 1 f Normdaten Person GND 118644033 lobid OGND AKS LCCN n85117413 NDL 00621516 VIAF 186930001 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Agoult Marie d ALTERNATIVNAMEN Flavigny Marie Catherine Sophie de Geburtsname Flavigny Marie Catharina Sophia Vicomtesse de Geburtsname Riemann 1972 Stern Daniel Pseudonym KURZBESCHREIBUNG franzosische Adlige und SchriftstellerinGEBURTSDATUM 31 Dezember 1805GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM 5 Marz 1876STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marie d Agoult amp oldid 233939692