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Karl Korn 20 Mai 1908 in Wiesbaden 10 August 1991 in Bad Homburg vor der Hohe war ein deutscher Publizist Journalist Schriftsteller und Geisteswissenschaftler Er war in der Zeit des Nationalsozialismus als Redakteur publizistisch tatig In der Nachkriegszeit war er Mitbegrunder der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu deren Herausgeberkollegium er bis 1973 gehorte Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Kontroverse 3 Ehrungen 4 Schriften Auswahl 4 1 Beitrage in Zeitschriften 5 Literatur 6 Weblinks 7 QuellenLeben Bearbeiten nbsp In der Stille von Karl Korn 1944 Korn wuchs im Rheingau auf und besuchte die Diltheyschule in Wiesbaden Ab 1927 studierte er Philologie an der Johann Wolfgang Goethe Universitat Frankfurt am Main wo er 1931 das Staatsexamen ablegte und 1932 promoviert wurde 1932 bis 1934 war er Lektor an der Faculte des Lettres und am Lycee des Garcons in Toulouse In der Zeit des Nationalsozialismus arbeitete er von 1934 bis 1937 als Redakteur beim Berliner Tageblatt danach bei der Literaturzeitschrift Neue Rundschau Von Mai bis Oktober 1940 war er Leiter des Feuilletons der neu gegrundeten Wochenzeitung Das Reich der unter den staatlich gelenkten Presseorganen die Sonderrolle zugedacht war unter Vermeidung gestanzter Propagandaformeln und unter Ausnutzung eines gewissen Spielraums fur gelegentliche moderat regimekritische Beitrage die Akzeptanz des NS Staates bei burgerlich konservativen und liberalen Lesern im In und Ausland zu verbessern 1 Seine Beitrage fur das Reich waren nach dem Urteil von M Payk den nationalsozialistischen Mustern betrachtlich angenahert und lassen nur noch wenig Spielraum fur alternative Leseweisen 2 Seine am 29 September 1940 veroffentlichte Besprechung des antisemitischen Spielfilms Jud Suss trug ihm spater den Vorwurf ein als Handlanger des Antisemitismus gedient zu haben Auch mit zahlreichen antifranzosischen Beleidigungen entsprach Korn nicht dem spater gezeichneten Bild eines entschiedenen Regimegegners der gezwungen gewesen sei seine oppositionelle Haltung nur indirekt und verschlusselt zum Ausdruck zu bringen Bereits im Oktober 1940 wurde Korn aus seiner Stellung wieder entlassen weil er in einem ansonsten lobenden Beitrag zum Tag der deutschen Kunst kritische Bemerkungen uber die verbrauchte malerische Technik eines im Munchner Haus der Kunst ausgestellten Gemaldes des Malers Karl Truppe geaussert hatte 3 Obwohl er nach einiger Zeit wieder gelegentliche Beitrage in der Zeitschrift publizieren konnte und sein Name weiter im Verzeichnis der Schriftleiter angefuhrt wurde bedeutete die Entlassung das Ende seiner journalistischen Karriere im NS Pressewesen Zum 1 April 1941 wurde Korn zur Grundausbildung in die Wehrmacht einberufen und anschliessend in der Berliner Inspektion fur Bildung und Heer in der ansonsten hauptsachlich kriegsversehrte Wehrmachtsoffiziere Verwendung fanden in der Stellung eines Sonderfuhrers im Hauptmannsrang mit vorwiegend technischen und logistischen Aufgaben bei der Herstellung und dem Vertrieb von Tornisterschriften fur die Wehrmacht unter anderem der Heftreihe Erziehung und Bildung im Heer betraut 4 Im August 1944 wurde er fur eine geplante Verwendung im Feldeinsatz uber die wenig bekannt ist nach Sudwestdeutschland versetzt Wahrscheinlich im April 1945 geriet er in franzosische Kriegsgefangenschaft 5 Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft im Jahr 1946 arbeitete Korn zunachst als Journalist in Berlin von wo er 1948 zur Allgemeinen Zeitung nach Mainz ging Er grundete 1949 mit Hans Baumgarten Erich Dombrowski Paul Sethe und Erich Welter die Frankfurter Allgemeine Zeitung zu deren Herausgeberkollegium er bis 1973 gehorte Als Leiter des Feuilletons pragte er den Stil der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in den funfziger und sechziger Jahren massgeblich Eine Sammlung von Essays in denen er sich kritisch mit der Entwicklung der deutschen Sprache auseinandersetzte veroffentlichte er 1958 unter dem Titel Sprache in der verwalteten Welt Die Sprache sei das Herz und Kernstuck der Tradition die es gegen Pseudomodernisten zu verteidigen gelte 6 Korn galt als wertkonservativer fur neue kulturelle und gesellschaftliche Stromungen aufgeschlossener Publizist Schon fruh setzte er sich fur das Werk von Kunstlern wie Alfred Andersch Ingmar Bergman Heinrich Boll und Wolfgang Koeppen ein Er verstand sich als Europaischer Patriot dem die Versohnung zwischen Deutschland und Frankreich gegen das er noch 1940 im Sinne der NS Propaganda agitiert hatte siehe oben und die europaische Einigung am Herzen lagen Kontroverse BearbeitenKorn vermied in der Nachkriegszeit die offentliche Auseinandersetzung mit der eigenen Haltung wahrend der NS Zeit 7 Er geriet in die offentliche Kritik als der osterreichische Publizist und Romanautor Kurt Ziesel seinerseits wahrend der NS Zeit als Journalist ein engagierter Antisemit und Nationalsozialist Korn seit 1957 in die offentlichen Attacken einbezog mit denen er politische belastete Journalisten und Kulturschaffende die nach dem Krieg von ihren fruheren Positionen abgeruckt waren fur ihren Verrat zur Rechenschaft ziehen wollte weil sie sich aus seiner Sicht durch ihren Einsatz fur eine demokratische Entwicklung der Nachkriegsgesellschaft in Deutschland und Osterreich aus Feigheit Geldgier oder Opportunismus an der Lebenskraft unseres Volkes versundigten und damit zu Mitschuldigen und Kumpanen der bolschewistischen Weltrevolution machten 8 Ziesel machte Aussagen aus Korns Beitragen fur das Reich insbesondere dessen positiver Wurdigung des Films Jud Suss wieder publik und bezeichnete ihn dafur Handlanger des Antisemitismus ausserdem stellte er ihn wegen seiner anschliessenden Tatigkeit in der Wehrmacht als Druckeberger und als NS Erzieher und Verteiler von Schulungsmaterial dar 9 Korn und die ubrigen Herausgeber der FAZ waren anfangs bestrebt den Anschuldigungen nicht durch offentliche Erwiderungen zusatzliche Aufmerksamkeit zu verschaffen aber als die Vorwurfe von anderen Presseorganen aufgegriffen wurden versuchte Korn im Juli 1959 Ziesel und dessen Munchner Verlag die Vorwurfe auf dem Weg einer einstweiligen Verfugung gerichtlich untersagen zu lassen Ein Urteil des Landgerichts Munchen wollte dem Antrag Korns nur in wenigen Punkten stattgeben weil die meisten Vorwurfe durch Tatsachen begrundet und auch die Bezeichnung als Handlanger des Antisemitismus durch die angefuhrte Filmrezension ausreichend belegt sei Vom Oberlandesgericht wurde das Urteil der ersten Instanz dann am 23 Marz 1960 aufgehoben und dem Antrag Korns in fast allen Punkten stattgegeben aber speziell die Untersagung der Bezeichnung als Handlanger des Antisemitismus wurde erneut abgelehnt 10 Ehrungen Bearbeiten1974 Bundesverdienstkreuz I Klasse Commendatore dell ordine als merito della Repubblica Italiana Chevalier des Palmes Academiques Mitglied der Deutschen Akademie fur Sprache und DichtungSchriften Auswahl BearbeitenStudien uber Freude und Truren bei mittelhochdeutschen Dichtern Beitrage zu einer Problemgeschichte Phil Dissertation Frankfurt Leipzig 1932 VI 139 S Auch im Buchhandel als Von deutscher Poeterey Band 12 Ubergange Beitrage zur geistigen Situation Berlin Minerva Verlag 1946 148 S Die Rheingauer Jahre Berlin Minerva Verlag 1946 104 S Frankfurt a M S Fischer 1955 108 S Die Rheingauer Jahre Autobiographie 1912 1926 Frankfurt am Main Societats Verlag 1993 198 S ISBN 3 7973 0443 9 2 Auflage 1993 Lange Lehrzeit Ein deutsches Leben Der Schwerpunkt dieser Autobiographie liegt in der Zeit des Dritten Reiches bis 1940 Frankfurt am Main Societats Verlag 1975 314 S ISBN 3 7973 0272 X Sprache in der verwalteten Welt Essays Frankfurt am Main Verlag Heinrich Scheffler 1958 195 S 2 erg Auflage Olten Freiburg i Br Walter 1959 229 S Uber Land und Meer Journal aus 3 Jahrzehnten Reisen Karl Korns Frankfurt Frankfurter Societats Verlag 1977 328 Seiten ISBN 3 7973 0301 7 Zola in seiner Zeit Frankfurt am Main Societats Verlag 1980 441 S ISBN 3 7973 0362 9 Ullstein 1984 Rheinische Profile Stefan George Alfons Paquet Elisabeth Langgasser Pfullingen Neske 1988 184 S ISBN 3 7885 0309 2Beitrage in Zeitschriften Bearbeiten in der verwalteten Welt in Sprache im technischen Zeitalter Nr 5 1963 Seite 365 371 Literatur BearbeitenMarcus M Payk Der Geist der Demokratie intellektuelle Orientierungsversuche im Feuilleton der fruhen Bundesrepublik Karl Korn und Peter de Mendelssohn In Dietrich Beyrau Anselm Doering Manteuffel Lutz Raphael Hrsg Ordnungssysteme Studien zur Ideengeschichte der Neuzeit Band 23 R Oldenbourg Verlag Munchen 2008 ISBN 978 3 486 58580 3 Wolfgang Klotzer Hrsg Frankfurter Biographie Personengeschichtliches Lexikon Erster Band A L Veroffentlichungen der Frankfurter Historischen Kommission Band XIX Nr 1 Waldemar Kramer Frankfurt am Main 1994 ISBN 3 7829 0444 3 Roxanne Narz Kultur im Widerstreit Das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung 1949 73 Medienakteure der Moderne Band 3 Brill Schoningh Paderborn 2023 ISBN 978 3 506 79533 5 Weblinks BearbeitenKarl Korn Sprache der Technik www gleichsatz de Literatur von und uber Karl Korn im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Roxanne Narz Karl Korn in NDB online Quellen Bearbeiten Payk 2008 S 44ff Norbert Frey Johannes Schmitz Journalismus im Dritten Reich Verlag C H Beck Munchen 4 Aufl 2011 S 108ff Payk 2008 S 55 Payk 2008 S Frey Schmitz 2011 S 113ff Payk 2008 S 47 Payk 2008 S 47f Karl Korn Nur ein Traditionswert In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 12 Mai 1959 Payk 2008 S 316ff Kurt Ziesel Das verlorene Gewissen Hinter den Kulissen der Presse der Literatur und ihrer Machttrager von heute J F Lehmanns Verlag Munchen 1957 4 Aufl 1959 S 14 Payk 2008 S 318f Payk 2008 S 322f Normdaten Person GND 118565486 lobid OGND AKS LCCN n81017096 VIAF 110707709 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Korn KarlKURZBESCHREIBUNG deutscher Publizist Journalist Schriftsteller und GeisteswissenschaftlerGEBURTSDATUM 20 Mai 1908GEBURTSORT WiesbadenSTERBEDATUM 10 August 1991STERBEORT Bad Homburg vor der Hohe Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Korn Publizist 1908 amp oldid 238127590