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Johann Ludwig Tobler 1 Juni 1827 in Hirzel 19 August 1895 in Zurich war ein Schweizer Sprachwissenschafter Volkskundler und Sprachphilosoph Zusammen mit Friedrich Staub begrundete er das Schweizerische Idiotikon Ludwig Tobler 1827 1895 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Publikationen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJohann Ludwig Tobler aus altem Zurcher Geschlecht stammend war Sohn des Theologen und Dichters Salomon Tobler und der Margaretha geborener Diezinger Bruder waren der Romanist Adolf Tobler und der Historiker Wilhelm Tobler Sein Schwiegervater war der Sprach und Literaturwissenschafter Heinrich Hattemer Er war der Vater der Pianistin Mina Tobler sowie Vetter des Leipziger Verlegers Salomon Hirzel Geboren wurde er in einem kleinen Bauerndorf wo sein Vater als Pfarrer wirkte 1839 kam er nach Zurich ans Gymnasium wo er Schuler u a des Germanisten Ludwig Ettmuller war 1845 1849 studierte er an der jungen Universitat Zurich Theologie und wurde 1849 zum VDM verbi Divini minister ordiniert Als Redner wenig begabt beschloss er den Lehrerberuf zu wahlen und studierte 1849 1850 in Berlin anschliessend 1850 1851 neben einer Anstellung als Hauslehrer in Leipzig Philologie und Philosophie hier promovierte er 1851 mit einer unpublizierten Arbeit uber den Philosophen Baruch de Spinoza 1852 1859 war Tobler Lehrer an der Bezirksschule in Aarau und 1859 1860 am Progymnasium in Biel wo er seine spatere Frau Henriette Hattemer 1838 1917 kennenlernte 1860 wurde er Lehrer am Gymnasium in Bern 1864 habilitierte er sich an der Universitat Bern fur allgemeine Sprachwissenschaft und wurde 1866 ebenda ausserordentlicher Professor fur allgemeine Sprachwissenschaft und deutsche Philologie 1871 erkrankte Tobler angesteckt von einem franzosischen Internierten des Deutsch Franzosischen Kriegs an Pocken verlor ein Auge und fast die ganze Stimme eine chronische Heiserkeit schrankte in der Folge seine Lehrtatigkeit ein 1873 zog das Ehepaar Tobler nach Zurich wo sie im damaligen Vorort Hottingen die private Madchenschule Im Morgenthal grundeten die 1892 von drei Schwestern Wetli gekauft wurde 1912 an einen Schwiegersohn Toblers uberging und unter dem Namen Athenaeum bis 1980 existierte Im gleichen Jahr erhielt Tobler an der Universitat Zurich ein Extraordinariat fur Altgermanische Sprachen und Literatur das 1893 in eine ordentliche Professur umgewandelt wurde 1874 wurde Tobler der eng mit Friedrich Staub befreundet war Redaktor am Schweizerischen Idiotikon Er war schon 1862 aktiv bei der Grundung des Vereins fur das schweizerdeutsche Worterbuch dabei der 1950 neu gegrundet das Schweizerische Idiotikon bis heute herausgibt Im von Jakob Baechtold und Albert Bachmann verfassten Nachruf wird Ludwig Tobler als durch und durch philosophisch angelegte Natur beschrieben wobei die Schwere des Daseins seinem ernsten Wesen etwas scheu in sich Gekehrtes ja Herbes und Schroffes bei mischte das verletzen konnte wenn man die seltene Natur dieses schwer zuganglichen Mannes nicht kannte Als akademischer Lehrer war er streng in seinen Anforderungen und er besass kein Talent sich jungen Leuten angenehm zu machen als Wissenschafter war er gewissenhaft und grundlich und von einer umfassende n Gelehrsamkeit Sein eigentliches Arbeits und Forschungsgebiet war die Sprachphilosophie was in einer Zeit da die physiologische Seite des Sprachlebens lautgeschichtliche Probleme die linguistische Diskussion beherrschten notwendig dazu fuhren musste dass Tobler unter den Sprachforschern eine etwas isolierte Stellung einnahm Umgekehrt war Tobler wohl der erste der die neuhochdeutsche Grammatik als besonderen Lehrgegenstand in den Universitatsunterricht einfuhrte 1 Werk BearbeitenTobler hatte ein breites Interessengebiet Seine Forschungstatigkeit umfasste altgermanische Sprachen und altere Literatur schweizerische Mundarten Sprachphilosophie und psychologie Aphasie Wortbildung Syntax Bedeutungslehre Volkspoesie und Volksglaube in der Lehrtatigkeit traten noch altgermanische Mythologie Alt und Mittelenglisch mittelhochdeutsche Metrik neuhochdeutsche Grammatik und neuere Literatur hinzu Diese Interessen fanden auch ihren Niederschlag bei der Arbeit am Schweizerischen Idiotikon wo Tobler mit Vorliebe Worter mit komplexer Bedeutungsstruktur wie geben haben heben gehijen chommen chonnen Worter mit starkem kulturgeschichtlichem Aspekt wie Ettiken Vich Volk Friden Gott Gotten Gotti Chue Cheib Chopf Chatz Chrǖz sowie Vorsilben und Partikeln wie un ent er ver ge ab uf um an in us vor fur gan und er es abhandelte Im schon oben erwahnten Nachruf heisst es 2 Tobler verstand es die verwickeltsten Bedeutungsverhaltnisse zu entwirren die verbindenden Faden blosszulegen und den ganzen Reichtum in musterhaft klarer ubersichtlicher Anordnung vor uns auszubreiten Seine Artikel sind lauter Kunstwerke in ihrer Art und wahre Zierden des Idiotikons Uberhaupt trug Tobler Wesentliches zum Konzept des Werks bei so schrieb er 1863 in seinen Unmassgeblichen Gedanken uber die Methode des schweizerischen Worterbuchs 3 Neben dieser der Laut und Formenangabe zu widmenden Sorgfalt sollte im Ganzen hoheres Gewicht auf Sammlung Angabe und gehorige Entwicklung der Bedeutungen aller einzelnen Worter und ihrer phraseologischen Verbindungen gelegt werden hierin wird fur die Wissenschaft wie fur das weitere Publikum fur Gegenwart und Zukunft der werthvollste Gehalt des Worterbuchs bestehen Zur Bedeutung zahlen wir aber auch eine Reihe bisher allzusehr vernachlassigter syntactischer Erscheinungen in Congruenz Rection Wortstellung eigenthumlichem Gebrauch von Pronomina und Prapositionen endlich das Vorherrschen gewisser Triebe in der Wortbildung besonders beliebte Ableitungssylben und Zusammensetzungen Tobler war auch dichterisch tatig so schrieb er die Texte fur die 1864 uraufgefuhrten Kantaten Helgi und Kara und Schwur im Rutli von Eduard Munzinger 1831 1899 Ein Teil seines Nachlasses befindet sich in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zurich ein weiterer im Archiv des Schweizerischen Idiotikons Publikationen BearbeitenMitarbeit am Schweizerischen Idiotikon Worterbuch der schweizerdeutschen Sprache Frauenfeld 1881 ff zahlreiche Wortartikel von 1881 bis 1895 Bande I bis III Monographien und Sammelband Uber die Wortzusammensetzung nebst einem Anhang uber die verstarkenden Zusammensetzungen Ein Beitrag zur philosophischen und vergleichenden Sprachwissenschaft Berlin 1868 Hrsg Schweizerische Volkslieder Mit Einleitung und Anmerkungen 2 Bande Frauenfeld 1884 1886 Nachdruck Hildesheim New York 1975 Kleine Schriften zur Volks und Sprachkunde von Ludwig Tobler Hrsg von J Baechtold und A Bachmann Frauenfeld 1897 mit vollstandigem Verzeichnis der gedruckten Arbeiten Toblers S 305 320 In den Kleinen Schriften nicht enthaltene wichtigere Aufsatze Auswahl Ueber den relativen gebrauch des deutschen und mit vergleichung verwandter spracherscheinungen In Zeitschrift fur vergleichende Sprachforschung 7 1858 S 353 379 Die anomalien der mehrstammigen comparation und tempusbildung In Zeitschrift fur vergleichende Sprachforschung 14 1865 S 241 138 Ueber die bedeutung des deutschen ge vor verben In Zeitschrift fur vergleichende Sprachforschung 9 1860 S 108 275 Ueber das gerundium In Zeitschrift fur vergleichende Sprachforschung 16 1867 S 241 266 Uber die sogenannten Verba intensiva im Deutschen In Germania 16 1871 S 1 37 Uber Auslassung und Vertretung des Pronomen relativum In Germania 1 1872 S 257 294 Uber die scheinbare Verwechslung zwischen Nominativ und Accusativ In Zeitschrift fur deutsche Philologie 4 1873 S 375 400 Die aspiraten und tenues in schweizerischer mundart In Zeitschrift fur vergleichende Sprachforschung 22 1874 S 112 133 Conjunctionen mit mehrfacher bedeutung Ein beitrag zur lehre vom satzgefuge In Beitrage zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 5 1878 S 358 388 Literatur BearbeitenPeter Ott Tobler Ludwig In Historisches Lexikon der Schweiz Edward Schroder Tobler Ludwig In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 55 Duncker amp Humblot Leipzig 1910 S 635 638 Peter Bichsel Ludwig Tobler In Christoph Konig Hrsg unter Mitarbeit von Birgit Wagenbaur u a Internationales Germanistenlexikon 1800 1950 Band 3 R Z De Gruyter Berlin New York 2003 ISBN 3 11 015485 4 S 1890 1891 Nachruf in Kleine Schriften zur Volks und Sprachkunde von Ludwig Tobler Hrsg von J Baechtold und A Bachmann Huber Frauenfeld 1897 S VII XVI Werner Ganz Die Familie Tobler von Zurich 1626 1926 Eine historische Studie Berichthaus Zurich 1928 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Ludwig Tobler Quellen und Volltexte Literatur von und uber Ludwig Tobler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Publikationen von und uber Ludwig Tobler im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek Tobler Johann Ludwig an der Universitat Zurich von 1873 bis 1895 gehaltene VorlesungenEinzelnachweise Bearbeiten Einleitung in Kleine Schriften zur Volks und Sprachkunde von Ludwig Tobler Hrsg von J Baechtold und A Bachmann Huber Frauenfeld 1897 S VII XVI hier S X XII und XV Einleitung In Kleine Schriften zur Volks und Sprachkunde von Ludwig Tobler Hrsg von J Baechtold und A Bachmann Huber Frauenfeld 1897 S VII XVI hier S XIV Manuskript im Archiv des Schweizerischen Idiotikons in Auszugen publiziert in Walter Haas Das Worterbuch der schweizerdeutschen Sprache Versuch uber eine nationale Institution Hrsg von der Redaktion des Schweizerdeutschen Worterbuchs Huber Frauenfeld 1981 S 37 f Normdaten Person GND 117402559 lobid OGND AKS LCCN n84055858 VIAF 61694882 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Tobler LudwigALTERNATIVNAMEN Tobler Johann Ludwig vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG Schweizer Sprachwissenschafter Volkskundler und SprachphilosophGEBURTSDATUM 1 Juni 1827GEBURTSORT HirzelSTERBEDATUM 19 August 1895STERBEORT Zurich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludwig Tobler amp oldid 239049643