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Als logische Maschinen werden bzw wurden analog zur Rechenmaschine Gerate bezeichnet die logische Aufgabenstellungen behandeln und losen Logisches Piano von William Stanley Jevons aus dem Jahr 1869Idealerweise sollen logische Maschinen Argumente auf ihre Gultigkeit untersuchen in der Praxis erreichen logische Maschinen dieses Ziel haufiger mittelbar indem sie ermitteln welche Schlusse sich aus gegebenen Pramissen uberhaupt ziehen lassen Konkret gebaut wurden zunachst Maschinen die direkt oder indirekt die Gultigkeit von Syllogismen uberprufen spater allerdings vor allem solche die mechanische Tatigkeiten der Aussagenlogik automatisieren zum Beispiel das Aufstellen von Wahrheitstabellen oder die Bildung von Normalformen Inhaltsverzeichnis 1 Mechanische logische Maschinen 2 Elektrische logische Maschinen 3 Siehe auch 4 Literatur 4 1 Sekundarliteratur 4 2 Quellen 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseMechanische logische Maschinen BearbeitenDie Idee der logischen Maschine wird oft dem mallorquinischen Philosophen Logiker und franziskanischen Theologen Ramon Llull ca 1232 1316 zugeschrieben der schon Ende des 13 Jahrhunderts verschiedene rechenschieber bzw rechenscheibenartige Gerate zur Bildung von Begriffskombinationen vorschlug 1 Mechanisch auf ahnlicher Stufe aber von den logischen Grundlagen her systematischer ist Ende des 18 Jahrhunderts der Stanhope Demonstrator von Charles dem dritten Earl Stanhope 2 3 Als erste mechanische Maschine gilt allerdings das Logische Piano wegen seiner klaviaturahnlichen Tastatur so genannt das 1869 also erheblich spater von William Stanley Jevons konstruiert wurde 4 Die meisten fruheren logischen Maschinen arbeiten nach der Begriffslogik bei der die Variablen fur Begriffe stehen Steht z B A fur den Begriff Schwein und B fur den Begriff rosa so konnen aus diesen Begriffen Satze gebildet werden wie Alles A ist auch B d h alles was unter den Begriff Schwein fallt fallt auch unter den Begriff rosa kurz Alle Schweine sind rosa Jevons verwendet Kleinbuchstaben um die Verneinung eines Begriffs auszudrucken a bedeutet in unserem Beispiel also den Begriff Nichtschwein unter den alle Dinge fallen die nicht unter den Begriff Schwein A fallen Bei der Maschine von Jevons lassen sich beliebig viele begriffslogische Satze als Pramissen eingeben Die Maschine eliminiert auf mechanischem Weg alle Begriffskombinationen die mit den eingegebenen Pramissen inkonsistent sind Gibt man z B ein Alle A sind B dann schliesst die Maschine die Kombination Ab Schwein und nichtrosa aus So bleiben schliesslich nur jene Begriffskombinationen ubrig die mit allen eingegebenen Pramissen konsistent sind Die Maschine zeigt diese Kombinationen an es ist der Anwenderin uberlassen aus dieser Information fur sie interessante Schlusse zu ziehen 5 Obwohl Jevons Maschine und sein darunterliegendes logisches System begriffslogischer Natur sind lasst sich die Maschine schon auf aussagenlogische Fragestellungen Aussagenlogik anwenden wenn man die Grossbuchstaben als Satzbuchstaben Aussagebuchstaben und die Kleinbuchstaben als deren Verneinung interpretiert 6 Allan Marquand der schon in der Zeit zwischen 1874 und 1881 eine genauere Datierung ist wohl nicht moglich eine mechanische logische Maschine entwickelt hatte schlug 1885 vor eine elektrische Version von Jevons Maschine zu bauen Es ist zwar unbekannt bzw sogar fraglich ob er seine elektrische Maschine verwirklichen konnte aber die Idee logische Operationen durch elektrische Schaltungen zu realisieren scheint er als erster gehabt zu haben Unter dem Nachlass Marquands fand Alonzo Church den Schaltplan dieser Maschine 7 Weinhart weist jedoch darauf hin dass Jevons die Anregung hierzu von seinem Lehrer niemand geringerem als dem US amerikanischen Philosophen Charles Sanders Peirce erhalten habe 8 Ketner vertritt sogar die Meinung 9 dass dieser Schaltplan in Wahrheit von Peirce selber entworfen worden sein konnte Diese Vermutung stutzt er unter anderem auf optische Ahnlichkeiten der Beschriftung des Schaltplans zu Peircens Handschrift Obwohl Ketners Artikel bereits 1984 erschienen ist und Handschriftenvergleiche eine gangige forensische Praxis sind scheint diese Ahnlichkeit bis heute nicht wissenschaftlich untersucht worden zu sein und ist Ketners Vermutung bis heute weder bewiesen noch widerlegt Elektrische logische Maschinen BearbeitenDie erste gesichert verwirklichte elektrische logische Maschine baute Benjamin Burack im Jahr 1936 10 Der Sache nach ist Buracks Maschine ebenfalls begriffslogischer Natur wobei sie jedoch nur die klassischen Syllogismen im Sinn von Aristoteles abdeckt also Argumente mit genau zwei Pramissen und einer Konklusion Waren die fruhen logischen Maschinen noch von der seit der Antike dominierenden Begriffslogik beherrscht geschah im 20 Jahrhundert vor allem in den spaten 1940er Jahren und mit der Verbreitung elektrischer elektronischer Schaltungen eine stete Verlagerung hin zur Aussagenlogik Die erste logische Maschine mit von ihrem Konstrukteur selber gesehenem bzw geplantem aussagenlogischen Bezug war allerdings noch ein mechanisches Gerat die 1910 zur Patentierung eingereichte Maschine von Charles P R Macaulay Funktional arbeitet auch sie so dass sie fur jeden eingegebenen Satz die mit diesem nicht vereinbaren Moglichkeiten ausschliesst und schliesslich die verbleibenden Varianten anzeigt 11 Eine stete Entwicklung Aussagenlogischer Maschinen beginnt 1947 Theodore A Kalin und William Burkhart entwarfen nach dem Besuch einer Vorlesung bei Willard Van Orman Quine eine elektrische Maschine die ihnen das manuelle Aufstellen von Wahrheitstabellen abnehmen sollte 12 Das Gerat von Kalin und Burkhart ist bereits charakteristisch fur die meisten ihr folgenden logischen Maschinen Es berechnet fur eine gegebene Aussage mit bis zu zwolf verschiedene Aussagenvariablen den Wahrheitswert fur die Bewertung unter allen moglichen Zuordnungen von Wahrheitswerten zu den Variablen Neben dem Aufstellen einer kompletten Tabelle konnte das Gerat auch die Belegungen ermitteln unter denen die komplexe Aussage erfullt oder widerlegt ist Die Suche nach den Belegungen ist allerdings rein exhaustiv Brute Force d h sie durchlauft wie beim Aufstellen einer Wahrheitstafel alle moglichen Zuordnungen und halt an sobald sie auf eine den Satz bejahende bzw verneinende Zuordnung trifft Fur das Durchrechnen einer kompletten Wahrheitstabelle fur eine Aussage in zwolf Variablen dem Limit der Maschine benotigt sie 38 Minuten 13 Von den in der Folge entstandenen Maschinen hebt sich fundamental nur eine ab Der 1951 als eine von mehreren Maschinen beim englischen Hersteller Ferranti entstandene Feedback Logical Computor sic Diese Maschine ist ausgelegt fur das Erfullen einer Menge von Aussagen d h zum Suchen einer Zuordnung von Wahrheitswerten zu den in den Aussagen vorkommenden Satzbuchstaben unter denen alle diese Aussagen wahr sind Im Gegensatz zu allen anderen bekannt gewordenen logischen Maschinen arbeitet der Feedback Logical Computor nicht Brute Force indem er in geordneter Reihenfolge alle nur moglichen Wahrheitswertzuordnungen durchlauft bis er eine verifizierende gefunden hat vielmehr versucht er einen moglichst geschickten Weg durch die Menge aller moglichen Wahrheitswertzuordnungen zu gehen Die Verfahrensweise ist im Originaltext von McCallum und Smith ausfuhrlich geschildert 14 Bei den meisten aussagenlogischen Maschinen erfolgt die Eingabe in Peano Russell Notation einer Infix Schreibweise bzw einer an die Maschine angepassten Variation davon Drehschalter bei Kalin und Burkhart Steckschnure etwa bei Johann Weipoltshammers logistischer Relaisrechenmaschine Relativ fruh wurde jedoch erkannt dass sich fur maschinelle Problemlosung egal ob in Hard oder Software andere Schreibweisen wie die polnische Notation besser eignen Die bekanntesten Maschinen die polnische Notation verwenden sind der Burroughs Truth Function Evaluator 1956 von William Miehle bei Burroughs gebaut und der Stanislaus 1950 1951 von Friedrich Ludwig Bauer in Munchen entworfen und 1956 fertiggestellt Von der Bedienung her ist Bauers Stanislaus uberlegen weil die zu untersuchende Aussage auf einer komfortablen Tastatur eingegeben werden kann wahrend beim Burroughs Gerat Steckschnure verwendet werden mussen Das Gerat von Burroughs erlaubt allerdings bis zu zehn Variable wahrend der Stanislaus auf deren funf beschrankt ist und auch nur relativ kurze Formeln von bis zu elf Zeichen Lange erlaubt dafur pruft Stanislaus ob die eingegebene Aussage syntaktisch wohlgeformt ist und weist sie andernfalls zuruck Funktional fallen beide Maschinen unter dieselbe Kategorie Sie rechnen in festgelegter Reihenfolge alle Wahrheitswertzuordnungen durch und halten auf Wunsch bei Erreichen eines bestimmten Ergebnisses an Die 1950er Jahre markieren gleichermassen den Hohepunkt wie das Ende der Geschichte logischer Maschinen In der Regel wird dieses Ende mit der Verfugbarkeit programmierbarer Computer begrundet weil sich auf diesen alle Aufgaben die auf einer logischen Maschine fest verdrahtet sind in Software losen lassen 15 Diese Erklarung ist zwar sachlich richtig kann aber nicht vollstandig sein wenn man sich vor Augen fuhrt dass dasselbe Argument auf die Rechenmaschine zutrafe die aber zu dieser Zeit mitnichten ausgestorben ist sondern im Gegenteil erst ihre Blutezeit vor sich hatte und in Gestalt des modernen Taschenrechners bis heute vertreten ist Es scheint vielmehr so zu sein dass der Bedarf an der Losung logischer Fragestellungen solcher Art wie sie lange Zeit von logischen Maschinen gelost werden konnten nur sehr klein ist bzw dass dort wo Bedarf nach der Losung solcher Aufgaben besteht Vereinfachung von Aussagen z B beim Schaltungsdesign die Leistungsfahigkeit mit zeitgenossischer Technik realisierbarer logischer Maschinen bei weitem nicht ausreichte Siehe auch BearbeitenInformatikLiteratur BearbeitenSekundarliteratur Bearbeiten Edmund C Berkeley Giant Brains or Machines that Think New York John Wiley and 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Grossbritannien mit vielen Beschreibungen und Darstellungen Einzelnachweise Bearbeiten Martin Gardner Logic Machines and Diagrams New York McGraw Hill 1958 Seite 9ff R Harley The Stanhope Demonstrator Mind Vol 4 April 1879 Martin Gardner Logic Machines and Diagrams New York McGraw Hill 1958 Seite 80ff William Kneale Martha Kneale The Development of Logic Oxford Oxford University Press 1962 Seite 421 William Stanley Jevons On the Mechanical Performance of Logical Inference Philosophical Transactions of the Royal Society Vol 160 1870 Seite 497 518 Martin Gardner Logic Machines and Diagrams New York McGraw Hill 1958 Seite 95ff Wolfe Mays The First Circuit for an Electrical Logic Machine Science New Series Vol 118 No 3062 4 September 1953 Seite 281ff Karl Weinhart Hg Informatik und Automatik Fuhrer durch die Ausstellung Munchen Deutsches Museum 1990 Seite 113 Kenneth Lane Ketner A F Stewart The Early History of Computer Design C S Peirce and Marquand s Logical Machines Princeton University 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