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Die Kartause Schivelbein war ein Kloster des Kartauserordens in der Stadt Schivelbein in Hinterpommern heute Woiwodschaft Westpommern das etwa ein Jahrhundert lang bestand Inhaltsverzeichnis 1 Geographische Lage 2 Geschichte 2 1 Sage vom unterirdischen Verbindungsgang zwischen Kloster und Schloss 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeographische Lage BearbeitenDas Areal mit den Klostergebauden lag in einer Feldmark ausserhalb der Stadtmauer im Nordwesten der Stadt Schivelbein am linken Ufer der Rega in Ufernahe An dem festungsartig von Wallen umgebenen Standort etwa 400 Meter Luftlinie sudwestlich des spateren Bahnhofs Schivelbein befanden sich nach Aufhebung der Kartause das Wohnhaus und die Wirtschaftsgebaude des Gutshofs Wachholzhausen nach dem spater der Stadtteil Wachholzhausen benannt worden ist Die Stadt Schivelbein liegt etwa 90 Kilometer nordostlich von Stettin und 40 Kilometer sudlich von Koslin Geschichte Bearbeiten nbsp Lage des Schivelbeiner Ortsteils Wachholzhausen mit dem ehemaligen Klosterareal und spateren Gutshaus Areal auf einem Messtischblatt von 1890Historische Namensformen des Kartauserklosters Schivelbein sind Kartause Godes Vrede 1447 1 Kartause Gottesfriede Kartause Marienfried 2 Chartreuse de la Paix de Dieu 2 lateinisch Domus Pacis Dei auch Cartusia Pacis Dei in nova Marchia 2 Die Grundung des Klosters fallt in den Zeitraum 1440 1443 und ging auf eine Initiative der Ratsmanner der Stadt Schivelbein zuruck die ausserhalb der Stadtmauer ein geeignetes Baugelande zur Verfugung gestellt hatten und mit dem Wunsch der Klostergrundung an den Deutschen Orden herangetreten waren In den Annalen der Stadt wird 1440 als Grundungsjahr bezeichnet 1 Hoogeweg nennt 1442 als Grundungsjahr 3 Kratz das Jahr 1443 4 Der Historiker Hirsch bezeichnet Heinrich von Borcke als Stifter des Klosters 5 da dieser den Kartausermonchen Baumaterial insbesondere Kalk in unbegrenzter Menge zur Verfugung gestellt hatte Die Durchfuhrung des Bauvorhabens war auf der Seite des Ordens vom Hochmeister Konrad von Erlichshausen erwahlt 12 April 1441 tatkraftig unterstutzt worden am 16 Oktober 1442 bestatigte er den Kartausern ihren Grundbesitz und machte ihnen auch ein namhaftes Geldgeschenk Das neue Kloster erhielt den Namen Pax Dei Gottesfriede Unter einem im 17 Jahrhundert angefertigten Bildnis Erlichhausens steht 6 Idem alias fundavit Cartusiam Pacis Dei in Schivelbein in Pomerania sitam Ausserdem grundete er die Kartause Gottesfriede die in Schivelbein in Pommern gelegen ist Betrachtliche wirtschaftliche Unabhangigkeit erreichte das Kloster aber erst durch die Uberweisung grosserer Liegenschaften Eine solche erfolgte 1443 durch die in der Gegend reich beguterte Familie von Wedel die dem Kloster das ganze vaterliche Erbe in Ritzig schenkte bestehend aus 24 Hufen darunter funf Schulzenhufen und das Kichenlehen mit vier Hufen 7 In Ermangelung einer Stiftungsurkunde wurde 1447 unter dem Vorsitz Erlichhausens eine Zeugenbefragung anberaumt um das seit der Klostergrundung bestehende Rechtsverhaltnis zu klaren Der Burgermeister und die Ratsmanner gaben zu Protokoll dem Prior Hennyng dem Vikar Bartolomeus dem Prokurator Johannes und dem ganzen Konvent der Kartauser sei fur den Zweck der Klostergrundung ein Baugelande an der Rega und zur grosseren Sicherheit ein Haus in der Stadt zur Verfugung gestellt worden Fur den Fall dass das Kloster eingehen sollte sei bestimmt worden dass die Statte und das Haus dann an die Stadt zuruckfallen sollen 1 8 9 Seit etwa Mitte des 15 Jahrhunderts war das Kloster wirtschaftlich gut situiert und in der Lage zahlreiche eintragliche Geldgeschafte zu tatigen wobei nicht selten Kontakte zu ehemaligen Burgermeistern oder Ratsmannern eine Rolle spielten 6 Als der Deutsche Orden in schwerste Bedrangnis geriet konnte es ihm sogar die enorme Summe von 900 Rheinischen Gulden vorstrecken 7 Ansonsten sahen die Klosterbruder ihre Hauptaufgabe in der Seelsorge daruber hinausgehende besondere kulturelle Leistungen der Klosterbruder in Schivelbein sind nicht bekannt geworden Nachdem das Kloster durch Raub und Angriffe sehr zu leiden gehabt hatte und in der Ausubung seiner kirchlichen Aufgaben stark behindert worden war stellte es Ende November 1454 Markgraf Friedrich II von Brandenburg unter seinen personlichen Schutz 10 9 Im Jahr 1538 befanden sich noch Monche im Karthaus 11 Obwohl die Reformation in der Region bereits stattgefunden hatte wurde das Kloster vermutlich erst 1552 von Markgraf Hans von Kustrin aufgehoben als er personlich in Schivelbein anwesend war 12 Entgegen der bei der Klostergrundung getroffenen Vereinbarung wurde das von der Stadtverwaltung ursprunglich zur Verfugung gestellte Klosterareal nicht an die Stadt zuruckgegeben sondern zusammen mit dem Gesamtbesitz des Klosters von ihm rechtswidrig seinen Amtern zugeschlagen 13 worin Virchow einen Rechtsbruch sah 14 Nach Auflosung des Klosters nach der Reformationszeit entstand daraus ein Gutsbezirk Im Jahr 1621 kam der Gutsbezirk an einen Zweig der in Hinterpommern zahlreich vertretenen Familie Wachholz 15 Das Gut hatte im Jahr 1818 nur 24 Einwohner 16 Um 1883 erinnerte an das Kloster nur noch ein grosser Stein mit gotischen Buchstaben der vor der Tur des Gutshauses stand In der Mitte des Steins war die Gestalt eines Ritters eingemeisselt an den Ecken waren Embleme und in einer in gotischen Majuskeln verfassten Umschrift war noch deutlich der Name Conrad v Erlichshausen zu erkennen 17 18 Sage vom unterirdischen Verbindungsgang zwischen Kloster und Schloss Bearbeiten Einer Erzahlung zufolge sollen Kloster und Schloss Schivelbein einmal durch einen unterhalb des Flussbetts der Rega verlaufenden Gang miteinander verbunden gewesen sein 19 Virchow der die Reste der Klosterruine 1842 untersuchte hatte keinerlei Anzeichen fur einen unterirdischen Gang gefunden Klosterstelle und Schloss befinden sich auf derselben Seite der Rega und sind etwa 600 Meter Luftlinie voneinander entfernt Literatur BearbeitenHermann Hoogeweg Schivelbein Kartause Gottesfriede In Die Stifter und Kloster der Provinz Pommern 2 Band Stettin 1925 S 390 400 eingeschrankte Vorschau Rudolf Virchow Zur Geschichte von Schivelbein In Baltische Studien A F Jahrgang 13 1847 Zweites Heft S 1 33 insbesondere S 5 9 Nachtrage zur Geschichte des Karthauses von Schivelbein Digitalisat DBMV Digitalisat Google Rudolph Virchow Das Karthaus vor Schivelbein In Baltische Studien A F Jahrgang 9 Heft 2 Stettin 1843 S 51 94 Digitalisat Arthur Zechlin Geschichte der Stadt und des Kreises Schivelbein in chronologischer Form Schivelbein 1890 Martin Wehrmann Die Kartause Gottesfriede bei Schivelbein in Pflug und Scholle Allgemeiner Landwirtschaftlicher und Heimat Kalender fur das zentrale Ostpommern F Waldow Schivelbein 1929 Bernhard Schmid Zur Geschichte der Kartause bei Schivelbein In Baltische Studien NF Band 37 1935 S 282 286 online Weblinks BearbeitenSchivelbein und Umgebung mit dem ehemaligen Kloster Standort Wachholzhausen auf einer Landkarte des spaten 19 Jahrhunderts Meyers Gazetteer 1912 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Karl Kletke Regesta Historiae Neomarchia Die Urkunden zur Geschichte der Neumark und des Landes Sternberg in Auszugen mitgetheilt Teil II In Markische Forschungen Band 12 Berlin 1868 S 185 a b c Analytica Cartusiana Band 190 Universitat Salzburg 1970 S 165 Hermann Hoogeweg Die Stifter und Kloster der Provinz Pommern Band 1 Leon Saunier Stettin 1925 S 22 urn nbn de gbv 9 g 5274453 Gustav Kratz Die Stadte der Provinz Pommern Abriss ihrer Geschichte zumeist nach Urkunden Berlin 1865 S 341 345 insbesondere S 343 Theodor Hirsch Geschichte des Karthauser Kreises bis zum Aufhoren der Ordensherrschaft In Zeitschrift des Westpreussischen Geschichtsvereins Heft VI Danzig 1882 S 1 148 insbesondere S 98 a b Bernhard Schmid Zur Geschichte der Kartause bei Schivelbein In Baltische Studien NF Band 37 1935 S 282 286 online a b Hermann Hoogeweg Schivelbein Kartause Gottesfriede In Die Stifter und Kloster der Provinz Pommern 2 Band Leon Saunier Stettin 1925 S 390 400 urn nbn de gbv 9 g 5274017 Theodor Hirsch Max Toeppen Ernst Strehlke Hrsg Scriptores rerum Prussicarum Die Geschichtequellen der preussischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft Leipzig 1870 S 65 a b Rudolf Virchow Das Karthaus vor Schivelbein In Baltische Studien A F Jahrgang 9 Heft 2 Stettin 1843 S 51 94 Karl Kletke Regesta historicae Neomarchicae Die Urkunden zur Geschichte der Neumark und des Landes Sternberg in Auszugen mitgeteilt Teil II Berlin 1868 S 212 Rudolph Virchow Zur Geschichte von Schivelbein In Baltische Studien A F Jahrgang 13 1847 Zweites Heft S 1 33 insbesondere S 5 9 Nachtrage zur Geschichte des Karthauses von Schivelbein Digitalisat DBMV Digitalisat Google Rudolf Virchow 1843 ebenda S 77 Rudolf Virchow 1843 ebenda S 91 Es ist wohl dieser Vorwurf der den Herausgeber der Baltischen Studien bewog den von Virchow verfassten Aufsatz ohne Nennung des Autorennamens also anonym erscheinen zu lassen Stadt und Land Schievelbein seit Wiedererlangung an die Mark Brandenburg In Allgemeines Archiv fur die Geschichtskunde des Preussischen Staates Band 15 Berlin Posen Bromberg 1834 S 313 Alexander August Mutzell und Leopold Krug Neues topographisch statistisch geographisches Worterbuch des preussischen Staats Band 5 T Z Halle 1823 S 86 Ziffer 19 Arthur Zechlin Inschriften an Kirchengerath aus Schivelbein und Umgebung In Baltische Studien Band 33 Stettin 1883 S 230 271 insbesondere S 238 Arthur Zechlin Die ehemals neumarkischen Kreise Schivelbein und Dramburg historisch topographisch dargestellt In Baltische Studien 36 Jahrgang Stettin 1886 S 81 124 insbesondere S 91 Ulrich Jahn Volkssagen aus Pommern und Rugen 2 Auflage Mayer amp Muller Berlin 1889 lt S 238 53 778793 15 768087 Koordinaten 53 46 43 7 N 15 46 5 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kartauserkloster Schivelbein amp oldid 236482435