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Die Kirche zum Heiligen Kreuz armenisch Սուրբ Խաչ Surb Chatsch wissenschaftliche Transliteration Surb xac turkisch Akdamar Kilisesi oder Surp Hac Kilisesi ist eine armenische Kirche auf der turkischen Insel Akdamar im Vansee im Osten der Turkei Sie gehort zu einem Klosterkomplex der zwischen 913 und 992 1 sowie zwischen 1116 und 1895 Sitz des Katholikats von Akdamar war Die Kirche befindet sich im staatlichen Besitz und wird gegenwartig als Museum genutzt Die Insel Akdamar war lange Zeit das kulturelle Zentrum der Armenier im Armenischen Hochland 2 Die Kirche zum Heiligen Kreuz aufgenommen 2012 Die Insel Akdamar mit dem Kirchenkomplex im Suden Die Kirche 2001 vor der Restaurierung Inhaltsverzeichnis 1 Kirchengeschichte 2 Aktuelle Entwicklung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseKirchengeschichte BearbeitenDie Grundung eines Klosters auf der Insel ist fur das Jahr 653 durch Theotoros einen Rschtuni Fursten belegt 3 In der zweiten Halfte des neunten Jahrhunderts kam die Insel unter die Herrschaft der Artsruni 4 Die Kirche bildet den Rest einer zwischen 915 und 921 durch den Architekten und fruheren Bildhauer Manuel im Auftrag von Gagik Arzruni Konig von Vaspurakan gebauten Stadt mit Kloster und Palastanlage 5 Thomas Artsruni der Chronist der Taten von Konig Gagik berichtet dass der Konig in Van residierte Akdamar zu seinem zweiten Wohnsitz bestimmte und die Insel mit beturmten Mauern umzog Terrassen Garten einen prachtigen Palast einen kubischen Bau mit zentraler Kuppel und ein Arsenal errichten liess an das sich eine ganze Stadt anschloss 6 Das Baumaterial wurde uber den See transportiert und stammte vom letzten arabischen Vorposten am Vansee der Burg bei dem Dorf Kotom Կոտոմ 7 in der damaligen Provinz Aljnik im Besitz des Stamms der Zurariden 8 Die Aussenwande der Kirche sind reich mit Reliefs verziert die viele bekannte biblische Geschichten darstellen wie zum Beispiel die von Adam und Eva Jona und dem Wal oder David und Goliath Ausserdem wurden auf den Reliefs 30 Tierarten entdeckt die heute teilweise ausgestorben sind oder kurz vorm Aussterben sind Wahrscheinlich geben die Reliefs die damalige Fauna Anatoliens wieder 9 Ein derart reicher Skulpturenschmuck war zur damaligen Zeit sonst unbekannt Im Westen setzte eine ahnliche Entwicklung der Bauskulptur erst etwa 100 Jahre spater ein Bei der Kirche handelt es sich um eine 15 m lange 12 5 m breite und 19 m hohe 10 Kreuzkuppelkirche mit vier Konchen die auf einem zweistufigen Sockel steht Im Inneren sind trotz spaterer Ubertunchungen noch Reste von Wandmalereien aus dem Jahr 921 vorhanden Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Kirchenbau um mehrere Elemente erweitert So wurde die jetzige Dachkonstruktion im 13 Jahrhundert errichtet nachdem die ursprungliche in sich zusammengefallen war Anfang des 14 Jahrhunderts kam eine Kapelle hinzu 1763 wurde die grosse Vorhalle Gawit im Westen errichtet wobei der vorher dort gelegene Hauptzugang nach Suden verlegt wurde 1 Der Glockenturm an der Sudseite der Kirche wird um 1800 datiert Bis zu den Massakern von 1895 unter Abdulhamid II diente die Kirche als Patriarchalkathedrale fur das regional bedeutende Katholikat von Akdamar Nach dem Tod des letzten Katholikos von Akdamar Chatschatur III 1864 1895 blieb der Sitz vakant 2 1910 umfasste die Diozese von Akdamar 130 Gemeinden 203 Kirchen und 70 000 Glaubige 11 Das Kloster wurde beim Volkermord an den Armeniern 1915 zerstort die Kirche geplundert und die Monche wurden getotet 2 12 Per Beschluss des osmanischen Justiz und Kultusministeriums vom 10 August 1916 wurde das Katholikat von Aghtamar aufgehoben 13 Die Kirche wurde dem Zerfall uberlassen 1951 beschloss die turkische Regierung den Komplex einzureissen Yasar Kemal der damals als Journalist zufallig vor Ort war horte davon und konnte durch sein Engagement die Kirche vor der volligen Vernichtung bewahren 14 Aktuelle Entwicklung Bearbeiten nbsp Die Kirche nach der RestaurierungIm November 2004 berichtete die turkische Zeitung Milliyet uber Schiessubungen insbesondere auf die Christusgestalt und ein Bild der Mutter Gottes an der Fassade Es wurde auch von der Verwustung der Anlage durch illegale Grabungen berichtet 2005 beschloss die turkische Regierung die Restaurierung des stark beschadigten historischen Bauwerks nicht zuletzt durch Druck von Offentlichkeit und Presse Insbesondere der im Januar 2007 ermordete Journalist Hrant Dink hatte sich offentlich fur die Wiedereroffnung der Kirche eingesetzt Offiziell endeten die Renovierungsarbeiten am 30 August 2006 Die Kirche wurde aber in Anbetracht des kommenden Winters nicht sogleich eroffnet Im Dezember 2006 gab Tourismus und Kulturminister Atilla Koc bekannt dass die Kirche am 24 April 2007 also einem Tag an dem die Armenier des Armenier Genozids gedenken eroffnet werden soll Darauf gab Mesrop Mutafyan der Patriarch von Istanbul zu bedenken dass an diesem Datum weder er noch sonst ein Armenier an der Eroffnung wurden teilnehmen konnen Darauf wurde nach einem anderen Termin gesucht und im Marz wurde kurzfristig der 29 Marz 2007 bekannt gegeben Am 28 Marz 2007 am Vortag der offiziellen Eroffnung fand in der Kirche eine auf CNN Turk ubertragene Diskussion mit Mesrop Mutafyan dem Gouverneur von Van Ozdemir Cakacak dem Prasidenten von Kaatalkaya Cahit Zeydanli dem Unternehmen das die Renovierung vornahm und Sahabettin Ozturk dem Prasidenten der Architektenvereinigung von Van statt Atilla Koc wurde aus Ankara zu der Diskussion zugeschaltet 15 Am 29 Marz 2007 dann liess die turkische Regierung die mittelalterliche armenische Kirche ohne christliches Kreuz als Kulturdenkmal eroffnen Bei der feierlichen Eroffnung waren der turkische Premierminister Recep Tayyip Erdogan und Atilla Koc sowie der Okumenische Patriarch von Konstantinopel Bartholomaus I und der armenische Patriarch Mesrop Mutafyan anwesend Beide Kirchenfuhrer sind turkische Staatsburger Letzterer bat den Kulturminister vergeblich um die Erlaubnis einmal im Jahr dort eine Messe abhalten zu durfen Auf Einladung des turkischen Kulturministeriums kam auch eine offizielle Delegation des armenischen Kulturministeriums zu der Eroffnungsfeier Sie mussten allerdings uber Georgien anreisen da die Grenzen zwischen Armenien und der Turkei geschlossen waren 15 Karekin II Nersissian der oberste Patriarch und Katholikos aller Armenier erschien trotz offizieller Einladung nicht Er kritisierte dass das Gebaude nicht als Kirche sondern als Museum eroffnet wurde und dass die turkische Regierung die Nutzung der Kirche als Gotteshaus und das Aufrichten des Kreuzes auf der Kuppel verboten hatte 16 Die Restaurierungsarbeiten an der Kirche kosteten 4 Mio YTL Der armenische Architekt Zakaryan Mildanoglu war an der Restaurierung beteiligt 17 18 19 20 Am 19 September 2010 fand nach etwa 100 Jahren zum ersten Mal wieder ein christlicher Gottesdienst in der Kirche statt 21 Vorherige Differenzen wie um das Aufstellen eines Kreuzes wurden gelost Ein Eisenkreuz aus einem Museum aus Van wurde wahrend der Messe vor der Kirche aufgestellt Zu der zweistundigen Messe reisten neben turkischen Armeniern viele Armenier aus Armenien und den USA an 22 Die Messe leitete Erzbischof Aram Ateschian aus Diyarbakir Anfang Oktober 2010 wurde ein 2 Meter grosses und 110 kg schweres Kreuz auf die Kirche gesetzt Das Kreuz wurde vom armenischen Priester aus Istanbul Tatula Anusyan geweiht 23 Bei dem Erdbeben in Van am 23 Oktober 2011 traten an der Kirche leichte Schaden auf So wurde ein Riss in der Kuppel entdeckt und einige Fenster und Keramiken waren zersprungen 24 nbsp Ein Wandrelief zeigt die biblischen Gestalten David und Goliath nbsp Reliefs an der Ostfassade der Kirche nbsp Wandrelief Abraham will seinen Sohn Isaak opfern nbsp Wandrelief Daniel in der Lowengrube rechtsLiteratur BearbeitenJohn Gordon Davies Medieval Armenian Art and Architecture The Church of the Holy Cross Aght amar The Pindar Press London 1991 ISBN 978 0 907132 58 5 Thomas F Mathews The Genesis Frescoes of Alt amar In Revue des Etudes Armeniennes 16 Paris 1982 S 245 257 Stepan Mnatsakanian Aghtamar English translation K H Maksoudian Editions Erebouni Los Angeles 1986 Sirarpie Der Nersessian Aght amar Church of the Holy Cross Harvard University Press Cambridge 1965 Susanne Partsch Kunst Epochen Band I Fruhchristliche und byzantinische Kunst Reclams Universal Bibliothek Nr 18168 Stuttgart 2004 ISBN 3 15 018168 2 Seite 146 ff Zaroui Pogossian Edda Vardanyan Hrsg The Church of the Holy Cross of Alt amar Politics Art Spirituality in the Kingdom of Vaspurakan Armenian Texts and Studies Band 3 Brill Leiden 2019 ISBN 978 90 04 40038 2 Thomas Alexander Sinclair Eastern Turkey An Architectural and Archaeological Survey Band I The Pindar Press London 1987 S 192 200 ISBN 978 0 907132 32 5 Josef Strzygowski Die Baukunst der Armenier und Europa Band 1 Kunstverlag Anton Schroll Wien 1918 S 82f 288f online bei Internet Archive Patrick Donabedian Dokumentation der Kunststatten In Jean Michel Thierry Armenische Kunst Herder Freiburg B 1988 S 495 497 ISBN 3 451 21141 6 Herman Vahramian Achtamar Oemme edizioni Mailand 1987Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kirche zum Heiligen Kreuz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Aght amar The Church of the Holy Cross Virtual Ani Western Armenia Die Kirche Surb Hatsch vom Heiligen Kreuz auf der Insel Akdamar WesternArmenia net Aghtamar Church of the Holy Cross California State University Armenian Studies Program Nachricht uber den Abschluss der zweiten Phase der Restaurierungen Klosterbauten Armenischer Gottesdienst in der Turkei Tabubruch in AkdamarEinzelnachweise Bearbeiten a b Marianne Mehling Hrsg Knaurs Kulturfuhrer in Farbe Turkei Droemer Knaur 1987 S 520f ISBN 3 426 26293 2 a b c Robert H Hewsen Armenia A Historical Atlas The University of Chicago Press Chicago und London 2001 p 208 H F B Lynch Armenia Travels and Studies Armenian Prelacy New York 1990 3 Aufl Band 2 S 131 Robert H Hewsen Armenia A Historical Atlas The University of Chicago Press Chicago und London 2001 S 116 Robert H Hewsen Armenia A Historical Atlas The University of Chicago Press Chicago und London 2001 S 116 Alfred Renz Land um den Ararat Ostturkei Armenien Prestel Munchen 1983 S 271 f Theotoros Laptschindschian Das Golgotha der armenischen Geistlichen Գողգոթա Հայ Հոգեւորականութեան Եւ Իր Հօտին Աղէտալի 1915 Տարին Konstantinopel 1921 p 29 ff Aram Ter Ghewondyan The Arab Emirates in Bagratid Armenia Fundacao Calouste Gulbenkian Lissabon 1976 p 71 Artikel der radikal vom 21 Mai 2010 Michael Bussmann Gabriele Troger Turkei Michael Muller Verlag 2004 S 837 ISBN 3 89953 125 6 Richard G Hovannisian Editor Armenian Van Vaspurakan Mazda Publishers Costa Mesa CA 2000 ISBN 1 56859 130 6 S 85 Rafael de Nogales Four Years Beneath the Crescent Sterndale Classics London 2003 ISBN 1 903656 19 2 S 60 Raymond Kevorkian Le Genocide des Armeniens Odile Jacob Paris 2006 S 850 f Asbarez 1st October 2010 The Mass at Akhtamar and What s Next Memento vom 3 April 2015 im Internet 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2 Oktober 2010 1 2 Vorlage Toter Link www dradio de Meldung des Deutschlandradios vom 29 Oktober 2011 Seite dauerhaft nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2019 Suche in Webarchiven 38 340363888889 43 037030555556 Koordinaten 38 20 25 3 N 43 2 13 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kirche zum Heiligen Kreuz Akdamar amp oldid 237394290