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Die Letters of Jonathan Oldstyle Gent sind das literarische Erstlingswerk des amerikanischen Schriftstellers Washington Irving 1783 1859 Die neun humoristischen Essays vorgeblich Leserbriefe eines Jonathan Oldstyle erschienen zwischen dem 15 November 1802 und dem 23 April 1803 in der New Yorker Tageszeitung Morning Chronicle die von Irvings Bruder Peter Irving herausgegeben wurde Irving nahm darin die Moden seiner Zeit und insbesondere die New Yorker Theaterszene aufs Korn Jonathan Oldstyle ist das erste von vielen Pseudonymen unter denen Irving im Laufe seiner Karriere publizieren sollte und verweist als sprechender Name auf den Typus den seine charakterlich ausgestaltete Erzahlerfigur verkorpert ein alternder Hagestolz der mit Verwunderung die neumodischen Anwandlungen der Jugend beobachtet Die bislang einzige deutsche Ubersetzung erschien 1824 in Berlin unter dem Titel Jonathan Oldstyle s Briefe Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Einordnung 3 Editionsgeschichte 4 Sekundarliteratur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenDie neun Briefe lassen sich thematisch in zwei Kategorien einordnen die beiden ersten sowie der letzte behandeln allgemein Sitten und Moden der Zeit die ubrigen nehmen speziell den zeitgenossischen New Yorker Theaterbetrieb aufs Korn Im ersten Brief spottet Oldstyle uber die Damenmode und die lacherlichen Anstalten die die New Yorker beaus dieser Tage machen um den belles zu imponieren so beobachtet er wie ein junger Mann seiner Angebeteten bei einem Spaziergang mit einer Quaste den Weg freikehrt damit diese mit ihrem imposanten Reifrock nicht an Hindernisse stosst Im zweiten beklagt er dann mit welcher Beilaufigkeit heutzutage Heiraten vollzogen werden gerade im Vergleich zur ausgefeilten Etikette bei der Hochzeit seiner seligen Tante Barbara anno dunnemal an die er sich wehmutig erinnert Uberhaupt seien auch Ehefrauen nicht mehr das was sie einmal waren Heutzutage bestunden sie darauf unabhangig zu sein sogar eigene Meinungen Konten und Geheimnisse zu haben die sie nicht mit ihrem Gatten teilen Wer so Oldstyle kann dies lesen und nicht mit mir beklagen wie verdorben die heutige Zeit ist wird nicht jeder Ehemann mit den glucklichen Tagen hinterhertrauern da sich die Frauen in ihr Joch fugten Im neunten und letzten Brief knopft sich Oldstyle schliesslich die in New York zwar kurzlich verbotene aber weiterhin praktizierte Unart des Duellierens vor Er schlagt vor dass die Duellanten statt aufeinander zu schiessen Lose ziehen sollten um so festzustellen welcher von beiden sich unter ein Fenster stellen musse aus dem dann ein schwerer Ziegelstein geworfen wurde Damit die Offentlichkeit an solchen Vergnugungen teilhaben konne schlagt er vor dass eine Behorde geschaffen wird in der solche Duelle angemeldet und verlautbart werden konnen Die anderen Briefe haben das Theater zum Gegenstand So schildert Oldstyle den chaotischen Ablauf einer Darbietung von The Battle of Hexham von der er kaum etwas versteht Das Publikum auf den billigen Rangen unterhalt sich die meiste Zeit damit die Zuschauer auf dem Parkett mit Nussen und Apfeln zu bewerfen auch die Damen in den Logen mit ihren Fernglasern scheinen mehr am Treiben im Publikum interessiert zu sein als am Stuck selbst Mit den Briefen VI VIII brachte sich Irving unmittelbar in die aktuellen Fehden des New Yorker Theaterbetriebs ein als er einen neuen Charakter Oldstyles Cousin Andrew Quoz einfuhrte und ihn kaum verklausuliert abfallige Bemerkungen uber bekannte Theaterkritiker machen liess insbesondere uber William Coleman den Kritiker der New York Evening Post und James Cheetham vom American Citizen Irving heizte so deren schon zuvor von der Offentlichkeit interessiert verfolgten Zwist um die Bewertung des Stuckes The Wheel of Truth noch weiter an 1 im achten Brief schutzte Oldstyle ironisch Unwissensheit vor und zeigte sich verwundert uber den Trubel der seit seinem letzten Brief ausgebrochen sei doch hatten die Vorgange in ihm leise Zweifel an der Aufrichtigkeit der Kritikerzunft geweckt Einordnung BearbeitenDie Letters of Jonathan Oldstyle stehen in der Tradition der Essayserien der englischen Neoklassizisten des fruhen 18 Jahrhunderts wie Goldsmith Addison und Steele Von der Figurenzeichnung uber das Sujet befolgte Irving die Konventionen dieser schon zu seinen Lebzeiten recht altmodischen literarischen Form so sklavisch dass schon manche zeitgenossische Kommentatoren seinen Pointen kaum Originalitat abgewinnen konnten Auch die wenigen literaturwissenschaftlichen Arbeiten die sich in jungerer Zeit mit den Letters auseinandergesetzt haben betonen die allzu epigonale literaturgeschichtliche Stellung des Werks Irvings Biograph Stanley T Williams bezeichnete die Briefe als unausgegoren und fad sie seien als Literatur wertlos und allenfalls als Zeugnisse der fruhen amerikanischen Theaterkultur von antiquarischem Interesse 2 Martin Roth 1977 argumentiert dass Irving das komische Potential seines Sujets kaum auszuschopfen verstand da er sich anders als etwa die Essays des Spectator scheute schlupfrigere Themen wie Prostitution oder Sexualitat im Allgemeinen zu thematisieren 3 Stattdessen fuhrte Irving besonders in den spateren Letters Elemente der Burleske und somit ein den Genre eigentlich fremdes komisches Register ein die ihren Humor nicht aus dem wit der Erzahlerfigur sondern aus derber Situationskomik beziehen In dieser halbgaren Mischung sieht Roth das Scheitern von Irvings fruhen Werken neben den Letters vor allem die Essays in Salmagundi 1807 08 zugleich aber den Erfolg seiner spateren offen burlesken Werke wie Diedrich Knickerbockers humoristische Geschichte der Stadt New York 1809 vorgezeichnet 4 Editionsgeschichte BearbeitenDie Manuskripte der Letters sind nicht erhalten Die Briefe erschienen erstmals zwischen dem 15 November 1802 und dem 23 April 1803 in der Tageszeitung Morning Chronicle Erschienen die ersten Briefe noch fast im Wochentakt so liegen zwischen dem letzten und dem vorletzten fast zwei Monate Die Briefe II IX wurden zudem einige Tage nach ihrer Veroffentlichung im Chronicle Express nachgedruckt einem zweimal die Woche erscheinenden Digest des Morning Chronicle 5 Auch uber die Grenzen New Yorks hinaus wurden die Essays gelesen so soll wie Irvings Neffe und Biograph Pierre M Irving berichtet Charles Brockden Brown eigens nach New York gereist sein um den jungen Autor fur sein Literary Magazine and American Register zu gewinnen 6 Nachdem Irving nach 1820 mit seinem Skizzenbuch beiderseits des Atlantiks der Durchbruch als Schriftsteller gelungen war legte der New Yorker Drucker William H Clayton Anfang 1824 einen Nachdruck im Pamphletformat auf in dem jedoch der erste Brief fehlt Irving zeigte sich verargert uber diese nicht autorisierte Neuauflage mindestens da er wie Pierre M Irving schreibt sein Jugendwerk nun als krude und kindisch einschatzte 7 Noch im April desselben Jahres erschien ein Raubdruck der Claytonschen Ausgabe beim Londoner Drucker Effingham Wilson John Murray in dessen Verlag Irvings Werke in England erschienen schlug Irving daraufhin vor eine eigene revidierte Ausgabe zu erstellen doch schlug Irving das Angebot aus Zu Lebzeiten verweigerte er sich einer Neuveroffentlichung so fehlen die Letters in der Ausgabe letzter Hand der New Author s Revised Edition Putnam New York 1860 auf der die zahlreichen weiteren Werkausgaben des 19 Jahrhunderts basieren Nach Irvings Tod veroffentlichte Pierre M Irving die Briefe I V im zweiten Band der Miszellensammlung Spanish Papers and Other Miscellanies 1866 die Briefe VI IX liess er aus da Irving sie ausdrucklich mit dem Vermerk Not to be reprinted versehen hatte Erst 1941 versammelte Stanley T Williams alle neun Briefe ein Faksimile der Clayton Ausgabe von 1824 erganzt um den ersten Brief aus dem Morning Chronicle in einem Band Washington Irving Letters of Jonathan Oldstyle Herausgegeben und mit einer Einleitung von Stanley T Williams Columbia University Press New York 1941 Digitalisat der Hathi Trust Library Die heute massgebliche Edition besorgt von Bruce I Granger und Martha Hartzog ist Washington Irving Letters of Jonathan Oldstyle Gent Salmagundi Herausgegeben von Bruce I Granger und Martha Hartzog Twayne Boston 1977 ISBN 0 8057 8509 4 Band 6 von Henry A Pochmann u a Hrsg The Complete Works of Washington Irving 30 Bande University of Wisconsin Press Madison Twayne Boston 1969 1986 Auf dieser Ausgabe basiert auch der Text der Ausgabe der Library of America Washington Irving History Tales and Sketches Library of America New York 1983 ISBN 0940450143 Die erste und bislang einzige deutsche Ubersetzung besorgt von Samuel Heinrich Spiker erschien 1824 Washington Irving Jonathan Oldstyle s Briefe Aus dem Englischen des Washington Irving ubersetzt von S H Spiker Duncker und Humblot Berlin 1824 Volltext Digitalisat bei Wikisource 8 Als Auszug erschien der siebente Brief zudem im September 1824 in der Beilage zum 140 Blatt der Zeitschrift Der Gesellschafter 9 der erste sowie der letzte Brief wurden im gleichen Monat in Eos Zeitschrift aus Bayern abgedruckt 10 Sekundarliteratur BearbeitenBruce Granger American Essay Serials from Franklin to Irving University of Tennessee Press Knoxville 1978 ISBN 0870492217 Simone Hagenmeyer Washington Irving und der periodical essay des 18 Jahrhunderts The Letters of Jonathan Oldstyle Salmagundi und The Sketch Book of Geoffrey Crayon als abweichende Antworten auf britische Schreibgewohnheiten Cuvillier Gottingen 2000 ISBN 3 89712 997 3 Martin Roth Irving and the Old Style In Early American Literature 12 3 1977 S 256 270 Stanley T Williams The Life of Washington Irving Band I Oxford University Press New York 1935 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Jonathan Oldstyle s Briefe Quellen und VolltexteEinzelnachweise Bearbeiten zu den historischen Bezugen zum New Yorker Theaterbetrieb siehe Brian Jay Jones Washington Irving An American Original Arcade New York 2008 S 21 22 Stanley T Williams The Life of Washington Irving S 36 37 Martin Roth Irving and the Old Style S 257 Martin Roth Irving and the Old Style S 266 68 Zur Editionsgeschichte siehe Textual Commentary in Letters of Jonathan Oldstyle Gent Salmagundi Twayne Boston 1977 S 50 ff Pierre M Irving The Life and Letters of Washington Irving Band 1 G P Putnam New York 1862 S 47 Pierre M Irving The Life and Letters of Washington Irving Bd I G P Putnam New York 1862 S 48 Rezensionen u a in Allgemeine Literaturzeitung Band 3 Nr 280 Sp 573 576 Digitalisat Journal des Luxus und der Moden Literarisches Beiblatt Jahrgang 39 Zeitung der Ereignisse und Ansichten Beilage zum 140 Blatte des Gesellschafters 1824 Walter A Reichart The Early Reception of Washington Irving in Germany In Anglia Zeitschrift fur englische Philologie 74 1956 S 345 363Normdaten Werk GND 4635728 2 lobid OGND AKS VIAF 218117230 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Letters of Jonathan Oldstyle amp oldid 226579073