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Koinzidenzentfernungsmesser sind optisch mechanische Gerate zur Entfernungsmessung Sie fanden vor allem im militarischen Bereich und in der Fototechnik ihr Anwendungsgebiet sind aber mittlerweile fast vollstandig von Laser und Infrarotentfernungsmessern abgelost worden Konstruktiv werden Schnittbild und Mischbildentfernungsmesser unterschieden US amerikanische Soldaten bei der Ausbildung an einem Koinzidenzentfernungsmesser 1942 Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Konstruktion 2 1 Schnittbildentfernungsmesser 2 2 Kehrbildentfernungsmesser 2 3 Mischbildentfernungsmesser 3 Siehe auch 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksGrundlagen Bearbeiten nbsp Prinzipieller Aufbau eines KoinzidenzentfernungsmessersKonzeptionell beruhen Koinzidenzentfernungsmesser auf dem Prinzip der Triangulation Betrachtet man ein Objekt von zwei verschiedenen Punkten kann man anhand der Lange der Verbindung zwischen den beiden Punkten der sogenannten Basislange und der Betrachtungswinkel nach dem Sinussatz die Entfernung zum Betrachtungsgegenstand berechnen In einem Koinzidenzentfernungsmesser wird die Basis durch die beiden Spiegel gebildet Wahrend ein Spiegel feststeht ist der andere Spiegel drehbar gelagert Die Abbilder der beiden Spiegel werden im Okular zusammengefuhrt Sind beide Spiegel genau auf das Ziel gerichtet sind die Abbilder identisch Weicht die Ausrichtung des beweglichen Spiegels ab wird sein Abbild im Okular verschoben Anhand des Winkels des beweglichen Spiegels kann die Entfernung berechnet werden da Basislinie und Winkel des festen Spiegels bekannt sind Konstruktion BearbeitenKoinzidenzentfernungsmesser sind monokulare Gerate Auch bei Koinzidenzentfernungsmessern von Barr and Stroud wird nur ein Okular fur die Bilddarstellung verwendet in das andere wird die Skale eingespiegelt Das hat den Vorteil dass die Entfernung abgelesen werden kann ohne das Auge vom Okular zu nehmen Anstelle der oben beschrieben Spiegel werden meist Prismen verwendet Aufgrund ihrer monokularen Bauweise stellen Koinzidenzentfernungsmesser im Gegensatz zu Raumbildentfernungsmessern keine besonderen Anforderungen an das raumliche Sehvermogen ihres Benutzers und konnen praktisch von jedermann benutzt werden Diese einfache Benutzung hat ihre Verbreitung sehr gefordert Koinzidenzentfernungsmesser konnen kontrastreiche und konturenscharfe Ziele gut darstellen bei schwachem Kontrast fehlenden Konturen wie z B Wolken und bei sich schnell bewegenden Zielen sind sie weniger geeignet Trotz des prinzipiell einfachen Aufbaus sind Koinzidenzentfernungsmesser komplexe optisch mechanische Gerate Die geforderte Genauigkeit fuhrt teilweise zu hohem Aufwand bei der optischen und Temperaturkompensation Weiterhin werden im militarischen Bereich hohe Anforderungen an die Robustheit der Gerate gestellt Die Genauigkeit der Entfernungsmessung hangt u a von der Grosse der Basislinie ab Dies fuhrt gerade im militarischen Bereich zu sehr grossen Geraten Militarisch genutzte Entfernungsmesser mussten mehrmals am Tag justiert werden um eine ausreichende Genauigkeit zu erreichen In Fotokameras sind aufgrund der vorgegebenen Baugrosse Messbereich und Prazision beschrankt Diese Nachteile fuhrten dazu dass Koinzidenzentfernungsmesser ab den 1990er Jahren zunehmend durch elektronische Entfernungsmesser abgelost wurden Schnittbildentfernungsmesser Bearbeiten nbsp Blick auf ein britisches Schlachtschiff der Iron Duke Klasse durch das Okular eines Schnittbildentfernungsmessers Die obere und die untere Halfte stimmen nicht miteinander uberein der Mast ist verschoben Bei einem Schnittbildentfernungsmesser ist das Bild im Okular in eine obere und untere Halfte geteilt die in Ubereinstimmung gebracht werden mussen Sie benotigen vertikal verlaufende Kontrastlinien um zufriedenstellend zu funktionieren Schnittbildentfernungsmesser sind bereits seit den 1890er Jahren im militarischen Bereich gebrauchlich da Geschutze ab den 1880er Jahren eine Reichweite erreichten die ein direktes Richten nicht mehr zuliess Wahrend beim direkten Richten das Ziel mit dem an der Waffe befindlichen Visier direkt angerichtet wird erfolgt beim indirekten Richten die Einstellung der Richtwerte Seiten und Hohenwinkel nur aufgrund von Berechnungen Voraussetzung dafur ist die Bestimmung der Entfernung zum Ziel Barr and Stroud stellten 1891 einen ersten auf Anforderung der britischen Admiralitat entwickelten Schnittbildentfernungsmesser vor Die britische Marine hielt noch bis zum Zweiten Weltkrieg am Schnittbildentfernungsmesser fest wahrend in anderen Seestreitkraften Raumbildentfernungsmesser bevorzugt wurden 1941 zeigte die amerikanische Flotte in einer Gegenuberstellung dass es zwischen Raumbild und Koinzidenzentfernungsmessern keine nennenswerten Unterschiede bzgl der Messungsgenauigkeit gab 1 In den Landstreitkraften setzten sich dagegen schon fruh Koinzidenzentfernungsmesser durch die wesentlich geringere Anforderungen an die Auswahl und Ausbildung der Bedienungen stellten Dies erst ermoglichte die massenhafte Nutzung dieser Entfernungsmesser bei Artillerie Flugabwehr und in Panzern Lediglich bei der Flakartillerie wurden Raumbildentfernungsmesser bevorzugt da sie fur eine dauerhafte Beobachtung wesentlich besser geeignet sind Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden zunehmend Kampfpanzer mit Schnittbildentfernungsmessern ausgerustet was die Trefferwahrscheinlichkeit deutlich erhohte So verfugten sowohl der amerikanische M60 2 als auch der sowjetische T 72 3 zunachst noch uber Schnittbildentfernungsmesser Diese wurden in den 1980er Jahren durch Laserentfernungsmesser abgelost als diese Gerate in grossen Stuckzahlen hergestellt werden konnten Analoge Spiegelreflexkameras besassen oft einen Schnittbildindikator der im Okular ein ahnliches Bild wie ein Schnittbildentfernungsmesser darstellt Bei einem Schnittbildindikator wird die Entfernung zum Objekt nicht gemessen sondern es wird lediglich angezeigt ob das Objektiv auf den zu fotografierenden Gegenstand fokussiert ist Kehrbildentfernungsmesser Bearbeiten Auch bei einem Kehrbildentfernungsmesser ist das Bild im Okular in eine obere und untere Halfte geteilt die in Ubereinstimmung gebracht werden mussen Hier wird jedoch nicht das Bild zerschnitten sondern das zweite Bild auf dem Kopf stehend eingespiegelt Kehrbildentfernungsmesser waren vor allem in deutschen Armeen weit verbreitet Die wahrend des Ersten Weltkrieges bei der deutschen Flugabwehrartillerie genutzten Entfernungsmessgerate waren Kehrbildentfernungsmesser Zunachst wurde der bei der Feldartillerie genutzte und von der Firma Felda entwickelte Entfernungsmesser mit einer Basislange von 1 25 m genutzt Dieser war jedoch bald zu ungenau so konnten nur Ziele bis zu einer Entfernung von 4000 m ausreichend prazise gemessen werden Ab 1916 wurde ein Kehrbildentfernungsmesser mit einer Messbasis von zwei Meter Lange eingesetzt mit dem Ziele bis auf 6000 m Entfernung gemessen werden konnten Mit der zunehmenden Geschwindigkeit der Luftziele wurde es jedoch schwierig das Luftziel im Visier zu halten und gleichzeitig die Entfernung zu vermessen Daher ging man auch in Deutschland bei der Flugabwehr zur Nutzung der bei der Marine eingefuhrten Raumbildentfernungsmesser uber 4 In anderen militarischen Bereichen wo sich die zu beobachtenden Objekte weniger schnell oder nur zweidimensional bewegten blieben Koinzidenzentfernungsmesser weiter in Nutzung Die Nationale Volksarmee der DDR beschaffte mit dem Universalmessgerat fur Pioniere UMG Pi nochmals einen Kehrbildentfernungsmesser Das Gerat mit einer Basislange von 52 cm vergrosserte 14 fach Mit ihm konnten Ziele in Entfernungen zwischen 15 und 3000 m vermessen werden der Messfehler betrug 20 m 5 Mischbildentfernungsmesser Bearbeiten nbsp Contax II zu erkennen sind uber dem Objektiv links und rechts die Eintrittsoffnungen fur die Messbasis die grossere wird gleichzeitig fur den Sucher genutzt Mischbildentfernungsmesser auch Telemeter genannt wurden vor allem in Messsucherkameras benutzt Hier ist die Basislinie konstruktiv bedingt sehr klein die Genauigkeit fur die meisten fotografischen Zwecke ausreichend 6 7 Mischbildentfernungsmesser finden sich in Messsucherkameras von Contax die bei Konstruktion und Einfuhrung dieser Technik eine Vorreiterrolle einnahmen aber auch bei anderen Kameraherstellern Contax fasste erstmals Sucherbild und Entfernungsmesser in einem Okular zusammen Eine Erweiterung des Mischbildentfernungsmessers ist der Phasendetektionsautofokus der erstmals 1977 bei der Konica C35 AF eingesetzt wurde Im Gegensatz zu aktiven Autofokussystemen die nur mit einem Strahlengang arbeiten wird hier das Bild des Objektes von zwei auf der Basislinie angeordneten Sensoren aufgenommen Aus dem Versatz der beiden Bilder berechnet die Kamera die Entfernung zum Betrachtungsgegenstand und fokussiert das Objektiv Im Kampfpanzer Leopard 1 kam ein Entfernungsmesser zum Einsatz der als Mischbild oder Raumbildentfernungsmesser arbeiten konnte 8 Siehe auch BearbeitenEntfernungsmessung Entfernungsmesser Kamera Raumbildentfernungsmesser Stadiametrische EntfernungsmessungEinzelnachweise Bearbeiten Rangefinders and Tracking Summary Technical report of NDRC Division 7 Fire Control Band 2 S 17f englisch Die Feuerleitanlage des Kampfpanzers M60A3 Die Feuerleitanlage der Kampfpanzer T 72 T 72A und T 72B siehe Werner Muller Horchgerate Kommandogerate und Scheinwerfer der schweren Flak siehe Allgemeines zu optischen Entfernungsmessgeraten Memento vom 22 Oktober 2012 im Internet Archive Fotografie Informationen Sucherkameras Entfernungseinstellung Mischbildentfernungsmesser siehe Martin Bantel Messgerate Praxis S 177 Die Feuerleitanlage des Kampfpanzers Leopard 1Literatur BearbeitenAlexander Wilhelm Gleichen Die Theorie der modernen optischen Instrumente ein Hilfs und Ubungsbuch fur Physiker und Konstrukteure optischer Werkstatten sowie fur Ingenieure im Dienste des Heeres und der Marine F Enke 1911 Richard Lenk Walter Gellert Brockhaus ABC Physik Band 1 F A Brockhaus 1972 Verein zur Forderung der Photographie Berlin Reichsbund deutscher Amateur Fotografen Fotografische Rundschau und Mitteilungen Band 70 1933 Deutscher Verein fur Vermessungs Deutscher Geometerverein Zeitschrift fur Vermessungswesen Band 43 K Wittwer 1914 Emil Heinz Schmitz Handbuch zur Geschichte der Optik Der Schritt in das XX Jahrhundert Band 4 Teil 2 J P Wayenborgh 1984 Emil Heinz Schmitz Handbuch zur Geschichte der Optik Der Schritt in das XX Jahrhundert Band 5 Teil 3 J P Wayenborgh 1993 Georg Gehlhoff Lehrbuch der technischen Physik fur fortgeschrittene Studenten und Ingenieure Optik Elektrik Johann Ambrosius Barth Verlag 1924 Albert Konig Die Fernrohre und Entfernungsmesser J Springer 1923 Christian Hofe Fernoptik J A Barth 1921 Martin Bantel Messgerate Praxis Hanser Verlag 2004 Paul Kneiphoff Michael Brix Die Truppenluftabwehr der NVA Verlag am Park 2005 Werner Muller Horchgerate Kommandogerate und Scheinwerfer der schweren Flak Waffen Arsenal Sonderband S 21 Podzun PallasWeblinks BearbeitenDie Fotoschule Fokussieren Manueller Fokus Naval Ordnance and Gunnery Volume 2 Fire Control Chapter 16 F Radar and Optics englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Koinzidenzentfernungsmesser amp oldid 219734761