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Das Kultbaumchen von Manching ist ein im keltischen Oppidum Manching gefundenes archaologisches Objekt aus Gold Etwas Vergleichbares ist nicht bekannt Kultbaumchen von Manching Rechts originale Reste auf einen modernen Trager montiert links Rekonstruktion Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Fundumstande 3 Interpretation 4 Verbleib 5 Literatur 6 Weblinks 7 Anmerkungen 8 EinzelnachweiseBeschreibung Bearbeiten nbsp Detail mit Blattern Knospen und Fruchten Rekonstruktion nbsp Einzelnes Blatt und das Kreisaugen Muster am Stamm Rekonstruktion Das Goldbaumchen besteht aus einem Stamm und einem abzweigenden Ast Das Stammchen tragt Fruchte vielleicht Eicheln Anm 1 Knospen und Efeublatter Die Deutung der Blatter als Efeublatter ergibt sich aus ihrer Herzform und der Tatsache dass sie sehr nah am Stamm angebracht sind 1 Allerdings wachsen Efeublatter nicht direkt aus dem Stamm der Pflanze an der sie hochklettern Ursprunglich hatte das Objekt einen Holzkern der sich weitgehend zersetzt hatte weshalb die Art des Holzes nicht mehr bestimmbar war 2 Der Erhaltungszustand beim Auffinden war insgesamt desolat 3 Das Baumchen ist etwa 70 cm hoch Anm 2 und hat einen 16 5 cm langen Ast Spuren am Objekt deuten darauf hin dass es auch schon in keltischer Zeit repariert wurde Der Holzkern war mit Blattgold ummantelt in das ein Muster aus Kreisaugen gepragt war Verziert ist der Stamm mit neun herzformigen Efeublattern ursprunglich jeweils mit Frucht und Knospe kombiniert die aber heute nicht mehr alle erhalten sind Knospen und Stangel bestehen aus Bronze die Fruchte aus Holz All dies ist ebenfalls vergoldet Acht der Blatter sind mit angenieteten Stangeln aus Bronze versehen die in den Stamm eingesteckt waren 4 Die Fertigungstechnik der Blatter des Baumchens hat Vorbilder die bis zu diesem Fund nur aus Werkstatten im suditalienischen griechisch hellenistischen Tarent bekannt waren 5 Insgesamt weist die Arbeit sowohl hellenistische als auch keltische Stilelemente auf 6 Beiliegend war noch eine Bronzescheibe Durchmesser 7 5 cm die mittig ein Eisendorn durchbohrt Vermutlich ist das Teil eines Gestells das dem Aufstellen des Baumchens diente 7 Das Baumchen wird der Mitte des 3 Jahrhunderts v Chr und der Latenezeit zugeordnet 8 Fundumstande BearbeitenDas Objekt kam bei der Grabung unter Ferdinand Maier vor dem Bau der Nordumgehung von Manching am 30 Oktober 1984 in einer sonst fundleeren Grube zu Tage 9 Als erste Blattgoldteilchen auftauchten entschlossen sich die Archaologen zu einer Blockbergung 10 was es ermoglichte die Freilegung unter kontrollierten Bedingungen in der Restaurierungswerkstatt des Romisch Germanischen Zentralmuseums RGZM in Mainz durchzufuhren 11 Dabei wurde festgestellt dass das Goldbaumchen wahrscheinlich in einem kostbar verzierten ebenfalls zumindest teilweise mit Blattgold dekorierten Kasten aus Holz vergraben wurde der mindestens 87 40 cm mass 12 Das Holz des Kastens hatte sich weitgehend zersetzt Aber grossere Blattgoldflachen mit der typisch keltischen Dreiwirbel Zier blieben erhalten Sie sind Hauptzeugnis dafur dass es sich um eine keltische Arbeit handelt 13 Details der Herstellung wie z B dass Wollfett verwendet wurde um die Goldfolie auf dem Holz zu fixieren lassen eine heimische Fertigung vermuten 14 Interpretation BearbeitenDas Baumchen wird als ein mit Efeu umrankter Eichenspross interpretiert Eichen spielten nach Plinius dem Alteren in keltischen Naturheiligtumern eine bedeutende Rolle 15 ebenso wie der immergrune Efeu in der griechischen und romischen Ikonografie 16 Bleibt das Problem dass all diese Assoziationen geografisch vom Fundort des Baumchens weit entfernt liegen aus mediterranen Kulturen stammen meist auch zeitlich hunderte von Jahren von dem Objekt entfernt und zudem sehr selten sind 17 Auch allgemeine Uberlegungen zum Baumkult 18 helfen nicht weiter Authentische Zeugnisse der Kelten zu ihrer Religion aus dem 3 Jahrhundert v Chr gibt es nicht Die keltische Kultur war schriftlos Alle Uberlegungen zum ursprunglichen Zweck des Objekts und seiner ursprunglichen Verwendung haben zudem keinen Anhaltspunkt in den Grabungsergebnissen 19 sind Spekulation so auch Vermutungen dass das Baumchen in feierlichen Prozessionen als sakrales Gerat mitgefuhrt wurde 20 dass es mit kultischen Handlungen zu tun hatte die an heilige Haine gebunden waren 21 oder es den Charakter eines wichtigen kultischen Requisits gehabt habe 22 Als alternative Deutung wird ebenso ohne konkreten Anhaltspunkt ein Liebessymbol genannt 23 Auch die von Anfang an ubliche Bezeichnung als Kultbaumchen 24 ist bereits eine spekulative Interpretation Verbleib Bearbeiten nbsp Kelten Romer Museum in ManchingDas Baumchen gehort zum Bestand der Archaologischen Staatssammlung in Munchen Anm 3 und wurde seit seiner Auffindung zwei Mal restauriert 25 Es ist im Kelten Romer Museum in Manching ausgestellt Literatur BearbeitenFerdinand Maier Das Kultbaumchen von Manching Ein Zeugnis hellenistischer und keltischer Goldschmiedekunst aus dem 3 Jahrhundert v Chr In Germania 68 1990 S 129 165 Ferdinand Maier Eiche und Efeu Zu einer Rekonstruktion des Kultbaumchens von Manching In Germania 79 2001 S 297 307 Andrea Lorentzen Kultbaumchen Keltischer Baumkult In Rupert Gebhard Hrsg Archaologische Staatssammlung Munchen Glanzstucke des Museums Deutscher Kunstverlag Berlin Munchen 2010 ISBN 978 3 42207031 8 S 244f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kultbaumchen von Manching Sammlung von Bildern Archaologische Staatssammlung Munchen Kultbaumchen Keltischer Bauernkult In Bavarikon abgerufen am 9 November 2023 Anmerkungen Bearbeiten Weil diesbezuglich Unklarheit besteht wird auch neutraler von Fruchten gesprochen so Maier Eiche und Efeu S 298 Nach der zweiten modernen Restaurierung ist das Objekt 72 cm hoch Maier Eiche und Efeu S 298 Inventar Nummer 1984 5249 Einzelnachweise Bearbeiten Maier Das Kultbaumchen S 152 Maier Das Kultbaumchen S 139 Maier Eiche und Efeu S 298 Maier Das Kultbaumchen S 139f Maier Das Kultbaumchen S 159 161 Maier Das Kultbaumchen S 153 Maier Das Kultbaumchen S 149 152 Maier Das Kultbaumchen S 164 Maier Das Kultbaumchen S 131 Lorentzen Kultbaumchen Maier Das Kultbaumchen S 135 Maier Das Kultbaumchen S 140 Maier Das Kultbaumchen S 161 164 Lorentzen Kultbaumchen Plinius Naturalis historia 16 95 Maier Eiche und Efeu S 301 Maier Eiche und Efeu S 302 Maier Das Kultbaumchen S 156 159 Maier Eiche und Efeu S 305 Archaologische Staatssammlung Munchen Kultbaumchen Weblinks Lorentzen Kultbaumchen Archaologische Staatssammlung Munchen Kultbaumchen Weblinks Maier Das Kultbaumchen S 165 Maier Eiche und Efeu S 304 Maier Das Kultbaumchen S 129 139 Maier Eiche und Efeu S 297 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kultbaumchen von Manching amp oldid 239022250