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Leonhard von Bonhorst 20 Juni 1840 in Kaub 30 April 1915 in Ravensburg war Mitglied der fruhen sozialdemokratischen Bewegung und spielte nach dem Eisenacher Kongress als hauptamtlicher angestellter Sekretar 1 des ersten Ausschusses der Social demokratischen Arbeiter Partei der von Samuel Spier Wolfenbuttel und Wilhelm Bracke Braunschweig gefuhrt wurde eine wichtige Rolle Nach der sogenannten Lotzener Kettenaffare wahrend des preussisch franzosischen Krieges einem Hochverratsprozess der sich nach der Reichsgrundung zum ersten grossen Sozialistenprozessen im neugegrundeten Reich entwickelte und 18 Monate dauerte zog er sich aus der Politik zuruck Leonhard von Bonhorst Auszug aus dem Kettenbild 1870 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Das Kettenbild zeigt Bonhorst mit anderen Akteuren der fruhen sozialdemokratischen Partei Das Bild wurde von Wilhelm Bracke mit seinem 1872 gedruckten Buch uber die Lotzener Kettenaffare in Umlauf gebracht Bonhorst war der Sohn von Franz von Bonhorst eines im Dienste Nassaus stehenden Offiziers Er selbst war von Beruf Maschinenbautechniker und Konstrukteur Seit Mitte der 1860er Jahre gab er in Kaub polytechnische Kurse fur Maschinenbauer Er betrieb auch eine Maschinenagentur und handelte mit Schmelztiegeln aber auch mit Federbetten und anderen Gutern fur den Bedarf von Handwerkern Des Weiteren fertigte er technische Zeichnungen an und baute Maschinen und Architekturmodelle Seit den 1860er Jahren war er im Arbeiterbildungsverein von Wiesbaden aktiv und versuchte diesen in eine sozialdemokratische Richtung zu lenken Im Fruhjahr 1867 trat er in Verbindung mit dem Zentralkomitee der IAA in Genf Er hatte sich an der Grundung von Produktivgenossenschaften beteiligt und sein eigenes Geschaft mit in die Finanzierung einbezogen Schon 1868 69 war die Genossenschaft insolvent und Bonhorst hat sein gesamtes Vermogen verloren Im Anschluss hat er seine gesamte Existenz der Politik und der Arbeiterbewegung gewidmet Er war massgeblich fur den Zusammenschluss der Arbeitervereine von Frankfurt am Main Wiesbaden Offenbach am Main und Biebrich zum Mittelrheinischen Arbeiterbund verantwortlich Er kam in Kontakt mit einer schon existierenden ADAV Gruppe und wurde kurze Zeit spater Bevollmachtigter des ADAV in Wiesbaden Er unternahm 1869 ausgedehnte Agitationsreisen im mittel und suddeutschen Raum Im selben Jahr war er am erfolgreichen Streik der Schneidergesellen in Wiesbaden beteiligt Um die von ihm der ja mittlerweile ohne Berufseinkommen war gemachten Ausgaben gab es immer wieder Streit mit der Parteifuhrung Hinzu kamen unterschiedliche Vorstellungen uber die Parteiorganisation Auch aus diesen Grunden schloss er sich den ADAV Rebellen um Spier und Bracke an die am 22 Juni 1869 bei einem Treffen in Magdeburg zusammen mit Julius Bremer und Theodor Yorck sowie den Fuhrern der Sachsischen Volkspartei Wilhelm Liebknecht und August Bebel die wenige Wochen spater in Eisenach erfolgte Grundung der Social demokratischen Arbeiter Partei vorbereitet hatten Bonhorst war damit einer der Mitinitiatoren der neuen Parteigrundung und nahm am Eisenacher Kongress teil Im selben Jahr 1869 wurde in Wiesbaden ein Ortsverein der Partei gegrundet Bonhorsts SDAP Gesinnungsgenossen blieben im Rhein Main Gebiet aber in der Minderheit da bis zur Vereinigung 1875 dort der ADAV weiter dominierte Im Herbst 1869 zog er nach Braunschweig und wurde dort der erste und einzige hauptamtliche Sekretar der neuen Partei Im Gegensatz zu allen anderen fuhrenden Mitgliedern der Partei die ehrenamtlich tatig waren wurde Bonhorst wegen seiner Mittellosigkeit aufgrund seines fruheren Einsatzes fur die Sache der Arbeiter nun bezahlt Ausserdem war das Parteiburo zugleich seine Wohnung 2 Er hatte allerdings wegen seiner Neigung zu Eigenmachtigkeiten und radikalen Ansichten keine Vollmacht In der Regel war es Samuel Spier der abends die Korrespondenz begutachtete bevor sie abgeschickt wurde 3 Die Entlohnung war aus Bonhorsts Sicht jedoch gering und wohl auch unregelmassig denn zeitweise arbeitete er noch als Buchhalter in der Firma von Wilhelm Bracke dem Kassier des Parteivorstandes und neben Samuel Spier der fuhrende Kopf Offiziell gab es weitere Ausschussmitglieder wie etwa den nach aussen zeitweise offiziellen ersten Vorsitzenden Karl Kuhn einen Leipziger Schneidergesellen und Heinrich Ehlers einen Freund Brackes von denen jedoch nichts weiter bekannt ist da sie nie in Erscheinung traten Auf der anderen Seite unternahm Bonhorst als Parteisekretar Agitationsreisen wie zum Beispiel nach Magdeburg und veranlasste dadurch auch August Bebel und Theodor Yorck zu ahnlichen Reisen obwohl diese einen burgerlichen Beruf nachgingen Dagegen ging der hauptamtliche Parteisekretar Bonhorst zu dieser Zeit vollig im Parteileben auf Als Agitator kannte er keine Kompromisse und war ein Scharfmacher Dadurch geriet er schnell ins Visier der Obrigkeit was ihn vor allem auf Distanz zu Spier brachte der sich im Gegensatz zu ihm nie radikal ausserte und auch mit zahlreichen Liberalen freundschaftlich verkehrte Seit dem Fruhjahr 1870 wurde Bonhorst mehrfach wahrend laufender Versammlungen verhaftet Wahrend des Deutsch Franzosischen Krieges erliess der Braunschweiger Ausschuss nach der Schlacht von Sedan ein Manifest gegen die Fortsetzung des Krieges gegen die Annexion von Elsass Lothringen und fur einen ehrenvollen Frieden mit Frankreich Das Manifest war im Wesentlichen von Bonhorst im Sinne von Karl Marx entworfen worden der seine ursprungliche Meinung Die Franzosen brauchen Prugel nach der Gefangennahme von Napoleon III geandert hatte Es wurde von Bracke und Spier mitgetragen obwohl vor allem Spier nicht alle Formulierungen gelungen fand Funf Tage spater wurden Bonhorst und alle Ausschussmitglieder verhaftet und in Ketten geschlossen auf die Festung Boyen bei Lotzen in Ostpreussen verschleppt Die sogenannte Lotzener Kettenaffare dauerte eineinhalb Jahre Bracke und Spier wurden monatelang in Lotzen ohne Anklage festgehalten wahrend Bonhorst als Preusse bereits am 26 Oktober auf koniglichen Befehl freikam und als Offizier in der zweiten Wagenklasse auf Staatskosten nach Hause fahren durfte 4 Auch er kam jedoch Anfang 1871 erneut in Haft und war einer der Angeklagten im Braunschweiger Hochverratsprozess dem ersten Sozialistenprozess im neugegrundeten Deutschen Reich Bonhorst Bracke und Spier wurden zunachst zu jeweils mehr als einem Jahr Gefangnis verurteilt Diese Strafen wurden jedoch nach einem Revisionsverfahren erheblich reduziert Wegen eines trotz des gegenteiligen Drucks von Bismarck nur mit Muhe gefundenen vergleichsweise lacherlichen Verstosses gegen das Vereinsgesetz Vereine und Parteien durften nicht zugleich auch Mitglied in der IAA sein erhielten Bonhorst und Bracke je drei Spier zwei Monate Gefangnis die durch die langere Untersuchungshaft abgegolten waren Entschadigungen gab es nicht Mit dem Ende der Lotzener Kettenaffare Anfang 1872 gab es den Braunschweiger Ausschuss nicht mehr die Partei konnte oder wollte Bonhorst keine neue bezahlte hauptamtliche Tatigkeit mehr bieten Er zog sich nach seiner Freilassung aus der Politik zuruck Literatur BearbeitenLeonhard von Bonhorst Erklarung In Demokratisches Wochenblatt Nr 27 vom 3 Juli 1869 Nachruf In Vossische Zeitung vom 18 November 1915 Nachruf In Schleswig Holsteinische Volkszeitung Kiel vom 4 November 1915 Gerhard Beier Arbeiterbewegung in Hessen Zur Geschichte der hessischen Arbeiterbewegung durch einhundertfunfzig Jahre 1834 1984 Insel Frankfurt am Main 1984 ISBN 3 458 14213 4 S 380 381 Georg Eckert Der Briefwechsel zwischen Leonhard von Bonhorst und Johann Philipp Becker In Braunschweigisches Jahrbuch Band 43 1962 S 131 172 Jutta Regine Seidel Bonhorst Leonhard von In Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung Biographisches Lexikon Dietz Verlag Berlin 1970 S 54 Thomas Welskopp Existenzkampf um Abkommlichkeit Berufspolitiker in der deutschen Sozialdemokratie bis zum Sozialistengesetz In Lothar Gall Hrsg Regierung Parlament und Offentlichkeit im Zeitalter Bismarcks Paderborn u a 2003 S 207 212 Digitalisat C arl Koch Staatsanwalt Der Process gegen den Ausschuss der social demokratischen Arbeiterpartei 1 den Kaufmann W Bracke jun zu Braunschweig 2 den Techniker Leonhard von Bonhorst aus Caub 3 den fruheren Lehrer zu Wolfenbuttel Samuel Spier jetzt zu Frankfurt a M 4 den Schneidergesellen Joh Aug Carl Kuhn aus Leipzig am 23 24 u 25 Nov 1871 Actenmassig dargestellt Braunschweig 1871 MDZ Reader http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A11003144 SZ 3D3 doppelseitig 3D LT 3DMDZ 20Reader PUR 3DWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Leonhard von Bonhorst Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bonhorst Leonhard von Hessische Biografie Stand 7 Oktober 2020 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Geschichte der Wiesbadener SPDEinzelnachweise Bearbeiten Georg Eckert Leonhard von Bonhorst und der Wiesbadener Anzeiger Zur Geschichte der Sektionen Wiesbaden und Mainz der Internationalen Arbeiter Assoziation Archiv fur Zozialgeschichte Band VIII Hannover 1968 382 Wilhelm Bracke Der Braunschweiger Ausschuss der socialdemokratischen Arbeiter Partei in Lotzen und vor dem Gericht Braunschweig 1872 37 Hans Michael Hensel Samuel Spier H M Hensel Hg John Gatt Rutter Italo Svevo Samuel Spiers Schuler Segnitz 1996 281 Anhang Wilhelm Bracke Der Braunschweiger Ausschuss der socialdemokratischen Arbeiter Partei in Lotzen und vor dem Gericht Braunschweig 1872 S 44 Normdaten Person GND 1034703692 lobid OGND AKS VIAF 300789255 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bonhorst Leonhard vonKURZBESCHREIBUNG sozialdemokratischer PolitikerGEBURTSDATUM 20 Juni 1840GEBURTSORT KaubSTERBEDATUM 30 April 1915STERBEORT Ravensburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leonhard von Bonhorst amp oldid 234125431