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Kamo eigentlich Semjon Simon Arschakowitsch Ter Petrosjan auch haufig als Petrossian oder Petrosian transliteriert 6 Mai 1882 in Gori Russisches Kaiserreich 14 Juli 1922 in Tiflis war ein georgischer Revolutionar Bolschewik und Politiker armenischer Abstammung Kamo 1922 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Fruhe Jahre 1882 1906 1 2 Der arrivierte Bandit und Revolutionar 1907 1917 1 3 Spate Jahre 1917 1922 2 Literatur 2 1 Archivalien 2 2 Monographien und Aufsatze 3 QuellenLeben und Wirken BearbeitenFruhe Jahre 1882 1906 Bearbeiten Kamo wurde als Sohn des reichen Unternehmers Arschak Ter Petrosjan und seiner Frau Maria in der georgischen Stadt Gori geboren Nachdem er 1898 der Schule verwiesen wurde schickten seine Eltern ihn zur Fortsetzung seiner Ausbildung nach Tiflis Dort lernte er den jungen Josef Dschugaschwili spater Josef Stalin kennen der ihn fur die Lehren des Marxismus begeisterte und fur die Sache der revolutionaren russischen Sozialdemokratie gewinnen konnte der er sich 1902 anschloss Ter Petrosian erhielt von Stalin den Spitznamen Kamo als er beim Erlernen der russischen Sprache das Wort komu bzw komu fur wem immer wieder falsch als kamo aussprach 1 Spater wurde dies sein Code und Rufname Kamos erste revolutionare Aktion war das Herabwerfen von sozialistischen Pamphleten in den Orchestergraben des Armenischen Opernhauses in Tiflis im Februar 1903 Er war einer der Grunder einer grossen illegalen Buchdruckerei der Sozialdemokraten in Tiflis und war einer der Organisatoren des Ersten Kongresses der kaukasischen sozialdemokratischen Organisationen Im November desselben Jahres wurde er erstmals wegen Mitfuhrung von revolutionarem Schrifttum verhaftet Nachdem er vier Monate in Einzelhaft in der Stadt Batumi verbracht hatte gelang es ihm nach der Ruckkehr in den regularen Strafvollzug sich selbst mit Malaria zu infizieren und einen Aufenthalt in der Krankenstation des Gefangnisses im September 1904 zur Flucht zu nutzen An der russischen Revolution von 1905 nahm der dreiundzwanzigjahrige Kamo aktiv teil wobei er funf Mal verletzt wurde Den Fuhrer der Bolschewiki Lenin lernte er im Marz 1906 in Sankt Petersburg kennen dem er eine grosse Summe des in der Bank der Stadt Kutaissi geraubten Geldes fur die Bedurfnisse der Revolution ubergeben hatte In Petersburg wurde er zum Mitglied eines illegalen Labors zur Bombenherstellung Dort erworbene Kenntnisse brachte er zuruck nach Georgien wo er mehrere kleine Labors geleitet hatte Kamo wurde zu einem der Experten auf dem Gebiet der Waffen und Sprengstoffherstellung Mitte des Jahres 1906 reiste er zusammen mit Maxim Litwinow ins Ausland um ihn bei Erwerb einer grossen Ladung Waffen beratend zu unterstutzen In diesen Jahren wurde Kamo zu einem engen Gefolgsmann des jungen Stalin in dessen Auftrag er zahlreiche Uberfalle Brandstiftungen und Morde beging Dabei zeichnete sich Kamo dem viele Zeugen und Autoren Psychopathentum und Geisteskrankheit unterstellen vor allem durch seine Brutalitat und Skrupellosigkeit aus So vermerkt der Stalin Biograf Montefiore dass Kamo dem jungen Stalin gegenuber den Wunsch geaussert habe Halse fur ihn aufzuschlitzen und betont an der gleichen Stelle die Freude die der Brigant an seiner Tatigkeit gehabt habe Als Beleg hierfur fuhrt er unter anderem an wie Kamo einem Mann bei lebendigem Leib das Herz herausgeschnitten habe 2 Der arrivierte Bandit und Revolutionar 1907 1917 Bearbeiten 1907 wurde Kamo von einer selbstgebauten Bombe schwer verletzt so dass sein linkes Auge fortan halbblind war und er auf auffallige Weise schielte Am 13 Juni desselben Jahres fuhrte Kamo den von Josef Stalin geplanten Uberfall auf die Bank von Tiflis an bei dem er 250 000 Rubel fur die bolschewistische Sache erbeutete Nachdem Kamo die Beute an Lenin ubergeben und mit diesem den Monat Juli in einer Datscha in Kuokkala im zu Russland gehorenden Grossfurstentum Finnland verbracht hatte floh er nach Deutschland wo er im November 1907 von einem Agent Provocateur namens Schitomirski enttarnt in Berlin Elsasserstrasse 2 mit einem Koffer voller Dynamit als anarchistischer Terrorist verhaftet wurde Nachdem er auf Anraten eines von Krassin beauftragten Rechtsanwaltes sechs Monate lang eine Geisteskrankheit vorgetauscht hatte um der Auslieferung an Russland zu entgehen wurde er im Mai 1908 in eine Psychiatrie eingewiesen 3 Nach einem Jahr des Aufenthalts in der Psychiatrie wurde er fur unheilbar psychisch krank erklart was zur Unmoglichkeit einer strafrechtlichen Verurteilung fuhrte und zuruck nach Berlin gebracht Im November 1909 erfolgte schliesslich die Uberfuhrung nach Russland wo man ihn zunachst in Tiflis inhaftierte und spater in eine Nervenheilanstalt uberstellte Von dort konnte er im August 1911 unmittelbar danach fliehen als man ihm seine Ketten abgenommen hatte mit denen er immobilisiert war Der Verfolgung durch die Polizei entzog er sich dabei indem er sich in der Hauptverwaltungsstelle der ortlichen Polizei verbarg Danach floh Kamo zunachst nach Konstantinopel spater nach Paris wo er erneut mit Lenin zusammentraf Nach einer Operation in Belgien bei der einem Brief von Lenins Ehefrau Nadeschda Krupskaja zufolge Kamos Schielen das ihn fur Fahnder leicht erkennbar machte behoben wurde kehrte er Ende 1912 nach Tiflis zuruck Nach einem weiteren Uberfall im Januar 1913 wurde er erneut verhaftet und im Marz zum Tode verurteilt anlasslich des dreihundertjahrigen Bestehens der Romanow Dynastie jedoch zu zwanzig Jahren Zwangsarbeit begnadigt die er ab 1915 in Charkow verbrachte wo er sich als Naher betatigte Essad Bey fuhrt hierzu in seiner Stalin Biographie 1931 aus dass selbst der Staatsanwalt es fur unzulassig hielt einen Mann wie Kamo der in seiner dumpfen und tierischen Einfalt seine Mordtaten nicht begriff hinrichten zu lassen er legte ein Gnadengesuch fur Kamo ein das vom Gericht befolgt wurde Insbesondere aufgrund dieses Abschnitts seines Lebens wurde Kamo vor allem in Russland und im Deutschland der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts zu einer legendaren Figur deren tatsachliche und erfundene Abenteuer auf reges Interesse stiessen Bestarkt wurde jener Eindruck durch die pittoresken Zuge von Kamos kriminellen Aktivitaten wie sein ausserordentliches Verkleidungstalent sein Talent als Gefangnisausbrecher der Houdini der Ausbrecher und seine zahlreichen waghalsigen Husarenstucke wie der cowboyhafte Sprung auf den Kutschbock eines schnellfahrenden Geldtransporters beim Uberfall auf die Bank von Tiflis 1907 Spate Jahre 1917 1922 Bearbeiten Unmittelbar nach der Februarrevolution von 1917 kam Kamo im Marz dieses Jahres aus der Haft frei um sich abermals den Bolschewiki anzuschliessen Nach der Teilnahme an der Oktoberrevolution arbeitete Kamo ab 1918 mit der Tscheka und der Roten Armee zusammen Als Emissar uberbrachte Kamo im Dezember 1917 mehrere Briefe zwischen Lenin und Stepan Schahumjan Nach Schahumjans Ernennung zum ausserordentlichen Kommissar kehrte Kamo nach Tiflis zuruck 1919 fuhr er per Boot nach Astrachan wo er eine Partisanengruppe aufbaute die im Umkreis von Kursk und Orjol operierte Im Januar 1920 wurde er von den Menschewiki in Tiflis gefangen genommen und kurzzeitig inhaftiert Im Marz 1920 ging er nach Baku um die Sowjetisierung der Stadt vorzubereiten Im Mai kam er nach Moskau wo er im Aussenhandelsministerium arbeitete Erneut nach Tiflis zuruckgekehrt arbeitete er als Leiter der Transkaukasischen Zollbehorde im Finanzkommissariat Von 1959 bis 1996 trug die davor als Nor Bajaset bekannte Stadt in Armenien heute Gawar seinen Namen Kamo starb im Juli 1922 bei einem Motorradunfall in Tiflis wobei haufig der Verdacht geaussert wird dass dieser von Stalin arrangiert worden ist Essad Bey fuhrt hierzu in seiner Stalin Biographie auf Seite 135 aus dass Kamo eines Tages siegesbewusst die Werystrasse in Tiflis entlang ging und von einem Lastwagen todlich uberfahren wurde Der LKW Fahrer sei noch am gleichen Tag auf Befehl Stalins von der ortlichen Tscheka erschossen worden Kamo den Lenin wohlwollend als seinen kaukasischen Banditen 4 und Stalin in seinen spaten Jahren nostalgisch als eine wahrlich phantastische Person bezeichneten hinterliess selbstverfasste Memoiren die verwahrt in russischen Archiven bislang unveroffentlicht geblieben sind jedoch gelegentlich von Historikern benutzt werden Literatur BearbeitenArchivalien Bearbeiten GF IML 8 5 384 3 10 Autobiographische Aufzeichnungen GF IML 8 5 380 5 6 Personliche Akte und Fragebogen Monographien und Aufsatze Bearbeiten Thomas Parschik Kamo Bankrauber der Revolution in Das Blattchen 20 Jg Nr 7 vom 27 Marz 2017 I M Dubinsky Mukhadze Kamo Moskau 1974 Anna Geifman Hrsg Russia und the Last Tsar S 1 14 Anna Geifman Thou Shalt Kill Maxim Gorki Kamo In Maxim Gorki Literarische Portrats 3 Aufl Aufbau Verlag Berlin und Weimar 1979 S 404 415 R Imnaishvili Kamo David Shub Kamo The Legendary Old Bolshevik of the Caucasus In Russian Review Bd 19 3 1960 S 227 247 Simon Sebag Montefiore Young Stalin Deutsch Der junge Stalin S Fischer Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 10 050608 5 David Shub Lenin 1957 Seite 118 124 Essad Bey Stalin Berlin 1931 Seite 132 135 Quellen Bearbeiten Simon Sebag Montefiore Der junge Stalin Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 10 050608 5 Simon Sebag Montefiore Young Stalin S 4 Essad Bey Berlin Kiepenheuer Verlag 1931 Stalin Seite 132 135 Simon Sebag Montefiore Young Stalin S 227Normdaten Person GND 12086553X lobid OGND AKS LCCN n85193093 VIAF 45142767 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME KamoALTERNATIVNAMEN Ter Petrosjan Semjon ArschakowitschKURZBESCHREIBUNG russischer Revolutionar und PolitikerGEBURTSDATUM 6 Mai 1882GEBURTSORT GoriSTERBEDATUM 14 Juli 1922STERBEORT Tiflis Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kamo Revolutionar amp oldid 216981569