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Lavinium war eine antike Stadt in der italienischen Region Latium die der Legende nach von Aeneas dem mythischen Stammvater der Romer gegrundet wurde In der Grundungsphase Roms war Lavinium eine bedeutende Stadt und religioses Zentrum des latinischen Stadtebundes Die Siedlung befindet sich vier Kilometer von der Kuste entfernt Reste des antiken Lavinium finden sich beim heutigen Dorf Pratica di Mare einem Stadtteil von Pomezia 23 km sudlich von Rom im Ubergangsbereich zwischen der Kustenebene und dem landeinwarts gelegenen Hugelland Heiligtum der dreizehn Altare sudlich von Lavinium Inhaltsverzeichnis 1 Mythos 2 Historischer und archaologischer Befund 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseMythos Bearbeiten nbsp Bronzemunze As des romischen Kaisers Antoninus Pius die auf der Ruckseite eine saugende Sau zeigt und damit moglicherweise vor dem Hintergrund des anstehenden 900 jahrigen Jubilaums der Stadt Rom unter Antoninus auf die mythische Grundung Laviniums verweistLavinium spielt eine wichtige Rolle in der heute bekanntesten Version des romischen Grundungsmythos der im 1 Jahrhundert v Chr seine mehr oder minder kanonische Form erhielt Demzufolge sei Aeneas aus seiner Heimatstadt Troja geflohen nachdem sie im Trojanischen Krieg von den Griechen zerstort worden war Mit seinem Vater seinem Sohn und einigen Gefahrten sei er schliesslich in der Landschaft Latium an Land gegangen wo er die Tochter des dortigen Konigs Latinus namens Lavinia geheiratet habe Daraufhin habe er eine Stadt gegrundet um den Penaten den von ihm aus Troja mitgenommenen Schutzgottern eine neue Heimat zu bieten Diese Stadt sei nach seiner Frau Lavinia Lavinium genannt worden der Ort sei durch ein Gotterzeichen festgelegt worden indem eine Sau 30 Ferkel geworfen habe Sein Sohn Ascanius habe dann spater die Stadt Alba Longa gegrundet aus der einige Generationen danach schliesslich Romulus und Remus die Grunder Roms stammten 1 Auch in der weiteren mythischen Fruhgeschichte Roms spielt Lavinium eine Rolle So soll dort der sabinische Konig Titus Tatius ermordet worden sein Der erste Konsul der romischen Republik Lucius Tarquinius Collatinus soll sich nach seiner Verbannung aus Rom dorthin zuruckgezogen haben 2 nbsp Heroon nahe Lavinium das als Grab des Aeneas gedeutet wurde nbsp Minerva Statue aus dem Heiligtum bei LaviniumHistorischer und archaologischer Befund BearbeitenArchaologisch ist in Lavinium eine Siedlung der Eisenzeit nachgewiesen Sie wurde im 6 Jahrhundert v Chr ausgebaut Die Stadt stieg in dieser Zeit zum Bundesheiligtum des latinischen Stadtebundes auf Neben den Penaten wurden dort auch diverse andere Gottheiten verehrt 3 Das zentrale Heiligtum befand sich sudlich des eigentlichen Siedlungsgebietes wo sich in situ aus diesem und den folgenden Jahrhunderten insgesamt 13 grosse Altare erhalten haben Weiter ostlich befindet sich ein Hugelgrab aus dem 7 Jahrhundert v Chr uber dem im 4 Jahrhundert v Chr ein Heroon errichtet wurde dort vermutete man zu dieser Zeit wohl das Grab des Aeneas 4 Die archaologischen Funde dieser fruhen Phase zeigen einen starken Einfluss der zeitgenossischen griechischen Kultur sodass Lavinium moglicherweise auch auf die zunehmende griechische Pragung des aufstrebenden romischen Staates einen Einfluss hatte Ostlich von Lavinium befand sich ein Tempel der Minerva in dem eine 2 Meter hohe Statue der Gottin sowie weitere kleine Figuren in Terrakottatechnik gefunden wurden Erwahnung findet Lavinium im ersten karthagisch romischen Vertrag der bei Polybios uberliefert ist und in das spate 6 Jahrhundert v Chr datiert wird 5 Nach dem 3 Jahrhundert v Chr verlor die Stadt jedoch ihre politische Bedeutung ihre symbolische Bedeutung nahm wegen ihrer Rolle in der Grundungsgeschichte Roms und ihrer traditionellen Funktion als kultischer Zentralort allerdings zu Da Lavinium aufgrund seiner mythischen Grundungsgeschichte fur die neue Heimat der Penaten gehalten wurde begaben sich in spaterer Zeit alle hohen romischen Beamten Konsuln Praetoren Diktatoren zu Beginn ihrer Amtszeit nach Lavinium um diesen Schutzgottern dort ein Opfer darzubringen 6 Ob diese Feierlichkeiten gleichzeitig der regelmassigen Erinnerung an ein Bundnis zwischen Lavinium und Rom dienten das dem Geschichtsschreiber Titus Livius zufolge seit dem Ende des zweiten Latinerkriegs jahrlich bekraftigt wurde 7 ist in der Forschung umstritten 8 Politisch hatte Lavinium den Rang eines Municipiums Im eigentlichen Stadtgebiet wurden ein Forum mit einem Tempel im Westen und ein Augustus Heiligtum im Suden archaologisch nachgewiesen Im 2 Jahrhundert n Chr scheint es wieder zu einem gewissen Aufstieg der Stadt gekommen zu sein Im 4 Jahrhundert n Chr endet die Besiedelung allerdings vollig 9 In fruhchristlicher Zeit wurde nahe dem archaischen Heiligtum die Kirche Santa Maria delle Vigne errichtet Literatur BearbeitenUberblicksartikel Ferdinando Castagnoli Lavinio In Francesco della Corte Hrsg Enciclopedia virgiliana Band 3 Istituto della Enciclopedia Italiana Rom 1987 S 149 153 Letizia Ceccarelli Lavinium In Dieselbe Elisa Marroni Repertorio dei Santuari del Lazio Archaeologia Perusina Band 19 Giorgio Bretschneider Rom 2011 ISBN 978 88 7689 247 9 S 225 250 Maria Fenelli Lavinio In Bibliografia Topografica della Colonizzazione greca in Italia e nelle isole tirreniche Band 8 Siti Gargara Lentini Scuola normale superiore Ecole francaise de Rome Pisa Rom 1990 ISBN 88 7642 030 4 S 461 518 Bibliographie bis zum Jahr 1989 inklusive Liste aller literarischen und inschriftlichen Quellen zu Lavinium und ausfuhrlicher Diskussion der Forschungsgeschichte Hans Philipp Lavinium In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band XII 1 Stuttgart 1924 Sp 1007 1012 wichtige Zusammenstellung der Quellen aber nicht auf dem aktuellen Forschungsstand Edward Togo Salmon Timothy W Potter Lavinium In Simon Hornblower Antony Spawforth Hrsg The Oxford Classical Dictionary 3 Auflage Oxford University Press Oxford New York 1996 ISBN 0 19 866172 X S 823 knapper englischsprachiger Uberblick Giovanni Uggeri Lavinium In Der Neue Pauly DNP Band 6 Metzler Stuttgart 1999 ISBN 3 476 01476 2 Sp 1200 1201 knapper deutschsprachiger Uberblick Museumsfuhrer Filippo Avilia u a Museo Archeologico Lavinium Lavinium Archaeological Museum Gangemi Rom 2013 ISBN 978 88 492 2291 3 M L Bruto Filippo Avilia Hrsg Guida al Museo archeologico Lavinium G Canale Turin 2009 ISBN 978 88 898 7117 1 Annalisa Zarattini Hrsg L area archeologica di Pratica di Mare Soprintendenza Archeologica per il Lazio Rom 1995 Wissenschaftliche Untersuchungen Ferdinando Castagnoli Lavinivm Band 1 Topografia generale fonti e storia delle ricerche De Luca Rom 1972 Ferdinando Castagnoli und andere Lavinivm Band 2 Le tredici are De Luca Rom 1975 Ferdinando Castagnoli Roma Arcaica e i recenti scavi di Lavinio In La parola del passato Band 32 1977 S 340 355 Genevieve Dury Moyaers Enee et Lavinium A propos des decouvertes archeologiques recentes Collection Latomus Band 174 Latomus Brussel 1981 ISBN 2 87031 114 1 Cairoli Fulvio Giuliani Paolo Sommella Lavinium Compendio dei documenti archeologici In La parola del passato Band 32 1977 S 356 372 Paolo Sommella Heroon di Enea a Lavinium Recenti scavi a Pratica di Mare In Rendiconti della Pontificia Accademia di Archeologia Band 44 1971 1972 S 47 74 Mario Torelli Lavinio e Roma Riti iniziatici e matrimonio tra archeologia e storia Quasar Rom 1984 ISBN 88 85020 55 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lavinium Sammlung von BildernEinzelnachweise Bearbeiten Siehe etwa Wilhelm Ehlers Die Grundungsprodigien von Lavinium und Alba Longa In Museum Helveticum Band 6 Nummer 3 1949 S 166 175 Annie Dubourdieu L exil de Tarquin Collatin a Lavinium In Latomus Band 43 1984 S 733 750 Giovanni Uggeri Lavinium In Der Neue Pauly DNP Band 6 Metzler Stuttgart 1999 ISBN 3 476 01476 2 Sp 1200 1201 mit den weiteren Quellen und Literaturbelegen Dionysios von Halikarnassos Antiquitates Romanae 1 64 5 dazu Giovanni Uggeri Lavinium In Der Neue Pauly DNP Band 6 Metzler Stuttgart 1999 ISBN 3 476 01476 2 Sp 1200 1201 hier Sp 1201 Polybius Historiai 3 22 Macrobius Ambrosius Theodosius Saturnalien 3 4 11 Titus Livius Ab urbe condita 8 11 15 John Scheid Maria Grazia Granino Cecere Les sacerdoces publics equestres In Segolene Demougin Hubert Devijver Marie Therese Raepsaet Charlier Hrsg L ordre equestre Histoire d une aristocratie IIe siecle av J C IIIe siecle ap J C Ecole francaise de Rome Paris Rom 1999 ISBN 2 7283 0445 9 S 79 189 hier S 110 112 Marian Helm Kampf um Mittelitalien Roms ungerader Weg zur Grossmacht Franz Steiner Verlag 2022 S 246 41 663611111111 12 480277777778 Koordinaten 41 39 49 N 12 28 49 O Normdaten Geografikum GND 4111225 8 lobid OGND AKS VIAF 243024149 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lavinium amp oldid 235411532