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Das Lager Poniatowa im polnischen Ort Poniatowa gelegen war wahrend des Zweiten Weltkrieges zunachst ein deutsches Kriegsgefangenenlager Stalag 359 und dann ein NS Zwangsarbeitslager Inhaltsverzeichnis 1 Kriegsgefangenenlager 2 Zwangsarbeitslager 3 Lageraufbau und bedingungen 4 Organisatorisches 5 Liquidierung des Lagers 6 Einzelnachweise 7 LiteraturKriegsgefangenenlager BearbeitenEnde der 1930er Jahre wurde in Poniatowa eine Ausrustungsfabrik fur die polnische Armee errichtet Die Anlage bestand aus Fabrikhallen sowie 21 Wohnblocken und verfugte uber einen Eisenbahnanschluss Nach dem Ende des Uberfalls auf Polen nutzte zunachst die deutsche Wehrmacht die noch nicht eroffnete Fabrik bis zum September 1941 Anschliessend wurde das Gelande zum Kriegsgefangenenlager Stalag 359 umfunktioniert indem es eingezaunt und mit 16 Wachturmen umgeben wurde 1 Bis zu 24 000 sowjetische Kriegsgefangene wurden bis Ende 1941 in das neu errichtete Lager eingeliefert Aufgrund der inhumanen Arbeits und Lebensbedingungen verstarben bis zum Fruhjahr 1942 etwa 22 000 der Kriegsgefangenen die in 32 Massengrabern auf dem Lagergelande begraben sind Etwa 500 Uberlebende darunter viele Volksdeutsche wurden ins Ausbildungslager Trawniki als sogenannte Hilfswillige verlegt 2 Zwangsarbeitslager BearbeitenVon der Wehrmacht wurde das Lager anschliessend dem SS und Polizeifuhrer im Distrikt Lublin SS Gruppenfuhrer und Generalleutnant der Polizei Odilo Globocnik ubergeben Die SS beabsichtigte dort im Rahmen der Aktion Reinhardt judische Haftlinge der Vernichtung durch Arbeit auszusetzen Ab Oktober 1942 wurde das Lager von dem SS Fuhrer Goth zu einem Arbeitslager fur judische Zwangsarbeiter aufgebaut Ursprunglich war das Arbeitslager fur 9 000 judische Haftlinge ausgelegt 1 Bereits im Oktober 1942 wurden die ersten Juden aus dem Ghetto Opole Lubelskie in das Lager eingeliefert Ab Anfang 1943 wurden Haftlinge des Warschauer Ghettos nach Poniatowa deportiert uber 15 000 kamen allein im April Mai 1943 wahrend des Aufstandes im Warschauer Ghetto nach Poniatowa Von diesen hatten 10 000 zuvor bei den Walter Tobbens Werken im Warschauer Ghetto Zwangsarbeit geleistet und wurden gemass einer Vereinbarung zwischen Walter Tobbens und Odilo Globocnik zur Verlegung der dortigen Betriebsproduktion der Ostindustrie GmbH nach Poniatowa gebracht Auch aus dem Arbeitslager Treblinka trafen im Mai 1943 807 zuvor selektierte Juden ein 2 Lageraufbau und bedingungen BearbeitenDas SS Arbeitslager Poniatowa gliederte sich in die Bereiche Fabrik Verwaltung und Gefangenenlager Das Lager verfugte spater uber ein Krematorium Etwa 3000 privilegierte Haftlinge zumeist osterreichischer und slowakischer Herkunft wohnten in der sogenannten Siedlung unter besseren Lebensbedingungen Die anderen Insassen waren in 30 Haftlingsbaracken unter inhumanen Bedingungen bei der Fabrik untergebracht Etwa 10 000 Haftlinge arbeiteten fur die Walter Tobbens Werke und stellten aus Textilien von den Opfern der Aktion Reinhardt grosstenteils Uniformen fur die Wehrmacht her Die anderen Haftlinge waren im Strassen Baracken oder Gartenbau eingesetzt Nach einer Besichtigung des Lagers im August 1943 durch Odilo Globocnik verschlechterten sich die Versorgungs und Lebensbedingungen erheblich wodurch es vermehrt zu Todesfallen kam Es wurden Lagerstrafen eingefuhrt Exekutionen vorgenommen und auch die Misshandlungen nahmen zu Im Lager gab es auch eine Widerstandsorganisation die hauptsachlich aus Widerstandskampfern des Warschauer Ghettos bestand Durch konspirative Kontakte zu Warschauer Widerstandskampfern konnten Fluchtwillige unterstutzt sowie unter anderem Geld und Medizin ins Lager geschmuggelt werden Zu grossen Aktionen kam es jedoch aufgrund mangelnder Ausrustung nicht 1 Organisatorisches BearbeitenLagerkommandant war Gottlieb Hering der zuvor Kommandant des Vernichtungslagers Belzec war Mit ihm kam auch Heinrich Gley aus Belzec nach Poniatowa 3 Die gesamte SS Mannschaft bestand lediglich aus 40 SS Mannern unterstutzt von 600 sogenannten Trawnikimannern 2 Liquidierung des Lagers BearbeitenAm 4 November 1943 wurden etwa 15 000 Juden des Arbeitslagers im Rahmen der Aktion Erntefest nachdem sie sich entkleiden mussten erschossen Zuvor hatten die judischen Opfer noch unter Vortauschung falscher Tatsachen ihre eigenen Massengraber ausgehoben Mitglieder der Lagerwiderstandsbewegung die uber wenige Waffen verfugten konnten sich am 4 November 1943 in einer Baracke kurzzeitig verschanzen Nach kurzem Schusswechsel wurde die Baracke angezundet und mit den Widerstandskampfern verbrannt Anschliessend verbrannte ein judisches Arbeitskommando aus dem KZ Majdanek in den folgenden Wochen die Leichen der Ermordeten Das Lager wurde noch bis Sommer 1944 als Ausbildungslager fur SS und Polizeieinheiten genutzt und dann aufgelost 1 4 5 6 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Poniatowa auf www deathcamps org a b c Vgl Enzyklopadie des Holocaust 3 Bde Munchen Piper 1998 Bd 2 S 1156f Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Frankfurt am Main 2007 S 247 186 Angelika Benz Trawniki In Wolfgang Benz Barbara Distel Hrsg Der Ort des Terrors Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager Band 9 Arbeitserziehungslager Ghettos Jugendschutzlager Polizeihaftlager Sonderlager Zigeunerlager Zwangsarbeiterlager C H Beck Munchen 2009 ISBN 978 3 406 57238 8 S 608f Dieter Pohl Die grossen Zwangsarbeiterlager der SS und Polizeifuhrer im Generalgouvernement 1942 1945 In Ulrich Herbert Karin Orth Christoph Dieckmann Hrsg Die nationalsozialistischen Konzentrationslager Entwicklung und Struktur Band 1 Wallstein Verlag 1998 ISBN 978 3 89244 289 9 S 428ff Bruno Wasser Himmlers Raumplanung im Osten Birkhauser 1993 ISBN 978 3 7643 2852 8 S 131f und S 270 Fn 349Literatur BearbeitenIsrael Gutman Eberhard Jackel Julius H Schoeps Hrsg Enzyklopadie des Holocaust Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden Band III Argon Berlin 1993 ISBN 3 87024 303 1 S 1156 f Barbara Schwindt Das Konzentrations und Vernichtungslager Majdanek Funktionswandel im Kontext der Endlosung Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2005 ISBN 3 8260 3123 7 S 192 f 209 213 280 f u o 51 187222222222 22 070833333333 Koordinaten 51 11 14 N 22 4 15 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lager Poniatowa amp oldid 214078428