www.wikidata.de-de.nina.az
Die Marzdeportationen 1949 waren Massendeportationen von Einwohnern der baltischen Staaten in entlegene Gebiete der Sowjetunion Die Verhaftungen fanden vom 25 bis zum 28 Marz 1949 statt Von den sowjetischerseits Operation Priboi Brandung Operaciya Priboj genannten Massnahmen waren etwa 90 000 Menschen betroffen Aufgrund der hohen Sterblichkeitsrate der Opfer wird die Aktion in verschiedenen Publikationen als Genozid eingestuft 1 In einem Urteil von 2006 bezeichnete der Europaische Gerichtshof fur Menschenrechte die Vorgange als Verbrechen gegen die Menschlichkeit 2 Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrunde 2 Ausfuhrung 3 Nachwirken 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHintergrunde BearbeitenIn der stalinistischen Phase der Sowjetunion waren Deportationen und der Terror gegen ganze Volksgruppen integraler Bestandteil der Politik In den 1940 annektierten baltischen Staaten waren bereits 1940 verschiedene Aktionen zur Vernichtung sogenannter Volksfeinde durchgefuhrt worden Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs konnten die Waldbruder genannten nationalen Partisanen im Baltikum mit Unterstutzung in der Bevolkerung rechnen Zur Einschuchterung der Bevolkerung sowie Durchsetzung einer Zwangskollektivierung wurde nach der Festigung der sowjetischen Herrschaft ab 1948 eine der grossten Deportationen der Stalin Ara geplant In dem Geheimbeschluss 390 138ss vom 29 Januar 1949 bestatigte der Ministerrat der UdSSR die Plane zur Deportation von Kulaken Nationalisten Banditen sowie deren Unterstutzern und Familien aus Litauen Lettland und Estland Der Oberbefehl wurde dem Generalleutnant des Ministeriums fur Staatssicherheit MGB Pjotr Burmak ubertragen Neben der Bereitstellung von 66 Guterzugen und etwa 8400 Kraftwagen wurden die Streitkrafte um 8850 zusatzliche Soldaten verstarkt An der Ausfuhrung selbst waren 76 212 Personen beteiligt Es handelte sich dabei um Angehorige der Vernichtungsbataillone Einheiten zur Partisanenbekampfung inneren Streitkraften des MGB Aktivisten der kommunistischen Partei sowie professionelle Tschekisten 3 Gruppen von 9 bis 10 Mann zu denen jeweils 3 MGB Agenten Troika gehorten sollten gegen die auf speziellen Listen erfassten Familien vorgehen Ausfuhrung BearbeitenBetroffen war vor allem die landliche Bevolkerung Trotz der Geheimhaltung waren Geruchte durchgesickert sodass es vielen gelang sich in den kritischen Tagen zu verstecken Laut Befehl sollten Minderjahrige und Nichtarbeitsfahige verschont bleiben In der Praxis wurden allerdings alle angetroffenen Familienmitglieder verhaftet und mit Kraftwagen zu den Verladebahnhofen gebracht wo die Betroffenen in zuvor praparierte Guterwaggons gepfercht wurden Als Resultat waren etwa 28 6 Kinder unter 16 Jahren unter den Opfern Im Gegensatz zu den Deportationen von 1940 41 wurden die Familien meistens nicht getrennt Oft blieb keine Zeit zum Zusammenpacken des erlaubten beweglichen Eigentums alles Zuruckgebliebene wurde beschlagnahmt Umfang der Deportationen 4 Republik Familien Personen TransportzugeEstland 7488 20 713 15Lettland 13 624 42 149 5 31Litauen 9518 31 917 20Gesamt 30 630 94 779 66 Geschlecht und Alter der Opfer 6 Anzahl Prozentsatz Manner 25 708 27 1Frauen 41 987 44 3Kinder unter 16 Jahren 27 084 28 6Gesamt 94 779 100 0Die Ausladebahnhofe befanden sich in den Gebieten Irkutsk Omsk Tomsk Krasnojarsk Nowosibirsk und Amur 7 Die meisten Deportierten wurden Kolchosen zugeteilt auf denen sie zu arbeiten hatten Die Verbannung galt auf ewige Zeiten ein Wechsel des Wohnortes war verboten und sie mussten sich regelmassig in der Kommandantur registrieren lassen Die harten Lebensumstande fuhrten besonders in den ersten Jahren zu hohen Todesraten und niedrigen Geburtenziffern Nachwirken BearbeitenNach dem Tod Josef Stalins 1953 konnten erste Verbannte in ihre Heimat zuruckkehren Unter Nikita Chruschtschow erfolgte 1957 eine allgemeine Rehabilitierung der Verurteilten Trotzdem hatten viele der Zuruckgekehrten mit Einschrankungen und Diskriminierung zu kampfen Eine Ruckgabe des beschlagnahmten Eigentums erfolgte nicht Seit der Wiederherstellung der Unabhangigkeit nach 1990 wurden in den baltischen Landern in vielen Ortschaften Mahnmale zum Gedenken an die Deportationen errichtet Siehe auch BearbeitenDeportation aus EstlandLiteratur BearbeitenMart Laar Deportations from Estonia in 1941 and 1949 Estonian Ministry of Foreign Affairs Tallinn 2006 Valters Nollendorfs Hrsg Lettland unter der Herrschaft der Sowjetunion und des nationalsozialistischen Deutschland 1940 1991 Latvijas Okupacijas Muzeja Biedriba Riga 2010 Download als PDF 13 1 MB S 48 84 87 u 97 Aigi Rahi Tamm Andres Kahar The Deportation operation priboi in 1949 In Toomas Hiio et al Estonia since 1944 reports of the Estonian International Commission for the Investigation of Crimes Against Humanity Estonian International Commission for the Investigation of Crimes Against Humanity Tallinn 2009 ISBN 978 9949 183005 S 361 389 Download als PDF 393 kB Rudolph J Rummel Lethal Politics Soviet Genocide and Mass Murder Since 1917 Transaction Publishers New Jersey 1990 ISBN 1 56000 887 3 Heinrihs Strods Matthew Kott The File on Operation Priboi A Re Assessment of the Mass Deportations of 1949 In Journal of Baltic Studies 33 1 2002 S 1 36 Weblinks BearbeitenHeinrichs Strods The USSR MGB s Top Secret Operation Priboi Surf for the Deportation of Population from the Baltic CountriesEinzelnachweise Bearbeiten Lauri Malksoo Soviet Genocide Communist Mass Deportations in the Baltic States and International Law Leiden Journal of International Law 2001 Ausgabe 14 Cambridge University Press S 757 787 Klageschrift des EuGH zum Fall Kolk and Kislyiy v Estonia Non Applicability of Statutory Limitations to Crimes against Humanity Application no 23052 04 by August Kolk application no 24018 04 by Petr Kislyiy engl abgerufen am 21 Juli 2018 Strods Heinrihs Latvijas cilveku izvedeji 1949 gada 25 marta Memento des Originals vom 28 April 2012 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot vip latnet lv Archivierte Kopie Memento des Originals vom 5 November 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot vip latnet lv Laut Nachwort von Iveta Skinke in dem vom Lettischen Staatsarchiv Latvijas Valsts arhivs herausgegebenen insgesamt 1800seitigen Doppelband mit den Deportationslisten Aizvestie 1949 25 marts nordik Riga 2007 ISBN 978 9984 9548 9 9 II Teil wurden vom 25 28 Marz 42 125 Menschen aus Lettland deportiert weitere 211 Kinder wurden wahrend der Verschleppung in Guter bzw Viehwaggons und auf Lastkahnen geboren 1422 Personen wurden nach Verbussung diverser Haftstrafen zu ihren Familien deportiert weitere 513 Personen wurden in den Tagen und Wochen nach der eigentlichen Massendeportation verschleppt Somit belauft sich die Gesamtzahl auf 44 271 Opfer siehe Bd 2 S 782 aus 13 248 Familien siehe Bd 2 S 781 Archivierte Kopie Memento des Originals vom 5 November 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot vip latnet lv Riekstins Janis 33 eselonos izsutitie Memento des Originals vom 17 Juni 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot vip latnet lv Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marzdeportationen 1949 im Baltikum amp oldid 236868313