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Das Kloster Santi Ilario e Benedetto wurde im fruhen 9 Jahrhundert am Westrand der Lagune von Venedig auf Initiative der Familie Particiaco gegrundet die zu dieser Zeit mit Agnello Particiaco Herrscher etwa 811 827 den Dogen von Venedig stellte Er und sein mitregierender Sohn Giovanni Particiaco ubertrugen im Jahr 819 wie aus einer Urkunde hervorgeht 1 Abt Johannes fortan dazugehorende Liegenschaften und eine Kapelle Sie war bis dahin nur als Sant Ilario bekannt Doch die Monche befolgten die Benediktsregel Zum Kloster gehorten zudem bestimmte Rechte wie etwa am Fischfang in einigen Teilen der Lagune an Muhlen und vor allem an Ackerland Die Initiative war wohl im Mai 819 von den Monchen ausgegangen die bis dahin auf der Insel San Servolo gelebt hatten die ihnen jedoch den Unterhalt ihres Klosters nicht mehr ermoglichte Das Kloster wurde nicht nur zur Grablege fur den Grunderdogen und seinen Sohn also fur Agnellus und Johannes wie sie in den zeitnahen Dokumenten heissen sondern auch fur weitere zwei Dogen was die Bedeutung der Einrichtung unterstreicht So wurden hier auch im Jahr 976 Pietro IV und drei Jahre spater Vitale Candiano beigesetzt Bereits Anfang des 12 Jahrhunderts zerstort wurde es im 15 Jahrhundert aufgegeben Die Klostergrundung stellt das erste Ausgreifen Venedigs auf die Terraferma das oberitalienische Festland dar Im 10 und 11 Jahrhundert erwarben zahlreiche vermogende Venezianer Land auf dem Festland was im 12 bis 13 Jahrhundert zu der Entstehung eines unsichtbaren Contado fuhrte einer informellen Inbesitznahme von immer mehr zusammenhangenden Landgebieten an den Rechtsanspruchen des Romisch deutschen Reiches vorbei Kloster und Kirchen im unmittelbaren Umkreis der Lagune gesteuert durch die fuhrenden Familien Venedigs boten dazu die ersten Moglichkeiten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Archaologie 3 Literatur 4 AnmerkungenGeschichte Bearbeiten nbsp Eine Karte des 15 Jahrhunderts verzeichnet im Gebiet des Brenta noch das Kloster S IlarioDie Klostergrundung fiel in eine Zeit in der Venedig zwischen den Grossreichen lavieren musste also zwischen dem Frankenreich Ludwigs des Frommen und dem Byzantinischen Reich Seit jeher werden entsprechende Interessengruppen innerhalb der Lagune vermutet die sich mehr dem einen oder anderen der beiden Reiche zuwandten Hinzu kam dass erst wenige Jahre zuvor die Residenz des Dogen von Alt Malamocco nach Rialto verlegt worden war wo sie bis 1797 also bis zum Ende der Republik Venedig verblieb Daher geht auch der Baubeginn des Dogenpalasts auf Agnello zuruck Er selbst entstammte einer Familie aus Eraclea das am Nordrand der Lagune lag auf dem Festland Doch die Lagune hatte sich folgt man der venezianischen Uberlieferung als sichererer Ort vor allem gegen frankische Ambitionen erwiesen Pippin der Sohn Karls des Grossen hatte namlich versucht ob mit oder ohne Erfolg bleibt unklar jedenfalls nicht auf Dauer die Hauptinseln der Lagune zu erobern Auch geht auf die Particiaco Familie eines der bedeutendsten Kloster zuruck San Zaccaria und zudem wurden 829 die Reliquien des hl Markus nach Venedig verbracht Wie San Zaccaria so wurde auch Sant Ilario mit privaten Gutern der Particiaco ausgestattet wie das Testament des Giovanni Particiaco von 829 erweist Auch lieferte er Steine fur die Vergrosserung des wachsenden Klosters de petra que habemus in Equilo compleatur hedifficia monasteri Ahnlich wie das zum Dogenpalast als Kapelle gehorende San Marco so erhielt auch dieses Kloster einen entsprechenden Status und war damit der Kirchenhierarchie weitgehend entzogen Denn damit war das Kloster den beiden infrage kommenden Oberhirten dem Patriarchen von Grado ebenso entzogen wie dem Bischof von Olivolo der zudem der Nachbar des Dogen war Durch zahlreiche Donationen dehnte sich der Grundbesitz des Klosters weit in das Gebiet der Stadte und spateren Kommunen Padua und Treviso aus Damit kontrollierten die Particiaco weite Gebiete politisch und okonomisch 914 erhielt San Zaccaria ahnliche Schenkungen bei Monselice Den Rechtshintergrund bildeten zum Teil langobardische aber auch frankische Vorstellungen wie sie sich in den Begrifflichkeiten der Urkunde von 819 widerspiegeln denn dort finden sich Begriffe wie Gastalde oder Kapelle Unklar ist zudem ob sich das Kloster noch innerhalb des Dogats befand oder ob es bereits zum Regnum Italicum gehorte So scheint es als ob die Particiaco ein Kloster dazu nutzten um ihren personlichen Einflussbereich auf frankisches Gebiet auszuweiten Als Motiv wurden auch okonomische Ziele hervorgehoben denn das Kloster lag auf einer Insel im mehrarmigen Mundungsgebiet des Brenta und stellte dementsprechend eine Art Hafen dar einen Zugang zum Festland bzw zum Fluss und Kanalsystem des Hinterlandes Damit geriet es in die oberitalienischen Auseinandersetzungen zwischen Venedig und dem Reich Die Annaherung an den Papst in der Auseinandersetzung um das Patriarchat von Grado veranlasste Kaiser Heinrich III den Oberherrn des verfeindeten Patriarchates Aquileia dem Bischof von Treviso Rotarius II 1046 1065 im Mai 1047 ein wichtiges Privileg auszustellen 2 Darin wurde dem Bistum das Kloster Santi Ilario e Benedetto unterstellt dazu einige Hofe mit der Decima sowie der dazugehorige Kirchendistrikt Das unmittelbar dem Dogen unterstehende Kloster leistete jedoch niemals Abgaben und unterstellte sich auch nicht dem Bischof Doch in dessen Hauptstadt forderte eine Synode unter Leitung des neuen Patriarchen von Aquileia Gotebald 1048 1063 die Umsetzung des Privilegs Domenico Contarini der Doge griff nun personlich ein und wandte sich direkt an den Kaiser Nun erkannte Gotebald unter Ruckkehr zu fruheren Entscheidungen die klosterlichen Rechte an Dann wurde im Januar 1052 in Altinum in einem Placitum dem Kloster die friedliche Nutzung seiner Besitztumer gestattet Diese Entwicklung erreichte unter Abt Petrus Piero oder Pietro ihren Hohepunkt in den Jahrzehnten um 1100 Erstmals als Abt erscheint er 1097 in den Quellen zuletzt 1117 3 Er verkaufte die Insel San Servolo an die Benediktinerinnen aus Chioggia nbsp Kreuzgang des Klosters San GregorioDer Bischof von Treviso liess im Mai 1107 das Kloster zerstoren Noch 1117 kaufte Abt Petrus fur die Abtei den beide Grafen der Marca Trevigiana Arsedisio und Vidotto di Collalto umfangreiche Guter ab Doch 1142 offneten Paduaner dem Wasser des Brenta einen Abfluss zur linken so dass das Gebiet des Klosters uberschwemmt wurde Im 12 Jahrhundert kam es zur Versumpfung weiter Gebiete was schon oft geistliche Gemeinschaften in der Lagune zum Aufgeben ihres Domizils gezwungen hatte und weiterhin zwingt Nach Tommaso Temanza kam es 1214 durch den Paduaner Giacomo de Sancto Andrea zu einem schweren Schlag gegen das Kloster denn er plunderte das Kloster Inzwischen war es nicht mehr das Reich das hier seine Rechte verteidigte sondern vor allem die Kommune Padua die in dem Klosterbesitz nichts anderes sah als die Vorhut einer feindlichen Stadt 1250 wurde das Kloster von Ezzelino da Romano erobert womit wiederum die kaiserliche Seite in die Auseinandersetzungen eingriff Dennoch bluhte das Kloster wie eine Quelle fur das Jahr 1259 berichtet 1375 wurde das Kloster von den Carrara besetzt Die Monche waren immer wieder nach San Gregorio in Venedig umgezogen Der Niedergang des Klosters wurde durch die Kriege mit Genua am Ende des 14 Jahrhunderts beschleunigt vgl Chioggia Krieg Die letzten Monche wurden ins Kloster San Gregorio transferiert Archaologie BearbeitenDass es Waren des Frankenreichs wie solche aus Byzanz waren die hier im Handel eine Rolle spielten erwiesen spatestens archaologische Grabungen im Jahr 2007 Jenseits einer Ubergangszone von 70 bis 100 120 cm unterhalb des heutigen Ackerlandes sind die archaologischen Schichten vollkommen ungestort Der Rucken auf dem das untergegangene Kloster stand war noch bis ins 19 Jahrhundert als kleine Erhohung sichtbar Er wurde erst durch tiefergreifende Pfluge des 20 Jahrhunderts abgetragen verstarkt durch Entnahmen fur den Bau von Festungsanlagen nach dem Ersten Weltkrieg Auf einer Flache von 3500 m fanden sich etwa 2000 Artefakte Sie reichen zeitlich vom 4 bis zum 19 Jahrhundert Die Hauptmasse der Artefakte stammt allerdings aus der Blutezeit des Klosters zwischen dem 7 und dem 10 Jahrhundert mit einem Ruckgang im 11 und 12 Jahrhundert Im Bereich der Klosterkirche fanden sich Bruckstucke von Mosaiken Glas von Lampen sowie zahlreiche weitere typische Artefakte Im 13 und 14 Jahrhundert wurde ein Festungswerk errichtet Aus dem 15 und 16 Jahrhundert stammen schliesslich kaum mehr 10 des Materials zumal die Monche nunmehr nach San Gregorio in Venedig umsiedelten Nur 2 stammen aus den Epochen danach Um die Kirche herum liess sich ein Friedhof mit entsprechenden Belegungen nachweisen Das wissenschaftliche Interesse fur die Klosteranlage setzte spatestens im 18 Jahrhundert ein 1873 fand eine erste Grabung statt Die seinerzeit gehobenen Artefakte befinden sich heute im Archaologischen Museum am Markusplatz Es handelt sich um Saulen Kapitelle Terracottafragmente usw Aus dem 9 Jahrhundert stammen zwei Grabinschriften die einem Lantfrid sowie einer Constantia gewidmet sind Hinzu kommen drei Sarkophage Einer von ihnen lasst sich nicht mehr datieren wahrend die beiden anderen aus dem fruhen und der zweiten Halfte des 9 Jahrhunderts stammen Der jungere scheint jedoch eine Uberarbeitung eines spatantiken Sarkophags darzustellen Die kaum lesbare Inschrift gestattet die Zuordnung zu einem Donato und vielleicht seinem Sohn Literatur BearbeitenCecilia Moine Elisa Corro Sandra Primon Paesaggi artificiali a Venezia Archeologia e geologia nelle terre del monastero di Sant Ilario tra alto Medioevo ed Eta Moderna All Insegna del Giglio Florenz 2017 Anna Rapetti Il doge e i suoi monaci il monastero dei Santi Ilario e Benedetto di Venezia fra laguna e terraferma nei secoli IX X in Reti Medievali Rivista 18 2017 1 26 online PDF Diego Calaon Margherita Ferri Il monastero dei dogi Ss Ilario e Benedetto ai margini della laguna veneziana in Sauro Gelichi Missioni archeologiche e progetti di ricerca e scavo dell Universita Ca Foscari Venezia 6 Giornata di studio Venezia 12 maggio 2008 S 185 197 online PDF Il monastero di Sant Ilario Alle origini della storia di Mira G Canciani Le iscrizioni latine del Museo Archeologico di Venezia tesi di laurea Universita Ca Foscari Venedig 2003 Maurizia Vecchi La cappella Palatina di Sant Ilario un problema di datazione in Rivista di Archeologia III 1979 117 121 sieht die Grundung in den ersten Jahren des Agnello Particiaco wohl fruhestens 812 online Giuseppe Marzemin Le abbazie veneziane dei SS Ilario e Benedetto e di S Gregorio Libreria Emiliana 1912 Tommaso Temanza Dissertazione sopra l antichissimo territorio di Sant llario nella diocesi di Olivolo Giambattista Pasquali Venedig 1761 Google Books Anmerkungen Bearbeiten Luigi Lanfranchi Bianca Strina Hrsg Ss Ilario e Benedetto e S Gregorio 819 1199 Fonti relative alla storia di Venezia Rom 1965 doc I S 5 17 Digitalisat der MGH Edition Rappetti S 19 Anm 69 bzw Ss Ilario e Benedetto n 13 und n 17 45 417011111111 12 198041666667 Koordinaten 45 25 1 2 N 12 11 53 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Santi Ilario e Benedetto amp oldid 237818977