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Ernst Wilhelm Karl Reineking 5 November 1903 in Oberg Landkreis Peine 2 Juni 1936 im KZ Dachau Prittlbach Werk Dachau war ein deutscher Staatsbeamter Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Jugend und fruherer Werdegang 1 2 Im Nationalsozialismus 1 3 Reichstagsbrand und Tod 2 Literatur 3 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenJugend und fruherer Werdegang Bearbeiten Reineking wurde 1903 als altestes von funf Kindern des Huttenarbeiters Karl Reineking 1878 1944 und der Minna Muller 1881 1944 geboren Nach dem Besuch der Volksschule erlernte er das Formerhandwerk in der Ilseder Hutte Mit zwanzig Jahren meldete Reineking sich zur Reichswehr Vom 16 Februar 1923 bis 9 August 1923 war er bei der 15 Kompanie des Infanterieregiments 16 und vom 10 August 1923 bis zum 17 Marz 1931 bei der 5 Kompanie des Infanterieregiments 16 1931 schied er nach einem Unfall bei dem er einen Beinschaden erlitt Schussverletzung im Bein als Obergefreiter vorzeitig aus der Armee aus 1 Am 28 Mai 1931 bestand Reineking die Abschlussprufung I fur Beamtenanwarter Er erhielt eine Anstellung bei der Stadtverwaltung in Peine wo er zunachst bei den Stadtischen Licht und Wasserwerken arbeitete um anschliessend in den Dienst des Wohlfahrtsamtes zu wechseln Am 20 Marz 1933 erhielt er eine Anstellung bei der Stadtischen Polizeiverwaltung wo er bei der Kriminalpolizei Dienst tat Am 1 Juni 1932 trat Reineking in die SA ein Noch im selben Monat wurde er zum SA Scharfuhrer und einen Monat spater am 15 Juli 1932 zum SA Truppfuhrer unter gleichzeitiger Ernennung zum Fuhrer des Sturmbannes II 208 befordert Kurz darauf am 1 September 1932 wurde ihm der Rang eines Sturmfuhrers zugestanden Im Nationalsozialismus Bearbeiten Wenige Wochen nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten im Fruhjahr 1933 wurde Reineking in Handorf bei Peine mit anderen Polizisten in der Nacht vom 4 zum 5 Marz von vermeintlichen Reichsbannerleuten angegriffen die das Feuer auf die Beamten eroffneten Als die Polizisten sich wehrten feuerte Reineking zwei Schusse ab von denen einer einen der Reichsbannerleute traf Dieser stellte sich als SA Mann Wilhelm Voste heraus Voste starb am 6 Marz 1933 an seinen Verletzungen Uber den Vorfall wurde auch in der uberregionalen Presse berichtet 2 Wie sich herausstellte hatten SA Leute sich als Reichsbanner Angehorige verkleidet um so einen Angriff des Reichsbanners auf die Polizei vorzutauschen Auf diese Weise also durch eine inszenierte Provokationsaktion sollte ein Vorwand zum Vorgehen gegen die lokale Reichsbannergruppe geschaffen werden Eine polizeiliche oder staatsanwaltschaftliche Untersuchung des Falles fand seinerzeit nicht statt Aussagen des Kriminalobersekretars Herbert Kruse aus der Nachkriegszeit zufolge wurde dies aus politischen Grunden von oben untersagt Reinekings SA Karriere machte zu dieser Zeit trotzdem einen Knick nach unten Am 4 Marz 1933 wurde er gemass einem Standartenbefehl durch den inzwischen ernannten Fuhrer des SA Sturmbannes II 208 seiner Stellung als Sturmfuhrer enthoben und am 27 Juni 1933 durch die SA Untergruppe Braunschweig aus der SA ausgeschlossen In einer Beurteilung der Standarte 208 wurde er als unzuverlassig und gewissenlos bezeichnet Im Mai 1933 erhielt Reineking eine Anstellung im Mittleren Justizdienst als Amtsschreiber beim Amtsgericht in Berlin Moabit Zur selben Zeit begann er seine Rehabilitierung bei der SA zu betreiben Indizien belegen dass ihm dabei spatestens ab Oktober 1933 gute Beziehungen zu hohen SA Fuhrern zustattenkamen So hat ein Schreiben von Karl Ernst an die Oberste SA Fuhrung vom Oktober 1933 uberdauert in dem Ernst sich fur ihn mit der Begrundung verwendet dass Reineking der SA einen unerhorten Dienst erwiesen habe Bestatigung findet diese Information in einem Schreiben des Vorsitzenden der Gaugerichtskammer II Schomerus in dem dieser den damaligen Reichsminister Hanns Kerrl darauf hinwies dass Reineking angegeben habe der Obersten SA Fuhrung ungewohnlich grosse Dienste geleistet zu haben Dank der Unterstutzung Ernsts wurde Reineking wahrscheinlich im Oktober 1933 wieder in die SA aufgenommen Am 7 Dezember 1933 wurde er in den Rang eines SA Sturmfuhrers eingesetzt Die anhaltend guten Beziehungen zur SA dokumentiert auch der Umstand dass an Reinekings Hochzeitsfeier mit der Bauerntochter Betty Voigt die am 27 Februar 1934 in Brunne in Neuruppin stattfand Karl Ernst und der spatere Reichskriminaldirektor Arthur Nebe als Gaste teilnahmen Aus Reinekings Ehe ging der Sohn Detlef 15 Januar 1936 hervor Hinzu kam ein unehelicher Sohn Gerhard Moller 7 Juli 1927 der aus einer fruheren Beziehung stammte Am 1 November 1933 wurde Reineking auf Vermittlung von Karl Ernst als Kriminalbeamter ins Geheime Staatspolizeiamt aufgenommen Am 30 Juni 1934 war Reineking an den Verhaftungen im Rahmen der als Rohm Putsch bekannt gewordenen politischen Sauberungswelle der Nationalsozialisten beteiligt Ende 1934 wurde er zur Kriminalpolizei nach Konigsberg versetzt Reichstagsbrand und Tod Bearbeiten Fur die Zeit vom Februar 1933 wurde Reineking nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Lebenserinnerungen des Gestapo Beamten Hans Bernd Gisevius mit dem Reichstagsbrand in Verbindung gebracht Spater wurde diese Behauptung insbesondere von dem Forscherkreis um Walther Hofer und Edouard Calic als Beleg fur ihre These einer Verwicklung der SA in den Reichstagsbrand aufgegriffen Im Einzelnen wurde Reineking durch Gisevius zugeschrieben er habe im Oktober 1933 in seiner Eigenschaft als Amtsschreiber beim Gericht in Moabit einen Untersuchungshaftling namens Adolf Rall einen ehemaligen SA Mann kennengelernt der bei einer Vernehmung die Reineking protokollierte behauptet habe als SA Angehoriger an der Inbrandsetzung des Reichstagsgebaudes beteiligt gewesen zu sein Anschliessend habe Reineking diese Information der SA Fuhrung zugespielt und auf diese Weise Karl Ernst kennengelernt In der Forschung wird mehrheitlich angenommen dass die Behauptungen Ralls unzutreffend waren und von diesem nur in der Hoffnung aufgestellt wurden durch diese Behauptung deren Bekanntwerden fur die offiziellen Stellen eine hochst missliebige Beschuldigung bedeutet hatte Druck auf die Behorden auszuuben und so seine Freilassung zu erzwingen Stattdessen wurde Rall jedoch in der Haft ermordet wahrscheinlich um ihn zu hindern weitere beschamende Behauptungen aufzustellen Einige Forscher schlussfolgern dass die Informierung uber die wahrscheinlich falschen aber trotzdem kompromittierenden Behauptungen Ralls der in dem Brief Ernsts erwahnte unerhorte Dienst war den Reineking der SA Fuhrung erwiesen haben soll Gisevius zufolge wurde Rall schliesslich von einem vierkopfigen SA Kommando zu dem auch Reineking gehort haben soll im Berliner Polizeiprasidium ubernommen und in einem Waldstuck ausserhalb von Berlin durch Erwurgen zu Tode gebracht 3 Reinekings Bruder Kurt sagte in den 1960er Jahren aus sein Bruder habe ihm 1935 erzahlt er Karl Reineking habe als Angestellter beim Kriminalgericht Berlin Moabit Unterlagen uber den Reichstagsbrandprozess fur sich behalten anstatt sie weiterzuleiten beziehungsweise zu vernichten Verfolgungen durch Reinhard Heydrich denen er deswegen angeblich ausgesetzt war soll er mit der Drohung begegnet sein dass diese Unterlagen beziehungsweise ihr Inhalt veroffentlicht wurden wenn ihm etwas zustossen sollte Der Bruder gab ferner an dass er gehort habe dass im Keller Reineking unter Kohlen versteckt bei einer Hausdurchsuchung irgendwelche Unterlagen gefunden worden sein sollen Anfang 1936 wurde Reineking verhaftet wahrend er sich zur Erholung auf dem pommerschen Gut des Gesandten Vicco von Bulow Schwante aufhielt Am 27 Januar 1936 wurde Reineking durch die Strafkammer beim Landgericht Berlin zu sechs Monaten Gefangnis wegen Beleidigung verurteilt Az 1 Sond KM 693 35 Hintergrund waren abfallige Ausserungen uber den Minister Hanns Kerrl mit dem er seit langem verfeindet war In der Offentlichkeit wurde der Fall weitgehend totgeschwiegen Lediglich in der Neuen Peiner Zeitung erschien am 31 Januar 1936 eine kurze Notiz die uber den Vorgang berichtete Nach einem kurzen Aufenthalt im KZ Columbia in Berlin wurde er in das KZ Dachau uberfuhrt In Dachau kam Reineking am 2 Juni 1936 ums Leben Offiziell beurkundet wurde sein Tod beim Standesamt Prittlbach Nr 5 1936 Den Angehorigen wurde mitgeteilt dass er durch Erhangen Suizid begangen habe In der Literatur wird zumeist angenommen dass Reineking auf Befehl der SS Gestapofuhrung in Dachau umgebracht und sein Tod als Suizid getarnt wurde Als Motive weshalb man seine Ermordung veranlasst haben konnte werden zumeist Reinekings Wissen um die Hintergrunde des Reichstagsbrandes und die Affare Rall und gegebenenfalls die versuchte Beiseiteschaffung von Beweismaterial zu diesen Angelegenheiten angefuhrt Zudem wird geltend gemacht dass er an den Verhaftungen wahrend der Rohm Affare mitgewirkt hatte und auch als Mitwisser um diese Angelegenheit beseitigt werden sollte So berichtete der Gestapo Kommissar Lothar Wandel in einer Aussage vom 16 Oktober 1950 dass er von seinem Kollegen Christian Bruder Scholz erfahren habe dass diejenigen der bei der Aktion des 30 Juni 1934 beteiligten Gestapo Beamten die als nicht zuverlassig oder verschwiegen galten kurze Zeit danach auf Umwegen uber auswartige Kommandos ins Konzentrationslager Dachau kommandiert und dort kurzerhand erschossen wurden 4 Reineking wurde auf dem Lagerfriedhof beigesetzt und 1937 nach der Auflosung dieses Friedhofes wurde eine Urne mit seiner angeblichen Asche an seine Angehorigen geschickt Diese wurde am 11 Oktober 1937 auf dem evangelischen Friedhof in Peine beigesetzt Literatur BearbeitenFachliteratur Alexander Bahar Der Reichstagsbrand wie Geschichte gemacht wird 2001 Benjamin Carter Hett Burning the Reichstag An Investigation into the Third Reich s Enduring Mystery Oxford 2014 Eduard Schneider Schatten der Geschichte und der Gegenwart 1999 Fritz Tobias Der Reichstagsbrand 1962 Memoirenschrifttum Hans Bernd Gisevius Bis zum bitteren Ende Erster Band Vom Reichstagsbrand zur Fritsch Krise Zweiter Band Vom Munchner Abkommen zum 20 Juli 1944 Beide Fretz amp Wasmuth Verlag Zurich 1946 Einzelnachweise Bearbeiten Fritz Tobias Der Reichstagsbrand 1962 S 542 Hilfspolizist erschiesst S A Mann in Vossische Zeitung vom 7 Marz 1933 Hans Bernd Gisevius Bis zum bitteren Ende Erster Band Vom Reichstagsbrand zur Fritsch Krise Fretz Wasmuth Zurich 1946 S 86 Bernhard Sauer In Heydrichs Auftrag S 59 Unter Verweis auf LAB B Rep 058 Nr 1499 Bl 202f Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 4 Mai 2022 PersonendatenNAME Reineking KarlALTERNATIVNAMEN Reineking Ernst Wilhelm Karl vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher StaatsbeamterGEBURTSDATUM 5 November 1903GEBURTSORT Oberg Landkreis PeineSTERBEDATUM 2 Juni 1936STERBEORT KZ Dachau Prittlbach Werk Dachau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Reineking amp oldid 239488299