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Die Kunstsammlung der Universitat Leipzig ist der historisch gewachsene Kunstbesitz dieser Einrichtung in Leipzig Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Entstehungsgeschichte und Inventarierungskampagnen 3 Die Zerstorungen von 1968 und Fruhzeit der Kustodie 4 Jungere Gegenwart und Perspektiven 5 Sammlungen und Exponate Auswahl 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseUberblick BearbeitenSeit Grundung der Universitat Leipzig 1409 wurde ein umfangreicher Bestand von Kunstwerken unterschiedlicher Epochen und Gattungen zusammengetragen zumeist verknupft mit der Ausstattung von Gebauden Dieser Kunstbesitz der Universitat Leipzig wird von der 1971 eingerichteten Kustodie verwaltet und umfasst u a Skulpturen und Malereien des Mittelalters Werke der Reformationszeit Epitaphien aus drei Jahrhunderten bedeutende Portratgalerien Kunstlernachlasse Arbeiten namhafter DDR Kunstler sowie umfangreiche Grafikbestande Nach den Verlusten des Zweiten Weltkriegs belauft sich der Bestand auf aktuell etwa 10 000 Objekte davon ca 800 Gemalde 600 Skulpturen und 8000 Blatt Grafik Im Bemuhen um die Fortfuhrung der jahrhundertelangen Sammlungstradition werden bis heute Kunstwerke erworben Entstehungsgeschichte und Inventarierungskampagnen BearbeitenVor dem Hintergrund der uber 600 jahrigen Geschichte der Universitat Leipzig erfolgte die Grundung der Kustodie als zentrales Verwaltungsorgan des Kunstbesitzes der Universitat vor gut vierzig Jahren vergleichsweise spat Die Ursachen hierfur waren systemisch denn die Initiative August Schmarsow einen Konservator zu bestellen war 1907 aus Angst vor Eingriffen in die Autarkie der Fakultaten und Institute gescheitert Entsprechend luckenhaft war die Erfassung der Bestande Fruhere Versuche die uber Jahrhunderte akkumulierten und auf die verschiedenen Einrichtungen der Universitat verteilten Kunstwerke zu inventarisieren hatten sich auf Teilbereiche beschrankt Einblicke in die Universitatsbestande im 17 Jahrhundert vermitteln die 1675 und 1690 publizierten Inscriptiones Lipsiensis des Theologen Salomon Stepner Allerdings waren diese den Leipziger Inschriften in ihrer Gesamtheit gewidmet und berucksichtigten nur mit Schrift versehene Kunstwerke Das 1814 angeblich erstellte Inventarverzeichnis ist heute nicht nachweisbar Erst 1899 wurde die Kommission zur Aufsicht uber die Kunstschatze der Universitat ins Leben gerufen die parallel zur Arbeit der staatlichen Denkmalpflege uber den Umgang mit Kunstwerken im Universitatsbesitz zu befinden hatte Im Rahmen der von ihr initiierten Inventarisierungskampagne erstellte Felix Becker in den Jahren von 1913 bis 1916 das erste Kunstinventar der Gesamtuniversitat in Form von Karteikarten Neben einer knappen Beschreibung der Kunstwerke wurden handschriftlich unter anderem Standort Erhaltungszustand sowie Technik Angaben zum Kunstler zu Provenienz und weiterfuhrende Literatur eingetragen Vor dem Hintergrund erheblicher Verluste durch die Bomben des Zweiten Weltkriegs aktualisierte Annegrete Janda Bux in den fruhen 1950er Jahren den Katalog der Portratbestande der in Listenform publiziert wurde Die umfangreichen grafischen Bestande blieben unberucksichtigt Die Zerstorungen von 1968 und Fruhzeit der Kustodie BearbeitenDie dritte Hochschulreform der DDR von 1968 welche die traditionelle Fakultats und Institutsstruktur aufloste ging mit der Zerstorung historischer Kontexte sowie der Zerstreuung der Kunstwerke einher Schandlicher Kulminationspunkt dieser Entwicklung war die ebenfalls politisch motivierte Sprengung der im Zweiten Weltkrieg unversehrt gebliebenen Paulinerkirche Leipzig am 30 Mai 1968 und des klassizistischen Hauptgebaudes Augusteum wenige Wochen danach der auch zahlreiche Kunstwerke zum Opfer fielen Immerhin war bei beiden Gebauden unmittelbar vor der Zerstorung die Rettung von Teilen der wertvollen Ausstattung geduldet worden die in der Folge aber nur improvisiert und schlecht gesichert gelagert werden konnten Die Notwendigkeit einer professionellen Betreuung des Kunstbestandes ruckte daher in den Fokus und fuhrte wenig spater zur Grundung der Kustodie Zum ersten Kustos der Kunstsammlungen wurde 1971 Rainer Behrends 1937 ernannt Erst 1973 jedoch wurden als Aufgaben die wissenschaftliche Bearbeitung die museale Prasentation und Vermittlung des Sammlungsbestandes sowie dessen Inventarisierung und restauratorisch konservatorische Erhaltung definiert Anfangs gab es weder einen Etat noch Personal Hinzu traten nur partiell aktenkundige inneruniversitare Kompetenzstreitigkeiten Diese traten u a darin zutage dass 1977 der Leiter der Sondersammlungen der Universitatssammlungen Dietmar Debes als Kustos der Karl Marx Universitat eingesetzt wurde Im Ubrigen blieb die Prasentation der Sammlung weiterhin dezentral Bis heute werden wesentliche Bestande in verschiedenen Einrichtungen der Universitat u a in der Universitatsbibliothek oder als Leihgaben etwa in der Leipziger Thomaskirche gezeigt Seit 1974 organisiert die Kustodie Sonderausstellungen zu kunst und universitatshistorischen Themen sowie zur zeitgenossischen Kunst Als Ausstellungsraume dienten anfangs das Foyer des damaligen Universitats Hochhauses ab 1978 die Galerie im Horsaalbau und ab 1983 das Ausstellungszentrum Kroch Haus Seit dieser Zeit beherbergte das Kroch Haus auch das Buro und Teile der Sammlungsmagazine der Kustodie Die Eroffnung der Studiensammlung 1997 im Erdgeschoss des Rektoratsgebaudes an der Ecke Goethestrasse Kleine Ritterstrasse bietet anhand bedeutender Sammlungsstucke sowohl Studierenden als auch der interessierten Offentlichkeit einen Rundgang durch die Universitatsgeschichte Jungere Gegenwart und Perspektiven BearbeitenNachdem Rainer Behrends nach uber dreissigjahriger Tatigkeit als Kustos in Pension gegangen war ubernahm 2002 Rudolf Hiller von Gaertringen 1961 die Leitung der Kustodie Die Ausstellungstatigkeit in der Galerie im Horsaalbau und im Ausstellungszentrum Krochhaus wurde bis zu deren Schliessung 2005 bzw 2007 fortgefuhrt Ein Grossvorhaben bildete die Organisation der Jubilaumsausstellung Erleuchtung der Welt Sachsen und der Beginn der modernen Wissenschaften im Jahre 2009 aus Anlass des sechshundertjahrigen Bestehens der Universitat Leipzig im Stadtgeschichtlichen Museum im Alten Rathaus Die Zahl der Sonderausstellungen seit Grundung der Kustodie stieg damit auf uber hundert Zugleich eroffnete die architektonische Umgestaltung des zentralen Universitatscampus am Augustusplatz neue Perspektiven Erstmals bestand die Aussicht einen grosseren Teil der mit dem Areal verbundenen Kunstwerke aus der Zeit vom Mittelalter bis in die Gegenwart an ihren angestammten Ort zuruckzubringen und angemessen zu prasentieren Herzstuck dieses Komplexes sind die Kunstwerke aus der gesprengten Universitatskirche zunachst im ehemaligen Reichsgericht und von 1983 bis 2004 in einem Kunstdepot der evangelisch lutherischen Landeskirche eingelagert Die Umstande der Bergung mehr aber noch die improvisierte Lagerung hatten eine Vielzahl von Schaden zur Folge die weitreichende Restaurierungsmassnahmen erforderten Mit Unterstutzung des Studiengangs Restaurierung der Hochschule der Bildenden Kunste in Dresden insbesondere durch Ulrich Schiessl 1948 2011 erfolgten 2002 Erfassung und Weichenstellungen fur Umlagerung und Restaurierung der Werke Parallel dazu erarbeitete die vom Rektorat bestellte Kunstkommission Konzepte fur die Wiederaufstellung Das Ergebnis waren funf Erinnerungskomplexe welche beginnend mit Wandbildern aus dem Dominikanerkloster bis hin zum sozialistischen Wandbild Arbeiterklasse und Intelligenz von Werner Tubke kunftig in Raumzusammenhangen Epochen der Universitatsgeschichte anschaulich machen Mittlerweile sind wesentliche Etappen der Restaurierungen abgeschlossen Nach der weitgehenden Fertigstellung der Architektur des niederlandischen Architekten Erick van Egeraat am Augustusplatz kehrten im Fruhjahr 2012 erste Werkkomplexe auf das Campusareal zuruck und lassen so die Universitatsgeschichte lebendig werden Aula und Andachtsraum im Paulinum deren Gestaltung noch deutlicher als die Fassade an die zerstorte Kirche erinnern wurden im Dezember 2017 der Offentlichkeit ubergeben Seit dieser Zeit werden im Andachtsraum ausgewahlte Kunstwerke aus dem Inventar der einstigen Universitatskirche prasentiert neben dem spatgotischen Wandelaltar Epitaphien aus der Zeit von 1550 bis 1770 Zu den Arbeitsschwerpunkten der Kustodie zahlen ferner das Engagement in der kunsthistorischen Lehre insbesondere im Hinblick auf die Vermittlung des kunstlerischen Originals und Einblicke in die museale Praxis sowie die Publikation ausgewahlter Sammlungsbestande im Internet Zudem befordert die Kustodie in vielfaltiger Weise die Forschungen Dritter etwa das Verbundprojekt des Bundesministeriums fur Bildung und Forschung BMBF Bildatlas Kunst in der DDR Auf die von der Kustodie angeregte Ubersetzung und Erforschung der Epitaphinschriften soll die kunsthistorische Erforschung des Epitaphbestandes folgen Im Oktober 2012 wurde daruber hinaus die Galerie im Neuen Augusteum als Ort fur Sonderausstellungen der Kustodie in Betrieb genommen Sammlungen und Exponate Auswahl BearbeitenZepterpaar aus dem Jahr 1476 das die rechtliche Autonomie der Hochschule symbolisiert Holzskulpturen des Dietrich von Wettin 1307 und von Thomas von Aquin um 1400 spatgotischer Hochaltar des Dominikanerordens und Epitaphien des 16 bis 18 Jahrhunderts aus der ehemaligen Paulinerkirche Leipzig darunter das Epitaph des Heinrich Heideck 1570 1603 von Valentin Silbermann Die Epitaphien werden im Paulinum Universitat Leipzig gezeigt Grabplatten aus der Universitatskirche sowie die vier Regententugenden von Ernst Rietschel 1804 1861 im Foyer des Neuen Augusteums Grafiken der Kunstlerfamilie Genelli des Naturforschers Tilesius von Tilenau Medizinhistorische Grafiksammlung des Karl Sudhoff Instituts 1 Kunstsammlung der ehemaligen Deutschen Hochschule fur Korperkultur und Sport DHfK PortratsammlungenDie Gelehrtenportrats aus sechs Jahrhunderten umfassen die Ordinariengalerie der Juristenfakultat die Portratgalerie des 17 und 18 Jahrhunderts aus der Universitatsbibliothek die Freundschaftsgalerie des Leipziger Verlegers Philipp Erasmus Reich ursprunglich 31 uberwiegend von Anton Graff ausgefuhrte Gemalde darunter Bildnisse von Christian Furchtegott Gellert Moses Mendelssohn Christian Ludwig von Hagedorn Johann Friedrich Bause Johann Kaspar Lavater und George Sulzer Literatur BearbeitenDetlef Doring Rudolf Hiller von Gaertringen Cecilie Hollberg Volker Rodekamp Hrsg Erleuchtung der Welt Sachsen und der Beginn der modernen Wissenschaften 600 Jahre Universitat Leipzig erschienen aus Anlass der Jubilaumsausstellung der Universitat Leipzig 2 Bande Dresden 2009 Monika Gibas Peer Pasternak Hrsg Sozialistisch behaust amp bekunstet Hochschulen und ihre Bauten in der DDR Leipzig 1999 Rudolf Hiller von Gaertringen Cornelia Junge Simone Schulz Kustodie In Senatskommission zur Erforschung der Leipziger Universitats und Wissenschaftsgeschichte Hrsg Geschichte der Universitat Leipzig 1409 2009 Band 4 2 Leipzig 2009 S 1514 1541 Rainer Kossling Doreen Zerbe Ade Welt ich bin nun daraus Memoriale Inschriften an Grabsteinen und Epitaphien der Universitatskirche St Pauli zu Leipzig Hrsg Rudolf Hiller von Gaertringen Leipzig 2011 Beitrage zur Leipziger Universitats und Wissenschaftsgeschichte Reihe A Band 7 Rudolf Hiller von Gaertringen Hrsg Restauro 1 Epitaphien aus der Universitatskirche Neue Projekte Leipzig 2005 Annegrete Janda Bux Katalog des Kunstbesitzes der Universitat Leipzig mit besonderer Berucksichtigung der Gelehrtenbildnisse In Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl Marx Universitat Leipzig Gesellschafts und sprachwissenschaftliche Reihe 4 1 2 1954 1955 S 169 197 Moritz Lampe Zwischen Endzeiterwartung und Reprasentation Das Epitaph des Heinrich Heideck 1570 1603 aus der Leipziger Universitatskirche St Pauli Leipzig 2009 Salomon Stepner Inscriptiones Lipsiensis Verzeichniss allerhand denckwurdiger Uberschrifften Grab und Gedachtniss Mahle in Leipzig Leipzig 1675 Ernst Ullmann Hrsg Kunstschatze der Karl Marx Universitat Leipzig Leipzig 1981 Frank Zollner Hrsg Speicher der Erinnerung Die mittelalterlichen Ausstattungsstucke der Leipziger Universitatskirche St Pauli Leipzig 2005 Beitrage zur Leipziger Universitats und Wissenschaftsgeschichte Reihe B Band 8 Benjamin Sommer Mitteldeutsche Flugelretabel vom Reglermeister von Linhart Koenbergk und ihren Zeitgenossen Entstehung Vorbilder Botschaften Berlin 2018 Neue Forschungen zur deutschen Kunst Bd 12 Weblinks BearbeitenWebsite der KustodieEinzelnachweise Bearbeiten Karl Sudhoff Institut Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kunstsammlung der Universitat Leipzig amp oldid 227046071