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Lilith ist der Titel eines Gemaldes des britischen Malers John Collier 1850 1934 Ursprunglich in der Bootle Art Gallery befindlich gehort das 1887 im Stil der Praraffaeliten geschaffene Werk mit den Massen 1 94 m 1 04 m seit den 1970er Jahren zur Sammlung der Atkinson Art Gallery in Southport 1 Der Gegenstand des Bildes geht auf die mythologische Gestalt der Lilith zuruck LilithJohn Collier 1887Ol auf Leinwand194 104 cmThe Atkinson SouthportVorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Inhaltsverzeichnis 1 Das Gemalde 2 Ausstellungen und Rezeption 3 Hintergrund 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseDas Gemalde BearbeitenCollier stellte Lilith als goldhaarige porzellanhautige Nackte dar die den Kopf einer zungelnden Schlange kost die sich in einer leidenschaftlichen Umarmung um ihren Korper gewunden hat 2 Vor dem Hintergrund eines dusteren braun grunen Urwaldes steht eine unbekleidete Frauengestalt deren blasse Haut und uber den Rucken fallendes langes blondes Haar einen starken Kontrast zum Wald bildet Kopfhaltung und Blick sind abgewandt vom Betrachter auf den auf ihrer Schulter ruhenden Schlangenkopf konzentriert Die Schlange umgibt ihren Korper in mehreren Windungen angefangen um ihre eng beieinanderstehenden Knochel uber das Knie bis zu ihrem Unterleib den sie dadurch verdeckt Lilith stutzt im Bereich ihres Oberkorpers mit ihren Handen den Schlangenleib so dass der Schlangenkopf sich uber ihre rechte Schulter bis zu ihrer Kehle legen kann Liliths Kopf ist zur Schlange geneigt ihre Wange schmiegt sich an das Tier Die Brauntone des Schlangenleibes heben sich von dem bleichen Frauenkorper ab greifen aber die Farbgestaltung des umgebenden Urwaldes auf Collier stellte seinem Gemalde Dante Gabriel Rossettis Gedicht Lilith oder Body s Beauty aus dem Jahr 1868 bei in dem Lilith als die Hexe die Adam vor Eva liebte beschrieben wird Ihre prachtvollen Locken gaben der Welt ihr erstes Gold aber ihre Schonheit war eine Waffe und ihre Reize waren todlich 2 The British Architect beschrieb das Werk 1887 Hier ist eine nackte Frau deren uppige runde Form hochst anmutig dargestellt ist von einer grossen Schlange umgeben deren dickster Teil sie horizontal kreuzt und in zwei Halften schneidet ihr Kopf gleitet an ihrer Brust hinab und sie scheint ihn in engeren Windungen an sich zu ziehen Der Hintergrund ist eine grobe Art von Grun abstossend und abscheulich 3 nbsp DetailDas Metropolitan Museum of Art formulierte im Ausstellungskatalog 2004 zum Werk John Collier gab seiner Lilith eine praraffaelitische Frisur aus uppigen frei fallenden kastanienbraunen Locken die im Kontrast zu den modisch kontrollierten Frisuren der Zeit stand Ihre Taille ist unnaturlich eingezwangt obwohl sie kein Korsett tragt Er hat die geschmeidige milchige Oberflache ihrer Haut gegen die schleimige gesprenkelte Form einer riesigen Schlange gesetzt die sich an ihren Hals schmiegt wahrend sie ihre Wange in unziemlicher Intimitat an sie lehnt Die Schlange windet sich gefahrlich um Liliths Gestalt doch Lilith wirkt nicht als fuhle sie sich bedroht oder ware abgestossen 4 Ausstellungen und Rezeption Bearbeiten1880er JahreAls John Collier sein monumentales Gemalde der Offentlichkeit prasentierte erntete er mehrheitlich grosse Anerkennung angefangen mit der Londoner Ausstellung der Royal Academy of Arts von 1887 2 Anlasslich der elften Sommershow der Londoner Grosvenor Gallery 1887 befand das Magazin The Photographic News die Aktstudie der Lilith sei von beachtlichem Wert 5 Im Ausstellungskatalog selbst ist vermerkt das Werk lohne das genaue Betrachten hinsichtlich des handwerklichen Konnens und Fingerspitzengefuhls beachtenswert sei auch die malerische Ausfuhrung der Schlange 6 Das Magazin The British Architect bedauerte dass nur wenige so malen konnen und die Anzahl derjenigen die fahig waren die Schlange so zu malen lasse sich an einer Hand abzahlen 3 Das Journal The Athenaeum urteilte Collier habe einen riskanten Vergleich provoziert indem er seinem Gemalde Dante Gabriel Rossettis Gedicht Lilith beistellte Seine Lilith zeige ein robustes Modell von etwa 25 Jahren aufrecht stehend nackt die Arme vor dem Korper verschrankt das den Kopf leicht zu einer Seite neigt so dass ihr hellgelbes Haar wie ein Mantel uber ihren Rucken fallt Sie ist umschlungen von einer monstrosen Schlange die sich um sie windet und ihren Kopf uber ihre Schulter schiebt Die Frauenfigur sei grossartig gemalt grundlich durchdacht sorgfaltig gearbeitet erinnere aber eher an Salambo Als eine sachkundige Studie sei sie hochst lobenswert aber keinesfalls handele es sich um Rosettis mystische Damonin rosig lieblich amouros und teuflisch 7 The Spectator bescheinigte dem Bild eine detailgetreue handwerklich gekonnte und realitatsnahe Darstellung die aber dazu fuhre dass irgendwie alle Poesie und jegliches Gefuhl in der Ausfuhrung entglitten seien und betonte dass generell jede Aktmalerei die nur das Oberflachliche des Korpers zu verwirklichen trachtet und zwar in realistischer Weise schlechte Kunst sein musse wenn sie uninspiriert von Gefuhlen und Gedanken gemalt worden sei 8 Ahnlich ausserte sich The Literary World die Colliers Lilith zwar deutlich hubsch aber zu naturalistisch und allzu nuchtern fand 9 Das Bild war ebenfalls in der 17 Herbstausstellung der Walker Art Gallery in Liverpool von September bis Dezember 1887 zu sehen 10 Spatere RezeptionIn der Ausstellung im Jahr 2004 Wild Fashion Untamed des Metropolitan Museum of Art in New York 4 wurde das Gemalde zeitgenossischen Designentwurfen gegenubergestellt Die Ausstellung ging der Frage nach wie die physischen und sexuellen Eigenschaften von Tieren Ideale von Weiblichkeit definiert haben Sie prasentierte eine historische und kulturubergreifende Untersuchung der Besessenheit des Menschen vom Animalischen die sich in der Kleidung ausdruckt und erforschte auch dunklere Beziehungen zwischen Animalismus und weiblicher Sexualitat Thematisch wird auf Mythen und Legenden eingegangen wie die von Lilith Medusa und den Sirenen die Bilder von Frauen als gottliche Matriarchin und sexuelles Raubtier kombinieren 11 12 2016 war es anlasslich der Ausstellung Geschlechterkampf Franz von Stuck bis Frida Kahlo zu mannlichen und weiblichen Identitaten bzw zum Wandel der Geschlechterrollen seit Beginn der ersten Frauenbewegung im 19 Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs im Frankfurter Stadel Museum zu sehen Aufgezeigt wurde wie sich gesellschaftlicher Wandel in der Darstellung in der Kunst spiegelte Der Schwerpunkt lag auf dem Symbolismus und Surrealismus Colliers Werk zeigt einen zugleich bedrohlichen und begehrenswerten Typ Frau der neben der Darstellung als Lilith auch auf das Eva Motiv hinweist 13 nbsp Lilith 1887 nbsp Eve 1911Kunstler gaben Lilith zunehmend auch Evas Attribute 2 Colliers Gemalde Eve aus dem Jahr 1911 ist in der Darstellung des Frauentypus und der Wildnis nicht von seiner Lilith zu unterscheiden aber im Gegensatz zur selbstbewussten Ausstrahlung der Lilith wird Evas schreckerfullte Flucht dargestellt Die Germanistin und Religionswissenschafterin Kathrin Trattner schrieb 2017 im Standard Colliers Lilith die auf den ersten Blick an die biblische Eva erinnern mag sei wahrscheinlich die bekannteste kunstlerische Darstellung die auch heute noch oftmals fur Buchcover und Internetseiten Verwendung fande 14 2020 war das Gemalde zentraler Blickpunkt der Ausstellung Fatal Attraction Lilith and her Sisters der Atkinson Art Gallery in Southport die die Geschichte der Femme fatale und ihre Wandlung vom Symbol der patriarchalen Macht zur Heldin ihrer eigenen Geschichte nachzeichnet John Colliers Lilith werde zwar nackt als Objekt der Begierde dargestellt als klassische Femme fatale aber mit einer Schlange drapiert gleichermassen schon und gefahrlich um Versuchung und Sunde zu symbolisieren 15 In der Ausstellung FEMME FATALE Blick Macht Gender in der Hamburger Kunsthalle wurde das Gemalde 2022 als Prototyp einer solchen Femme fatale gezeigt 16 Hintergrund BearbeitenJohn Colliers Lilith reiht sich thematisch in die Werke der Praraffaeliten ein denen er nahestand Mythologische Themen und Frauenfiguren waren beliebte Motive unter ihnen 14 In der Zeit der Romantik gegen Ende des 18 Jahrhunderts losten zunehmend andere weibliche Motive Eva als Ikone der sexuellen Gefahr ab In der Literatur und bildenden Kunst wurden Hybride Kreaturen und Gestaltwandler die Mannern Willen Kraft und Leben raubten indem sie ihr boses Wesen unter einem liebreizenden Ausseren verbargen zunehmend Thema kunstlerischer Auseinandersetzung 2 Parallel zur Entwicklung der Frauenbewegung gewann die kunstlerische Beschaftigung mit der destruktiven Unheil bringenden Frau in ganz Europa an Bedeutung Die Darstellungen betonten die Schuld und die Verfuhrungskunste Evas und ihrer Nachfolgerinnen Sie stellten sie uberspitzt und einseitig als Figuren des Bosen dar die ihre sexuellen Reize gezielt zur Entmachtung des Mannes nutzten 13 In der Literatur und Kunst des 19 Jahrhunderts anderte sich die Darstellung als abscheuliche Damonin zu Gunsten der zugellosen Verfuhrerin 14 Dichter Literaten und Maler dieser Zeit waren fasziniert vom Frauentypus der mit magisch damonischen Zugen ausgestatteten aber auch erstmals unabhangigen Femme fatale 4 Oftmals gemahnten nur noch die Bildtitel an die mythologische Bedeutung wie bei Rosettis und Colliers Lilith Darstellungen oder der Lamia von John William Waterhouse Goethe Rossetti und Collier griffen zentrale Charakteristika der Lilith aus der judischen Mythologie auf Zu einer feministischen Lesart die Lilith zu einem Symbol weiblicher Unabhangigkeit im judischen Feminismus aufstiegen liess kam es erst in den 1960er und 1970er Jahren 14 John Keats Gedicht La Belle Dame sans Merci 1819 und Friedrich de La Motte Fouques Undine 1811 handeln von verfuhrerischen Waldgeistern die Manner mit ihrer trugerisch unschuldigen Anziehungskraft locken Das Bild der verfuhrerischen todlichen weiblichen Mischwesen findet sich in Gestalt der Meerjungfrau ebenfalls in der bildenden Kunst bei Edward Burne Jones The Depths of the Sea 1886 John William Waterhouse A Mermaid 1900 und Isobel Lilian Gloag The knight and the mermaid oder The Kiss of the Enchantress um 1890 inspiriert durch John Keats Gedicht Lamia Auch von Waterhouse stammt das Gemalde Lamia 1909 In seinem Gedicht Lamia von 1819 greift Keats eine antike Sage von einer Schlange auf die zeitweise in eine schone Frau verwandelt wurde 2 Der Lilith Mythos findet sich auch in den Gemalden von Dante Gabriel Rossetti Lady Lilith 1868 und Kenyon Cox Lilith 1892 sowie in den literarischen Werken von Robert Browning Adam Lilith and Eve 1883 George MacDonald Lilith 1895 und Dante Gabriel Rossetti Lilith oder Body s Beauty 1868 2 nbsp Lady Lilith 1868 nbsp La Belle Dame sans Merci 1901 nbsp The knight and the mer maid um 1890 nbsp A Mermaid 1900 nbsp Lamia 1909Literatur BearbeitenLindsay J Bosch Debra N Mancoff Icons of Beauty Art Culture and the Image of Women Greenwood Press 2009 ISBN 978 0 313 33821 2 S 146 Andrew Bolton Shannon Bell Price Elyssa Da Cruz Wild Fashion Untamed Ausstellungskatalog Metropolitan Museum of Art New York 2004 ISBN 978 1 58839 135 3 S 149Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lilith Gemalde Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Art UK Artworks Lilith Abgerufen am 10 Marz 2021 a b c d e f g Lindsay J Bosch Debra N Mancoff Icons of Beauty Art Culture and the Image of Women Greenwood Press 2009 ISBN 978 0 313 33821 2 S 146 Abgerufen am 11 April 2021 a b The Grosvenor Gallery In The British Architect A Journal of Architecture and the Accessory Arts Band 27 Pennsylvania State University 1887 S 339 Abgerufen am 25 Marz 2021 a b c Andrew Bolton Shannon Bell Price Elyssa Da Cruz Wild Fashion Untamed Ausstellungskatalog Metropolitan Museum of Art New York 2004 ISBN 978 1 58839 135 3 S 149 Abgerufen am 25 Marz 2021 Wide Angle The Grosvenor Gallery vom 20 Mai 1887 In The Photographic News A Weekly 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