www.wikidata.de-de.nina.az
Die Lukas Passion des polnischen Komponisten Krzysztof Penderecki unter dem ausfuhrlicheren Titel Passio et mors Domini nostri Iesu Christi secundum Lucam Leiden und Tod unseres Herrn Jesus Christus nach Lukas ist ein Oratorium in lateinischer Sprache das als Auftragswerk des Westdeutschen Rundfunks entstand Die Urauffuhrung fand am 30 Marz 1966 im St Paulus Dom zu Munster unter der Leitung von Henryk Czyz statt Trotz der avantgardistischen Klange war die Lukas Passion wegen ihrer Ausdrucksstarke sofort ein Erfolg Sie gilt als ein Schlusselwerk der Neuen Musik Lukas Passion Neue Oper Moskau 2016 Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Stil 3 Aufbau 3 1 Teil I 3 2 Teil II 4 Auszeichnungen 5 Literatur 6 Diskographie 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenPenderecki war bereits durch einige experimentelle avantgardistische Werke wie Anaklasis 1960 und Threnos Klagegesang fur die Opfer von Hiroshima 1961 in Westeuropa unter den Experten fur Neue Musik bekannt geworden 1962 komponierte er zur Uberraschung vieler ein Stabat mater fur drei gemischte Chore a cappella mit dem er sich als glaubiger Katholik und Verehrer der leidenden Madonna offenbarte Nach den experimentellen Kompositionen der Vorjahre legte er damit ein bewusst einfach gestaltetes aber dennoch komplexes Werk auf Zwolftonbasis vor in dem er mit Tonclustern gesprochenem Wort vom Flustern bis zum ekstatischen Schrei Polyphonie und Homophonie arbeitete 1 Als bekannt geworden war dass Penderecki ein grosseres Werk plante erhielt er einen Kompositionsauftrag vom Westdeutschen Rundfunk Die Lukas Passion entstand in den Jahren 1963 1966 wobei Penderecki sein Stabat Mater unverandert in die Passion aufnahm Die lateinischen Texte die der Komposition zugrunde liegen hatte er selbst zusammengestellt Stil BearbeitenDie Lukas Passion ist ein gross angelegtes Oratorium mit drei Gesangssolisten Sopran Alt und Bass einem Sprecher Knabenchor drei gemischten Choren und grossem Orchester sowie einer Orgel Der Text basiert auf dem Evangelium nach Lukas in der Uberlieferung der Vulgata erganzt durch Auszuge aus dem Johannesevangelium Wie in Johann Sebastian Bachs Johannespassion und Matthauspassion ubernimmt der Evangelist die Rolle des Erzahlers allerdings nicht als Sanger sondern als Sprecher Die Worte Jesu und der handelnden Personen dagegen werden vom Sopran Bariton Bass oder den Choren vorgetragen Auch sonst folgt Penderecki der Tradition Bachs wenn in den Evangelientext Auszuge aus den Psalmen den Klagen des Jeremia liturgische Texte der Karwoche und lateinische Hymnen wie das Stabat mater aufnimmt die in Form von solistischen Arien oder vom Chor vorgetragen werden Penderecki verwendet in der Passion fast samtliche modernen Ausdrucksmittel wie Klangflachen Klangfarben und Klangbander mit Clustern Aleatorik Glissandi und Vierteltone 1 Trotzdem liegt dem Werk eine Zwolftonreihe zugrunde die mit den Tonen H B A und C schliesst Damit greift Penderecki mit geringfugiger Umstellung das traditionstrachtige b a c h Motiv auf 2 Diese Reihe tritt in verschiedenen Varianten auf Nach Jakobik klingt sie zu Beginn des Werkes in der abgemilderten Form wie ein tonal erweitertes d moll In dieser abgemilderten Form kommen auch Ausschnitte in der Art des gregorianischen Chorals vor Daneben verdichtet sich die Reihe in einem Sich Zusammenschieben der Tone zu einem Akkord in Form von Cluster Bildungen und scharfen Dissonanzen 2 Aufbau BearbeitenDas Werk besteht aus zwei Teilen und die Auffuhrungszeit betragt etwa 70 Minuten Die Anmerkungen zu den einzelnen Teilen basieren im Wesentlichen auf Albert Jakobiks Analyse Teil I Bearbeiten 1 Hymnus O crux ave Knabenchor und gemischte Chore In diesem Einleitungsteil entwickeln sich aus einer von Zentraltonen gestutzten Melodik Cluster bis hin zu blossen Gerauschen Die Zwolftonreihe endet in Glissandi dd 2 Jesus am Olberg Evangelist und Jesus 3 Arie Deus meus Bariton Chore Knabenchor 4 Arie Domine quis habitabit Sopran 5 Gefangennahme Evangelist Jesus Chore 6 Klagegesang Jerusalem Jerusalem convertere Chore 7 Psalm Ut quid Domine Chore a cappella 8 Verleugnung durch Petrus Evangelist Sopran Bass Chore 9 Arie Judica me Deus Bass 10 Verspottung vor dem Hohenpriester Evangelist Jesus Chore 11 Klagegesang Jerusalem Jerusalem convertere Sopran 12 Psalm Miserere mei Deus Knabenchor Chore a cappella 13 Jesus vor Pilatus Evangelist Bass Jesus Chore Teil II Bearbeiten 14 Psalm Et in pulverem mortis Chore 15 Kreuzweg Evangelist 16 Passacaglia Popule meus quid feci tibi Aus den Improperien des Messbuches Knabenchor Chore 17 Kreuzigung Evangelist 18 Arie Crux fidelis Sopran und Chore Diese Arie ist im Gegensatz zu den vorausgegangenen Klangexzessen fast traditionalistisch und tonal gebunden wobei immer wieder die Tonarten C dur und c moll durchschimmern dd 19 Kleiderverteilung Evangelist Jesus Chore 20 Psalm In pulverem mortis Chore a cappella 21 Verhohnung Christi am Kreuz Evangelist Chore 22 Jesus zwischen den Verbrechern Evangelist Jesus Bass Knabenchor Chore 23 Unter dem Kreuze Evangelist Jesus 24 Stabat Mater Chore a cappella Dieses bereits 1962 entstandene Werk wird hier unverandert in einen grosseren Zusammenhang gestellt dd 25 Tod Christi Evangelist Jesus Knabenchor 26 Instrumentales ZwischenspielZitate aus der Arie Nr 18 nur von den Streichern und Pauken gespielt dd 27 Finale Psalm In te domine speravi Sopran Bariton Bass Chore Knabenchor Im ersten Abschnitt dieses hoffnungsvollen Schlusses Auf dich o Gott vertraue ich werden zunachst samtliche musikalischen Motive des Werkes aufgegriffen wobei die Solisten im Terzett singen Der Psalmentext basiert wieder auf der Reihe b a c h und endet wie Nr 24 in strahlendem Dur 2 dd Auszeichnungen BearbeitenIm Juni 1966 erhielt Penderecki fur dieses Werk den grossen Kunstpreis Musik von Nordrhein Westfalen 3 Literatur BearbeitenWalter Dirks und Otto Tonnek im Beiheft zur CD mit der Besetzung der Urauffuhrung 1967 Albert Jakobik in Konzertprogramm des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg vom 9 und 11 April 1974 Alfred Baumgartner Musik des 20 Jahrhunderts Kiesel Verlag 1985 S 644 ISBN 3 7023 4005 X Ray Robinson und Allen Winold Die Lukaspassion von Krzysztof Penderecki Edition Moeck Celle 1993 ISBN 978 3 87549 017 6 Karl Josef Muller Schriftenreihe zur Musikpadagogik Informationen zur Pendereckis Lukas Passion Verlag Moritz Diesterweg Frankfurt am Main 1973 ISBN 3 425 03748 XDiskographie BearbeitenStefania Woytowicz Sopran Andrzej Hiolski Bariton Bernard Ladysz Bass Rudolf Jurgen Bartsch Sprecher Tolzer Knabenchor Kolner Rundfunkchor und Kolner Rundfunk Sinfonie Orchester Dirigent Henryk Czyz 4 Harmonia Mundi EMI 1967 Urauffuhrungsbesetzung Einspielung am 1 und 2 April 1966 zwei Tage nach der Urauffuhrung in der Mercatorhalle Duisburg Knabenchor gemischter Chor und Orchester der Krakauer Philharmonie Solisten Stefania Woytowicz Andrzej Hiolski Bernard Ladysz Dirigent Henryk Czyz Philips 1967Neuere Aufnahmen Nationaler Philharmonischer Chor Warschau Polnisches Radiosinfonieorchester unter Krzysztof Penderecki argo 1989 WDR und NDR Chor Orchester der Beethovenhalle Bonn Dirigent Marc Soustrot MDG 1999 Warschauer Chor und Philharmoniker Dirigent Antoni Wit Naxos 2002Weblinks BearbeitenHeinz Josef Herbort 50 Klassiker der Moderne 29 auf Zeit online abgerufen am 19 Februar 2009 Polnische Kultur Krzysztof Penderecki Die Lukaspassion abgerufen am 15 Dezember 2021Einzelnachweise Bearbeiten a b Otto Tomek im Beiheft zur CD 1967 a b c Musikalische Analyse von Albert Jakobik in einem Konzertprogramm des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg vom 9 und 11 April 1974 Meyers Handbuch uber die Musik Hrsg Heinrich Lindlar 4 verbesserte Auflage Bibliographisches Institut Mannheim 1971 S 761 Tolzer KnabenchorNormdaten Werk GND 300118201 lobid OGND AKS LCCN n78097095 VIAF 182655409 Anmerkung Weiterer Datensatz unter GND 4330813 2 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lukas Passion Penderecki amp oldid 236105312