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Die ehemalige Klosterkirche St Marien und Cyprian ist eine gotische Hallenkirche mit spatromanischen Bauteilen in der Stadt Nienburg an der Saale im Salzlandkreis in Sachsen Anhalt Sie gehort zur Kirchengemeinde Nienburg im Kirchenkreis Bernburg der Evangelischen Landeskirche Anhalts und wird als Simultankirche okumenisch genutzt Klosterkirche St Marien und Cyprian Nienburg Auch als Klosterkirche Nienburg oder Schlosskirche Nienburg bekannt ist sie eine Station der Strasse der Romanik Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Fenster an der Sudseite des Langhauses nbsp Buntglasfenster und Kruzifix nbsp Innenansicht nbsp Innenansicht nach Westen nbsp Neugotische Empore auf der NordseiteDas Benediktinerkloster wurde zunachst 970 in Thankmarsfelde gegrundet und 975 nach Nienburg verlegt Die Kirche wurde 1004 geweiht und 1042 niedergebrannt Von diesem Bau ist nur ein Fundamentrest unter dem sudlichen Chornebenraum des heutigen Bauwerks erhalten Der 1042 1060 errichtete Nachfolgebau des Klosters Nienburg wurde durch Kaiser Heinrich III gefordert und hatte einen typisch sachsischen Grundriss mit kreuzformiger Ostpartie aus Querhaus Chorquadrat und drei Apsiden und dreischiffigem Langhaus mit Stutzenwechsel Dieses Bauwerk besass im Westen einen Emporenquerbau und unter dem Chor eine Krypta von der heute noch ein Fenster im sudlichen Chornebenraum erkennbar ist Nach einem Brand im Jahr 1242 folgte die Erneuerung der Kirche bei der die Krypta aufgegeben und das Chorniveau abgesenkt wurde Im Ubrigen wurden die Mauern des Bauwerks aus dem 11 Jahrhundert weiter benutzt und erhoht die Hauptapsis wurde funfseitig erneuert Zunachst war ein basilikales Langhaus beabsichtigt wie ein niedriger Kampfer an der Sudseite des sudwestlichen Vierungspfeilers zeigt Das Langhaus wurde jedoch nach erneutem Brand 1280 als dreischiffige dreijochige Hallenkirche ausgefuhrt Dieser Neubau sollte durch eine hochgotische Turmfassade im Westen abgeschlossen werden wie die starkeren Westpfeiler vermuten lassen Stattdessen wurden um 1520 dem Langhaus ein viertes Joch und ein rechteckiger Westturm vorgelegt der allerdings in der ersten Halfte des 18 Jahrhunderts zur Halfte abgetragen wurde Im Jahr 1537 wurde das Dach der Kirche neu gedeckt Das Kloster wurde 1552 sakularisiert Ab etwa 1690 wurde die Kirche als Hofkirche verwendet Restaurierungen und Grabungen erfolgten in den Jahren 1841 1853 1926 27 und 1968 1971 Architektur BearbeitenDas bestehende Bauwerk ist durch den fruhgotischen Umbau aus Sandsteinquadern gepragt Das Aussere ist schlicht bis auf sorgfaltig ausgefuhrte Detailformen wie ein Blendenkreuz im Ostgiebel und ein kantiger Spitzbogenfries auf verzierten Kelchblockkonsolen an der Hauptapsis In den Polygonseiten der Apsis ist je ein Lanzettfenster angeordnet gleichartige paarige Lanzettfenster finden sich im Chorquadrat und in der Sudwestwand des Querhauses im sudlichen Querhausgiebel sind gestaffelte Blendarkaden mit Kleeblattbogen zu finden Im Innern ist das Bauwerk in den Ostteilen durch schwere spitzbogige Gurtbogen auf kreuzformigen Vierungspfeilern gepragt welche mit schweren Kreuzgratgewolben geschlossen sind Das muschelformige Apsisgewolbe ruht auf schlanken Runddiensten mit Schaftringen und kelchformigen Kapitellen Auch die zweijochigen Chornebenraume sind mit Kreuzgratgewolben gedeckt Sie besitzen an Stelle der Nebenapsiden flache spitzbogige Wandnischen Auch das vermauerte Rundbogenportal in der Langhausnordwand zeigt die Formen des Ubergangsstils zur Fruhgotik Das nach 1282 erbaute Hallenlanghaus auf etwa quadratischem Grundriss ist nach dem Vorbild der Elisabethkirche in Marburg gestaltet zeigt aber auch westfalische Einflusse Es ist der fruheste gotische Hallenraum im ostlichen Mitteldeutschland Der schlichte und strenge Aussenbau zeigt auf der Sudseite dreiteilige Fenster mit Masswerkkreisen das mittlere Fenster ist durch Rosetten hervorgehoben Im Norden finden sich auch sternformige Motive ahnlich den Masswerkformen des Mindener Doms Unter den Fenstern verlauft kein Kaffgesims demgegenuber finden sich oberhalb der Fenster Blendbogen zwischen den doppelt abgetreppten Strebepfeilern Wasserspeier in Traufhohe lassen den Schluss zu dass einst querliegende Satteldacher uber den Seitenschiffen vorhanden oder geplant waren Im sudlichen Westjoch findet sich ein zierliches spitzbogiges Saulenportal mit Kelchblattkapitellen Der Hallenraum des Langhauses zeigt innen eine lichte wohlproportionierte Gesamtwirkung bei sorgfaltiger Ausfuhrung der Detailformen und ist mit den alteren Ostteilen harmonisch verbunden Der Grundriss aus querrechteckigen Mittelschiffsjochen mit quadratischen Seitenschiffsjochen ahnelt dem von fruhen westfalischen Hallenkirchen Auch die Kombination von mittleren gebusten Gewolben mit etwas niedrigeren Seitenschiffsgewolben konnte auf Anregungen aus Westfalen zuruckgehen Die Detailformen sind von der Elisabethkirche in Marburg beeinflusst Die Rundpfeiler zeigen vier beziehungsweise funf schlanke Dienste an den Seitenwanden sind Dienstbundel aus drei Diensten zu finden Die Kapitelle sind mit zwei lockeren Blattreihen geschmuckt Weiterhin sind Birnstabrippen und teller oder ringformige Schlusssteine mit figurlichen oder pflanzlichen Motiven vorhanden Das spatgotische Westjoch ist in den Formen dem alteren Bestand angeglichen In der westlichen Turmfront findet sich ein Kielbogenportal mit gekreuzten Staben und daruber ein vermauertes Vorhangbogenfenster Im westlichen Joch des sudlichen Seitenschiffs liegen Bruchstucke eines spatromanischen Fussbodens in Stucktechnik der uber der Krypta des Vorgangerbaus gefunden wurde Sie erlauben jedoch keine zuverlassige Rekonstruktion des ursprunglichen Bildes 1 Ausstattung BearbeitenDie Ausstattung besteht aus einem polygonalen gotischen Taufstein aus Rosslau einem Osterleuchter und mehreren Gemalden und Grabmalen Das einzige erhaltene gotische Ausstattungsstuck der Kirche ist ein 1840 ausgegrabener sechseckiger Pfeiler mit Skulpturen der als Osterleuchter gedeutet wird Die reizvollen naiven Darstellungen der Monate sind als handwerklich oder bauerlich gekleidete Figuren ausgefuhrt und zeigen franzosischen Einfluss Ein um 1600 entstandenes Gemalde zeigt Furst Georg von Anhalt inmitten einer Golgathaszene Ein von Lucas Cranach dem Jungeren signiertes Gemaldeepitaph fur die Furstin Agnes von Barby 1569 zeigt diese zusammen mit ihrem Ehemann Furst Joachim Ernst von Anhalt zwei Sohnen und vier Tochtern kniend vor dem Kruzifix in der Landschaft bei Bernburg Eine grosse Grabplatte fur Furst Bernhard III von Anhalt 1348 mit Frau zeigt ein reiches Relief Die grosse Gedenkgrabplatte fur den Stifter des Klosters Markgraf Thietmar und seinen Sohn ist wohl etwas alter aber qualitatvoller und besser erhalten Der Markgraf ist in schwerem reich geschmucktem Rahmen mit seinem Sohn auf Kissen liegend dargestellt dazwischen ihr Wappenschild Mehrere Figurengrabsteine aus dem 15 16 Jahrhundert mit Darstellungen der Verstorbenen die zumeist Abte des Klosters waren als Ritzzeichnung oder im Flachrelief sind erhalten Eine grosse neugotische steinerne Empore aus der Mitte des 19 Jahrhunderts ist im nordlichen Kreuzarm eingebaut Gleichzeitig entstand auch die Orgelempore Eine Bronzeglocke aus dem 13 Jahrhundert ist schliesslich zu erwahnen Literatur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Sachsen Anhalt II Regierungsbezirke Dessau und Halle Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 1999 ISBN 3 422 03065 4 S 622 625 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Klosterkirche St Marien und St Cyprian Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Informationen zur Kirchengemeinde auf dem Portal Nienburg Saale Einzelnachweise Bearbeiten Marion Schmidt Auf der Strasse der Romanik 11 Auflage Schmidt Buch Verlag Wernigerode 2015 ISBN 978 3 936185 94 2 S 260 Normdaten Geografikum GND 4338794 9 lobid OGND AKS VIAF 249372080 51 836369 11 771355 Koordinaten 51 50 10 9 N 11 46 16 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Klosterkirche St Marien und St Cyprian Nienburg amp oldid 215772211