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Die Kursachsischen Konstitutionen sind eine 1572 vom sachsischen Kurfursten August publizierte Sammlung von Fallentscheidungen Die Konstitutionen sind mithin keine abstrakten Normregelungen sondern entschiedene Rechtsfalle Bei der Formulierung der Konstitutionen waren vornehmlich die juristischen Fakultaten von Leipzig Jena und Wittenberg ferner die kurfurstlichen Rate beteiligt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Inhalt 3 Literatur 3 1 Quellentexte 3 2 Darstellungen 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenSeit der Kodifizierung des hochmittelalterlichen Sachsenrechts im Sachsenspiegel hatte sich das Recht stark gewandelt Die Kursachsischen Konstitutionen entwickelten sich vor dem Hintergrund dass die Auffassung vertreten wurde dass die uberkommene Rechtsprechung nicht mehr den Erfordernissen an einen modernen Territorialstaatlichkeit genugte Einander widersprechende Urteile der Hofgerichte der Schoffenstuhle siehe Schoppenstuhl zu Leipzig und anderer Gerichte wurden beklagt und hatten sich gehauft Dies machte eine Modernisierung des sachsischen Rechts erforderlich 1 Eine umfassend neue Kodifikation sachsischen Rechts wurde dabei nicht geplant stattdessen wurden Einzelentscheidungen zu Streitfragen gesammelt und in Form der Kursachsischen Konstitutionen veroffentlicht Die Kursachsischen Konstitutionen sind die Weiterentwicklung des auf dem Rechtsbuch Sachsenspiegel fussenden sachsischen Rechts zum gemeinen Sachsenrecht einem regionalen Sonderrecht zum ubrigen gemeinen Recht Es vereint die traditionelle Rechtsprechung mit modernen am romischen Recht orientierten Festlegungen Insbesondere die Schriftlichkeit der Prozessfuhrung wurde festgelegt Die Rechtsprechung wurde damit in Sachsen vereinheitlicht 2 Die Konstitutionen trugen den Charakter einer Streitfragengesetzgebung Es stand jedem kursachsischen Untertanen auch Bauern 3 frei sich in Zivilgerichtssachen mit Hilfe eines Advokaten direkt nach Dresden an das Appellationsgericht zu wenden wenn man mit dem gerichtlichen Urteil aus der ersten Instanz nicht einverstanden war 4 Das Gesetzeswerk fugt sich in den parallelen Prozess der Territorialisierung und Konfessionalisierung in Sachsen einer Zeit in der sich die Verdichtung und Spezialisierung landesherrlicher Gesetzgebung feststellen liess Kurfurst August von Sachsen war ein typischer Vertreter seiner Herrschergeneration Er wollte dem Bild eines treusorgenden Hausvaters entsprechen Daher wollte er sich sowohl um die administrativen Angelegenheiten als auch um das Seelenheil der Untertanen kummern Dies entsprach Luthers Lehre von der Vorbildfunktion eines Herrschers der durch Rechtsetzung und durchsetzung eine gerechte Herrschaft ausuben sollte Daher kummerte sich August von Sachsen besonders um die Rechtspflege Die Kursachsischen Konstitutionen waren Teil eines grossen Programms zur Rechtspflege unter dessen Herrschaft 5 Die sachsischen Konstitutionen hatten bis zur Einfuhrung des Sachsisches Burgerlichen Gesetzbuches 1865 Bestand Inhalt BearbeitenDas Werk besteht aus vier Teilen und neun separaten Kapiteln In den Kursachsischen Konstitutionen lasst sich im Gegensatz zu vorherigen Rechtstexten wie der Constitutio Criminalis Carolina eine besondere Form des Hexereidelikts finden Die Strafbarkeit des Hexereidelikts wurde durch das Eingehen eines Teufelsbunds bestimmt In der ursprunglichen Fassung der Kursachsischen Konstitutionen war keine Uberarbeitung des Hexereidelikts vorgesehen Es existierten keine Unstimmigkeiten uber dieses Delikt im Sachsenspiegel oder in der Carolina Bei einem Treffen von Juristen in Leipzig 1571 wurde beschlossen einige Bestimmungen aus dem Sachsenspiegel aufzuheben und das Hexereidelikt neu zu definieren und zu strafen Nun sollten schwere Fallen von Zauberei wie zum Beispiel Schadenszauber oder Teufelspakt mit Verbrennung auf dem Scheiterhaufen bestraft werden Bei geringfugigen Vergehen wie Segenssprechen oder Wahrsagen sollte mit Gefangnis oder Landesverweis gestraft werden 6 Literatur BearbeitenQuellentexte Bearbeiten August von Sachsen Kursachsische Konstitutionen Dresden 1572 DigitalisatDarstellungen Bearbeiten Martina Schattkowsky Die sachsischen Konstitutionen von 1572 Ein Gesetzeswerk zwischen Bauernschutz und Herrschaftskompromiss in Winfried Muller Martina Schattkowsky u a Kurfurst August von Sachsen Ein nachreformatorischer Friedensfurst zwischen Territorium und Reich Beitrage zur wissenschaftlichen Tagung vom 9 bis 11 Juli 2015 in Torgau und Dresden Sandstein Verlag Dresden 2017 ISBN 3 95498 302 8 S 110 121 Martina Schattkowsky Zwischen Rittergut Residenz und Reich die Lebenswelt des kursachsischen Landadligen Christoph von Loss auf Schleinitz 1574 1620 Leipziger Universitatsverlag 2007 Manfred Wilde Die Zauberei und Hexenprozesse in Kursachsen Bohlau Koln u a 2003 Einzelnachweise Bearbeiten Martina Schattkowsky Die sachsischen Konstitutionen von 1572 2017 S 112 Martina Schattkowsky Die sachsischen Konstitutionen von 1572 2017 S 114 Alexander Kamcke Die Bedeutung der Bauernschutzgesetzgebung des Kurfursten August 1555 1586 fur die Gestaltung der bauerlichen Rechtsverhaltnisse Sachsens im 16 Jahrhundert Edelmann Verlag Leipzig 1941 Diss S 5 f Martina Schattkowsky Mit den Mitteln des Rechts Studien zum Konfliktaustrag in einem sachsischen Rittergut Tel Aviver Jahrbuch fur deutsche Geschichte Band XXII Zur Sozial und Begriffsgeschichte des Mittelalters Universitat Tel Aviv Bleicher Verlag Gerlingen 1993 ISBN 3 88350 496 3 S 299 Erlauterungen zum Appellationsgericht und der Patrimonialgerichtsbarkeit an einem konkreten Beispiel in Kursachsen Martina Schattkowsky Die sachsischen Konstitutionen von 1572 2017 S 110 Wilde Die Zauberei und Hexenprozesse in Kursachsen 2003 S 29 30 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kursachsische Konstitutionen amp oldid 198414824