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Der Begriff Koinzidenz kommt aus dem Mittellateinischen co con zusammen in hinein cadere cidere fallen bzw zusammen in einen Punkt fallen und bedeutet allgemein das Zusammentreffen von Ereignissen innerhalb einer bestimmten vorgegebenen Zeitspanne In der Messtechnik insbesondere auf den Gebieten Atom Kern und Teilchenphysik kommt das Prinzip der Koinzidenzmessung mit einer Schaltung mit mindestens zwei Eingangen zur Anwendung bei der nur beim gleichzeitigen Auftreten von Impulsen an allen Eingangen ein Ausgangssignal entsteht Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Erste Anwendung 1 2 Ruckstosselektron und gestreute Photonen beim Compton Effekt 1 3 Kosmische Strahlung 1 4 Weitere Entwicklung 2 Siehe auch 3 LiteraturGeschichte BearbeitenErste Anwendung Bearbeiten Jean Jacques d Ortous de Mairan 1678 1771 erfand bei Pendelmessungen die Koinzidenzmethode die spater von Jean Charles Borda verbessert wurde Ruckstosselektron und gestreute Photonen beim Compton Effekt Bearbeiten nbsp Koinzidenzmessung Versuchsanordnung von Bothe und GeigerWalther Bothe und Hans Geiger wandten eine Koinzidenzmethode in der Atomphysik an um das gleichzeitige Auftreten des Ruckstosselektrons und des gestreuten Photons beim Compton Effekt nachzuweisen Zu diesem Experiment das sie 1924 25 durchfuhrten lenkten sie ein schmales Bundel Rontgenstrahlen zwischen zwei Spitzenzahler Vorlaufer der Geiger Muller Zahlrohre die sich in einer Wasserstoffatmosphare befanden Wasserstoff absorbiert die Rontgenstrahlen nur schwach streut sie aber stark Ein Zahlrohr das Zahlrohr 1 blieb offen und dadurch mit Wasserstoff gefullt Das andere Zahlrohr das Zahlrohr 2 war mit einer Platinfolie abgedeckt und der Innenraum war mit Luft gefullt Da die Platinfolie die Ruckstosselektronen absorbiert sprach das luftgefullte Zahlrohr 2 nicht auf Elektronen an Die Photonen durchdrangen die Folie und losten dabei aus der Luft den Wanden des Zahlrohrs und der Folie selbst Photoelektronen die durch das Zahlrohr 2 registriert wurden Das offene Zahlrohr 1 registrierte fast keine Photonen da sie nur wenig vom Wasserstoff absorbiert werden Die Ruckstosselektronen werden dagegen gemessen Da das zweite Zahlrohr nicht jedes ankommende Photon registriert entspricht nicht jedem Ansprechen des mit dem ersten Zahlrohr verbundenen Elektrometers ein Ausschlag des zweiten Elektrometers Wenn jedoch eine Koinzidenz von Ruckstosselektron und Photon stattfindet muss jedem Ausschlag des Photonenzahlrohrs ein Ausschlag des Elektronenzahlrohrs entsprechen Bei diesem Versuch wurde keine vollstandige Ubereinstimmung gemessen die statistische Auswertung ergab aber eine Anzahl von Koinzidenzen von 150 000 gegen 1 was beweist dass diese Ubereinstimmungen nicht zufallig sind sondern die Gleichzeitigkeit von Streuung und Erzeugung eines Ruckstosselektrons nachweist Das Verdienst bei der Entwicklung der Koinzidenzmessung liegt darin dass Bothe und Geiger eine elektronische Registrierung des Ansprechens der Zahlrohre einsetzten die Zahl der Koinzidenzereignisse also automatisch registrierten und damit das anstrengende visuelle Beobachten durch die Experimentatoren vermieden Die Leistungsfahigkeit der Methode wird damit wesentlich gesteigert Die Koinzidenzmessung entwickelte sich ganz allgemein zu einem wichtigen Untersuchungsprinzip bei der Erforschung der kosmischen Strahlen in der Erforschung von Elementarteilchenprozessen und der Untersuchung des Compton Effektes Kosmische Strahlung Bearbeiten Nachdem Victor Hess 1912 bei Ballonfahrten die Hohenstrahlung entdeckt hatte erbrachten Walther Bothe und Werner Kolhorster 1929 mittels Koinzidenzmessungen den Beweis dass diese durchdringende Strahlung ihren Ursprung ausserhalb der Erde hat Sie entwickelten die Technik das Ansprechen von zwei oder mehr Geiger Muller Zahlrohren nur dann anzeigen zu lassen wenn die Ansprechzeitpunkte innerhalb eines vorbestimmten kurzen Zeitintervalls aufeinander folgten Dies trat dann ein wenn ein und dasselbe Teilchen alle Zahlrohre durchlief Die Apparatur konnte dadurch nur Strahlung aus bestimmten Richtungen registrieren Es zeigte sich dass die Teilchen bevorzugt senkrecht zur Erdoberflache einfielen die Einfallsintensitat sank hingegen wenn man die Apparatur gegen den Horizont neigte Dies weist klar auf den ausserirdischen Ursprung hin da in diesem Fall die senkrecht einfallenden Teilchen den kurzesten Weg durch die Erdatmosphare haben und so am wenigsten absorbiert werden Weitere Entwicklung Bearbeiten 1954 erhielt Bothe fur seine Arbeiten uber die kosmische Strahlung mit dem Koinzidenzverfahren und uber die Kernumwandlung zusammen mit Max Born den Nobelpreis fur Physik Heute ist die Koinzidenzmessung ein wichtiges Untersuchungsmittel der kosmischen Strahlung und aller Arten von Kern und Elementarteilchenprozessen Die Zeitauflosung der Elektronik von Bothe und Geiger lag bei etwa 1 ms Moderne Elektronik erlaubt Auflosungen unterhalb von 50 ps so dass meist die Detektoren selbst der begrenzende Faktor sind Siehe auch BearbeitenKoinzidenz HodoskopLiteratur BearbeitenEduard W Schpolski Atomphysik 1993 B M Jaworski A A Detlaf Worterbuch der Physik Emilio Segre Die grossen Physiker und ihre Entdeckungen 1997 Normdaten Sachbegriff GND 4313770 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Koinzidenzmessung amp oldid 243054287