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Lactone sind eine Stoffgruppe der organischen Chemie die eine Carbonsaureester Funktion als Teil eines Rings aufweisen Sie entstehen formal oder tatsachlich wenn bei einer Veresterung sowohl Carbonsaure als auch Alkohol Komponente im gleichen Molekul vorliegen Dies ist bei der intramolekularen Veresterung von Hydroxycarbonsauren der Fall Da die Sauerstoffbrucke der Esterfunktion Bestandteil der Lacton Ringe ist handelt es sich um Heterocyclen Verschiedene Lactone von links nach rechts b g d und e Lacton Das makrocyclische Lacton Erythromycin A ist ein Arzneistoff und wird von Bakterien der Gattung Streptomyces gebildet Der grosse Lactonring ist links abgebildet Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Nomenklatur 3 Vorkommen 4 Herstellung 5 Reaktionen 6 Verwandte Verbindungen 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAls Entdecker der Stoffgruppe der Lactone gilt Rudolph Fittig 1 Er schlug 1880 den Namen Lactone dafur vor Bei den Beispielen fur Lactone nannte er unter anderem das Cumarin und das Phthalid diese beiden haben auch einen Benzolring und sind daher Aromaten und das Santonin 2 nbsp Cumarin o Cumarsaurelacton nbsp Phthalid im Selleriearoma nbsp Santonin wirkt gegen Spulwurmer Nomenklatur BearbeitenGriechische Buchstaben geben die Stellung bzw Position der Hydroxygruppe relativ zur Carboxygruppe in der formal zugrundeliegenden Hydroxycarbonsaure an Das der Carboxygruppe benachbarte C Atom wird als a standig das nachste als b standig usw bezeichnet 3 Lactone werden auch durch Anhangen der Endung olid an den Namen des entsprechenden Kohlenwasserstoffes benannt die Position des am Ringschluss beteiligten C Atoms wird als Ziffer angegeben z B Propan 3 olid b Propiolacton 4 Eine Untergruppe der Lactone sind die Lactide bei denen zwei Estergruppen im gleichen Ring vorliegen Vorkommen Bearbeiten nbsp Pfirsiche enthalten Lactone mit typischem FruchtgeruchLactone sind eine bedeutende Gruppe unter den Aromastoffen In der Natur kommen hauptsachlich g und d Lactone mit unverzweigten Seitenketten vor wobei g Lactone haufiger in pflanzlichen und d Lactone haufiger in tierischen Produkten auftreten Die meisten naturlich vorkommenden Lactone haben eine gerade Anzahl an Kohlenstoffatomen Als Aromastoffe sind besonders Lactone mit 8 bis 12 Kohlenstoffatomen relevant 5 Lactone mit weniger als 10 Kohlenstoffatomen riechen kokosartig wohingegen solche mit mehr als 10 Kohlenstoffatomen pfirsichartig riechen 6 Beispielsweise findet man in Aprikosen Nektarinen und Pfirsichen eine Vielzahl von g Lactonen mit sechs bis zwolf Kohlenstoffatomen wie etwa g Decalacton vergl Decalactone sowie d Lactone mit acht bis zwolf Kohlenstoffatomen wie etwa d Decalacton die entweder kokosartig fruchtig pfirsichartig oder fruchtig fettig riechen 6 nbsp 3S 4S Quercuslacton kommt in Spirituosen wie Brandwein vor Eine weitere Gruppe von Lactonen die als Aromastoffe bedeutend sind sind die auch als Whiskylactone bezeichnete Quercuslactone die in Spirituosen vorkommen die in Eichenfassern reifen beispielsweise Whisky Dabei im Weinbrand aus Eichenfassern das 3S 4S Isomer der Verbindung 7 Ein Beispiel fur das Vorkommen von Lactonen in tierischen Produkten ist das d Decalacton das im Milchfett vorkommt Es ist ein wichtiger Aromastoff fur Milchprodukte wie H Milch Kase und insbesondere Butter der eine susse Note hervorruft 6 Weitere naturlich vorkommende Lactone sind etwa die pflanzlichen Cardenolide die ein ungesattigtes g Lacton oder ein d Lacton an einem Steroidgerust enthalten 8 die ebenfalls pflanzlichen Furanolactone z B Salvinorine 9 Laktone mit vielen Ringgliedern heissen Makrolide zu denen auch wichtige Antibiotika gehoren 10 Ochratoxine sind Schimmelpilzgifte ihr Lactonring hat sechs Atome 11 Herstellung BearbeitenWahrend a Lactone deren einfachster Vertreter das Acetolacton ist nur als instabile Zwischenprodukte bekannt und b Lactone Vierringe nur unter speziellen Bedingungen darstellbar sind sind die g und die d Lactone Funf bzw Sechsringe leicht erhaltliche stabile heterocyclische Verbindungen g Lactone entstehen durch Eindampfen verdunnter wassriger Losungen der entsprechenden g Hydroxycarbonsauren a Hydroxycarbonsauren bilden im Gegensatz dazu beim Eindampfen Oligomere und bei weiterem Erhitzen Lactide Liegen die Carboxygruppe und die Hydroxygruppe weiter auseinander werden die Lactone ebenfalls schnell unbestandig Zu den bekanntesten e Lactonen gehort e Caprolacton ein Lacton der Capronsaure Schematisches Beispiel einer Lactonbildung die Bildung von g Butyrolacton aus g Hydroxybuttersaure durch Wasserabspaltung nbsp Eine weitere Methode Lactone herzustellen ist die Baeyer Villiger Oxidation Dabei werden cyclische Ketone mit Peroxycarbonsauren unter Ringerweiterung oxidiert 12 Die Baeyer Villiger Oxidation von Cyclohexanon liefert das industriell in betrachtlichen Mengen hergestellte e Caprolacton ein Ausgangsprodukt fur die Herstellung von Polyestern und Polyethern 13 Verschiedene Lactone konnen mithilfe von Mikroorganismen synthetisiert werden So sind viele Mikroorganismen bekannt die aus Rizinusol g Decalacton bilden konnen 14 Reaktionen BearbeitenAus e Caprolacton lassen sich Polyester herstellen 15 Die Copolymerisation von e Caprolacton mit Milchsaure fuhrt zu Polyestern die biologisch abbaubar sind Verwandte Verbindungen BearbeitenWie die Lactone fur die die Esterbindung CO O charakteristisch ist haben die folgenden Verbindungen ebenfalls ringformige cyclische Molekule oder Molekulteile Lactame mit einer Amidbindung CO NH im Ring Lactime sind Tautomere zu den Lactamen mit einer Gruppe COH N im Ring Thiolactone enthalten die Gruppe S CO im Ring und damit ein Schwefelatom benachbart zu CO Lactole sind cyclische Halbacetale d h sie haben die Gruppe O C OH H Lactame und Thiolactone enthalten wie Lactone eine Carbonylgruppe mit Doppelbindung C O Lactime und Lactole enthalten eine organische Hydroxygruppe C OH Einzelnachweise Bearbeiten Rudolph Fittig in der Deutschen Biographie Rudolph Fittig II Untersuchungen uber die ungesattigten Sauren In Justus Liebigs Annalen der Chemie Band 200 Nr 1 2 Januar 1880 S 21 96 doi 10 1002 jlac 18802000103 Lactone In Spektrum de Lexikon der Chemie Abgerufen am 5 Mai 2024 H Beyer W Walter Lehrbuch der organischen Chemie 20 Auflage Hirzel Stuttgart 1984 S 264 Wilfried Schwab amp Peter Schreier Enzymic Formation of Flavour Volatiles from Lipids In Tsung Min Kuo amp Harold Gardner Hrsg Lipid Biotechnology CRC Press 2002 ISBN 978 0 203 90819 8 S 302 307 a b c Wolfgang Legrum Riechstoffe zwischen Gestank und Duft Vorkommen Eigenschaften und Anwendung von Riechstoffen und deren Gemischen Vieweg Teubner Verlag Wiesbaden 2011 ISBN 978 3 8348 1245 2 5 Aromastoffe in Lebensmitteln 5 1 3 Lactone S 87 88 amp 149 doi 10 1007 978 3 8348 8276 9 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 26 August 2016 Jan Velisek Richard Koplik Karel Cejpek The Chemistry of Food John Wiley amp Sons 2020 ISBN 978 1 119 53754 0 S 606 Martin Luckner Beate Diettrich Cardenolides In Phytochemicals in Plant Cell Cultures Elsevier 1988 ISBN 978 0 12 715005 5 S 193 212 doi 10 1016 b978 0 12 715005 5 50018 2 Anil Yilmaz Rachel Saylor Crowley Alexander M Sherwood Thomas E Prisinzano Semisynthesis and Kappa Opioid Receptor Activity of Derivatives of Columbin a Furanolactone Diterpene In Journal of Natural Products Band 80 Nr 7 28 Juli 2017 S 2094 2100 doi 10 1021 acs jnatprod 7b00327 PMID 28718638 PMC 5665014 freier Volltext T Mazzei E Mini A Novelli P Periti Chemistry and mode of action of macrolides In Journal of Antimicrobial Chemotherapy Band 31 suppl C 1 Januar 1993 S 1 9 doi 10 1093 jac 31 suppl c 1 Paul Bayman James L Baker Ochratoxins A global perspective In Mycopathologia Band 162 Nr 3 September 2006 S 215 223 doi 10 1007 s11046 006 0055 4 Organikum Wiley VCH Verlag GmbH 23 Auflage 2009 ISBN 978 3 527 32292 3 S 683 684 Otto Albrecht Neumuller Hrsg Rompps Chemie Lexikon Band 1 A Cl 8 neubearbeitete und erweiterte Auflage Franckh sche Verlagshandlung Stuttgart 1979 ISBN 3 440 04511 0 S 586 Birgit Kamm Microorganisms in Biorefineries Springer 2015 ISBN 978 3 662 45208 0 S 277 Harald Cherdron Hellmut Ohse Friedhelm Korte Die Polymerisation von Lactonen Teil 1 Homopolymerisation 4 6 und 7 gliedriger Lactone mit kationischen Initiatoren In Die Makromolekulare Chemie 56 1 1962 S 179 186 doi 10 1002 macp 1962 020560113 Normdaten Sachbegriff GND 4166378 0 lobid OGND AKS LCCN sh85073870 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lactone amp oldid 244699686