www.wikidata.de-de.nina.az
Kay Diesner 1972 in Berlin Friedrichshain ist ein deutscher ehemaliger Neonazi Er verbusste von 1997 bis 2016 eine lebenslange Freiheitsstrafe in der Justizvollzugsanstalt Lubeck wegen des versuchten Mords an dem 63 jahrigen Buchhandler Klaus Baltruschat und des Mords an dem 34 jahrigen Polizeiobermeister Stefan Grage Inhaltsverzeichnis 1 Werdegang 2 Hintergrunde zum Mord 3 Der Prozess 4 Distanzierung vom Neonazismus 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseWerdegang BearbeitenDiesner wuchs in Ost Berlin auf und floh im Sommer 1989 in die Bundesrepublik Deutschland Dort knupfte er sogleich Kontakte zu neonazistischen Gruppierungen Nach dem Mauerfall zahlte er zu den Hausbesetzern in der Berliner Weitlingstrasse Hier fanden erste ideologische Schulungen und Wehrsportubungen statt Wichtiger Mentor des damals Siebzehnjahrigen war der spatere Aussteiger Ingo Hasselbach Ihr Kontakt bestand uber die Neonazigruppierung Nationale Alternative Nach dem Ausstieg Hasselbachs traf Diesner auf Arnulf Priem den Berliner Anfuhrer der Deutschen Alternative Am 13 August 1994 dem Wochenende vor dem Todestag von Rudolf Hess Anlass fur jahrliche Neonazi Aufmarsche gab es eine antifaschistische Demonstration zu Priems Wohnung Priem verschanzte sich zusammen mit 25 anderen Personen auf dem Dachboden des Hauses Als mit einer Steinschleuder auf vor dem Haus befindliche Journalisten geschossen wurde sturmte ein Spezialeinsatzkommando der Polizei in Begleitung eines Fernsehteams den Dachboden Alle 25 Personen wurden festgenommen darunter Kay Diesner Es folgten Hausdurchsuchungen und Prozesse 1 2 3 4 Diesner wurde zu einer Geldstrafe verurteilt und Priem erhielt eine vierjahrige Haftstrafe Hintergrunde zum Mord BearbeitenAm 15 Februar 1997 wollten die Jungen Nationaldemokraten JN eine Demonstration in Berlin Hellersdorf veranstalten Aufgrund der breiten Gegenmobilisierung zogen sie es vor die Demonstration in eine Saalveranstaltung mit angeschlossenem Konzert eines sehr bekannten nationalen Liedermachers umzuwandeln Als Treffpunkt wurde der S U Bahnhof Wuhletal angegeben Dort kam es zu Auseinandersetzungen mit den Gegendemonstranten Die Neonaziszene gab der in Hellersdorf regierenden PDS die Schuld auch weil sich der Bezirksburgermeister Uwe Klett fur die Proteste und gegen die JN Demonstration ausgesprochen hatte 5 Am 19 Februar 1997 fruh morgens ging Kay Diesner mit einer Pumpgun bewaffnet zur Bezirksgeschaftsstelle der PDS In dem Haus befand sich auch das Buro von Gregor Gysi Im Parterre befand sich die Buchhandlung des damals 63 jahrigen Klaus Baltruschat aus Berlin Marzahn Diesner schoss auf ihn und verletzte ihn schwer Baltruschat musste der linke Unterarm amputiert werden 6 7 8 9 Auf seiner Flucht geriet er am 23 Februar 1997 in eine Polizeikontrolle auf dem Parkplatz Roseburg an der A 24 im Kreis Herzogtum Lauenburg in Schleswig Holstein Hier kam es zu einem Feuergefecht in dessen Verlauf Diesner den 33 jahrigen Polizeiobermeister Stefan Grage todlich und einen weiteren Beamten schwer verletzte Im weiteren Ablauf feuerte Diesner auf zwei weitere Polizeibeamte und konnte selbst durch ein Projektil getroffen festgenommen werden Der Prozess BearbeitenIm Prozess vor dem Landgericht Lubeck zeigte sich Diesner betont uneinsichtig Zwar gab er die Taten ohne Umschweife zu gab aber an sich nicht schuldig im Sinne der Lugenanklageschrift zu fuhlen Ausserdem weigerte er sich der Forderung der Angehorigen der Opfer nach einer Entschuldigung nachzukommen Vielmehr verhohnte er sein Opfer indem er es als Bullen bezeichnete der zu jenen zahle denen in den Rucken in den Kopf geschossen werden muss wo man sie trifft In der Gesamtbewertung kam Staatsanwalt Gunter Moeller zu der Einschatzung dass Diesner eine Ein Mann Terrorzelle darstelle Diesner wurde zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt Zudem wurde die besondere Schwere der Schuld festgestellt Eine vorzeitige Entlassung aus der Haft nach 15 Jahren war somit nicht moglich 10 Die Frage ob rechtsextreme Organisationen eine Rolle in den Verbrechen gespielt hatten blieb im Prozess offen Laut Urteil sei Diesner alleiniges Subjekt der Verhandlung 11 Distanzierung vom Neonazismus BearbeitenIn einem Interview mit der Berliner Zeitung im Februar 2013 sagte Diesner er habe sich von der Neonazi Szene abgewandt Seine Taten die er aus wirrem ideologischem Hass begangen habe seien Wahnsinn gewesen und taten ihm heute leid Er sei in seiner Haftzeit zur Besinnung gekommen und habe mittlerweile alle Kontakte zu den Nazis abgebrochen 12 Dagegen hatte Diesner noch 2009 in einem Artikel einer rechtsextremen Gefangenenzeitung sein Berliner Opfer als bolschewistische n Funktionar bezeichnet der eben Pech hatte dass ich den da antraf und keinerlei Reue erkennen lassen 11 Bis mindestens 2008 wurde Diesner auch von der rechtsextremen Hilfsorganisation fur nationale politische Gefangene und deren Angehorige vertreten da er den Glauben an ein freies nationales Deutschland nicht verloren habe und ungebeugt auf eine grosse Wende fur Volk und Heimatland hoffe 13 Auch in der letzten Gefangenenliste der 2011 verbotenen HNG wurde Diesner weiterhin als Gefangener gefuhrt der Briefkontakt wunsche Der Tagesspiegel berichtete am 7 Februar 2017 dass er bereits im Juni 2016 entlassen worden sei Nach Aussage der Staatsanwaltschaft Lubeck habe sich Diesner von der Neonazi Szene abgewandt und stelle keine Gefahr mehr dar Diese Ansicht vertrat auch die Verwaltung des Gefangnisses Lubeck in dem Diesner seine Strafe abgesessen hatte Die Opfer Diesners waren von der Freilassung nicht informiert worden 14 15 Literatur BearbeitenKnut Holm Schusse in Marzahn Das Attentat auf Klaus Baltruschat Buchhandler in Berlin Marzahn 96 Seiten Spotless Verlag Berlin 1996 ISBN 3 928999 77 X PDS Landesvorstand Berlin Hrg Die Einzeltater ein Neonazi ein Attentat ein Mord Hintergrunde zum Lubecker Strafprozess gegen den Berliner Kay Diesner 50 Seiten Dezember 1997 Laura Benedict Sehnsucht nach Unfreiheit Der Fall Kay Diesner und die rechte Szene Ermittlungen am Ort des Geschehens Edition Ost Berlin 1998 ISBN 3 932180 36 4 Weblinks BearbeitenPetra Pau Die Einzeltater Ein Neonazi ein Attentat ein Mord Hintergrunde zum Lubecker Strafprozess gegen Kay Diesner PDF 346K Neonazi Kai Diesner gesteht Attentat von Annette Rogalla TAZ vom 9 August 1997 gespiegelt auf corsipo de Jan von Flocken Der Pump Gun Killer FOCUS Frank Jansen Der Tag der nicht vergeht Der Tagesspiegel Frank Jansen Knast im Kopf Der Tagesspiegel 13 Januar 2013Einzelnachweise Bearbeiten Wohnungen von Rechtsextremisten durchsucht 17 08 94 Vereine Bewaffnete Haufen In Der Spiegel Nr 39 1994 online http www berliner zeitung de archiv anklaeger verzeichnen einen weiteren anstieg der straftaten mit radikalem hintergrund die rechte gewalt marschiert 10810590 8876794 html http www berliner zeitung de archiv nach verhaftungen sind neonazis weniger aktiv rechte szene verunsichert drei ihrer fuehrer sitzen 10810590 8882620 html Nazi O Ton Nationales Infotelefon Berlin Ansagen Wuhletal Kai Diesner mp3 8 1M Ein Berliner Buchhandler der von einem Neonazi niedergeschossen wurde will in einem neu angesetzten Prozess nicht nur uber das Attentat reden Das Pladoyer eines Opfers Von Peter Brock am 29 Oktober 1999 Verletzt verarztet vergessen Memento vom 27 Dezember 2013 im Internet Archive Von Frank Jansen erschienen im Tagesspiegel am 6 April 1997 4 Juni 2012 Der Buchhandler und der Neonazi Online Memento vom 14 Oktober 2015 im Internet Archive PDF 8 9 MB BfV Spezial Rechtsextremismus Nr 21 Gefahr eines bewaffneten Kampfes deutscher Rechtsextremisten Entwicklungen von 1997 bis Mitte 2004 S 13 Rechtsextremist Diesner Es bleibt bei lebenslanger Haft Spiegel Online 8 Dezember 1999 a b Der Buchhandler und der Neonazi taz 4 Juni 2012 Nadja Erb Kai Diesner und der Rechtsextremismus Einmal Nazi immer Nazi Frankfurter Rundschau 21 Februar 2013 Bundestagsdrucksache 16 13369 Deutscher Bundestag 16 Wahlperiode 16 Juni 2009 Frank Jansen Nach 19 Jahren Haft Berliner Polizistenmorder wieder frei Polizei amp Justiz In tagesspiegel de Abgerufen am 7 Februar 2017 Neonazi Kay Diesner ist wieder frei Der Tag vor dem die Opfer sich furchten Tagesspiegel 17 Februar 2017 Abgerufen am 5 Oktober 2018 Normdaten Person GND 120283840 lobid OGND AKS LCCN no98110915 VIAF 3297837 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Diesner KayKURZBESCHREIBUNG deutscher NeonaziGEBURTSDATUM 1972GEBURTSORT Berlin Friedrichshain Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kay Diesner amp oldid 232935006