www.wikidata.de-de.nina.az
Eine Farbung eines ungerichteten Graphen ordnet jedem Knoten bzw jeder Kante im Graphen eine Farbe zu Eine Verallgemeinerung ist der Begriff der Listenfarbung d i die Zuordnung von Listen verfugbarer Farben wobei der Graph nun eine gultige Farbung aus diesen Listen erhalten soll Des Weiteren gibt es die Totalfarbung die sowohl Kantenfarbung als auch Knotenfarbung umfasst In der Graphentheorie beschaftigt man sich meist nur mit sogenannten zulassigen oder gultigen Farbungen siehe unten und versucht Algorithmen zu entwickeln die fur einen vorgegebenen Graphen eine gultige Farbung mit moglichst wenigen Farben finden Probleme aus der diskreten Mathematik aber auch aussermathematische Fragestellungen lassen sich manchmal in ein Farbungsproblem ubersetzen daher ist die Existenz oder Nichtexistenz solcher Algorithmen auch ausserhalb der Graphentheorie von Interesse Inhaltsverzeichnis 1 Knotenfarbungen 1 1 Anzahl der Farbungen 1 2 Bandbreite 2 Eigenschaften der chromatischen Zahl 2 1 Grenzen fur die chromatische Zahl 2 1 1 Hoffmans Grenze 2 1 2 Vektorchromatische Zahl 2 1 3 Lovasz Zahl 2 1 4 Gebrochene chromatische Zahl 2 1 5 Topologische untere Schranken 2 2 Grenzen fur den chromatischen Index 3 Knotenfarbungen planarer Graphen 4 Algorithmen 5 Anwendungen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseKnotenfarbungen Bearbeiten nbsp Eine gultige 4 Knotenfarbung eines Graphen Mathematisch werden die unterschiedlichen Farben durch verschiedene naturliche Zahlen dargestelltIst G V E displaystyle G V E nbsp ein ungerichteter Graph ohne Mehrfachkanten und f V C N 0 displaystyle f colon V rightarrow C subseteq mathbb N 0 nbsp eine Abbildung der Knotenmenge in die Menge der naturlichen Zahlen so nennt man f displaystyle f nbsp eine Knotenfarbung von G displaystyle G nbsp Die Elemente aus C displaystyle C nbsp werden Farben genannt Teils werden auch Abbildungen in beliebige abzahlbare Mengen und nicht in die naturlichen Zahlen betrachtet Dies ist aber nicht wichtig notwendig ist bloss die Unterscheidbarkeit der Farben Man nennt f displaystyle f nbsp gultig oder zulassig wenn zwei mit einer Linie verbundene benachbarte Knoten nicht die gleiche Farbe besitzen 1 v V w G v f v f w displaystyle forall v in V forall w in Gamma v f v neq f w nbsp wobei G v displaystyle Gamma v nbsp die Menge der Nachbarn von v displaystyle v nbsp bezeichnet In diesem Fall heisst G displaystyle G nbsp k knotenfarbbar falls es eine gultige Knotenfarbung von G displaystyle G nbsp gibt so dass nur k displaystyle k nbsp Farben verwendet werden also C k displaystyle left C right k nbsp Eine zulassige Knotenfarbung eines Graphen ist eine Partition seiner Knotenmenge in unabhangige Mengen Eine Teilmenge der Knotenmenge V displaystyle V nbsp eines Graphen heisst unabhangig falls sie keine zwei benachbarten Knoten enthalt Bei einer vollstandigen Knotenfarbung existiert fur jedes Paar i j displaystyle i j nbsp von Farben eine Kante x y E G displaystyle x y in E G nbsp sodass x displaystyle x nbsp mit i displaystyle i nbsp und y displaystyle y nbsp mit j displaystyle j nbsp gefarbt ist Das heisst fur jedes Farbenpaar existieren benachbarte Knoten die mit diesen Farben gefarbt sind Anzahl der Farbungen Bearbeiten Wenn ein Graph farbbar ist gibt es eine kleinste Zahl k displaystyle k nbsp sodass der Graph k displaystyle k nbsp knotenfarbbar ist Diese Zahl wird chromatische Zahl oder Knotenfarbungszahl des Graphen genannt und meist mit x displaystyle chi nbsp G displaystyle G nbsp bezeichnet Existiert fur noch so viele Farben keine Farbung setzt man symbolisch x G displaystyle chi G infty nbsp Das chromatische Polynom eines Graphen gibt fur jede Zahl k displaystyle k nbsp die Anzahl der zulassigen k displaystyle k nbsp Farbungen an Bandbreite Bearbeiten Ist V E displaystyle V E nbsp ein einfacher Graph mit n displaystyle n nbsp Knoten und f V 1 n displaystyle f colon V to 1 ldots n nbsp eine eineindeutige Farbung der Knoten dann bezeichnet max x y E f x f y displaystyle max x y in E f x f y nbsp die Bandbreite englisch bandwidth des Graphen bezuglich f displaystyle f nbsp und min f max x y E f x f y displaystyle min f max x y in E f x f y nbsp die Bandbreite des Graphen Die Ermittlung der Bandbreite ist eines der wenigen graphentheoretischen Probleme das auch fur Baume NP vollstandig ist Eigenschaften der chromatischen Zahl BearbeitenDas Zuweisen unterschiedlicher Farben zu unterschiedlichen Knoten ergibt immer eine korrekte Farbung also gilt 1 x G n displaystyle 1 leq chi G leq n nbsp Die einzigen Graphen die 1 farbbar sind sind kantenlose Graphen Ein vollstandiger Graph K n displaystyle K n nbsp mit n displaystyle n nbsp Knoten erfordert x K n n displaystyle chi K n n nbsp Farben Bei einer optimalen Farbung muss zwischen jedem Paar von Farbklassen mindestens eine der m displaystyle m nbsp Kanten des Graphen vorhanden sein also gilt x G x G 1 2 m displaystyle chi G chi G 1 leq 2m nbsp x G 1 2 2 m 1 4 displaystyle chi G leq frac 1 2 sqrt 2m frac 1 4 nbsp Wenn G displaystyle G nbsp eine Clique der Grosse k displaystyle k nbsp enthalt werden mindestens k displaystyle k nbsp Farben benotigt um diese Clique zu farben das heisst die chromatische Zahl ist mindestens so gross wie die Cliquenzahl x G w G displaystyle chi G geq omega G nbsp Jeder k displaystyle k nbsp partite Graph ist k displaystyle k nbsp knotenfarbbar die Partitionsklassen entsprechen hier genau den Farben Insbesondere sind alle bipartiten Graphen 2 farbbar Jeder 2 farbbare Graph ist jedoch auch bipartit Da man einen Graph in Polynomialzeit auf Bipartitheit testen kann ist demnach auch das 2 Farbbarkeitsproblem in Polynomialzeit losbar Nach dem Vier Farben Satz ist jeder planare Graph 4 farbbar Eine gierige Farbung zeigt dass jeder Graph mit einer Farbe mehr als dem maximalen Knotengrad gefarbt werden kann x G D G 1 displaystyle chi G leq Delta G 1 nbsp Vollstandige Graphen haben x G n displaystyle chi G n nbsp und D G n 1 displaystyle Delta G n 1 nbsp und ungerade Zyklen haben x G 3 displaystyle chi G 3 nbsp und D G 2 displaystyle Delta G 2 nbsp daher ist diese Grenze fur diese Graphen die bestmogliche In allen anderen Fallen kann die Grenze leicht verbessert werden Der Satz von Brooks zeigt dass dies auch die einzigen Beispiele sind Fur jeden zusammenhangenden Graphen der weder vollstandig noch ein Zyklus ungerader Lange ist ist seine chromatische Zahl stets kleiner oder gleich dem Maximalgrad des Graphen Grenzen fur die chromatische Zahl Bearbeiten Hoffmans Grenze Bearbeiten Sei W displaystyle W nbsp eine reelle symmetrische Matrix so dass W i j 0 displaystyle W i j 0 nbsp ist wenn i j displaystyle i j nbsp keine Kante von G displaystyle G nbsp ist Definiert man x W G 1 l max W l min W displaystyle chi W G 1 tfrac lambda max W lambda min W nbsp wobei l max W displaystyle lambda max W nbsp und l min W displaystyle lambda min W nbsp die grossten und kleinsten Eigenwerte von W displaystyle W nbsp sind Definiert man x H G max W x W G displaystyle chi H G max W chi W G nbsp dann gilt x H G x G displaystyle chi H G leq chi G nbsp Vektorchromatische Zahl Bearbeiten Sei W displaystyle W nbsp eine positive semidefinitive Matrix so dass W i j 0 displaystyle W i j 0 nbsp wenn i j displaystyle i j nbsp eine Kante von G displaystyle G nbsp ist Definiert man x V G displaystyle chi V G nbsp als das kleinste k displaystyle k nbsp fur das eine solche Matrix W displaystyle W nbsp existiert Dann gilt x V G x G displaystyle chi V G leq chi G nbsp Lovasz Zahl Bearbeiten Die Lovasz Zahl eines komplementaren Graphen ist auch eine Untergrenze fur die chromatische Zahl ϑ G x G displaystyle vartheta bar G leq chi G nbsp Gebrochene chromatische Zahl Bearbeiten Die gebrochene chromatische Zahl eines Graphen ist auch eine Untergrenze fur die chromatische Zahl x f G x G displaystyle chi f G leq chi G nbsp Diese Grenzen sind wie folgt geordnet x H G x V G ϑ G x f G x G displaystyle chi H G leq chi V G leq vartheta bar G leq chi f G leq chi G nbsp Topologische untere Schranken Bearbeiten Es gibt diverse topologische untere Schranken an die chromatische Zahl Die wahrscheinlich bekannteste stammt von Lovasz Hauptartikel Topologische Kombinatorik Anwendungen von Methoden aus der Topologie auf Probleme der diskreten Mathematik Grenzen fur den chromatischen Index Bearbeiten Eine Kantenfarbung von G displaystyle G nbsp ist eine Knotenfarbung seines Kantengraphen L G displaystyle L G nbsp und umgekehrt also gilt x G x L G displaystyle chi G chi L G nbsp Es besteht eine starke Beziehung zwischen der Kantenfarbbarkeit und dem maximalen D G displaystyle Delta G nbsp des Graphen Da alle Kanten die mit demselben Knoten verbunden sind ihre eigene Farbe benotigen gilt x G D G displaystyle chi G geq Delta G nbsp Ausserdem gelten folgende Satze Satz von Konig x G D G displaystyle chi G Delta G nbsp wenn G displaystyle G nbsp bipartit ist Satz von Vizing Ein Graph mit maximalem Grad D displaystyle Delta nbsp hat die kantenchromatische Zahl D displaystyle Delta nbsp oder D 1 displaystyle Delta 1 nbsp Knotenfarbungen planarer Graphen Bearbeiten nbsp Darstellung einer kartographischen Farbung als Graph Jedem Land wird ein Knoten zugewiesen die Knoten werden durch Kanten verbunden genau dann wenn die beiden Lander benachbart sind Eines der klassischen Probleme der Graphentheorie ist die Frage wie viele Farben man minimal braucht um eine Landkarte so zu farben dass je zwei aneinandergrenzende Lander nicht dieselbe Farbe haben Dieses Problem lasst sich leicht in ein Knotenfarbungsproblem uberfuhren siehe Abbildung Die graphentheoretisch aquivalente Frage lautet also Was ist die chromatische Zahl eines planaren Graphen Der Vier Farben Satz besagt dass die chromatische Zahl eines planaren Graphen hochstens 4 ist Enthalt der Graph kein Dreieck so ist er sogar 3 Knoten farbbar Trotzdem ist auch fur planare Graphen das Bestimmen der chromatischen Zahl NP schwer Algorithmen BearbeitenDie Bestimmung der chromatischen Zahl eines Graphen ist NP schwer das heisst dass es aus Sicht der Komplexitatstheorie vermutlich keinen Algorithmus gibt der dieses Problem effizient lost Die Bestimmung der chromatischen Zahl ist auch eines der Probleme von Karps 21 NP vollstandigen Problemen und damit eines der ersten Probleme fur die die NP Vollstandigkeit gezeigt wurde Ausnahmen sind bipartite Graphen und perfekte Graphen Das Entscheidungsproblem ob ein gegebener Graph bipartit ist besitzt lineare Zeitkomplexitat und ist zum Beispiel mit Tiefensuche losbar Bei perfekten Graphen existieren Polynomialzeitalgorithmen zur Berechnung der chromatischen Zahl Das Knotenfarbungsproblem ist NP vollstandig 2 Der zurzeit praktisch beste Algorithmus zur Bestimmung einer Knotenfarbung beruht auf einem Spalten Generierungs Ansatz siehe Literatur Weiterhin gibt es viele Farbungsheuristiken die nach bestimmten Methoden gute Farbungen suchen und somit im Erfolgsfall eine obere Schranke fur die chromatische Zahl liefern Anwendungen BearbeitenStundenplanprobleme lassen sich als Graphenfarbungsprobleme formulieren Die Knoten des Graphen sind dabei die zu platzierenden Veranstaltungen und eine Kante wird zwischen zwei Veranstaltungen eingefugt die nicht gleichzeitig stattfinden konnen In der Schule waren das z B Stunden die von demselben Lehrer unterrichtet werden sowie Stunden in derselben Klasse Die moglichen Farben entsprechen den zuteilbaren Zeitfenstern Der Rot Schwarz Baum wird durch Knotenfarbung balanciert In gleicher Weise konnen beispielsweise Register Zuweisungsprobleme in Prozessoren Bandbreiten Zuweisungsprobleme und auch viele Probleme aus der Mathematik als Graphenfarbungsprobleme formuliert werden Literatur BearbeitenReinhard Diestel Graphentheorie Springer Verlag Heidelberg 2000 ISBN 3 540 67656 2 Anuj Mehrotra Michael A Trick A column generation approach for graph coloring In INFORMS Journal on Computing 8 Jahrgang Nr 4 1996 S 344 354 doi 10 1287 ijoc 8 4 344 cmu edu Weblinks BearbeitenAndy Theiler PHP Implementierung des Kantenfarbungs Algorithmus Spielplan generieren Einzelnachweise Bearbeiten Martin Hebenstreit Einleitung Abbildung 1 2 Modellierung durch zwei Graphen PDF Farbung von Graphen Grundlagen Algorithmen und Anwendungen Universitat Salzburg 11 Juli 2018 S 2 abgerufen am 20 Januar 2023 Hopcroft John E Motwani Rajeev Ullman Jeffrey D 2006 Introduction to Automata Theory Languages and Computation 3rd ed Addison Wesley ISBN 8178083477 Seite 474 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Farbung Graphentheorie amp oldid 238669367 Knotenfarbungen