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Eine Kantenfarbung ist eine Abbildung in der Graphentheorie die jeder Kante eines Graphen eine abstrakte Farbe zuordnet Eine Kantenfarbung heisst gultig oder zulassig wenn fur jeden Knoten des Graphen gilt Alle am Knoten anliegenden Kanten haben unterschiedliche Farben Der Begriff ist eng verwandt mit der Knotenfarbung Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Eigenschaften 3 Beispiel 4 Zusammenhang mit Matchings 5 Dualitat zur Eckenfarbung 6 Verallgemeinerungen 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseDefinition Bearbeiten nbsp Ein Multigraph mit einer 9 Kantenfarbung nbsp Eine Kantenfarbung des K 8 displaystyle K 8 nbsp mit 7 Farben Fur einen ungerichteten Multigraphen G V E displaystyle G V E nbsp nennt man eine Abbildung f E C N 0 displaystyle f colon E rightarrow C subseteq mathbb N 0 nbsp der Kantenmenge in die Menge der naturlichen Zahlen eine Kantenfarbung von G displaystyle G nbsp Die Elemente aus C displaystyle C nbsp werden in diesem Zusammenhang Farben genannt Man nennt f displaystyle f nbsp gultig oder zulassig falls fur je zwei beliebige benachbarte Kanten e 1 displaystyle e 1 nbsp und e 2 displaystyle e 2 nbsp gilt dass f e 1 f e 2 displaystyle f e 1 neq f e 2 nbsp Besitzt G displaystyle G nbsp eine gultige Kantenfarbung f displaystyle f nbsp so dass hochstens k displaystyle k nbsp Farben im Bildbereich von f displaystyle f nbsp auftreten nennt man G displaystyle G nbsp k displaystyle k nbsp kantenfarbbar Das kleinste k displaystyle k nbsp fur das ein Graph k displaystyle k nbsp kantenfarbbar ist heisst chromatischer Index Kantenfarbungszahl oder auch kantenchromatische Zahl des Graphen G displaystyle G nbsp und wird meist mit x G displaystyle chi G nbsp bezeichnet Eigenschaften BearbeitenNach dem Satz von Vizing ist der chromatische Index eines einfachen Graphen G displaystyle G nbsp mindestens so gross wie sein Maximalgrad aber hochstens eins grosser als dieser also formal D G x G D G 1 displaystyle Delta G leq chi prime G leq Delta G 1 nbsp Graphen mit x G D G displaystyle chi G Delta left G right nbsp nennt man Klasse 1 Graphen Graphen mit x G D G 1 displaystyle chi left G right Delta left G right 1 nbsp nennt man Klasse 2 Graphen da die Abschatzung des Satzes nicht fur Multigraphen gilt werden Multigraphen Klasse 2 Graphen genannt wenn x G gt D G displaystyle chi left G right gt Delta left G right nbsp gilt Zu entscheiden ob ein Graph Klasse 1 oder Klasse 2 ist Klassifizierungsproblem ist NP vollstandig Das heisst obwohl der Maximalgrad leicht zu bestimmen ist und der chromatische Index nur einen von zwei moglichen Werten annehmen kann ist das Problem fur einen gegebenen Graphen genau diesen einen Wert zu bestimmen NP schwer Fur bipartite Graphen ist x G D G displaystyle chi left G right Delta left G right nbsp Damit sind alle bipartiten Graphen Klasse 1 Graphen Beispiel BearbeitenBei einem zyklischen Graphen konnen die Kanten mit zwei Farben gefarbt sein wenn die Lange des Zyklus gerade ist Wenn die Lange jedoch ungerade ist werden drei Farben benotigt Ein vollstandiger Graph K n displaystyle K n nbsp mit n displaystyle n nbsp Knoten ist mit n 1 displaystyle n 1 nbsp Farben kantenfarbbar wenn n displaystyle n nbsp eine gerade Zahl ist Dies ist ein Sonderfall des Satz von Baranyai Wenn V K n 0 n 1 displaystyle V K n 0 ldots n 1 nbsp so ist namlich durch f k n 1 k displaystyle f k n 1 k nbsp und f i j k i j 2 k mod n 1 displaystyle f i j k iff i j equiv 2k mod n 1 nbsp i j 0 n 2 k displaystyle i j in 0 ldots n 2 setminus k nbsp eine zulassige Farbung mit den Farben 0 n 2 displaystyle 0 ldots n 2 nbsp gegeben Soifer liefert hierfur die folgende geometrische Konstruktion Es werden n displaystyle n nbsp Knoten an den Ecken und in der Mitte eines regelmassigen Polygons mit n 1 displaystyle n 1 nbsp Ecken betrachtet Farben Sie fur jede Farbklasse jeweils eine Kante von der Mitte zu einen der ubrigen Knoten und alle zu dieser Kante senkrecht stehenden Kanten ein Wenn n displaystyle n nbsp jedoch ungerade ist werden n displaystyle n nbsp Farben benotigt Jede Farbe kann nur fur n 1 2 displaystyle tfrac n 1 2 nbsp Kanten verwendet werden ein 1 n displaystyle tfrac 1 n nbsp der Gesamtmenge 1 Mehrere Autoren haben Kantenfarbungen der ungeraden Graphen untersucht n displaystyle n nbsp regulare Graphen in denen die Knoten Teams von n 1 displaystyle n 1 nbsp Spielern darstellen die aus einem Menge von 2 n 1 displaystyle 2 cdot n 1 nbsp Spielern ausgewahlt wurden und in denen die Kanten mogliche Begegnungen dieser Teams darstellen mit einem Spieler als ungerader Mann der das Spiel leitet Der Fall n 3 displaystyle n 3 nbsp ergibt den bekannten Petersen Graphen Biggs erklart das Problem fur n 6 displaystyle n 6 nbsp Die Spieler mochten einen Zeitplan fur diese Begegnungen finden so dass jedes Team jedes seiner 6 Spiele an verschiedenen Wochentagen spielt wobei alle Teams sonntags frei haben Das heisst sie formalisieren das Problem mathematisch und mochten eine 6 Kantenfarbung des 6 regularen ungeraden Graphen O n displaystyle O n nbsp finden Wenn n displaystyle n nbsp gleich 3 4 oder 8 ist erfordert eine Kantenfarbung von O n displaystyle O n nbsp genau n 1 displaystyle n 1 nbsp Farben aber wenn n displaystyle n nbsp gleich 5 6 oder 7 ist werden nur n displaystyle n nbsp Farben benotigt 2 Zusammenhang mit Matchings Bearbeiten nbsp Dieser 3 regulare planare Graph hat 16 Knoten und 24 Kanten aber ein maximales Matching mit nur 7 Kanten Daher sind 4 Farben fur jede Kantenfarbung erforderlich Ein Matching in einem Graphen ist eine Menge von Kanten von denen keine zwei benachbart sind Ein perfektes Matching ist ein Matching das Kanten enthalt die alle Knoten des Graphen beruhren und ein maximales Matching ist ein Matching das so viele Kanten wie moglich enthalt Bei einer Kantenfarbung darf die Menge von Kanten mit einer Farbe nicht benachbart sein damit sie ein Matching bilden Das heisst eine gultige Kantenfarbung ist dasselbe wie eine Aufteilung des Graphen in disjunkte Matchings Wenn die Grosse eines maximalen Matching in einem bestimmten Graphen klein ist sind viele Matchings erforderlich um alle Kanten des Graphen abzudecken Anders ausgedruckt bedeutet das dass jede Kantenfarbung des Graphen mindestens m b displaystyle tfrac m b nbsp verschiedene Farben verwenden muss wenn ein Graph insgesamt m displaystyle m nbsp Kanten hat und hochstens b displaystyle b nbsp Kanten zu einer maximalen Ubereinstimmung gehoren konnen Beispielsweise hat der in der Abbildung gezeigte 3 regulare planare Graph 16 Knoten und m 24 displaystyle m 24 nbsp Kanten In diesem Graphen kann es kein perfektes Matching geben Wenn der mittlere Knoten in einem Matching enthalten ist konnen die verbleibenden Knoten in drei verschiedenen Zusammenhangskomponenten mit vier funf und funf Knoten gruppiert werden und die Komponenten mit einer ungeraden Anzahl von Knoten konnen keine perfekten Matchings enthalten Der Graph hat jedoch maximale Matchings mit b 7 displaystyle b 7 nbsp Kanten Daher ist die Anzahl der Farben die fur eine Kantenfarbung des Graphen benotigt werden mindestens m b 24 7 displaystyle tfrac m b tfrac 24 7 nbsp und weil die Anzahl der Farben eine ganze Zahl sein muss sind es mindestens 4 Farben Fur einen regularen Graphen mit Knotengrad k displaystyle k nbsp der kein perfektes Matching hat kann diese Untergrenze verwendet werden um zu zeigen dass mindestens k 1 displaystyle k 1 nbsp Farben benotigt werden Dies gilt insbesondere fur einen regularen Graphen mit einer ungeraden Anzahl von Knoten zum Beispiel die ungeraden vollstandigen Graphen Fur solche Graphen muss k displaystyle k nbsp nach dem Handschlaglemma selbst gerade sein Die Ungleichung x G m b displaystyle chi left G right geq tfrac m b nbsp erklart jedoch nicht vollstandig den chromatischen Index jedes regularen Graphen weil es regulare Graphen gibt die perfekte Matchings haben aber nicht k kantenfarbbar sind Zum Beispiel ist der Petersen Graph regular mit m 15 displaystyle m 15 nbsp Kanten und hat ein perfektes Matching mit b 5 displaystyle b 5 nbsp Kanten aber er hat keine Kantenfarbung mit m b 15 5 3 displaystyle tfrac m b tfrac 15 5 3 nbsp Farben 1 Dualitat zur Eckenfarbung BearbeitenDie Bestimmung einer Kantenfarbung ist zur Bestimmung einer Knotenfarbung in der Weise dual dass eine Kantenfarbung eines Graphen G displaystyle G nbsp genau eine Knotenfarbung des Kantengraphen L G displaystyle L G nbsp ist Daraus folgt dass x G x L G displaystyle chi G chi L G nbsp gilt Die kantenchromatische Zahl eines Graphen ist also genau die chromatische Zahl des Kantengraphen Trotz dieses engen Zusammenhangs sind die Probleme unterschiedlich schwer zu losen und die verfugbaren Abschatzungen unterscheiden sich deutlich Verallgemeinerungen BearbeitenEine wesentliche Verallgemeinerung der Kantenfarbung ist der Begriff der Listenfarbung Hier wird fur jede Kante oder jeden Knoten eine Liste mit verfugbaren Farben vorgegeben und der Graph soll nun eine gultige Kantenfarbung aus diesen Listen erhalten Des Weiteren gibt es die Totalfarbung bei der sowohl Knoten als auch Kanten gefarbt werden sollen Literatur BearbeitenReinhard Diestel Graphentheorie 4 Auflage Springer Berlin 2010 ISBN 978 3 642 14911 5 354 S diestel graph theory com Weblinks BearbeitenWolfram Mathworld Edge Chromatic Number Wolfram Mathworld Edge Coloring Einzelnachweise Bearbeiten a b Alexander Soifer The Mathematical Coloring Book In Springer Verlag 2008 Norman Biggs An edge colouring problem In American Mathematical Monthly 79 Jahrgang Nr 9 1972 S 1018 1020 doi 10 2307 2318076 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kantenfarbung amp oldid 238347241