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Karl Kutschera geboren am 13 Mai 1876 in Stvrtok Konigreich Ungarn gestorben am 19 Mai 1950 in Berlin war ein deutscher Gastronom Der Berliner Gastronom Karl Kutschera im Oktober 1936 im NS Wochenblatt Der Sturmer abgebildet und antisemitisch als Ein sogenannter schoner und anstandiger Jud kommentiert Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Rezeption 3 Literatur 4 Gedenktafel 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Conditorei Wien und Cafe Wien auf Berlins Kurfurstendamm im April 1937 im NS Hetzblatt Der Sturmer als Judenkonditorei diffamiert nbsp Innen Teilansicht des Cafes Wien auf dem Kurfurstendamm in Berlin Innenarchitekt Paul Jakob Redelsheimer 1873 1942 nbsp Innen Teilansicht des Zigeuner Kellers auf einer Ansichtspostkarte der Kutschera Betriebe Kurfurstendamm 26 nbsp Gedenktafel am Gebaude Kurfurstendamm 26 in Berlin CharlottenburgKarl Kutschera absolvierte eine Lehre in Wien wo er in allen Gastronomiefachsparten ausgebildet wurde Bevor er 1900 nach Berlin zog war er in Hamburg im Hotel Hamburger Hof und als Schiffskellner auf der Strecke Hamburg New York tatig Mehrmals versuchte er in Amerika an Land zu gehen aber seine Bemuhungen waren vergeblich weil ihm das dazu notige Visum fehlte 1906 eroffnete er das Cafe Kutschera in der Bismarckstrasse in Berlin 1907 ubernahm er die Bewirtschaftung des Tattersall am Kurfurstendamm 209 1 1918 erwarb er das damalige Union Palais am Kurfurstendamm 26 das als Filmbuhne Wien UFA fortgefuhrt wurde und eroffnete darin 1919 die Conditorei Wien Patisserie und Confiserie mit Cafe 2 3 4 5 1926 erwarb Kutschera auch das Grundstuck und liess das Gebaude nach seinen Planen durch den Innenarchitekten Paul Jakob Redelsheimer 1873 1942 um und ausbauen 6 Das Cafe Wien umfasste in seiner ersten Etage einen Billardsalon mit funfzehn Tischen Schach und Bridge Sale sowie eine Kapelle die auf der hinteren Empore eingerichtet wurde 7 Im Jahr 1929 liess Kutschera auch die Kellerraume ausbauen und eroffnete darin 1930 das Restaurant Zigeuner Keller mit ungarischer Kuche und Zigeunermusik 3 8 5 Mit dem Ausbau des Zigeuner Kellers beauftragte er den Architekten Max R B Abicht Die Raumgestaltung ubernahmen der Karikaturist Alexander Maximilian Cay 1887 1971 und Theo Matejko einer der bekanntesten deutschen Pressezeichner und Illustratoren 9 Der Zigeuner Keller war damals der flachenmassig grosste Restaurantbetrieb in Berlin unterhalb der Strassenebene und galt daher als Sensation die schon aus Neugier entsprechend viele Gaste anzog Kutschera war Anfang der 1930er Jahre einer der bekanntesten Gastronomen Berlins Das Weinrestaurant Zigeuner Keller und das Cafe Wien mit seiner Patisserie und Confiserie erwarben sich internationales Renommee 4 und waren beliebte Treffpunkte des mondanen Berlin 10 Von 1924 bis 1937 betrieb Kutschera auch das Kurhaus Cladow in Berlin Kladow wo er selbst wohnte Dort reichte Kutscheras Besitz von der Sakrower Landstrasse bis zur Havel hinunter umfasste zahlreiche Gewachshauser Obstbaume Spargelfelder Himbeerstraucher Stalle fur Pferde und Schweine 7 Der Kurfurstendamm war seit dem Beginn der 1930er Jahre wiederholt Schauplatz antisemitischer Ubergriffe Kutscheras Betriebe waren somit neben ihrem kommerziellen Erfolg der Missgunst bzw Neid hervorrief in zweifacher Hinsicht exponiert 9 Ab 1935 wurden er und seine Gastronomiebetriebe Opfer der Verfolgung durch die Nationalsozialisten 8 Vor dem Cafe Wien war es im Juli 1935 seitens NS Parteigangern zu Angriffen auf vermeintliche Juden bzw zu Tumulten wegen des in der Filmbuhne Wien UFA gezeigten schwedischen Films Pettersson amp Bendel gekommen den die Nationalsozialisten antisemitisch interpretierten 9 11 Die Berliner NS Zeitung Der Angriff titelte dazu am Folgetag Juden demonstrieren in Berlin und war der Auffassung diese mussten endlich wieder einmal eine harte Hand zu spuren bekommen 9 Eine Hetz Kampagne des NS Wochenblattes Der Sturmer bezeichnete das Cafe Wien und den Zigeuner Keller im September 1936 als Juden Eldorado des Kurfurstendamms und monierte angeblich skandalose hygienische Zustande in der Judenkonditorei und unwurdige Arbeitsverhaltnisse der Angestellten Unter dem Vorwand der Zigeuner Keller sei zum dauernden Aufenthalt fur Menschen nicht mehr geeignet drohte die Baupolizei mit der Schliessung und dem Entzug von Kutscheras Konzession 2 9 Auf Seiten der Nationalsozialisten war unter anderem der Gestapo und SD Mann Heinrich Hamann fur die Verfolgung zustandig 12 Kutschera sah sich daher zur Aufgabe gezwungen Um den Entzug seiner Konzession abzuwenden entschloss er sich 1937 beide Betriebe an seine arischen Mitgesellschafter Ernst Kruger und Josef Stuber zu verpachten 2 13 3 4 10 Auf diese Weise erfolgte die Arisierung Stuber war zu dieser Zeit Gaufachuntergruppenleiter der Kaffeehausbesitzer ob er womoglich die Sturmer Kampagne initiiert hatte um davon zu profitieren bleibt offen Bald darauf hing uber den Eingangen der ehemaligen Kutschera Betriebe das diskriminierende und ausgrenzende Schild Juden unerwunscht 9 Kutschera liess seine Betreiberfirma Kutschera Betriebe kurze Zeit spater aus dem Handelsregister loschen Kein Boykott seiner Gaststatten zwang ihn zur Aufgabe seine Firma hatte im Vergleich zum lukrativen Vorjahr der Olympischen Sommerspiele 1936 sogar noch eine Umsatzsteigerung auf 1 5 Mio Reichsmark verzeichnen konnen sondern vielmehr der durch den Sturmer ausgeubte Druck auf stadtische Behorden der fur Kutscheras Verdrangung aus dem Berliner Wirtschaftsleben massgeblich war Seine Unternehmungen beschaftigten zuletzt 1937 154 Angestellte darunter 13 Musiker und zahlten zu den erfolgreichsten gastronomischen Betrieben Berlins 9 Kutschera zog sich nach Kladow zuruck Seine Familie wurde lt Transportlisten der Gestapo am 19 Mai 1943 in das KZ Theresienstadt deportiert 14 2 10 Wahrend Karl Kutschera und seine zweite Frau Josephine 8 November 1901 in Wien das Konzentrationslager uberlebten wurden ihre beiden gemeinsamen Kinder Klaus Gerhard 16 Dezember 1926 in Berlin und Karin Gertrud 17 November 1927 in Berlin im KZ Auschwitz ermordet 2 8 10 14 Das Ehepaar Kutschera kam im Juni 1945 nach Berlin zuruck Karl Kutschera erhielt seinen Besitz im Rahmen der Wiedergutmachung zuruck 3 allerdings im Nachkriegszustand 1946 konnte er sein Cafe Wien wieder eroffnen 4 14 wahrend der Zigeuner Keller seit 1945 noch unter Wasser stand Dieser konnte erst Weihnachten 1954 wieder eroffnet werden 6 Karl Kutschera starb als Ehrenvorsitzender der Berliner Gastwirtsinnung 2 am 19 Mai 1950 Nach seinem Tod fuhrte seine Frau Josephine das Unternehmen bis Anfang der 1970er Jahre weiter 15 8 4 2 Rezeption BearbeitenVom 7 April bis 3 Mai 2013 war in der Vitrine der Zweigstelle der Deutschen Bank am Kurfurstendamm 28 die Installation des Kunstlers Alexander Jochl Cafe Wien ein Familienportrat zu sehen 16 Diese Installation war die erste in einer Reihe von acht kunstlerischen Installationen des Projektes Spuren Hohlraume Leerstellen Judisches Leben am Kurfurstendamm Das Projekt des Instituts fur Kunst der Universitat der Kunste Berlin lauft in Kooperation mit dem Archiv des Museums Charlottenburg Wilmersdorf im Rahmen des Themenjahrs Zerstorte Vielfalt Berlin 1933 1938 1945 Literatur BearbeitenIrmgard Wirth Die Bauwerke und Kunstdenkmaler von Berlin Band 2 Ausgabe 2 Gebr Mann Berlin 1961 S 331 Beate Binder Dominik Bartmann Berlin im Licht Stiftung Stadtmuseum Berlin Markisches Museum Stiftung Stadtmuseum Berlin Hrsg Berlin 2008 S 179 Elisabeth Weber Die Kutschera Betriebe Cafe Wien und Zigeunerkeller In Christoph Kreutzmuller Kaspar Nurnberg Hrsg Verraten und verkauft Judische Unternehmen in Berlin 1933 1945 Berlin 2008 ISBN 978 3 00 026811 3 S 44 47 Christoph Kreutzmuller Ausverkauf Die Vernichtung der judischen Gewerbetatigkeit in Berlin 1930 1945 Metropol Verlag Berlin 2012 ISBN 978 3 86331 080 6 S 152 Pascale Hugues Ruhige Strasse in guter Wohnlage Die Geschichte meiner Nachbarn Rowohlt Reinbek 2013 ISBN 978 3 498 03021 6 Gedenktafel BearbeitenEine Gedenktafel erinnert heute an die Vergangenheit des Gebaudes Kurfurstendamm 26 17 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Karl Kutschera Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Karl Kutschera in der Datenbank Judische Gewerbebetriebe in Berlin 1930 1945 Zerstorte Vielfalt Berlin 1933 1938 1945 Vitrineninstallation am Kurfurstendamm auf berlin de Pressemitteilung vom 5 April 2013 ARTE NDR Metropolis Ausstellung Zerstorte Vielfalt Erstausstrahlung 4 Mai 2013 Video 8 15 Min Einzelnachweise Bearbeiten Judische Gewerbebetriebe in Berlin Humboldt Universitat Berlin auf hu berlin de a b c d e f g Christian van Lessen Die Geschichte hinter den Scherben In Der Tagesspiegel vom 17 November 2008 auf tagesspiegel de a b c d Schwul lesbische Treffpunkte in Berlin Charlottenburg Wilmersdorf Memento des Originals vom 27 Mai 2018 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot rosawinkel kulturring org auf kulturring org Zitat Cafe Wien Zigeunerkeller Charlottenburg Kurfurstendamm 26 1919 gegr von Karl Kutschera 1929 Ausbau Zigeunerkeller nach Hetze im Sturmer 1938 arisiert Inh Stuber amp Kruger 1940 Tanzerlaubnis fur Uniformtrager der SS Cafe Wien 1942 Lokalverbot fur SS Fuhrer in Uniform Zigeunerkeller 1945 Ruckubertragung an Kutschera er hatte die Deportation uberlebt a b c d e Nina Apin Aderlass am Boulevard des Westens In taz vom 30 Januar 2010 auf taz de a b Judische Gewerbebetriebe in Berlin Humboldt Universitat Berlin auf hu berlin de a b Irmgard Wirth Die Bauwerke und Kunstdenkmaler von Berlin Band 2 Ausgabe 2 Gebr Mann Berlin 1961 S 331 a b Pascale Hugues Ruhige Strasse in guter Wohnlage Die Geschichte meiner Nachbarn Rowohlt Reinbek 2013 ISBN 978 3 498 03021 6 S a b c d Cay Dobberke Nachbarschaft In Der Tagesspiegel Newsletter Charlottenburg Wilmersdorf vom 23 Februar 2018 auf tagesspiegel de a b c d e f g Elisabeth Weber Die Kutschera Betriebe Cafe Wien und Zigeuner Keller In Christoph Kreutzmuller Kaspar Nurnberg Hrsg Verraten und verkauft Judische Unternehmen in Berlin 1933 1945 Berlin 2008 ISBN 978 3 00 026811 3 S 44 47 a b c d Verraten und verkauft In Vorwarts vom 23 Oktober 2008 auf vorwaerts de Pettersson amp Bendel In Deutsches Historisches Museum auf dhm de Siehe Entscheidung des Landgerichts Bochum gegen Hamann u a 16 Ks 1 65 vom 22 Juli 1966 abgedruckt in Christiaan F Ruter Dick W de Mildt Hrsg Justiz und NS Verbrechen Sammlung west deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen 1945 2012 49 Bande Amsterdam Munchen 1968 2012 online als JuNSV unter 1 Verfahren 635 S 275 Frei zuganglich ist eine Kurzzusammenfassung des Verfahrens Eine Darstellung des ganzen Verfahrens muss kauflich als PDF Datei erworben werden Sven Felix Kellerhoff Wie Neid und Gier judische Laden in Berlin zerstorten In Berliner Morgenpost vom 24 Oktober 2008 auf morgenpost de a b c Sven Kuhrau Am Anfang war das Vergnugen In Tagesspiegel 5 Mai 2011 archive org Wolfgang Paul Nachtliches Vergnugen an und in Berlin In Die Zeit Nr 15 1963 vom 12 April 1963 auf zeit de Cafe Wien Ein Familienportrait Memento des Originals vom 26 Mai 2018 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www raumschale com auf raumschale com Gedenktafel am Haus Wien Kurfurstendamm 26 Berlin auf gedenktafeln in berlin deNormdaten Person GND 1191320154 lobid OGND AKS VIAF 1484156434627112120005 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kutschera KarlKURZBESCHREIBUNG deutscher GastronomGEBURTSDATUM 13 Mai 1876GEBURTSORT Stvrtok Konigreich UngarnSTERBEDATUM 19 Mai 1950STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Kutschera Gastronom amp oldid 228537039