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Der Lutzeler Volkspark auf dem Petersberg im Koblenzer Stadtteil Lutzel entstand ab 1932 auf den Resten des ehemaligen Festungswerks Bubenheimer Flesche welches nach dem Ersten Weltkrieg in den 1920er Jahren zusammen mit den ubrigen Werken des Systems Feste Franz entfestigt wurde Der Park und der darunter liegende Friedhof werden heute von folgenden Strassen eingerahmt Am Volkspark Bodelschwinghstrasse Am Petersberg Andernacher Strasse Am Franzosenfriedhof Blick vom Hugel in den Volkspark Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Aufbau und Ausgestaltung 1 2 Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit 1 3 Abriss des Reduits und Neugestaltung 1 4 Ausblick 2 Beschreibung der Anlage 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAuf der ca 14 ha grossen Trummerlandschaft erwuchs nach Planen des Stadtischen Gartenamts unter Einbeziehung der Festungsreste in den 1930er Jahren ein Volkspark der zeitgenossischen Berichten zufolge einer der schonsten Garten der Stadt Koblenz war Die Planungen fur die Errichtung eines Parks auf dem ehemaligen Festungsgelande reichen nachweisbar zuruck bis 1921 Zahe Ubernahmeverhandlungen mit dem Reich und die andauernde Inanspruchnahme durch die franzosische Besatzung verzogerten jedoch den Beginn der Arbeiten bis 1932 und die Ubernahme des Gelandes durch die Stadt Koblenz sogar bis zum 1 Januar 1934 Aufbau und Ausgestaltung Bearbeiten Fur die Ausfuhrung der Arbeiten am Park setzte die Stadt zunachst ab Juli 1932 den Freiwilligen Arbeitsdienst ein Der Arbeitstag der uberwiegend jugendlichen Teilnehmer inklusive Betreuungsprogramm Sport Schulungen Filmvorfuhrungen und ahnliches dauerte taglich neun bis zehn Stunden Untergebracht war der Arbeitsdienst zunachst in ehemaligen Gebauden der nahe gelegenen Feld Artilleriekaserne wo mittags auch gemeinsam das mitgebrachte Essen verzehrt wurde Vermutlich ab Oktober 1932 erhielten alle Teilnehmer taglich eine warme Mahlzeit in der nahe gelegenen Trainkaserne Gearbeitet wurde montags bis freitags der Samstag war der Reinigung der Gerate und der Lohnauszahlung vorbehalten Die Massnahmen waren jeweils in Teilnehmerzahl und Dauer begrenzt und wurden mehrfach verlangert und erweitert Zur Unterstutzung der hauptsachlich in Handarbeit ausgefuhrten Planierungsarbeiten mietete die Stadt von Januar 1933 bis Ende Oktober 1935 zusatzlich eine Feldbahn an Die Manner beseitigten die Sprengstellen und planierten das Gelande ein trugen Festungsreste ab und nutzten spater die so gewonnenen Steine z B fur Beeteinfassungen Das Reduit der ehemaligen Festung wurde instand gesetzt und zunachst als Buro Aufenthaltsraum und Lager genutzt Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ging die Lutzeler Baustelle am 24 April 1933 in die Obhut des Vereins zur Umschulung freiwilliger Arbeitskrafte e V uber eines Vorlaufers des spateren Reichsarbeitsdienstes Von diesem Zeitpunkt an wurde die Massnahme im geschlossenen Lager fortgefuhrt die Teilnehmer waren nun in eigens hierfur hergerichteten Raumen des ehemaligen Korps Bekleidungsamts untergebracht Da die unterirdischen Hinterlassenschaften des Festungswerks die Arbeiten teils erheblich verzogert hatten nahm man 1934 die Sprengungen wieder auf Welche Reste der Festung unterirdisch noch vorhanden sind ist daher schwer zu sagen Wann die Arbeiten des Arbeitsdienstes am Volkspark beendet waren und das Stadtische Gartenamt deren Weiterfuhrung ubernahm ist nicht bekannt Uber die gesamte Aufbauphase arbeiteten ca 1 000 Arbeitslose am Volkspark mit die 110 000 m Erde bewegten und 11 000 m Bruchsteine an alter Festungssubstanz brachen und anschliessend wieder verbauten Die Gesamtkosten des Projektes beliefen sich laut Rhein Zeitung auf eine Million Mark Nach vierjahriger Bauzeit fand am 13 Juni 1936 schliesslich die feierliche Einweihung des noch nicht ganz fertiggestellten Parks durch den damaligen Oberburgermeister der Stadt Koblenz Wittgen statt Am 18 November des gleichen Jahres wurde eine vermutlich auf dem unteren Parkgelande errichtete Gedenkstatte fur die Kriegstoten des Lutzeler Turnvereins eingeweiht Das Reduit der ehemaligen Flesche beherbergte seit 1937 eine Gaststatte 1938 entstand in der Morserbatterie ein Uberwinterungshaus fur Pflanzen Einen der unterirdischen Gange hatte man 1938 zum Luftschutzraum ausgebaut Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit Bearbeiten Im Zweiten Weltkrieg war auf dem Reduit eine Flak aufgestellt Der Park wurde bei Luftangriffen bedingt durch die Nahe des Lutzeler Guterbahnhofs durch Bombentreffer schwer verwustet das Reduit und die Morserbatterie beschadigt Einem Bericht in der Koblenzer Rhein Zeitung zufolge fielen auf das Gelande mehr als 120 Bomben allein beim Angriff vom 10 Dezember 1944 waren es mit der Mayener Strasse zusammen 40 Stuck Nach dem Krieg nutzten die Lutzeler den Park 1946 zunachst zum Gemuseanbau Nach der Beseitigung der grossten Kriegsschaden 1949 blieb der Park uber lange Jahre eine Wildnis der Wiederaufbau erfolgte erst nach 1957 in vereinfachter Form Der untere zur Eisenbahn gelegene Teil wurde abgetrennt hier entstand schon nach 1950 der Lutzeler Friedhof Nach Beseitigung der Kriegsschaden am Reduit 1948 52 offnete die Gaststatte unter alter Leitung 1953 wieder ihre Tore und wurde in der Folgezeit als Tanzlokal und Beatschuppen auch uberregional bekannt Abriss des Reduits und Neugestaltung Bearbeiten 1967 kundigte die Wirtin schliesslich den Pachtvertrag so dass das Gebaude uber einen langeren Zeitraum leer stand In der Folgezeit demolierten und verwusteten jugendliche Rowdys das Reduit Um des Problems Herr zu werden beschloss der Koblenzer Stadtrat im Mai 1969 den Abriss der gleichzeitig der Startschuss fur die Neugestaltung des Gelandes mit Cafe Minigolf und Sportplatz werden sollte Im Oktober 1969 wurde das Gebaude schliesslich dem Erdboden gleichgemacht und die Trummer wurden zu einem Hugel aufgeschuttet der wenig spater fur eine Sommerrodelbahn herhalten sollte Der Ausbau des Parks blieb allerdings unausgefuhrt Aufgrund der unklaren Faktenlage blieb uber Jahre umstritten ob das Reduit zumindest in Teilen unter dem Hugel noch erhalten geblieben sei So ausserten sich z B Hans Rudolf Neumann Udo Liessem und andere bevor schliesslich Ende der 1990er Jahre einige Privataufnahmen auftauchten die unzweifelhaft die komplette Beseitigung des Gebaudes belegen Ausblick Bearbeiten Im Rahmen der Vorbereitungen fur die in Koblenz stattfindende Bundesgartenschau 2011 gab es Uberlegungen den Volkspark durch den Bau eines Aussichtsturms aufzuwerten Dieser maximal 30 m hohe Turm sollte an der Stelle entstehen wo sich vor vierzig Jahren noch das Reduit der Bubenheimer Flesche befand Geplant war hierfur das Gelande einzuebnen und somit die Schuttmassen des Bauwerks zu entfernen Ziel eines hierfur ausgeschriebenen Studentenwettbewerbs war die Planung eines multifunktionellen Gebaudes Zum einen soll es als Aussichtsplattform dienen von der aus der Blick auf die Koblenzer Kernstadt und die Feste Ehrenbreitstein genossen werden kann und zum anderen soll es als zeichenhaftes Gebaude den nordlichen Stadteingang markieren 1 Den ersten Platz belegte der Entwurf Das Band von Nathalie Jenner TU Darmstadt 2 Die geplante Umgestaltung wird aller Voraussicht nach jedoch nicht zur Ausfuhrung kommen Beschreibung der Anlage Bearbeiten nbsp Muschelbrunnen 2008 An den ursprunglichen Volkspark der 1930er Jahre erinnern heute nur noch Fotos da die Anlage nach dem Krieg komplett neu gestaltet wurde Nach einem ersten Plan des Gartenamts von 1921 sollte es eine Mischung aus Sportanlagen Erholungsmoglichkeiten und Anschauungsobjekten werden 1924 stiess man diese Planung zugunsten eines Sportplatzes mit Radrennbahn um Beide ambitionierten Projekte kamen bedingt durch die schlechte finanzielle Situation der Stadt nicht zur Ausfuhrung Bei der Eroffnung 1936 beschrieb Oberburgermeister Wittgen den neuen Park wie folgt Die gesamte Anlage des Volksparks gliedert sich in das grosse Mittelfeld vor dem Reduit den grossen Rosengarten hinter dem Festungsrundbau den nordlich gelegenen vertieften Kinderspielplatz mit der Pergula und den grossen Treppenaufgangen den Sonderblumengarten in dem alten Wallgraben den Steingarten am Haupteingang und das Vogelschutzgebiet in den freien Waldflachen an der Andernacher Strasse Hinzu wird spater noch ein Musterschulgarten treten 3 Und weiter Allerorts uberraschen Gedenktafeln Plastiken Architekturen geschickt eingeordnet in die umgebende Pflanzenwelt 4 Eine dieser Tafeln mit einem Zitat Alexander von Humboldts hatte der am Aufbau beteiligte Arbeitsdienst gestiftet Darauf stand Was die Natur erschuf in ewig erwachender Schonheit ordnet im Garten der Mensch nach den Regeln der Kunst Der Haupteingang des Parks befand sich an der heutigen Bodelschwinghstrasse in Richtung des Koblenzer Senders Die Wege im oberen Teil des Volksparks waren oval angelegt wonach sich auch der Verlauf der Strasse Am Volkspark orientierte Der heutige Rundweg der Anlage erinnert noch ein wenig an diese Form Von der alten Herrlichkeit ist nichts geblieben Die Umgestaltung des Volksparks nach Planen des Gartenbauinspektors Mutzbauer Ende der 1950er Jahre hinterliess bedingt durch die Abtrennung und Umwidmung des unteren Teils einen Rumpfpark in einem naturlichen lockeren Stil mit Grunflachen und Baumgruppen 5 Von den beschriebenen Plastiken uberlebte nachweislich nur der Muschelbrunnen welcher ursprunglich in der Verlangerung des rechten Grabens der Flesche gestanden hatte und sich bis vor kurzem in den Rheinanlagen der Stadt Koblenz zwischen Schloss und Regierungsgebaude befand 2009 musste er wegen der BUGA Bauarbeiten weichen ob der stark restaurierungsbedurftige Brunnen an seinen alten Platz zuruckkehrt oder anderswo wieder aufgestellt wird ist fraglich Der Verbleib der ubrigen Tafeln Architekturen usw ist unbekannt Im Park selbst gibt es heute keine derartigen Verschonerungen mehr Erhalten geblieben ist lediglich eine Gedenktafel im ehemaligen Wallgraben auf dem heutigen Lutzeler Friedhof die vermutlich aus der Zeit des Volksparks stammt Gedacht wird des 1912 verstorbenen Reallehrers Friedrich Halter der 1903 den Koblenzer Tierschutzverein gegrundet hatte Literatur BearbeitenMatthias Kellermann Vom Festungswerk zur Parkanlage Die Bubenheimer Flesche 1920 1969 In Feste Kaiser Franz Zur Geschichte des Festungswerks und des Systems Feste Franz in Koblenz Lutzel Festschrift zum 10 jahrigen Jubilaum Feste Kaiser Franz e V hrsg von Feste Kaiser Franz e V 2 Auflage Koblenz 2009 ISBN 978 3 934795 55 6 S 81 98 hier S 86 98 Matthias Kellermann Der Freiwillige Arbeitsdienst auf der Bubenheimer Flesche In Elsbeth Andre Jost Hausmann Ludwig Linsmayer Hrsg Jahrbuch fur westdeutsche Landesgeschichte Koblenz 2010 S 343 359 Matthias Kellermann 75 Jahre Lutzeler Volkspark Zur Geschichte der Parkanlage in Koblenz Lutzel herausgegeben von Feste Kaiser Franz e V Koblenz 2011 ISBN 978 3 934795 87 7 Matthias Kellermann Der Koblenzer Volkspark an Stelle der Bubenheimer Flesche In Deutschen Gesellschaft fur Festungsforschung Hrsg Erforschung und Inwertsetzung von Festungen heute Festungsforschung Band 7 Regensburg 2015 ISBN 978 3 7954 3027 6 S 99 106 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Volkspark Koblenz Lutzel Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten 1 2 Vorlage Toter Link www architektur tu darmstadt de Bauko 4 CP Aussichtsturm auf der Bubenheimer Flesche Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven abgerufen am 16 Februar 2008 http www vmtubes com jsp epctrl jsp con vmtubes001008 amp cat vmtubes000193 amp mod vmtubes000061 amp pri vmtubes amp lng 0 abgerufen am 29 Marz 2009 Nationalblatt Ausgabe Koblenz Nr 136 15 Juni 1936 Ein Volkspark wo einst eine Festung stand zitiert nach Kellermann Vom Festungswerk zur Parkanlage S 90 Koblenzer Volkszeitung Nr 136 15 Juni 1936 1 S 2 Blatt Blumenparadies im alten Fort Rhein Zeitung Ausgabe Koblenz 9 Marz 1950 90000 DM fur den Volkspark zitiert nach Kellermann Vom Festungswerk zur Parkanlage S 93 50 37439936 7 58895636 Koordinaten 50 22 27 8 N 7 35 20 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lutzeler Volkspark amp oldid 197816811